wirklich dieser Sinn untergelegt werden kann, so muffen wir selbst stutzig werden, wenn wir bemerken, daß die von Christus gegründete Kirche gar so bald den Grundsatz ihres göttlichen Stif ters vergessen und einem andern, dem ersten gerade entgegengesetz ten gehuldigt hat, dem nämlich: E; sei nützlich, ja ganz nothwen dig, daß der römische Papst zugleich auch weltlicher Fürst sei. — Aber zu unserer Beruhigung finden wir, daß die Gegner der weltlichen Herrschaft des Papstes den angeführten Worten
durch eine — ihnen freilich sehr geläufige — Verdrehung einen in der That ganz falschen Sinn unterzulegen verstehen. Denn, daß Christus ge sagt hat: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt" in dem Sinne nämlich, daß dieses sein Reich nicht weltlichen Ursprunges sei, geben wir um so lieber zu, weil gerade dieser Sinn es ist, den jene Worte für sich haben, und kein anderer. — Daß man aber, statt zu sagen, „von dieser Welt", auch eben so gut „in dieser Welt" lesen könne, scheint uns zum allerwenigsten
seiner Autorität, keineswegs aber den Ort bezeichnen, an welchem diese seine Autorität ausgeübt werden sollte. Dieses er hellt am besten aus den Worten, welche unmittelbar darauf folgen, in denen ganz der gleiche Sinn wiederkehrt: „wenn mein Reich aus dieser Welt wäre" . .. und wiederum: „mein Reich ist nicht von hier — bei welchen Worten man deutlich bemerken kann, daß Christus von dem Ursprünge seiner Machtvollkommen heit und nicht von dem Orte der Ausübung derselben spricht. Und dieses darf um so weniger
, um die Unhaltbarkeit und den auffallenden Widerspruch obiger Annahme darzuthun. Aber gewisse Leute geben sich erst zufrieden, wenn es ihnen 30 gelungen, irgend einem Schrifttexte, den sie vielleicht anfänglich mißverstanden, einen falschen Sinn unterzulegen, um sofort einen ““ neuen Einwurf gegen die Kirche daraus zu formen. So macht man »- es eben auch mit dem angeführten Ausspruch Christi, als hätte er sagen wollen, sein Reich („seine Kirche") habe überhaupt nicht auf dieser Erde in die Erscheinung zu treten
; indeß der wahre Sinn seiner Worte nur der sein kann, daß die Machtvollkommenheit, sein Reich zu regieren, ihm nicht von den Menschen, sonoern von iw seinem himmlischen Vater geworden sei, daß somit sein Reich allerdings geistlicher Natur sei, aber doch immerhin die Bestimmung habe, alle Menschen auf Erden zu umfassen. Nun, mag man vielleicht der Richtigkeit unserer Auslegung beistimmen, so wird man doch mit der Frage nicht zögern: „Wenn nun auch Christus sein Reich in diese Welt gesetzt