Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
und eingedenk jener verhängnisvollen Worte der Mütter, erschrak sie nicht wenig bei dieser Entdeckung, da ihr Sinn sich sehr zu abergläubischen Befürchtungen neigte. Sie suchte auf jede Weise das Zusammensein der Liebenden zu verhindern, das emporstrebende Gefühl auf mancherlei Art Zu unterdrücken, oder abzuleitm; aber vergeblich, — dergleichen Versuche hatten nur die natürliche Folge, daß die jungen Leute aufmerksamer auf sich wurden und ihnen das freie Bewußtsein gegen seitiger Gefühle neue
Stärke gab. Sie wollte sich in der Angst ihres Herzens an den alten Freiherrn wenden; aber würde sie dieser mit ihren Besorgnissen nicht verlachen und könnte er dadurch nicht veranlaßt werden, den Liebling ihres Herzens hart zw behandeln? Sie entschloß sich daher, Maria die Geschichte ihrer Mutter und jenen unseligen Fluch zu erzählen. Diese voreilige Mittheilung erreichte zwar zunächst ihren Zweck, war aber von furchtbaren Folgen. Maria's romantischer, aus das Außerordentliche gerichteter Sinn, ging
aus. — Friedrich konnte den Grund dieses veränderten Benehmens nicht errathen; — wie hätte sie ihm auch eine Mittheilung mächen können, die ihres Vaters Ehre so sehr kompromitirte? ' Der Arme war in Verzweiflung, mit jedem fehlgeschlagenen Versuche, Maria zur Milde zu bewegen, wuchs seine Leidenschaft beinahe bis zum Wahnsinne. Aber durch nichts konnte Maria's fester Sinn gebeugt werden; .— es galt ja den Geliebten vom tiefsten Verderben zu retten. Einmal ließ sie sich durch Friedrichs unablässiges Bemühen