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Volksbote
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Pagina 4 di 16
Data: 05.04.1962
Descrizione fisica: 16
des Gipfels. Erst da halbe ihn ein kleines Versehen vielleicht oder ein loses Gestein um den Sieg gebracht. Der Bürgermeister und ein paar Bauern saßen dabei und hörten es. Und als die jungen Bergsteiger sich anschickten, an die Bahn zu gehen, um zurückzufahren in die Stadt, sag ten sie, daß sie demnächst wieder kommen würden; dann müsse der Koffel daran glau ben, auch wenn er sich noch so dagegen sperre. ’ Florian erfuhr davon schon am nächsten Tage. Auch der Vinzenz wußte es, und er kam am Albend

zum Florian. Er traf- ihn allein im Roßstall und setzte sich zu ihm auf die Hafer kiste. • „Hast es schon gehört, Florian, den Koffel wollen s’ besteigen.“ Florian nickte verdrossen. „Hab’a schon g’hört.“ „Die aus der Stadt werden es schon packen, wenn sich von uns keiner »auf traut“ sagte Vin zenz lauernd. Florian gab keine Antwort, steckte den Pferden Heu auf die Raffeln und ließ das Wasser in die Barren laufen. „Wenn nur ich was machen könnt’“, fing. Vinzenz wieder an. „Aber ich kann ja.nichts

machen mit dem Bergsteigen. Mir werd all weil gleich so schwindlig. Aber daß du nicht schon lang dran gangen bist?“ ‘ Florian sah sich vorsichtig um, ob niemand um* die Wege sei. Dann hockte er sich zum yinzenz auf die Haferkiste. „Jetzt kann ich nimmer länger warten, Vin zenz. Der Koffel muß dran glauben. Und du mußt mir helfen.“ Vinzenz rührte in Unbehagen die Achseln: „Ich faab dir’s ja schon g’sagt, daß ich nichts machen kann mit dem Bergsteigen.“ „Das verlang ich auch gar net. Aber du mußt die Sachen zu dir nehmen

, Seil, Mauer haken und so weiter.. Bei mir darf ich nichts sehen.lassen, sonst, merken meine Leut, was ich im Sinn hato.“ In biederer Herzlichkeit Schlug Vinzenz dem andern.auf die Achsel. „Da kannst dich, verlassen, Florian, auf mich.“ „Und Maul halten, daß niemand was erfahrt. Natürlich,, dem Bürgermeister sag ich’s und —“ „Dga ist doch selbstverständlich“, nickte Vinzenz eifrig und malte dann dem Jugend freund in dep schönsten Farben aus,' was das für ein Triumph für ihn sein werde, die Erst

besteigung. „Wögen dem steig ich net nauf“, antwor tete Florian. ... „Das weiß ich schon. Aber trotzdem —“ • die Stalltilre kreischte,' der Oberhofer kam und Vinzenz wechselte flink das Thema. Am andern Tag schon erschien Florian gegend Abend in der Schmiede. Der Schmied, war zugleich Bürgermeister, und da, die Ge sellen draußen vor der Schmiede einem Wa gen neue Reifen aufpaßten, war der Meiste: . allein in der Werkstatt. Er stand vor dem Blasbalg und hielt ein Stück Eisen in die glühepden Kohlen

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Volksbote
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Pagina 7 di 16
Data: 13.06.1985
Descrizione fisica: 16
und ernstem Gesicht bei seinen drei Jahren schon allein den Weg bis zum Wald hinauf bewältigte. Die größeren, der Jörg, der nun bald sechs Jahre alt wurde, und der Florian, liefen bald vor ihren Füßen her, bald hingen sie an ihrem Rock und ließen sich von der Mutter mitziehen. Angela, die Mutter, lächelte jetzt. „Du reißt mich ja um, Florian! Schau lieber dort hinauf, was da aus dem Wald raus kommt!“ Der Bub blieb mit einem Ruck stehen. Er riß Mund und Augen auf und wagte nicht einmal mehr zu atmen

, Florian? Wird es uns nicht gar zu weit bis in den Wald schlag hinauf?“ fragte jetzt die Mutter und erinnerte ihn, warum er heute so lang an ihr gebettelt hatte, daß sie sich einmal von ihm zum Wald hinaufführen lasse. „Die mußt du sehen! Soviel hat es noch nie gegeben!" Der Bub sprach im mer dringlicher, aber auf manches Wort legte er eine besondere Betonung. Oben im Wald fanden sie dann doch nicht viele Erdbeeren. Florian rannte verzweifelt hierhin und dorthin und sag te, der Platz, den er gestern

von den Feldern. Un ter ihnen war es kühl. Alle Kinder be wegten sich fröhlich, schwatzend um die Mutter — sie gab jedem Antwort, und ihr Herz taute auf. Als das Gut Gotteswinden wieder un ter ihnen lag, liefen die größeren Buben voraus. Florian fühlte, wie seine Füße ganz leicht wurden. Er berührte den Bo den fast nicht mehr. Er hob auch noch dazu die Arme — bald würde er schwe ben können, wie die Vögel es taten. Doch diesmal gelang es ihm noch nicht. Er hatte auch plötzlich einen Ein fall, der ihn jäh

wieder nur Felder und Wald und Bauerndörfer. Dieser Wunsch nagte so lange an ihm, bis sich Florian in der Stille des Nach mittags, als die Mutter in der Stube nähte und die kleinen Geschwister schliefen, leise aus dem Hause fortstahl. Ach, bis es die Mutter merkte oder die Kinder er wacht waren, war er längst wieder zu rück! Das Korn deckte ihn gut gegen das Haus hin, als er noch einmal gegen die Buchen hinauf lief. Als Florian in das Kleefeld hineinsprang, burrten vor ihm Rebhühner auf, daß er jäh erschrak

. Mit klopfendem Herzen schritt er von nun an vorsichtiger aus. Die hohen Buchen waren ihm eine gute Wegweisung, damit er sicher wieder aus dem Walde zurück fand. Oben brütete über dem Wald schlag jetzt eine dumpfe Nachmittags stille. Florian war ganz stumm gewor den. Es war doch eine große Sache, ganz allein einem finsteren Wald entegegen zu schreiten, den man noch nie betreten hatte! Der Mut sank ihm schnell, als er in den Schatten des fremden Waldes eintrat. Rechts und links lauerte etwas um ihn — er konnte

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Volksbote
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Pagina 7 di 8
Data: 03.01.1946
Descrizione fisica: 8
weiter nach seiner Abstammung und zuletzt wurde dann festgeslelit: der einzige Erbberechtigte ist wirklich dar Stögerbauer in Stans. So erhielt der Groß vater das Geld und Jungfer Julian hat noch nach ihrem Tode mit Zins und Zin seszinsen zurückerslattet, was sie bei Leb-, Zeiten ihrer Meinung nach „zuviel, viel zu viel“ erhallen halte. !>cr Jreftcft zutßägeföenH Von Edgar Chappuis Morgens um acht war cs, als sich das Zuchlhausporlai vor dem Gerber Florian öllnete. Der Herr Direktor stand mit'un gewohnt freundlichem

Gesicht vor ihm und es schien dem armen Zuchthäusler, als hätten die harten, stahlgrauen Augen noch nie so milde geblickt, seitdem er nun bald 15 Jahre hinter diesen hohen Mauern halte verbringen müssen. „Also, Gott befohlen, Gerber! Laßt diese schwere und lange Prüfungszeit nicht umsonst über euch ergangen sein und haltet euch rechtschaffen und hravl“ Direktor Müller reichte dem Manne in 'der zwilchenen Kleidung und dem kurz S eschorenen Haupthaar die Hand und rückte sie fest. Florian erwiderte

das wieder sehen dür fen, wieder frei sein und ein Mensch unter Menschen. Florian preßte die Rechte auf das wild pochende Herz. Es war unglaub lich. schön und doch! Wie sah wohl diese neue Welt nach fünfzehn Jahren aus? Wollte sie ihn noch, stieß sie ihn nicht verächtlich weiterhin von sich ab, als beschmutze er sie durch seine Gegenwart? Ein Seufzer entrang sich des Mannes Brust, der nur langsam und die Augen voller Sonne über die Landstraße nach der nahen Stadt wanderte. • Die Zuchthaustore

hatten sich hinter Florian Gerber geschlossen und die welt liche Gerechtigkeit hatte ihm die Frei heit wieder geschenkt. Aber Florian war dennoch ein armer Geächteter, denn überall wo er hinkam und nach Arbeit fragte, sah man ihn erst mißtrauisch an und bemerkte darauf mit halb ängst lichem. halb verächtlich-strafendem Blick: „Wir nehmen keinen Mörder ins Haus.“ Und so blieb es. Schon mehrere Wochen wanderle Florian von Dorf zu Dorf und litt Hunger und Not, denn er fand ,kaum einen Bissen Brot und ein Nachtlager

, um seine müden Glieder auszuruhen. Er hatte sich schriftlich. an die Heimat-' S emeinde gewandt und demütig um Ar- eit und Unterstützung gebeten. Nach vierzehn Tagen war eine schroff ableh nende Antwort gekommen, in der es ge heißen, daß die öffentliche Armenunler- stützung im Unterhalt der ehrbaren Bür ger schon eine fast zu große Last auf sich, nehme. Nach längerer Zeit, die Bauern hatten auf dem Felde heim Heuet vollauf zu tun, gelang es endlich Florian, Arbeit zu Anden, Er hatte sich, ohne lange zu fra

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Pagina 4 di 16
Data: 19.04.1962
Descrizione fisica: 16
. Anmeldungen sind an die Diözesanstelle Bozen, Spitalgasse 3, Tel. 21-8-42, zu richten. t nun wird Ihn alles verfolgen, jeden Sahritt ängstlich miterleben, bis er endlich oben war. O, er wollte es Minen schon zeigen, wie man den Koffel nimmt! 'Umkehnan? Kommt gar nicht im Frage. Er hatte es den Eggenheim’sohen Jägern gestern albend schon zu wissen getan, daß er unter gar keinen Umständen mehr umkehren wolle. Ob sie wohl immer nooh am Fuße des Koffels auf ihn warteten? Florian atmete tief. Der frische

. Florian trium phierte: „Koffel, nun hab ich dich! Mich bringst jetzt nimmer nunter; mußt schon warten, bis ich selber wieder geh’.“ Mit einem letzten Ruok schwang er sich auf den Gipfel. Und stand und schaute! Dann breitete er weit die Arme aus und jubelte laut. Ein Rausch des Glückes hatte Mm erfaßt. Wie schön Ist doch die Welt! Und der Gipfel des Koffels war nun gar nicht mehr schauer lich. Er sah sich nur von unten so an. Hier oben war ein schönes Plateau, eine Mulde, so groß, daß man zwei

Bauernhöfe hinein stellen konnte. Lose Steine lagen umher und dazwischen leuchteten Edelweißsteme, so groß und sohßn, wie er sie nooh niemals ge sehen hatte. Florian sah hinunter in die Tiefe, sah drun ten bei der Almhütte ein Gewlmmei von Mensohen und konnte doch niemand erken nen. Sie waren wie Punkte so klein. Wohl über eine Stunde bMeb Florian auf dem Gipfel, schaute weit hinaus in das Land und konnte ganz in der Feme im Dunst eine große Stadt erkennen. Rings um ihn aber türmten sich diie Berge

, sohon konnte er die einzelnen Men schen erkennen, zuerst seinen Vater, dann das GitMi, die Baronin. Und plötzlich löste slah das Gittlt von der Gruppe los und kam ihm mit flatternden Röcken entgegengesprun gen. Lachend breitete er die Arme und sie warf sich unter Weinen und Lachen an seinen Hals. „Aoh, Florian, weil du nur wieder herun-' ten bist!“ Er nahm ihr Gesicht in die Hände und blickte ihr in die Augen. „Hast du denn gezweifen, daß loh nauf- komm?“ Das Mädl schüttelte den Kopf, „Keine Minute

, Florian, aber Angst hab ich doah haben müssen.“ Lachend schlang er seihen Arm um ihre Schulter und so legten sie den Weg zur Alm hütte zurück. Dort stand der Vater, Er rührte sich niaht, sah Ihn nur immerzu an. Er rührte sich auch dann noch nicht, als die Baronin und alle dem Florian die Hand reichten und ihm gratulierten und .ihn umdrängten. Und erst als dies geschehen war, trat der Ober hofer ganz nahe an seinen Sohn heran. Un- durchdringMch weit sein Gesicht. Nur in seinen Augen war ein stilles

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Pagina 3 di 12
Data: 12.04.1962
Descrizione fisica: 12
: 9 Wenn die fleimalglodcen lauten Mani Verlag. Manchen „Ach richtig, der Florian vom Oberhof“ sagte Helmut. „Florian wird-auf den Koffel steigen“, fuhr die Baronin fort. „Ach nein?" Helmut setzte ein Glas vor das rechte Auge und zündete sich eine Ziga rette an. „Schneid hat er immer schon ge habt, der Florian“, sagte er dann, zu seiner Braut gewendet. Das hellblonde Mädchen betrachtete den jungen Florian nicht ohne' Bewunderung. „Willst du dich nicht anschließen, Helmut? 1 Der junge Freiherr lächelte und reichte

seiner Braut Feuer: „Nichts für unsere inen I Ich. stelle prinzi piell auf dem Standpunkt, immer nur siche ren Boden unter den Füßen zu haben.“ Jetzt lachte auch die junge Dame. Sie schien dem Bräutigam recht zu geben und konnte doch ihre Bewunderung nicht ver hehlen für den wagemutigen Jungen dort. Und als dann Florian sich erhob, um heim zugehen, sah sie ihn nicht ohne Bedauern scheiden. „Na, also, Florian, mach es gut“, sagte Hel mut gönnerhaft und schob den Glasscherben wieder in die Westentasche

. Die Baronin begleitete Florian bis vor das Parktor, kielt lange, sehr l'ange, seine Hände und sagte: „Ich will dich in Gedanken begleiten. Flo rian, daß es dir gelingt. Du wirst wiederkom men, Florian. Dich darf deine Mutter nicht verlieren.“ Dann ging sie langsam den Parkweg zu rück und setzte sich beim Pavillon, auf eine Bank und faltete die Hände im Schoß. . „Wollte Gott, mein Sohn wäre wie'dieser Florian, so frisch und grad gewachsen und unverbraucht!“ Unmeridich und ganz still rannen ihr dabei

die,Tränen über das Gesicht, tropften auf die verschlungenen Hände. Glühwürmchen leuchteten auf im. Gebüsch und rüsteten sich zum Flug durch die Nacht. Droben, Unter den heiterleuchteten .Fenstern lärmte der Lautsprecher, und die Braut des jungen Frelherm lachte . dazwischen mit hoher 'Stimme. ■■ Florian schritt indessen dem Oberhofe zu. Die Nacht war warm und sternschön. Fern aber hinter den Bergspitzen zuckte zuweilen ein gelber Schein-auf? dem ein fernes Mur ren folgte. Draußen im./ Flachland mußte

irgendwo ein Wetter sein. Da® erste in -die sem Jahre. 1 . * Lautlose Ruhe im morgenstillen Hochwald Zwei Wanderer sohrltten -rüstig bergauf Welt hinter ihnen klangen die Kirohenglocken von Roggenhauseri. .Jetzt sind wir bald da, wo ich deine Saotieii versteckt hab“ sagte Vinzenz, und Florian schlug ihm in seiner freudigen Stimmung fest die Achsel ■ „Das hast gut gemacht. Vinzenz; Kein Mensch hat was gemerkt. Meine Leute mei nen. ich bin in der Frühmeß. Wenn ich bis Mittag net daheim

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Pagina 3 di 12
Data: 07.06.1962
Descrizione fisica: 12
über den kleinen Marktplatz, an dem sioh ein statt liches Schulhaus erhob. Dann kamen sie an einem kleinen Neubau vorüber, und der Mann, der Florian begleitete, erklärte: „Da bauen wir uns eine Kapelle, weil wir sonst allweil bis nach Santiago oder San Anna müssen, wenn wir zur Kiroh möohten.“ Vor einem geräumigen Haus blieben sie dann stehen. „Da wär’s beim Gartmeier“, er klärte der Mann und öffnete die Haustüre. Sie trafen ihn zu Hause an, den Gartmeier. Er war ein großer, kräftiger Mann

in den F.Unfzigerjahren. Er empfing die beiden in der kleinen Diele, die neben der Wohnstube lkg. „Wirst mir doch keinen Knecht mitgebracht halben, Preller?“ fragte er halb im Ernst und halb itn Sehens. „Hast es beinah erraten! Fragt sich nur, ob du Ihn brauchen kannst“, erwiderte der andere. > Der Gartmeier musterte Florian mit seiner, soharfen, grauen Augen. „Ja, brauchen tu ich schon jemand“, sagte er nach einer langen Weile und sdhaute dann Florian wieder an, „Wo kommst denn her?“ Florian sagte wieder die Gegend

, die er dem Alten schon genannt hatte. „Und warum bist denn fort von daheim?" Florian bemühte sioh, den grauen Augen standzuhalten. „Weil ich von der Welt was sehen möcht.“ Der Gartmeier nickte. „Ja, dös ldb ich mir. Ein junger Mensch soll was sehen von der Welt. Kannst Bauern arbeit?“ „Das siehst Ihm doch an“, mischte sich Preller drein. „Also dann versuchen wir’s halt mitein ander“. schlug der Gartmeier vor. „Dir zahl ich ein paar Flaschen Wein, Preller, für die Vermittlung. So — und jetzt komm rein

in die Stub’. Wirst Hunger mitbracht haben, ver- steht^siah.“ Der Preller verabschiedete sich und lud Florian ein, daß er ihn auch einmal besuche in seiner Siedlung. Die Stube des Gartmeiers war eine riohtige oberbayerische Bauernstube mit allem, was dazu gehört. Der Gartmeier nötigte seinen neuen Hausgenossen, Platz zu nehmen, und rief dann seine Frau herein. Die Gartmeierin war etwas jünger als ihr Mann und musterte den Florian erst gar nicht lange, sondern streckte ihm gleich freundlich f die Hand

hin. Sie litt dauernd an Heimweh und war beinahe glücklich, daß da nun einer In ihrer Stube saß, der direkt von drüben kam. Sie wollte gleich eine Menge wissen, wie es drüben zuginge, aber der Mann schob sie lächelnd fort: „Jetzt geh nur grad und schau, daß er zu erst was zu essen kriegt.“ „Hast Papiere auch dabei?“ fragte der Gartmeier dann den Florian. Florian reiohte ihm das Diensbbüchlein, und der Gartmeier las aufmerksam. „Georg Berghammer — also Georg heißt. Und sechsundzwanzig Jahr bist schon alt

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Pagina 4 di 14
Data: 16.12.1971
Descrizione fisica: 14
Rucksack hatte er unter den Kopf geschoben. Es war ein wolkenverhange ner, trüber Herbsttag. Durch die Wälder zogen graue Nebelschleier, kein Laut war zu hören, denn alle Singvögel waren schon längt dem warmen Süden zuge flogen, nur einige Raben flogen kräch zend hoch. Der Schrei der Raben hatte den Wegelagerer aus seinem Schlafe ge weckt. Er schob den Hut aus dem Ge sicht und richtete sich auf. letzt sah man, daß Florian, so hieß der Vaga bund, noch ziemlich jung war. Er hatte eine kräftige Gestalt

, dichtes braunes Haar hing ungekämmt um seinen Kopf. Doch aus seinem Gesicht konnte man die Spuren eines nicht sonderlich guten Lebens ablesen. . Florian hatte nie Lust zum Lernen ge habt, statt in die Schule zu gehen, hob er Vogelnester aus oder stellte Fallen im Walde auf, mit der Schleuder ver suchte er, sich die saftigsten Birnen aus dem Nachbarsgarten herunterzuholen, kurz alle nur erdenkbaren Streiche gin gen auf das Konto von Forian. Der Schule stattete er gewissermaßen nur Besuche ab, gerade

lich, in den Städten war cs viel schwie riger. Dort half er sich oft mit kleinen Diebstählen, für die er dann auch schon im Gefängnis gesessen hatte. So verging die Zeit. Er hatte nun schon viel von der Welt gesehen und dabei aber auch erfahren, wie schlecht die Menschen sein können, wenn es darum ging, sich zu bereichern oder ihrer geheimen Lüste zu dienen. Doch Florian hatte außer kleinen Diebstählen nichts Schlimmeres auf dem Kerbholz, wenn er auch im Gefängnis oft von den anderen Sträf lingen

aufgefordert wurde, bei einem Einbruch oder schweren Verbrechen mit zutun. Man versprach ihm immer einen großen Anteil von der Beute, wenn er gewillt war, mitzumachen. Aber Florian wollte nicht. Er wollte f«ei bleiben und nicht ständig in der Angst vor jedem Anblick eines Polizisten leben, denn wegen der kleinen Diebstähle bekam er, wenn man ihn überhaupt erwischte, nur ein paar Wochen aufgebrummt. Dann war er jedesmal herzlich froh, wieder in die Freiheit zurückkehren zu können. jetzt holte Florian

, wie sie für die Er greifung des Mörders ausgesetzt war, könnte man eine ganze Weile gut leben, dachte Florian seufzend. Als Florian die Wurst verzehrt hatte, erhob er sich vom Gras und ging dem Dorf zu. Die Nächte begannen schon recht unangenehm kühl zu werden und deshalb wollte er versuchen, bei einem Bauern eine Schlafgelegenheit zu be kommen. Als er eine Weile gegangen war, kam er zu einem größeren Gehöft. Niemand war zu sehen, trotzdem war die Haustür halb offen. Neugierig trat Florian ein. Aber was kamen

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Pagina 4 di 12
Data: 15.02.1962
Descrizione fisica: 12
es ihm gleich, indem er ebenfalls die Hände in die Hosentaschen schob und . die Schritte etwas länger nahm. Sie gingen dem Bach ent lang, immer aufwärts, wohl eine gute halbe Stunde, und sahen dann die zwei Höfe unter sich liegen. Einmal blieb Vinzenz stehen und fragte: „Wie heißt du denn?“ „Florian heiß ich.“ „Ich heiß Vinzenz und bin vom Niederhof. Kommst einmal zu mir?“i ' „Da komm ich gleich morgen", versicherte Florian und fragte dann: „Sind mir schon gleich beim Fuchsbau?“ „Allweil noch ein Stückl

niüss’n wir gehte.“ Auf ihrer Wanderung sahen, sie ein Meines, gebeugtes Weiblein auf einer Bergwiese Fut ter mähen. Das ■ war die Amderl3chusterin. Der Vinzenz kannte sie, weil er schon öfters hierhergekommen war. Er kannte auch das kleine Mädchen, welches am'Rande der Wiese die letzten Blumen des Jahres sammelte. Dem Florian jedoch war dieses Mädchen fremd und er wunderte sich ein wenig, daß es Mädchen geben konnte.' welche M> kasta nienbraune Lecken haben können, wie die kleine Brigitte

der Anderlschustenin. Die bei den Knaben traten herzu, und well dem Mädchen der blonde Bub vom Oberhof eben falls fremd war, sah sie ihn verwundert an und der Florian tat ebenso. Es wurde ein Spiel der Augen, das damit endete, daß Bri gitte. dem Florian das kleine Händchen hto- üreckte mit den Blumen und fragte: „Magst meine Blümerl?" Florian nahm sie und da sagte der Vinzenz grob: „Laß ihr doch dös Glumpl Was willst denn mit dem Kreut? Kommml“ Er nahm den Kameraden barsch .am Arm und zog ihn mit fort. „Warum

warst denn so grob mit dem Dirndl?“ wollte Florian wissen. . „Ah, was willst denn mit der? Heb’n doch bloß ein kleines Häusl gegen unsere Höf. Mein Vater sagt allwell, es ist bloß ein Schneckenhäusl und der Anderlschuster ist ein Fretter.“ Florian blieb stehen und schaute zurück. Da saß das kleine Mädchen noch. Ihre Mut ter mähte Gras fär die zwei Kühe, und bei jedem Hieb, den sie tat. hörte man einen Stein aüfklingen. Ja, so grob und steinig war hier oben der Grund. „Die is noch viel zu jung für uns“, begann

der Vinzenz wieder, „Brlgitt heiß* sie. Dia kann noch net einmal Teifi sag’n. Kannst du Teifi sagte?“ Florian sagte es tapfer nach, denn er wollte nicht dümmer sein als der Vinzenz. Plötzlich war nichts mehr um die beiden Knaben als die hohen, uralten Tannen und das große Schweigen des Waldes. „Jetzt kommen wir bald hin“, sagte Vin zenz, und Florian wer froh, denn es schien nicht recht geheuer in, dieser großen Stille, Aber dann war er doch etwas enttäuscht von dem Fuchsbau, denn er sah

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Pagina 3 di 14
Data: 18.12.1969
Descrizione fisica: 14
sends nach Christus sollte man meinen, daß wir Christus lebten. Man sucht aber immer noch die Selbsterlösung auf In meinen Flegeljahren war ich ein richtiges Kreuz. Überall war ich dort, wo ich nicht hätte sein sollen, auf Bäu men, Dächern und in fremden Gärten. An mir sei ein Bub verloren gegangen, sagten die Leute. Am meisten hatte ich es auf unseren alten Knecht Florian ab gesehen. Ich tückte ihn auf alle Arten. Wenn es aber dem Advent zuging, be kam ich Gewissensbisse, mein Herz schlug so laut

wie eine Turmuhr bei der Frage, ob der alte Florian alle meine elf monatlichen Bosheiten zusammenzählen werde. Wenn er gütig mit mir redete, zweifelte ich an seinem Gedächtnis, oder er war ein Barmherzigkeitsengel. Meine lächerlichen und tragischen Wegen. Darum muß der moderne Mensch mehr denn je empfinden, daß etwas nicht stimmt, daß etwas mit ihm nicht in Ord nung ist. Der totale Ungehorsam gegen Gott brachte den totalen Verlust der innern Freiheit, brachte die gesellschaft liche Vermassung, die politische

Dikta tur, die Selbstsucht mit dem sozialen Elend. Die Übermenschen haben Bank rott gemacht. Bei den Besten erhebt sich darum der Ruf nach dem neuen Men schen. Unsere Zeit ist eine wirkliche Adventszeit — eine Zeit des- Erwartens der Erlösung. Nicht der moderne Mensch gott, sondern der Gottmensch Christus vermag Heil und Erlösung zu bringen. Er allein. P. U. Schläue, mit der ich alles einrenkte, schaute etwa so aus: „Florian, darf ich heut der Braune das Salz geben?“ Oder auch: „Florian, ich helfe

dir das Holz schichten.“ Das zog bei ihm. Im Advent waren wir dicke Freunde. Dieses Band brauchte ich, um mit unserem Knecht ins wundersame Heiligtum des Kirchen chores kommen zu können. Der Florian war Landarbeiter und Organist in einer Person. Wohl seltsame Kontraste. Da mals fielen sie mir nicht auf, außer dem einen, wie geschmeidig die groben Fin ger die Orgel spielen konnten. Heute weiß ich besser Bescheid im Leben des alten Florian. Es war ein Weg voll Kreuze und Geduld. In einem Leh rerhaus

war der Florian geboren. Seine Eltern waren gottesfürchtige Leute. Fünf Geschwister waren die Kindsinnen des Kleinen. Der Vater hatte neben dem Lehramt auch die Chorleiterstelle inne. Schon als Scchskäsehoch liebte Florian die Musik. Der Vater förderte das Ta lent. Bald konnte er Noten schreiben und er durfte eine höhere Schule be suchen. Der Orgel gab er seine Seele. Ein schweres Schicksal zerschnitt sein Studium. Der Vater war einem Geld- spekulierer aufgescssen und verlor Hab und Gut. Uber Nacht

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Pagina 4 di 12
Data: 26.04.1962
Descrizione fisica: 12
, dann wieder Stille Florian hatte die rauchende Büchse beiseite gelegt, sah. widerwillig dem Vinzenz zu, wie er die Gemse kunstgerecht aufbrach und das Messer dann mit einem Moosbüsohel vom Blut säuberte. Ihn ekelte vor solchem Tun. und gerade wollte er »Ich entfernen, da klang von der einsamen Wetterföhre herüber eine belle und scharfe Stimme. „Halit! Die Hände hoch!" Florian riß den Kopf zurück. Drüben, kaum sieben Meter entfernt, stand der junge Baron, hatte das Gewehr lm An schlag, den Finger am Drücker

. Blitzschnell lag Florian am Boden. Er wußte gar nicht recht, ob Vinzenz bei ihm war. Er war aber bei ihm. Regungslos ver hielten sie sich. Nur Vinzenz spannte leise den Hahn seiner Büchse. Florian klemmte sich einen Latschenbüschel in die Zähne, da mit man sein Gesicht nicht erkenne. Da beging Helmut von Eggenheim die Unvorsichtigkeit und trat hinter der schüt zenden Föhre hervor mit angeschlagenem Ge wehr. Er ging auf die beiden zu, als handle es sich um ein paar Kinder, 'die man' nur zu nehmen braucht

, um sie auf den rechten Wee zu führen. Vinzenz stieß einen Fluch aus. Er erkannte, daß eine Flucht unmöglich war, denn hinter ihnen ging es stell Uber ein Geröllfeld hin auf. Sein Finger krümmte sich am Abzug. Auch Florian fühlte, daß es kein Entrin nen mehr gab. Da waren sie in eine richtige Falle geraten. Er hatte nur das eine, sichere Empfinden, daß Helmut ihn noch nicht erkannt haben konnte. „Dem brennen wir eins naüf!“ zischte Vin zenz. „Aber auf d’ Füß hlnhalten!“ Langsam .spannte Florian den Hahn. Dies mußte

der Nahende bemerkt haben, denn mit einem kurzen Ruck riß er die Büchse an die Wange. Wer hätte hernach noch feststellen können, ob zwei oder drei Schüsse gefallen waren in dieser kurzen Sekunde? Jedenfalls erstickten sie den Schrei, den der Baron -noch ausstieß, um dann zusammenzusinken. Florian wußte bloß, daß in der ungeheuren Erregung sein Finger den Abzugsbügel be rührt hatte. Er hätte nicht sagen können, ob er getroffen hatte oder' nicht. Vor seinen Augen zerschwamm alles in Nebel. Neben

ihm- zischte Vinzenz mit heiserer Stimme: . „TeufeL Florian, was hast jetzt angefan gen!" Da riß es ihn empor. Er stürzte hin zu dem Getroffenen,-beugte sich über ihn und stam melte in seinem Schrecken törichte Worte Aber der Sterbende verstand sie nicht mehr. Ein Atemzug, ein leises Stöhnen und sein Kopf fiel zur Seite. Die Augen wurden gläsern unter der Haut stieg langsam die Farbe des Todes empor.' Unbeweglich und starr lag der junge Baron. Aus der rechten Schläfen- eelte sickerte ein . dünner Streifen

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Pagina 3 di 12
Data: 15.02.1962
Descrizione fisica: 12
des Florian Feiohtner bildete, glitten die nächsten Tage wieder hinein ln den üblichen Kreislauf bäuerlichen Geschehens. Aber später sagte der Niederhofer oft. so einen Mordsrausch habe er lange nicht mehr ge habt wie bei der Taufe des Florian Feichtner. • O, die Wochen und Monate hatten es eilig, über die Beige zu ziehen. Des Oberhofers Florian war nun schon gleich drei Jahre alt. Es hatte sich kein Brüder und keine Schwester mehr zu ihm gesellt, und der Arzt, bei dem die Obeihoferin einmal in der Stadt

gewesen war. hatte gesagt, daß wohl keir. weiterer Kindersegen zu erwarten sei. Beim Niederhofer'jedoch stand nochmals ein Bub ein. Aber das Kind war kränklich und konnte noch kaum ein Wort lallen, obwohl es schon gleich zwei Jahre alt war. Der Florian jedoch — hei. der wuchs heran, daß man seine helle Freude haben konnte. Wie ein junger Baum wuohs er heran, gesund und stark und verläßlich. Sein Haar war blond wie das seiner Mntter. Er hatte ihre Schönen, dunkelblauen Augen und ihren wei chen Mund. Vom Vater Indes

schien er andere Eigenschaften geerbt zu haben. Die ganze Haltung des Kopfeg zum Beispiel und vielleicht auch den kleinen Zomgraben, der sich ln seiner. jungen Stirne schon zeigte, wenn ihm etwas wider Willen ging. Die Mütter bedrängte es zuweilen, wenn sie den kleinen Kerl so heftig aufbrausen sah; hier meldete sich ein väterliches Erbteil an. Wer würde Sieger bleiben, der gutmütige oder der zornmütige Florian? Wieder yvar ein Sommer beinahe gnadenvoll über Berg und Tal geglitten, und der Herbst

berührte alle Dinge schon mit sanfter Ge bärde, da machte der kleine Florian seinen ersten Ausflug in die weite Welt, die für ihn gleich hinter dem Niederhof zu Ende sein mußte. Er stahl sich aus dem Hof und sah sich um. Niemand war um die Wege. Uber die Däche? her hörte man das Gegacker der Hühner, sonst war kein Laut ln dem schönen Sopnen- tag. Und so begann er vorsichtig den Hang hinunterzukletteni, Wie nur die Mutter ihn davor Immer warnen konnte! Es ging ja wun derbar

, wenn man sich auf den Hosenboden setzte und hinunterrutschte. Überraschend schnell ist Florian bei dem Bergbach drunten angekommen. Da wunderte er sich, wie schnell das Wasser an . ihm vor beischoß. Noch niemals war er so allein gewesen, der kleine Florian. Er kam sich ungeheuer wichtig vor in diesem Alleinsein. Er hockte auf einer. Baumstumpf, schnitzelte an einem Holzstück chen herum und die Wassergischt benelzte seine nackten Füße. Wenn er aufblickte, sah er den Koffel gegen einen Himmel von wun derbarer Bläue ragen

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Pagina 6 di 16
Data: 07.12.1983
Descrizione fisica: 16
Zuneigung be gann zu wanken; dieser Mensch, der jetzt mit glühenden Augen vor ihr stand, war es nicht gewesen, in den sie sich so tief verliebt hatte. ,\Was redest du alles daher!“ sagte sie abweisend, während sie sich aus seinem Griff loswand. Sogleich war Florian ernüchtert. Er fuhr sich über die Augen und lächelte bitter. „Jetzt hab ich mich wohl zu grob aufgeführt, Johanna; es tut mir selber leid.“ Er zuckte verloren die Schultern. „Ich werde halt so sein. Was soll ich tun?“ Das Mädchen

hatte sich schon abge wandt. „Das mußt du selber wissen!“ entgegnete sie enttäuscht und abwei send. Florian blickte ratlos vor sich hin. „Ich weiß es noch nicht. Aber wenn ich war ten kann, werde ich es wohl einmal ver stehen.“ Manches fiel zusammen, woran er in seinen Träumen gebaut hatte — doch sein Herz wurde allmählich ruhig. Seine Augen glitten über die samtenen Hänge der Wiesen; das Gut Gotteswin den mit seinen Anbauten, das wie ein kleines Dorf aussah, fing er mit einem Blick fast fröhlich

ein und schloß sekun denlang die Lider. So wollte er alles tief in sich behalten! „Johanna, wir sind unüberlegt gewe sen, alle zwei! So etwas muß ernster bedacht werden!" Er hielt ihr die Hand hin, aber sie blickte weg. Er sah ihre Abweisung und schwieg. Er rief ihr auch nicht nach, als sie sich abwandte und auf dem Wiesenweg da vonlief. Dann schritt er allein zum Hause hinab. Johannas Vater konnte es nicht verste hen, daß Florian Gotteswinden noch an diesem Tage verließ. Er ahnte es wohl

, daß etwas zwischen ihm und Johanna vorgefallen war; die tiefere Ursache frei lich kannte er nicht. Das Mädchen ließ sich nicht mehr sehen; von den übrigen Hausleuten schied Florian in Frieden. „Komm wieder zu uns herauf, wenn du keinen richtigen Platz findest!“ rief ihm der Herr des Gutes noch von der Türschwelle nach. Florian nickte und hob die Hand — sein Herz brannte von neuem. Der Himmel floß über von einem leuchtenden Abendrot. Seltsam, immer wenn etwas Bedeutendes geschah, hatte ein leuchtender Himmel über Gottes winden

gestanden! Unten in der Niedern war die Anhöhe wegen ihrer Winde ver rufen und wegen ihrer Wolken gefürch tet, die in Regenzeiten tagelang die Höhe einhüllten — nur Florian erinnerte sieh immer seidiger und flammender Him mel in seinem Leben auf diesem einsa men Berg... Florian fand sogleich wieder einen „richtigen Platz“. In Gebertsham stand ein neuerbautes Genossenschaftshaus mit Lagerhäusern und einer angeschlossenen Molkerei. Es war der Mittelpunkt eines regen bäuerli chen Gemeinschaftsgeistes

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Pagina 5 di 12
Data: 22.02.1962
Descrizione fisica: 12
Papst Johann XXHI. bleibt nicht nur für das Mutterhaus in Rom, auch für das Kloster der Salvatorianerinnen in Ober mais sowie für alle die zahlreichen Nieder lassungen der Kongregation in allen Erd teilen (Australien, ausgenommen) eine Freude und ehrende Auszeichnung. — Seine Eminenz Kardinal Muench ist wenige Tage später zur ewigen Ruhe eingegangen. Kaps Ernst: 2 Wenn die Heimatglocken tönten Mauz Verlag, Manchen „Paß auf, Florian, was ich dir jetzt sag. Ich hab nix dagegen und die Mutier ganz

. Und der Anderlschuster ist ein fleißiger und bravär Mensch, der sich redlich abschindet für seine Leut. So — dös merk dir jetzt recht gut.“ Noch niemals hatte der Vater so 'ernsthaft mit dem Knaben gesprochen. Florian fühlte trotz seines kindlichen Gemütes die Wichtig keit dieser Rede, und wenn er auch noch nicht alles erfassen konnte, einös nahm er sich vor, nämlich dem Vinzenz nichts mehr zu glauben, wenigstens nicht mehr alles. Am andern Tag schon trafen sie ridh wie der. Das heißt: Vinzenz kam schon

am Vor mittag auf den Oberhof, lugte frech hinter jede Türe, bis er den Florian ln dei Küche traf. Die Oberhoferin schenkte dem Nach barsbuben einen Apfpl und mahnte „Lauft nur net gar zu weit vom Hof weg.“ Florian hätte schon sein Ziel. Er steckte sich noch einen Apfel in die Hosentasche, einen recht schönen, rotbackigen, und dann schritt er dem Vinzenz voran zum Hof hin- aua „Wo rennst denn eigentlich hin*'“ fragte Vinzenz. Florian fand es überflüssig, darauf eine Antwort zu geben. War er nicht gestern

auch dem Vinzenz gefolgt, ohne zu fragen? Also hielt er sich direkt auf das Häusl des Anderl- schusters zu. „Möchst amend gar zu dem rothaarigen Fratzn aufi?“ wollte Vinzenz wissen. Da drente sich der Florian um. Seine Augen blitzten. „Kannst ja Zurückbleiben, ich brauch dich net.“ Vinzenz folgte ihm aber trotzdem, weil er wissen wollte, was der Florian in dem Fret terhäusl nun wollte. Nun, Florian wollte weiter nichts, als das kleine Mädchen Wiedersehn. Aber da war zu nächst nur die Mutter des Mädchens

auf .der Türschwelle 'und schob den Buckel auf, sowie’die beiden Kna ben sich, näherten. . • Florian ging auf die Haustür« zu; Der Kater knurrte, nahm aber dann doch Reißaus Gleich linker Hand war eine Türe, durch die trat Florian ein und der Vinzenz folgte Ihm wieder. Sie standen in der Rüche und de saß neben dem Ofen das kleine Mädchen Bri gitte, hielt ln der einen Hand eine Puppe, die nur mehr einen Arm hatte, und mit der anderen Hand bewegte sie dle Wiege hin und her, in der noch ein ganz kleines Menschen kind

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Pagina 4 di 12
Data: 10.05.1962
Descrizione fisica: 12
. es ist doch sehr verdächtig, daß ausgerechnet der Florian mit seinem Gewehr bei dem To ten steht. Und wie der Praacnier hier bekun det, hat sioh der Florian sehr auffällig be nommen.“ Der Obenhofier verlegte rieh aufs Bitten. „Florian, schau mir in die .Augen! Gelt, du warst es net! Du hast doch nie gewildert! Hörst denn net? Araschaiun sollst mich!" Er wich ein paar Schritte zurück. „Du kannst es net.“ Ein Stöhnen, daß es den schweren Mann fast erschütterte. „Du kannst mir net in die Augen schauen, Bub! Das sagt

viel" Mit verzerrtem Gericht wandte er sich um. Er wollte die Mutter holen. Aber die Bäuerin stand schon eine Weile unter der Türe. Nie mand hatte sie kommen hören. Jetzt flog eie mit einem Schrei auf Florian zu. „Sag, Florian, daß es net wahr ißt! Nimm doch die schreckliche Angst von mir!“ „Er känn’s nicht leugnen“, fiel der Gendar- meriekommissär dazwischen. „Also. Florian Fetahtner, gestehen Sie offen, daß Sie gewil dert haben und dabei von dem Baron über rascht wurden, .Sie wollten ihn vielleicht gar

nicht absichtlich erschießen. In der Erregung ist es eben passiert. Es ist viel besser, wenn Sie gleich ein offenes Geständnis abiegen. Es fällt dies beim Strafausmaß sehr ins Ge wicht.“ Florian gab keine Antwort. Er fühlte,, daß acht Augen auf ihn gerichtet waren. Nehnan den sah er an, sondern blickte starr zu Boden. Da sprang der Oberhofer auf. faßte den Söhn mit hartem Griff an den Joppenaufsohlägen und zwang ihn, ihm ins Gericht zu schauen „So red' doch ein Wort! Bist es g*weeen oder net

? Wenn du es gewesen bist, dann sei auch net so feig und drück dich vor der Straf!“ Florian hob den Kopf. Seine Augen waren rot umrändert. E.' schob den Vater mit einer Bewegung von rieh und sagte dann ruhig und klar: „Ja, Ich hin es gewesen.“ Die Mütter sank aufschreiend auf die Bank. Der Bauer aber gab keinen Ton von sich. Er atmete nur wie ein Erstickender und sagte dann nach einer Wleile hart; „Also doch! Ich hab es net glauben wollen, bis du es net selber g’sagt hast jetzt; Jeden .hätt ich erwürgt, der das von dir behauptet

hätt. Dich kann ich net erwürgen, aber für mich bist gestorben seit heut.“ „Net hart sein, Vater!“ schluchzte die Mut ter auf. Er gab keine Antwort, sondern ging zum Fenster und blickte mit heißen Augen ins Leere. Er hatte in dieser 'Stunde den Sohn verloren.. Für ihn gab es kein Verzeihen. Seine Hände schloss- n rieh zu zuckenden Fäusten. „Florian Feichtner“, hörte der Bauer dien Kommissär sagen. „Ich muß Sie zur Unter suchungshaft einliefem, da Fluchtverdacht vorliegt.“ 1 „Ich geh schon

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Pagina 5 di 16
Data: 15.12.1983
Descrizione fisica: 16
den Haushalt von Eugenio Pa- celli, auch während dessen Zeit als Papst Pius XII. von 1939 bis 1958. Ihre Arbeit begann im Jahre 1918, als Pacelli Apostolischer Nuntius in München war. Franz Braumann 24 Das Ha us iiber dent See © Rosenheimer Verlagshaus Alfred Forg - 82 Rosenheim Gewandt und anständig, wie selten traf man das unter den Leuten, wenn man täglich mit so vielen zu verkehren hatte! Ohne daß es Florian wollte, stand er bald mitten im Getriebe der großen In stitution. Wenn er sich früher

nicht immer gute, und zuweilen er schauerte er vor ihnen. Wie hatte er sich doch früher als Kind den Teufel vorgcstellt: gehörnt, mit ei nem Bockfuß und auf hundert Schritte schon zu erkennen. Nun spürte er, daß der Teufel hundert Verkleidungen be saß. Als Biedermann und als Polterer näherte er sich Florian, als dummschlau es Bäuerlein und als studierter Men schenbeglücker. Ja. selbst in die toten Dinge zauberte er sich hinein, grinste hervor aus dem Knistern gebündelter Geldscheine und lockte

hinter den Zah lenkolonnen der Kassenabschlüsse. Denn Florian hatte überall Zugang, und das Vertrauen wurde ihm zuweilen eine große Bürde. Als sich die Genossenschaft gerade in diesen Monaten zur Zentrale auswuchs, rückte Florian zur Leitung der Filialen empor, die sich in den Gemeinden rings um den großen Markt gebildet hatten. Wenn er am Samstag in seinem Wagen hinüberfuhr zu der Mutter in das ein schichtige Haus im Schatten des großen Waldes, dann ging sein Blick über den See hinweg zu dem Gut

half ihm mit seinem Traktor wieder auf die Straße. Als er unter dem Genner ankam, lä chelte er blaß der Mutter zu: „Weißt du, wer mich heute fast zum Sturz gebracht hat? Gotteswinden!" Die Mutter erbleichte. Sie hatte ver meint, daß. Florian seinen Auszug aus dem kurzen Traumglück überwunden hätte. Jetzt sah sie den Sohn vor sich sitzen — noch blaß von dem Schreck, da glich er plötzlich mit einer erregenden Ähnlichkeit seinem Vater! Die krumme Adlernase wölbte sich hart aus seinem Gesicht

, und über die eingesunkenen Schläfen lief das blaue Geäder wie bei Martin, wenn er sich in seinen jungen Jahren erschöpft von der Arbeit zum Abendtisch gesetzt hatte. Bild um Bild stieg vor Angela wieder herauf. „Florian, du hetzt dich zu sehr ab mit deiner Arbeit. Jede Woche kommst du mir blasser vor“ warnte die Mutter. Florian dachte zurück an die vergan genen Monate. Wie Jahre erschienen sie ihm, soviel hatte sich ereignet. Bereits im Sommer hatte er die Bauleitung an zwei neuen Molkereien übernommen. Bis zum Winter

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Pagina 5 di 16
Data: 17.11.1983
Descrizione fisica: 16
uns alle an. Sein lebendiges Reich sind wir! Kb. Christus - Kristallisationspunkt der Menschheit Franz Braumann 20 Das Haus iiber item See © Rosenheimer Verlagshaus Alfred Forg - 82 Rosenheim Sie hatten sich in der Stadt auf den gleichen Zug verabredet, und von Ge- bertsham waren sie, in ein ernsthaftes Gespräch vertieft, den stundenweiten Weg in das Dörfcl herübergewandert. „Diesmal ist's ein Abschied für längere Zeit!“ begann Florian nach einer heite ren Begrüßung. Er hatte schon früher einen großen Plan angedeutet

! „Wenn es so ist, da werde ich wohl nur noch mit meinen Wünschen bei dir sein können!“ sagte sie leise. Florian verstand, was sie meinte. „Sorg dich nicht zuviel, Mutter!“ wollte er sie beruhigen. Die Mutter hatte sich am Herd zu schaffen gemacht. Jetzt wendete sie sich zurück an den großen Sohn. „Von mei nem Kummer und meiner Sorge hättest du nicht viel. Die behalt ich schon bei mir.“ Florian sah die Mutter lächeln — aber ihm kam vor, ernster hatte sie noch nie ein Wort zu ihm gesprochen. Das griff ihm ans Herz. Florian

, die Fachleute suchte für die gewaltige Getreideproduktion Ma nitobas. Florian besaß die Zeugnisse und alle anderen Voraussetzungen dazu — und heute trug er einen Kontrakt für drei Jahre in der Tasche. „Wann fährst du schon?“ fragte die Mutter. „In zwei Tagen — auch die Hälfte des Flugpreises bezahlt die .Farming Coope ration 1 .“ „Ob es dir auch bringt, was du dir erhoffst?“ zweifelte Angela ein letz- tesmal. Florian lächelte nachsichtig. „Ich er hoffe nichts als Geld, viel Geld. In drei Jahren komm

’ ich heim und kaufe einen Bauernhof.“ Später kehrte auch der Vater von der Arbeit zurück. Die Eltern saßen mit den Söhnen beisammen und breiteten Erin nerungen an die Zeiten aus, als die Bu ben noch so klein waren, daß ihnen die Mutter die Schuhe zuschnüren und den Rock knöpfen mußte. „Ja“, erinnerte sich auch Florian eines Erlebnisses, „einmal bist du zu mir ins Bett gekommen. Mutter! Ich hab dich zuerst für den Geist der Waldfrau ge halten!“ Die Eltern blickten sich an — die Erin nerung schmerzte

nicht mehr — sie lä chelten beide. „Ach, Florian", lachte der Vater, „da mals haben Angela und ich gerade ge stritten, wer den andern am liebsten hat. Natürlich bin ich der Liebevollste gewe sen — das hat eure Mutter so geärgert, daß sie mir auf und davon ist!“ Sie sprachen jetzt öfter von der Ju gendzeit der Kinder. Es erwies sich, daß dieMutteram meisten in der Erinnerung behalten hatte. Wenn die Söhne so zu hörten, konnten sie sieh’s beinahe vor stellen, wie sie es als Buben getrieben

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Pagina 3 di 12
Data: 10.05.1962
Descrizione fisica: 12
. Sie weinte nicht mehr, aber ihr Gesicht war noch här ter und verschlossener geworden in dieser einen Nacht. Durch das hohe Fenster fiel das Morgenrot herein und umschimmerte den Toten und seine Mutter mit zärtlichem Licht. Draußen im Park begann eine Amsel zu sin gen. Der Tag war erwacht und das Leben. * Auf dem Oberhof wurde die Morgensuppe aufgetragen. Blaß und mit dunMen Ringen um die Augen saß Florian am Tisch und löf felte mechanisch aus seiner Schüssel. Der Vater sah ihn ein paarmal prüfend

an, bis er sagte: „Du schaust ja ganz übernächtig aus, Flo rian. Wann 'bist denn helmgekommen?“ „Ich weiß net, wieviel es war", wich Florian aus. „No, früh kanns net g’wesenseln, weil ich und die Mutter erst um elfe ins Bett sind. Da warst noch net da. Das Herumzlgeunern bei der Nacht gefällt mir schon länger nimmer. Wo bist denn g’wesen?“ „Auf der Alm droben.“ „Hast schon g’hört, was passiert ist drüben auf dem Schloß?“ „Der Girgl hat mirs grad g’sagt unterm Roßputzen;“ „Die Baronin erbarmt mich. Ich werd

nach her gleich nüberschauen aufs Schloß. Die arme Frau wird gar net wissen? wo ihr der Kopf steht. Am End braucht sie mioh.“ . Florian starrte den Vater an, dann löffelte er. weiter an seiner Suppe. „Wo hast es denn du g’hört, Girgl?" wandte sioh der Oberhofer an den Knecht. „Gestern abends im Wirtshaus drunten. Es ist ja von nichts anderm mehr geredet wor den.“ „Aber wer es g’wesen sein könnt?“ „Na, das hat kein Mensch sagen können.“ „No ja, den werden s‘ schon rausbringen.“ Florian schluckte und riß

den Hemdkragen auf. Es war plötzlich alles so furchtbar be engend und er glaubte,/ die Stubendecke müßte elnstUrzen. Gottlob, daß die Mahlzeit, beendet warl Der Bauer schafft den Knechten die Arbeit für den Vormittag an und wandte sioh an Florian: „Hol mir mei Feiertags! oppen runter und den Hut. Ich geh jetzt au£s Schloß.“ Als Florian an der offenen Küchentüre vorbelging, fragte ihn auch die Mutter: „Was sagst denn zum jungen Baron, Flo rian? Ja, das kommt von dem Wildern 1 Zu erst schießt man auf Böck

und dann auf .Menschen.“ Florian gab keine Antwort, zuckte , nur die Achseln und ging in das obere Stockwerk hin auf. Das Treppengeländer knirschte unter dém Druck seiner Fäuste. Er war zium Umfal len müde. Die ganze Nacht hatte er kein Auge zugebracht Er sah drüben im Schloß alle Fenster erleuchtet und sah das bleiche Gesicht des von ihm Erschossenen vor sich. Bei jedem kleinsten Laut zuckte er zusam men. Und als der Vater jetzt drunten an die Stubendecke pumperte, weil er so lange aus blieb, sprang

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Pagina 5 di 16
Data: 07.12.1983
Descrizione fisica: 16
ist eigentlich die ältere von euch Schwestern — du oder Elsi?“ fragte Flo rian einmal. Die Schwestern sahen sich auffallend ähnlich, so daß er sie anfangs zuweilen verwechselt hatte, wenn er ei ne allein sah. „Seh ich denn schon so alt wie Elsi aus?“ tat Johanna verstimmt—natürlich war sie die jüngere. „Ach, was weiß ich schon von den Mädchen!“ entschuldigte sich Florian. „Nach der Schule hatte ich den Kopf voll mit Studium und Plänen .— und dann mußte ich sehen, wie ich mit mir selber zurecht kam

.“ „Da wirst du auch nicht viele Mädchen qennengelernt haben?“ fragte sie weiter. Florian dachte nach. Er schüttelte langsam den Kopf. „Nein, und von diesen war keine so schön wie du — daß sie mir gefallen hätte!“ Da lief das Mädchen lachend davon. Florian beugte sich wieder über seine Arbeit und schaute an seinem ölverkleb ten Arbeitsanzug hinab. Was hätten die Mädchen auch an ihm finden sollen? — Das Frühjahr kündigte sich mit Brau sen und Stürmen an. Florian lag des Nachts in seiner Kammer und hörte dem Orgeln und Tosen

der Stürme zu, wie sie um das Gehöft brausten, daß das Gebälk des Dachstuhls knarrte und ächzte. Die Regengüsse schossen gegen , die Scheiben. Am Tag aber funkelte wieder das Son nenlicht auf den feuchten Dächern, und die braune Erde überhauchte allmählich ein Grün. In den letzten Tagen des April fiel Florian wieder eine alte Sehnsucht ein. Wie sah es jetzt auf dem Gipfel des Ber ges von Gotteswinden aus, von dem er einst die Ebene im Norden erblickt hatte? Als er sich an einem Feiertag bereit machte

, wieder durch den Wald hinauf zuwandern, hielt ihn Johanna an. „Du tust so feierlich, Florian! Was hast du heut im Sinn?“ „Komm mit, dann sollst du es erfah ren!" schmunzelte er. Während sie über die besonnten Wie sen hinanstiegen, begann er, das tiefste Erlebnis seiner Kindheit zu erzählen. Er holte weit aus, nur den Erdbeerschlag konnte er ihr nicht mehr zeigen, darüber wuchsen nun die fast haushohen, schlanken Fichten. Doch seine Kinder angst beim Eintritt in den düsteren, fremden Wald oberhalb der Blöße ver

stand sie wieder — und unwillkürlich griff sie nach seiner Hand. Sie stiegen höher und höher — hatte Johanna nie als Kind die Waldgeister gespürt? Denn diese konnte eines nur spüren — sehen ließen sie sich nicht. Es ging gegen Mittag, als Florian und Johanna die Höhe des Berges erreich ten. Der Wald stand jetzThoch und luftig, er hatte sich sehr herausgewachsen seit seiner Jugend. Wo stand die Buche, de ren Wipfel aufgesplittert war? Er fand sie nicht mehr. Als sie ihre Augen weiter wandern ließen

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Pagina 4 di 12
Data: 29.03.1962
Descrizione fisica: 12
höhe seines Lebens, hatte ein Weib, das ihm in großer Liebe zugetan war, hatte einen Sohn, auf den er wahrhaftig stolz sein' konnte. „Seh’n Sie, Felchtner“, hatte die Baronin erst kürzlich zu ihm gesagt, „man beneidet mich so oft um meinen großen Besitz, und doch dünkt es mich manchmal, als sei ich viel ärmer als Sie, wenn loh Ihren Sohn, den Florian ansehe. Auf Ihren Florian können Sie stolz sein.“ Nun, der Oberhofer War es auch, und seine Frau nicht minder. Solange sie dachten

, hatte ihnen der Florian nur Freude gemacht. Ein Bub, wahlgeraten nach innen und außen, ein Hoferbe, dem er einmal Haus und Hof mit ruhigem Gewissen anvertrauen konnte. Inzwischen ist des Bauern Blick am Koffel hängen geblieben. Er schüttelte den Kopf konnte nicht begreifen, wie es immer wieder Menschen gab, die es sich in den Kopf setzten, diesen Berg zu bezwingen. Zum Glück sprach der Florian nicht mehr davon. Es genügte schon, wenn jedes Jahr ein paar junge Menschenleben zerschmettert am- Fuße dieses Unnahbaren

und schaute dem heiteren Liebes spiel zweier -Schmetterlinge zu. Da hörte er auf einmal Schritte im Garten! Das Geißblatt raschelte, ein unterdrücktes Lachen klang auf. dann die Stimme des Florian: „Es bleibt alles dabei, Gittli, daß wir uns jedien Sonntag treffen, wenn du jetzt auf d* Alm ziehst. Und was krieg ich Jetzt zum Abschied?“ Die Antwort war ein Kuscheln und Flüstern und Küssen. Der Bauer saß tief betroffen und unbe weglich. Es trennte ihn von den beiden nur eine dünne Bretterwand

und die Blätter des Geißblatts. Ganz leise erhob er sich, machte, einen' Bo gen um den ganzen Garten und karn von dev anderen. Seite wieder auf den Hoi zu. An einem der offenen Fenster saß die Bäuerin, hatte die Hände im Schöße gefaltet und hielt' Feiertag. Der Oberhofer lehnte sich an das Fenstersims und sagte, sich zur Ruhe zwin gend: i, Wo meinst denn, daß der Florian steckl. Mutter?“ Überrascht sah sie auf, der'Klang in seiner' Stimme ließ sie aufihörchen. „Was ist denn los, Balthasar?“ Seine Finger

trommelten aufgeregt auf das Fenstersims. Er brach eine der hellroten Blü ten aus dem Blumenstock, zerquetschte sie zwischen den Fingern und-warf sie fort. Dann sah er sein Weib an. . , „Es ist weiter nichts log, Mutter, als wie — unser Bub, der Florian, hat’s mit dem Gittli. Brauchst nach gar keiner Ausrede mehr suchen, ich hab • es grad mlt eigenen Ohren g’hört. Hinten, im Gartenhäusl sitzen sie.“ Die Bäuerin stand rasch auf, kam zur Haustüre heraus Und sagte:' „Das muß Ich schon selber seh'n

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Pagina 4 di 16
Data: 06.05.1982
Descrizione fisica: 16
Seite 4 9 » Volksbote- Donnerstag, den 6. Mai 1982 Hilf uns, o heiliger Florian! Der beliebte Heilige und Märtyrer als Patron der Feuerwehren In vielen Gebieten Mitteleuropas gilt zwar die heilige Agatha als „Feuer wache vom Dienst“. Schnitzler schreibt: „Der Verzicht auf die Mutterwürde um des Himmels willen löscht die Feuer, löscht die Leidenschaft. Jungfräu lichkeit und Martyrium, diese Hochformen des Opfers, sind Hüter der Stadt, das heißt des Gemeinwesens, das sonst im Brand der Sünde

vergeht.“ Bei uns hat jedoch St. Florian die un bestrittene Sohutzherrschaft gegen Feuer- und Wassergefahr inne; er wird auch bei Sturm und Unfruchtbarkeit der Fel der angerufen. Neben den Feuerwehren verehren ihn die Bierbrauer, Hafner, Binder und Kaminkehrer. Von der Kraft der Fürsprache des heiligen Flo rian — er gilt als Patron Polens und Wiens — legen zahlreiche Dokumente Zeugnis ab. Die Feuerwehrleute unseres Landes beten am kommenden Sonntpg, dem so genannten Florianisonntag — sein Fest

in ein schönes Grab, und Gott verherrlichte seinen treuen Diener durch viele Wunder. Im „Floriansbrun nen“ spendet die Quelle heute noch Wanderern und Pilgern ihr kräftiges er quickendes Wasser. (Zitat aus Melchers: „Das große Buch der Heiligen“) Man nimmt an, daß Florian in Zeisel mauer nahe der Stadt Wien geboren worden sei und dann als Beamter im Dienste der Römer in Cetium, dem heu tigen St. Pölten, gelebt habe. Der Statt halter Aquilinus führte die von Diokle tian angeordnete Christenverfolgung

auch in Norikum auf grausame Weise durch. Viele Christen wurden gefangen genommen und sollten ihrem Glauben abschwören; die meisten blieben jedoch standhaft. Ihnen drohte der Tod. Da be kam Florian Nachricht, daß in einem Gefängnis vierzig Christen, unter ihnen mehrere Soldaten, ln Erwartung der Hinrichtung schmachteten. Er wollte den Gefangenen helfen' und ließ sich vor Aquilinus bringen, der den angese henen Offizier zum Abfall vom Glau ben bewegen wollte. Die Standhaftigkeit Florians brachte

den Statthalter jedoch 1 in unbändige Wut. Er ließ den jungen Mann mehr mals foltern, doch dieser blieb seinem Glauben treu. Schließlich befahl Aquili nus, den Offizier in der Enns zu erträn ken. Man band Florian einen Stein um den Hals und gewährte ihm noch die Bitte, zu einem kurzen Gebet auf der Brücke niederknien zu dürfen. Da sich niemand getraute, den tüchtigen Offi zier in die Fluten zu stürzen, drängte sich ein Unbekannter aus der Menge und gab dem mit Stricken Gebundenen einen Stoß

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Pagina 4 di 12
Data: 29.07.1971
Descrizione fisica: 12
Seife 4 Donnerstag, den 29. |uli 197t „Volksbote* Dem Kuraten Florian Schroff zumGedenken Wohl kaum hat das stille, einsame Schweinsteg eine so eindrucksvolle Trauerfeierlichkeit erlebt wie bei der Beerdigung des Herrn Kuraten Florian Schrott am 19. Juli 1971. Von nah und fern, besonders aus dem vorderen Pas seiertal, waren die Gläubigen herbeige strömt, um dem geliebten und hoch- geschätzten Seelsorger das letzte Geleite zu geben. Die meisten von ihnen waren in den vier Jahrzehnten

in seiner Ansprache kurz den Lebensweg und die Bedeutung des Verstorbenen. Herr Kurat Florian Schrott wurde am 15. März 1884 auf dem Schmuckhof im Lajener Ried, etwa zwanzig Minuten ober Waidbruck, geboren. Verwandte väterlicherseits waren der Schriftsteller Hans Schrott-Fiechtl und die Schrift stellerin Henriette Schrott-Pelzl. Seine Mutter war eine Schwester der Brüder Vonmetz, die vor dem ersten Weltkrieg in Waidbruck einen regen Weinhandel betrieben. Das einsame Vaterhaus war mit Äckern, Wiesen und Weinbergen

umgeben und von Wald umrahmt. Was Wunder, daß der geweckte Knabe schon früh dem Gesang der Vögel lauschte und die Pflanzen und Tiere, groß und klein, beobachtete. Als der kleine Flo rian von der Schule, die er in Waid bruck besuchte, einmal gar nicht heim zukommen schien, schickte die besorgte Mutter den jüngeren Bruder Leonhard aus, um nach dem Florian zu sehen. Da fand Leonhard seinen Bruder auf der Straße hingestreckt. Er beobachtete, wie zwei Ameisen sich um einen Gegen stand stritten

, und wollte nun sehen, wer von beiden den Sieg davontragen werde. Den Religionsunterricht erteilte der damalige Kurat Andersag, ein origi neller Priester, von dem Herr Schrott noch in späten Jahren manches Histör chen zum besten gab. Obwohl Florian das älteste von den Kindern war, gab ihm der Vater doch die Erlaubnis zum Studium. Also zog Florian in das nahe Städtchen Brixen und besuchte dort das Gymnasium der Augustiner Chorherren. Unter den Professoren hat wohl keiner einen so nachhaltigen Einfluß

so aus eigener An schauung die Heimat kennen. Aber auch fernere Ziele waren nicht ausgeschlos sen. So erzählte Herr Florian gern, wie er einmal allein zu Fuß in die Lagunen stadt Venedig gewandert ist. Nach der Matura wandte sich Herr Florian dem Studium der Theologie zu. Weil er eine schwächliche Gesundheit besaß, vielleicht auch eine Abneigung gegen Trient hatte, erhielt er die Erlaub nis, das Theologiestudium in Brixen zu absolvieren. Am 29. Juni 1910 wurde er im Hohen Dom zu Brixen zum Priester geweiht

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