gerische Ereignisse durch Zeitgenossen scheint fast unmöglich zu sein. Jedenfalls kommt man aber der historischen Wahrheit näher, wenn man neben den angeführten Handlungen und deren Wertung auch die Persönlichkeit des Schreibers, seine geistige Einstellung und seinen Charakter kennt und in Erwägung zieht. Der Verfasser der drei folgenden Berichte ist der Jur. Licent. Leopold Josef von Braitenberg, geboren 1762, also damals 35 Jahre alt. Er kam als sechstes Kind, nach fünf Töchtern, des Pflegers
von Schönna, Villanders und Wolkenstein, Leopold Anton von Braitenberg und der Cäcilie von Braun zu Braunegg in Meran zur Welt. Seine fromme Mutter hatte das Gelöbnis abgelegt, das Kind, wenn es ein Sohn würde, dem geistlichen Stande zu widmen. So wurde Leopold mit 16 Jahren in das Minoritenkloster nach Wien gebracht, wo er zum Mönche ausgebildet werden sollte. Verzweifelte, heimwehvolle Briefe, die er seinen Eltern nach Hause sandte, blieben ohne Erfolg. Da entschloß er sich, Kaiser Josef im Parke
Rudolph von Buol-Schauenstein. Sein ganzes Leben hegte Leopold Braitenberg größte Verehrung für seinen Kaiser Josef und dessen Reformideen, die sogar soweit ging, daß er sich sein Leben lang nach josefinischem Vorbild kleidete, mit Haarbeutel, Kniehosen, Schnallenschuhen und Dreispitz. Er soll, als er 1832 starb, der letzte Tiroler gewesen sein, der einen Zopf trug '). Die nach Kaiser Josefs Ableben eingetretene Reaktion, die dem frischen Zuge der eingeleiteten Reformen ein Ende brachte, erweckte
, nicht, wie viele andere Zeitgenossen und Historiker, der Nötigung durch einige Führer der Bauerntruppen zuschreibt, sondern einem Auftrag des Guberneurs Lehrbach oder des Erzherzogs Carl. Im Jahre 1809 nahm Leopold Braitenberg, trotz seiner Abneigung gegen Napoleon und gegen die bayerischen Eingriffe in die tirolischen Verhältnisse, doch eine eher abwartende Haltung ein, da er die Aussichtslosigkeit des Tiroler Aufstandes und seine verhängnisvollen Folgen für Land und Volk voraussah. Die drei nun folgenden
Kriegsberichte sind an den: „Liebsten hochwürdigen Herrn Bruder“, also seinen Schwager, den damals in Chur lebenden Regens Gottfried Purtscher gerichtet, der ihn wohl um genaue Beschreibung der feind- ') David von Schönherr, Gesammelte Schriften II. Bd Seite 402: (Leopold Braitenberg), der letzte Meraner, wahrscheinlich wohl der letzte Tiro ler, welcher noch 1832 den ehrwürdi gen Zopf, wenngleich in altersschwa chem Zustande getragen hat.