und Maßnahmen über bezw. gegen die Cholera, sowie Flugblätter über Schutzmaßregeln gegen die Seuche rc. Schwurgerichtsverhandlungen. Innsbruck, 13. Dezember. Beim hiesigen k. k. Landesgerichte wurde heute 9 Uhr Vormittags die vierte diesjährige Schwurgerichts periode eröffnet. Als erster auf der Anklagebank erschei t Sebastian Dietrich, 24 Jahre alt, ledig, Com mis aus Willen, letzthin in München, bereits einmal abgestraft, angeklagt des Verbrechens des Diebstahls und der Uebertretung der Falschmeldung
seit Anfang Juni 1891 sich aufhielt und mit dem Installateur Georg Kling ein Wafferinstallations-Geschäft betrieb, nach Innsbruck, um von seiner Mutter Nothburga verw. Dietrich eine Geldunterstützung zu erlangen. That sächlich erhielt er von der Mutter 30 fl., womit er wieder nach München zurückfuhr. Am 27. August jedoch fuhr er mit seiner Geliebten M. Koch von München in der Absicht fort, seine Mutter zu bestehlen. In Kufstein logixte sich das Pärchen im Hotel „Gisela" ein, und Dietrich schrieb
auf den Meldezettel: „Sebastian Dietrich mit Frau, Kaufmann aus Innsbruck." Am 28. August fuhren beide nach Innsbruck und kehrten in der Restau ration zum „Adambräu" ein, in deren Nähe die Woh nung der Nothburga verw. Dietrich sich befindet. Von hier aus beobachtete der Angeklagte, wann die Mutter ihre Wohnung verlosten werde. Gegen 3 Uhr Nachmit tags machte er die Wahrnehmung, daß Niemand mehr in seinem väterlichen Hause anwesend war. Sofort stieg er von rückwärts auf die Altane, und als er dort die Thüre
, indem er mit seiner Ge liebten nach Kufstein fuhr, wo er die Obligation zu verkaufen suchte, allein ohne Erfolg. Am nächsten Tage gelang es ihm, diese Obligation in Rosenheim dem Banquier Wörndle um 1697 Mk. 60 Pf. zu verkaufen. Als die Nothburga verw. Dietrich den Diebstahl ent deckte, lenkte sich ihr Verdacht sofort auf ihren Sohn Sebastian, und mit Hilfe der ausgesandten Steckbriefe ist es gelungen, desselben am 13. September d. I. in Konstanz habhaft zu werden. Bei seiner Arretirung fanden sich noch 495 Mark
und 29 Pf. vor. Der Angeklagte ist geständig und wird von den Geschworenen einstimmig im Sinne der Anklage schuldig gesprochen, worauf der Gerichtshof beim Vorhandensein mildernder Umstände auf 18 Monate schweren Kerkers erkennt. Vor derselben Jury (die Vertheidigung hatte Doktor Walde übernommen) hatte sich um 11 Uhr Vormit tags Kreszenz Dietrich, geb. Runggaldier, 51 Jahre alt, aus Saturn gebürtig, Schneidersgattin hier, vor den Geschworenen wegen des Verbrechens des Betruges zu verantworten. Am 20. Juli d. I. verlor