: Eine Spannung, ein Kampf zwischen einem wesentlich geistigen und einem wesent lich sinnlichen Prinzip, ein Streben des in sich unbefriedigten Sinnenmenschen nach Ruhe und Harmonie. Nun ist klar, daß die Form und das Ziel dieses Friedesuchens sich jeweils nach der äußeren Lage ändern, daß sich aus dem Kreise der Sinnenwelt selbst trügerische Scheinziele an die Stelle des echten schieben, daß sich die mannigfachsten, verschlungensten Wechselbeziehungen Herstellen können. Hei mat — Fremde ist ihre erste
, allgemeinste Form, in der sich alle übrigen als in ihrer tiefsten Bedeutung wiedererkennen. Heimat ist jedes Wanderziel, ist Heilung aller Weh sale, ist Licht, ist Wahrheit gegen Falschheit und Lüge, ist Gesundheit, Reichtum, Friede, Erlösung. Und alle diese Arten des Heimat- suchens sind Wanderschaften. Da aber das letzte Ziel ein geistiges ist, das sich der Sinnenmensch erringen soll, also ein Austrag zwischen Gegensätzen zu geschehen hat, von denen der geistige Teil unverrückbar
sich seiner, freudig erschüttert, die ganze Gefühls masse, es gilt, das Erschaute mit allen Kräften zu erringen, den ganzen Menschen auf diese Stufe zu heben. Es beginnt eine mühsame selbsterziehliche Arbeit, die an der Sinnen seite des Menschen ihre fast unüberwindliche Aufgabe hat. Nun kann es geschehen — und das ist Schicksal des Dichters —, daß aus der tiefen Gemütshingabe an das erkannte Ziel so lebendig und stark die erschaffende Phantasie aufgeregt wird, daß in ihr, deren Tätigkeit sich an die Stelle
der voraus gegangenen Gemütserregungen fetzt, das Ziel als erreicht zu klaren Bildern der schwer errungenen Friedensheimat ausgebaut wird. Der Dichter jubelt und triumphiert. Allein dieser Zustand gesteigerter, ausschließlich phantastischer Erregung ist zeitlich bald mehr, bald minder beschränkt, ihm folgt notwendig der neue klarer Vernunfteinsicht und nun zer fließt der glänzende Traum in Nichts. Ein neues seelisches Problem gesellt sich zu den früheren, das zwar allgemein menschlich