EM-Beilage zum „Tiroler VolkMatt' Nr. 101 vom Samstag, 17. Dezember 189s. Im Verlage von. U. Ecklinger in. InnskM. Wolf Carl, G-fchichte« au» Tirol. Mit einem Vorwort von P. K. Mosegger. 282 S. br. Wenn Carl Wolf seine „Geschichten aus Tirol' durch Rosegger einbegleiten und empfehlen läßt, so hat das mehr Grund, als das Verlangen eines Neulings, seine Erzeugnisse unter einer belichten und modernen Firma in die Welt zu senden. — Carl Wolf hat ohne Zweifel angebornes Talent
zum VolkSschriststeller, er ist aber zugleich ein gelehriger Schüler und Nachahmer des bekannten, beliebten und nicht ohne Ursache zugleich berüchtigten Rosegger. Wie der Meister, so der Schüler. Wenn Rosegger mitunter durch Frische, Tvue und Lebhaftigkeit der Schilderungen, durch Ursprüng lichkeit der Bllder und Charaktere sich auszeichnet, dabei aber nicht selten ins Uebertriebene, Bizarre und Unwahre verfällt, so hat Wolf zwar lange nicht die Fertigkeit und Farbensülle seines Vorbildes und ist besonders was Natur
im Schildern des äußern Gebarens, der Rede- und Lebensweise unsers Volkes besonders des - -Bauernstandes bei Wolf hervorragt, so ist doch andererseits nickt zu übersehen, wie wenig er in die Tiefe des Geistes und Gcmüthslebcns des Volke? eindringt, seltene Ausnahmen abgerechnet. „Wie er räuspert, wie er spuckt' das hat Wolf' seinem Bauern „glücklich abgeguckt,' aber die Schilderung des seelischen Lebens kommt dabei bedeutend zu kurz, von einer tiefern Auffassung und Erfassung des Volksgeistes
und des Volkslebens ist keine Rede, selbst die so mächtig und er-; greifend sich äußernde religiöse Innigkeit und Ueberzeugung des Volkes wird von Wolf meistens nur in einzelnen Aus wüchsen, in lächerlichen Bräuchen oder Meinungen und mit unter geradezu in leichtfertiger Switsucht herangezogen. Auch in einer andern Richtung droht Wolf seinem Rosegger nach- l zusolgen. Letzterer liebt, wie bekannt, Werne, bedenklich derb- sinnige Scsnen, bis zu geradezu unsittlichen, wenngleich oft nur angedeuteten Vorgängen
zu lschjlderjn, und wenn Wolf auch hierin lange nicht so weit geht, so zeigt.er doch die Ansänge und die Neigung dazu und wir müßten .es sehr bedauern, wenn .seine,fernern Versuche sich -der Manier und Untugend Roseggers -noch mehr nähern würden^ Auch darin glaubt Molf seinem Vorbild ähnlich werden zu sollen, daß er den Geistlichen gerne eines anhängt und besonders qus ihre Predigten recht unverständige Ausfälle macht, die so recht verrathen, daß.er dieselben nicht,zu besuchen pflegt Me er auch das Leben