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Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 156 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
vor Rührung nicht zu sprechen, stumm beugte er sich auf die dargereichte Hand und verließ tieferschüttert dieses Haus des Mordes. Als er in seine Stube trat, war es schon heller Tag; — er war nicht wenig überrascht, auf seinem Tische einen Brief zu finden; hastig und nicht ohne Zittern -öffnete er ihn, da er die Hand des Meisters Herz erkannte. Der Brief war kurz und lautete folgendermaßen: Lieber Jakob! „Ich bin lange in Italien gewesen und habe dort viel gesehen, darum sage

ich Dir nur dieses: heirathest Du Vimerkati's Tochter, so lebe wohl und ich will vergessen, daß ich Dich je wie meinen Sohn lieble ; willst Du dieses Berhältniß aber cmsgebm, so eile in die Arme dessen, der Dich mit väterlicher Freude empfangen wird!' Jakob war durch diesen Brief und die kurz vorher erlebten Ereig nisse wie vernichtet, in seineni Gemnthe waltete der furchtbarste Kamps zwischen der Erkenntniß des Bessern und betit starken Gefühle seiner Liebe zu Chiara. Er sah beinahe mit Gewißheit

ein, daß er mit ihr nicht glücklich leben werde; aber konnte noch weniger einschen, wie er ohne sie zu leben vermöchte; da warf er sich auf die Kniee und bat Gott aus kindlichem Herzen um Erleuchtung und Kraft. Gestärkt stieg er dann in die Arbeitsstube hinab; Chiara war nicht da, er fragte Teresa nach ihr. Ganz höhnisch antwortete diese: „O sie ist drüben beim Maestro und studirt mit ihm ihren Part für die nächste Stagion6 ein.' „Nicht möglich!' schrie Jakob. „O ja,' entgegnete sie ganz kalt, „geht selbst hinüber, Ihr wißt

ja, er wohnt am Ridotto und überzeugt Euch.' Jakob lies hin, — es war richtig so, wie Donna Teresa erzählt hatte. Ohne ein Wort zu sagen, stürzte er laut weinend fort. Bei Tische erschien er nicht, da wurde Chiara bange; allein die Tante sprach ihr Muth ein: „sie dürfe jetzt nicht nachgebm, er müsse biegen oder brechen.' Der Alte, der schon die Haufen Zechinm aus seiner Tochter Tische blinken sah, stimmte der Schwester bei. • - Abends trat Jakob in seiner Tirolertracht, die er gleich nach seiner Ankunft

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Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 149 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
Geschwindschreiber unserer Zeiten würde mit der überaus geläufigen Zunge der Tante Teresa nicht gleichen Schritt zu halten vermocht haben; aber die Wirkungen derselben empfand Jakob nur zu schmerzlich, als Chiara am Mittagstische mit rothgeweinten Augen erschien und ihn kaum eines Blickes würdigte. ■ Nach Tische drang er mir den süßen Schmeichelworten in sie, ihm zu sagen, woher dieses befremdende Betragen rühre? Er erhielt aber nur eine kurze schnippische Antwort; und Jakob empfand jetzt zum ersten Male

jene liebenswürdige Eigenschaft der Damen, die schon Tausende und abermals Tausende von Männern zur Desperation getrieben hat und die man „Schur ollen' nennt. Er wußte nicht, sollte er darüber trauern, oder sich ärgern; wohl aber merkte er, daß an allem die liebe Tante Schuld fest welche jetzt beständige Zusammen künfte mit einigen Gevatterinnen hielt. An diese wandte er sich daher wieder mit den begntigendsten Wörtchen und durch ihre Vermittlung kam endlich der Friede zu Stande, wobei ihr Jakob feierlich

versprechen mußte, sogleich an Meister Herz zu schreiben und jeden Falls binnen drei Monaten die Hochzeit zu verunstalten. Er lebte nun wieder'eine schöne Zeit der Liebe ; Chiara liebte ihn wirklich recht innig und beugte ans Liebe oft ihr eigensinniges Köpfchen. Wenn er den Tag hindurch gearbeitet hätte, gingen sie Abends in Begleitung Teresa's auf den Markusplatz, oder die Zattera entlang spazieren, oder sie saßen zu Hause, Jakob spielte die Geige und Chiara sang mit ihrer gar herr lichen Stimme

die schönsten Lieder, die ihm die tiefste Seele ergriffen; dann hüpfte sie wieder in kindlicher Unbefangenheit um ihn her, tändelte mit seinen Locken, spielte mit ihni Versteckens, erschien in allerlei Verkleidungm, verschiedener Leute Manieren nachäffend , wozu sie ein besonderes Geschick besaß; kurz sie zeigte sich als das liebenswürdigste, unbefangenste Mnd. In diese Augenblicken fühlte sich Jakob so ganz

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Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 157 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
unserer weitgetrennten Bahnen. Ich 'sage Dir nur dieses Einzige, Du wirst Dir ein glänzenderes Los erwerben, als Du st an der Seite des arinen Jakob gefunden hättest; aber ein Herz, das Dich mehr liebte und Dein wahres Glück inniger wünschte, wirst Du nicht wieder finden. Gold uni Liebe,' setzte er etwas bitterer hinzu, „man tauscht oft seltsam in der Welt. Euch, Mister-' Vimerkati, danke ich für alles Gute, , so Ihr nur erwiesen, aus ganzem Herzen; ich hätte Euch gerne dafür -durch treue Liebe

wissen werden; willst Du Dich ihm an den Hals werfen, ihm, der-Dich von sich stößt?' Chiara trat einen Schritt zurück und sagte mit dem rührendsten Tone: „Jakob, Du willst, Du kannst mich verlassen?' „Ich muß,' antwortete er, indeni die -mühsam zurück gedrängten Thränm seine Stinnne zu ersticken drohten, „ich würde mein Herzblut für Dich geben, aber es muß geschieden sein, unsere Wege liegen zu weit ab von einander.' Da flammte eine allverzeh rende, drohende Gluth aus Chiara's dunkeln Angen

, daß Jakob davor erbebte und die Geliebte ganz verwandelt glaubte. „Du sollst diese Stunde einst noch bereuen,' sagte sie und verschwand mit Teresa aus dem Zimmer. „Gott segne Dich, mein Junge!' sprach nun der alte Vimerkati, indeni er Jakob herzlich umarmte, „ich habe Dich lieb gehabt und dachte nicht , daß es so kommen sollte. Doch wie es nun ist, rathe ich Dir, mache Dich eilig weg - aus Venedig, eine Rächt länger in diesen Lagunen könnte nicht gut für Dich ausschlagen.' Jakob drückte ihm die Hand

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Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 133 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
E Jakob; kaum nahm er sich Zeit, dein grvßmüthigen Meister zu danken; dann flog er die Treppe hinab, mn sein Glück dem Vater zu verkünden und sich alsbald wieder mit der selbst verfertigten Geige auf den Weg nach Innsbruck zu machen. Der Vater war es Zufrieden, daß sein Sohn ein Handwerk lernen sollte, wenn auch gerade kein so solides, wie er es gewünscht hätte. Schon am folgenden Dienstage trat Jakob wieder den Weg nach Innsbruck an, reich an Segnungen und guten Lehren, aber ganz arm an Geld

. Etwas Wäsche, einen Laib Brot und ein halb Gulden- stiick hatte ihm die sorgsame Mutter eingepackt. So wunderte er, seine Geige unter denr Arme, fröhlich fort. Die Zukunft kümmerte ihn wenig, denn ihn beschäftigte nur die Gegenwart mit den: frohen Gefühle, den sehnlichsten seiner Wünsche, gegen alle Hoffnung und unerwartet schnell erfüllt zu sehen. In der Anlage und Ausführung der von Jakob verfertigten Geige erkannte Herz so viele glückliche Anlagen, daß er ihn ohne weiteres Bedenken in die Lehre nahm

. „Doch,' sagte er, „Orgeln gibt es nicht viele und Du könntest bei aller Geschicklichkeit leicht einmal in Gefahr kommen, zu verhungern, darum wähle lieber ein anderes Instrument, das häufiger gebraucht wird und daher verspricht, seinen Mann ordent lich zu nähren, — laß Dein erstes. Werk Zugleich einen Fingerzeig für die Zukunft sein, — lerne das Geigenmachen ' Jakob gab hiezu gerne seine Einwilligung und begann nun mit außerordentlichen! Fleiße seine Lehrzeit bei dem Meister Herz. Ein halbes Jahr verging

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Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 151 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
umarmend: „Du bist ein herrlicher Junge! Du verdienst das beste Glück in Venedig!' Der Besteller war mit dieser Arbeit so zufrieden, daß er, ohne zu fragen, ein Röllchen von vierzig Zechinen auf den Tisch legte. Stainer war höchst vergnügt, aber nun ging seine Roth erst recht an. Die beiden Weiber meinten, das Geld könne, gar kein Ende nehmen und wenn es auch aus die Neige ginge, so könnte Jakob bald wieder eine andere solche Geige bauen; sie liefen daher den ganzen Tag in die Merceria

und kauften bald dieß bald jenes ein; — Chiara mußte schöne Ohrgehänge haben, die Tante brauchte einen neuen Schleier; — Chiara fand, daß ihr ein Kleid von himmelblauem Stoffe gar so herrlich'stand; kurz, in weniger als einem Viertheile der Zeit, die er dasselbe zu verdienen gebraucht hatte, war das Geld auch schon bis zum letzten Soldo ausgegeben, ohne daß, Jakob auch nur ein Glas Wem davon erhalten hätte. Alles dieß jedoch hätte er iudeß noch um Chiara's sonstiger Liebenswürdigkeit willen ziemlich

leicht ertragen, wenn nicht ein Ereigniß dazwischen getreten wäre, das alle seine Hoff nungen zu vernichten drohte. Seit geraumer Zeit fmn ein Mensch irüs Vimerkatische Haus, von dem Jakob nichts wußte, als was er von den Andern hörte, daß er Barbaccio heiße, und viel Geld habe. Der alte Signor Pietro konnte ihn wohl leiden, denn er wußte geschickt des Alten Schwachheiten zu erfassen und sich dadurch einen tüchtigen , Stein ini Brette zu gewinnen, daß er weidlich auf die Cremoneser schimpfte

; bei Donna Teresa aber hatte er sich durch seinen Reichthum und durch, einige, wohl angebrachte Geschenke so sehr in Gunst- und Ansehen zu .setzen gewußt, daß Niemand wagen durfte , auch nur, ein schiefes Auge auf ihn zu werfen. Es war ein großer stattlicher Mann, mit scharfen Zügen, gebogener Nase und buschigen Augmbraunem Obwohl, er viel joviales Wesen im Umgänge zeigte, so konnte doch Jakob nie ein rechtes Herz zu ihm fassen; so wie hinwieder Barbaccio nicht undeut lich merken ließ

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Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 147 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
und mit Zuschauern besetzt; der Quai wimmelte von Menschen und die feste Rialtobrücke schien unter der Menschenmenge, die sie trug, einbre- chen zu müssen. Auch Chiara war mit der Tante imd Jakob zu diesem Schauspiel geeilt, während der Alte zu Hause bei einem.Glase Wein sitzen blieb. Die Regatta hatte bereits begonnen, als sie auf. den Quai gelangten; mit Mühe drängten sie sich unter Jakobs kräftiger Mitwir kung durch die Menschen, bis an den Rand des Quai'S , wo sic den Kanal übersehen

wahrscheinlich schon ertrunken gewesen; Aber Jakob hatte sie nicht aus den Augen gelassen, er gewahrte ihre Gefahr; mit der höchsten Anstrengung erfaßte - er sie beim Kleide und drückte mit aller Gewalt zurück, um ihr--Raum zu verschaffen. Die hinter ihm Stehenden wollten nicht weichen; sie beganucn laut zu. murren und drohten ihn in den Kanal zu werfen; allein er ließ nicht, nach, er nahm die vor Schrecken und Angst beinahe ohnmächtige Chiara auf seinen Arm und arbeitete sich, wie ein Verzweifelter

durch das Gedränge, bis er aus dem Mmschengewühle m's Freie gelangte. Nun sah er sich auf einmal mit seiner süßen Bürde allem; — Donna Teresa hatte ihm vermuthlichwurch das Gedränge nicht zu folgen vermocht!' Kraftlos, mit geschlossenen Augen hing die holde Gestalt auf seinen Armen, das schöne Antlitz war blaß und aufgelöst hingen die schwarzen Locken den weißen Racken hinab. Lange Zeit betrachtete Jakob diese schöne Gestalt in ihrer rührenden Hilflosigkeit; da flammte der Drang der heißesten Liebe

in ihm allgewaltig empor, er vermochte sich nicht länger Gewalt anzulhun; — er drückte einen glühenden Kuß auf ihre bleiche/Wange. Sie schlug die Angen aus, drückte ihre Lippen an seinen Mund und flüsterte leise, wie Zephyrswehen: „O mein Retter! o Du guter, lieber Jakob!' — Da war- ihm, als schlügen alle Pulse- seines Lebens zu einem freudigen Akkorde zusammen, als öffne sich der Himmel und lasse.-seine Sphärenharmonie ertönen ; das laute: Hü riva, Bravo.!'

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Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 142 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
wird; wo die Natur den Geist mit allgewaltiger Kraft uiederhält, M wolle sie ihn ihre Macht und seine Beschränktheit fühlen lassen. So ging es unserm Jakob ■ in diesem Moment, — er war erschüttert, vernichtet. Noch nie war er sich so klein, so nichtig vorgekmnmen ; dann aber wieder, als er sich allmälig gesauimelt hatte, glaubte er aber noch nie Erhabeneres empfunden zu haben. ES. schien ihm, als stände er an der Gränze der Endlichkeit, dieser unabsehbare Wasserplan könne nicht wieder durch Land begränzt

St. Geuüniano hatte bereits begon nen, als Jakob von seiner Spazierfahrt zurückkehrend in. ' sie eintrat. Der Ruf, daß eine junge Sängerin sich zum ersten Male hören lasse, hatte «ne große Menge Dilettanti versammelt; denn der Italiener betrachtet alles, den Katheder des Professors, das Pult des Predigers, den Gerichtstisch, — kurz jede feierliche, religiöse oder bürgerliche Hand lung wie ein Schauspiel, so daß ihm der tiefste Ernst des Lebens wie ein Spiel und beinahe nur dieses als wahrer Ernst erscheint

; die ohnedieß nicht große Kirche war daher gedrängt voll, er konnte nur mit Mühe ein Plätzchen in einer Ecke finden. . Noch ganz erfüllt von den erhabenen Gefühlen, die dieser Morgen in ihm erweckt hatte, betrachtete Jakob das Gedränge um ihn her gar wenig, sondern er warf sich mit voller Andacht vor dem Altare des Ewigen auf die

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Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 153 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
, bedachte er sich doch keinen Augenblick, dahin zu eilen, woher der Lärm ertönte; als er um die Ecke des Gäßchens bog, sah er zwei Verlarvte mit bloßen Degen davon eilen, ein Dritter, wahrscheinlich der Angegriffene, hielt sich mit Mühe an der Mauer des nebenstehenden Hauses. Wie erstaunte Jakob, als er in ihm Herrn Georg Welser erkannte und wie. erschrak er, als .er ihn durch zwei Stiche in die Brust und in den Unterleib bedeutend verwundet sah. „Uni Gottes willen, Herr Welser

, was ist mit Euch vorgegangen!' rief er, „wohin soll ich Euch bringen? — „Bist Du es, ehrlicher Tiroler,' antwortete der Gefragte mit matter Stimme, „ich bin zuni Tode verwundet, bringe mich in dm nebenanliegenden Pallazo Civran, in dessen ersten Stock werke meine Wohnung ist.' Jakob bemühte sich in aller Eile seine Wunden zu verbinden, um das heftig ausströmende Blut zu stillen; während dessen wurde der Verwundete ohnmächtig und ' konnte nur mühsam und mit Hilfe mehrerer dazu gekommener Menschen in die bezeichnete Wohnung

gebracht werden. Bediente mit Fackeln stürzten dem traurigen Zuge auf der Treppe entgegen, denn der Ruf des Geschehenen war vorausgeeilt; man brachte den Ohnmächtigen aus sein Bett, schnell war ein Wundarzt bei der Hand, der die Wunden reinigte und sie ordentlich verband. Jakob war nicht von der Seite des Verwundeten gewichen, er leistete ihm alle Hilfe, als sei er sein

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Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 145 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
Strenge in ihn, von seinein früheren Fleiße nicht nachzulaffen; allein so sehr sich Jakob auch anstrengte, cs wollte ihm nichts mehr üort' der Hand gehen; denn seme Gedanken warm ja ganz wo anders. Vinier- kati äußerte seine Besorgnisse gegen die Schwester, diese aber lachte dazu ganz wohlgeniuth und sagte zu dem dariiber verwunderten Bruder: „So ist es recht, so hat es kommen müssen; die Mäuse fängt man mit Speck, die empfindsamen Deutschen mit Mondschein und Seufzern. Hätte Chiara

am Ostersonntage ein Gloria gesungen statt des weiner- . lichen inoarnàs, so würde der steinerne Jakob noch lange um sie herumgeschlichen sein, wie die Katze um den Brei; seit sie aber den Klaggesang gesungen hat ist ihm die grimmigste Liebe ausgebrochen, wie die Blattern, so daß er sich.vor lauter Empfindsamkeit gar nicht zu fassen weiß.' — „Und was soll denn daraus werden?' fuhr Signor Pietro auf, „meinst Du, ich werde ihm meine Tochter, an den Hals werfen, diese Perle, um die einst noch Italien buhlen

besitzt oder zu hoffen hat, sobald unter die Haube zu kommen!' dabei entfuhr der guten Dame ein Seufzer, der sich deutlich , als eine bittere Reminiszenz aus ihrem eigenen, ehelos gebliebenen Leben ankündigte; dann fuhr sie fort: „Du selbst sagst immer, Jakob sei ein ausgezeichnet geschickter Arbeiter und er werde einst wenige Meister seines Gleichen haben; Du wirst immer älter und wenWr aufgelegt Znin Arbeiten, um so mehr aber zum Trinken; Vermögen haben wir Beide keines, was soll daher in kurzer

14
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 144 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
unaufhörlich: „Ach, wie gesegnet ist doch indi Chiaretta, welche Stimme, welches portamento, welch ein Ausdruck! Wer Ehre auch, dem Ehre gebührt, der Maestro Giuliano hat sie vortrefflich unterrichtet; er ist ein ganz vorzüglicher Meister und wie schnell unsere Chiaretta alles begriffen hat, es, ist zum Erstau nen ! es ist nicht anders, als ob ihr die Noten zur Kehle heraus wüchsen.' So ging es in Einern fort, obwohl Ni ein and darauf hörte. In bescheidener Entfernung folgte Jakob, glücklich

, wenn er nur von ferne die holde Gestalt erblicken konnte, die er noch nie so schön gesehen HMe. Gn roscnsarbnes Seidenkleid umfloß den schönen Leib, eine Perlenschnur war durch die schwarzen Locken geflochten, die Wangen waren von holder Verlegenheit und Freude geröthet, sie schwebte annmtig dahin, wie eine liebliche Fee. An der Hausthüre beurlaubte sich der ganze Schwarm der Begleiter und nun war es Jakob vergönnt, ihr allem gegenüber zu stehen. Aber sein Herz zu voll zum Sprechen, à unüberwindliche Scheu hielt

ihn zurück; — kaum wagte er, ehe sie in ihre Kammer hinaufstieg, ihre Hand zu fassen und sie mit Rührung zu küssen,, als wolle er ihr danken für ihren herrlichen Gesang. : : . ■ - . Bon tum an ging Jakob umher wie ein Träumer; er dachte und suhlte nur Eines und dieß war das Bewußtsein seiner riesenstark erwachten Liebe. Der sonst -minier muntere Jüngling sprach wenig, er hatte alle Lust zur Arbeit verloren; am liebsten saß er in seiner Kammer und spielte auf seiner Geige, der einzigen Frenndinn

15
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 117 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
Ihr für närrische Einfälle; wollt Ihr die Ordnung des Jahres verkehren, nnd den Karneval vor die heilige Adventzeit setzen, daß Ihr am Hellen lichten Tage Masken in's Haus laßt?' Dabei sprang sie in der Stube herum, drehte sich auf dm Absätzen, und besah den armen Jakob, der vor Verlegenheit ganz roth wurde, von allen Seiten, wie ein verzogenes neugieriges Kind alles Neue, das ihn, aufstößt, rücksichtslos zu begaffen pflegt. „Schweig einmal, thörichtes Mädchen,' rief der Vater, „und höre auf, herum zu Hüpfen

Dich doch einmal zur Ruhe, Du quecksilberne Hexe, Du wirst unfern künftigen Lehrburschen noch oft genug sehen.' „Ist das der lang erwartete Deutsche, nun ich dächte, Meister Daniel hätte uns etwas Geschliffeneres in's Haus geschickt,' rief das Mädchen. Aber Donna Teresa, deren Wohlwollen Jakob sich in der kurzer Zeit bereits erworben hatte, fuhr nun auf: „Wenn Du nicht Deine Nafeweisheit im Zaume hältst, Chiara; ; 1° ìverde ich Dich mit dem Kater in die Küche sperren. Setze Dich hübsch zu mir, und betrage

Dich, wie es sich für ein Mädchen schickt, das bald erwachsen sein wird.' „Bald ganz erwachsen?' rief diese voll Aerger, „wie könnet Ähr so thöricht reden, Tante! werde ich aus den heiligen Weihnachtsabend nicht schon vierzehn ganze Jahre alt?' — Bei diesen Worten horchte Jakob hoch ans. und sie wollten ihm fast unglaublich dünken ; denn das Mädchen war schon vollkommen

17
Libri
Categoria:
Narrativa
Anno:
1861
Gesammelte Schriften : nebst einem kurzen Lebensabrisse des Verstorbenen
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Pagina 139 di 355
Autore: Schuler, Johannes / von Johannes Schuler. Hrsg. von seinen Freunden
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: LIX, 296 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: In Fraktur
Segnatura: 442 ; II A-3.756 ; II 73.535
ID interno: 154088
zu wollen. Der Zufall schien ihr zuvorzu- kommm und ihre Rolle zu übernehmen. Jakob betrachtete die Reize Chiara's, die sich ruinier mehr entfal teten, mit heimlichen: Wohlgefallen, nnt einem wohlthuenden Gefühle, über das er sich nicht Rechenschaft geben konnte, das ihn aber höchst glücklich machte. Mit seinen Wünschen-höher zu schweifen, war er zu unerfahren und zu bescheiden ; denn die Tochter seines Meisters stand dem demüthigen Jünglinge viel, zu hoch. Diese zeigte, daß sie dem gutniüthigm, geschickten

Deutschen nicht abhold war; sie behandelte ihn bei jeder Gelegenheit nnt besonderen: Wohlwollen, so sehr es nur inmicr ihre muthwillige Laune, die nichts verschonte, gestatten mochte. Aber gerade diese war es, die Jakob ani meisten von ihr entfernte; bei seiner gemüthlichen Ruhe und km tiefen Ernst seines Charakters konnte er das leichtbewegliche, fast quecksilberne Wesen des Mädchens nicht begreifen; vor seiner Seele stand ein anderes Bild ruhiger Weiblichkeit, das er zwar in feinen beschränkten

Lebensverhältniffen nie wirklich geschaut hatte, das aber deßhalb nicht weniger frisch und lebendig in seinen: Herzen lebte. Aber alles, was Chiara that, war vom holdesten Liebreiz nursi offen , ihre Schelmereien entfernten sich nie von der Linie der feinsten, ihr angebornen Grazie, daß Jakob nach und nach der unwiderstehlichen Gewalt so vieler Anmuth ' unterliegen und ihre Herr schaft über fein Gemüth anerkennen mußte. Wenn sie wie eine Libelle, um ihn hergaukelte, ihn ihren lieben Giacopo nannte

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Libri
Categoria:
Storia , Religione, teologia
Anno:
1861
¬Der¬ Streit des Cardinals Nicolaus von Cusa mit dem Herzoge Sigmund von Österreich als Grafen von Tirol : ein Bruchstück aus den Kämpfen der weltlichen und kirchlichen Gewalt nach dem Concilium von Basel
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Pagina 816 di 831
Autore: Jäger, Albert / von Albert Jäger
Luogo: Innsbruck
Editore: Wagner
Descrizione fisica: XII, 384, 440 S.
Lingua: Deutsch
Commenti: Enth.: Bd. 1. Bd. 2. - In Fraktur
Soggetto: p.Nikolaus <von Kues> ; p.Sigmund <Österreich, Erzherzog> ; s.Streit
Segnatura: 949
ID interno: 182723
war. Es erzählte nämlich der Cardinal Jakob von Pavia, und seine Erzählung wurde von Raynaldus aufgenommen und ging sofort in andere Bücher über ßs), „Sigmund sei durch ein göttliches Wunder derrnassen gedenntthigt worden, daß der römische Kaiser, das zweite Oberhanpt unseres Erdkreises, sein nächster Blutsverwandter, zur größten Ehre des apostolischen Stuhles vor dem Legaten auf die Knie gefal- leu und nicht eher ausgestanden sei und vom Bitten abgelassen habe, als bis er siir den Reumüthigeu

und für die Unbilden Gcnugthuuug leistenden Verzeihung und Aufhebung der Strafen erlangte.' — Mit diesem von Raynaldus überlieferten Berichte des Jakob von Pavia steht aber die «VI) ..Kos igitur Rtulolftis etc. . . . liabito cum plurilvus rcgium et principimi ora- toribus, praelnüs ot litberatis viris maturo Consilio, quibus omnibus Visum est, facuUa- tein nostrani per monem papae ut cardinali.-; non cessasse.' 11 051 lltf. dd. Rnistaìi '25. Äugust 146-1 bei Khmel: Regest. Kais, '^tiebr. Bd. II. im Anhange

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