Geschichte des Kaisers Maximilian des Ersten.- (Historische Hausbibliothek ; 13)
Als Karl VIII. davon Kunde erhielt, gerieth er in Wuth. Er hatte, wiewohl er mit Maximilians Tochter versprochen war und alle Welt dies wußte, um die Hand der Anna ebenfalls angehaltcn, um dies schöne Herzogthum, das jährlich eine Million Gulden Einkünfte trug und mit den Niederlanden im regsten Handelsverkchr stand, nicht an das verhaßte burgundische Haus fallen zu lassen. Anna hatte seinen Antrag zurückgewiesen. Karl war außer sich, als er hörte, die Bre tagne sei für Frankreich verloren
. Frankreich hatte nun auf drei Seiten, im Westen, Norden und Osten, das deutsche Kaiserhaus nebst England, das zu diesem hielt, zu gefährlichen Nachbarn. Der Verlust der Bre tagne war für Frankreich um so nachtheiliger, da durch ihre Vereinigung mit den Niederlanden der Nordosten Frankreichs mehr als je bedroht war. Um zu seinem Ziele zu gelangen, mußte er alle früheren Ver träge, Rechte und Gefühle brechen, mußte er zwei Verlobungen vor der Welt schamlos lösen. Zu Statten kam ihm, daß Sir d'Mbret
kein anderes Mittel, das Kriegsunglück von der Bretagne abzuwenden, als das Herzogthum mit Frankreich zu vereinigen; sie müsse daher dem König Karl ihre Hand geben. Als sie Karls Verlobung mit Margaretha dagegen vorschützte, so wendeten ihre Räthe ein, die Verlobung sei ungiltig, weil die Prin zessin noch nicht das gehörige Alter erreicht habe; ihre eigene Ehe mit Maxi«ilian sei noch nicht vollzogen, könne daher aufgelöst werden und dies um so mehr, als die Bretagne ein Lehen Frankreichs fei und eine Erbtochter