berathen, trösten, helfen, kurz, ganz und gar der gute Genius meines Lebens sein, nur diese thörichten Unterrichtsstunden, die mich zum Kinde herabwürdigen, fallen aus, im Uebrigen bleibt Alles beim Alten. Sie sagen selbst, daß meine Kennt nisse noch nicht das Schlechteste an mir sind, und daß es erstaunlich ist, daß ich bei meiner Unbeständigkeit, meinem Flattersinn, gerade herausgesagt, meiner Faulheit, noch so viel gelernt habe, und wenn Sie das sagen, dann ist es doch eine unumstößliche
Wahrheit. Wirklich, ich komme mir schon ganz weise vor, und ich glaube, daß mehr in meinen Kopf nicht hineingeht, daß es mindestens sehr vom Uebel wäre. Sehen Sie, da kommt Papa eben geritten; wie hübsch und stattlich er doch aussieht, o, ich bin sehr stolz auf meinen Papa und habe die beste Absicht, ihm immer eine gute Tochter zu sein, nur soll er nichts Ungebührliches von mir verlangen. Ich will gleich mit ihm reden, auf frischer That,' und Erna stürmte zur Thür hinaus, ohne um Erlaubniß zu fragen
hatte, einen kurzen Befehl, um sich dann ganz zu Ernas Verfügung zu stellen. Eine Viertelstunde später stand Erna wieder vor der Erzieherin, die indessen ihre Lectüre, freilich mit merklich verfinstertem Gesicht, fortgesetzt hatte. „Ach, Fräulein Schwarz, Papa ist doch gut, himmlisch gut, und ich habe ihn ganz unmenschlich lieb. Denken Sie, er hat Alles zugestanden, was ich verlangt habe, und hat aus freien Stücken hinzugesetzt: ich dürfte im nächsten Winter, wenn sich gerade eine kleinere Gelegenheit bietet
, auch schon ab und zu einmal tanzen, zu wirklichen Bällen freilich wird er mich noch nicht führen. Aber das will ich ja gar nicht, als ob ich mir aus einem Ball auch nur soviel machte,' und Erna schnippte verächtlich mit den Fingem in der Lust. „Ach, ich bin so glücklich, so überglücklich! Liebstes, bestes Fräulein Schwarz, freuen Sie sich doch nur ein ganz kleines Bischen mit mir.' „Dazu sehe ich nicht die geringste Veranlassung,' gab die Erzieherin kühl ablehnend zur Antwort, mit einem Ge sicht
dumpf wie Trauergeläute — „mit was Sie zukünftig Ihre Zeit ausfüllen werden?' „Meine Zeit ausfüllen?' staunte Erna, indem sie die braunen Augen weit aufriß. „Du lieber Gott, darüber habe ich noch nicht nachgedacht, das wird sich ganz von selbst finden. Spazierengehen — reiten, fahren, Besuche machen und empfangen, ich bin ja jetzt eine erwachsene Dame, ein bischen Lesm, ein bischen Clavierspielen und Singen, das wünscht Papa, und ab und zu, so zu Geburtstagen und Weihnachten, eine hübsche bunte