?' fragte der alte Graf. Der junge Mann schüttelte mit trüben Gesicht das Haupt. „Es war bis jetzt alles vergebens, keine Spur ist von ihr entdeckt worden,' sagte er leise, indem er einen tiefen Athemzug that. Haben Sie auch die Gewißheit, Herr Gras, daß das Mädchen hier lebt?' warf der ehemalige Advokat ein. „Leider nicht, denn der Photograph, von dem ich das Bild kaufte, wußte es nicht mit Bestimmtheit zu sagen,' versetzte der junge Mann. „Du kauftest das Porträt ohne einen anderen Grund als deshalb
, weil Dir das Gesicht gefiel?' forschte der Oheim und strich die Spitzen seines grauen Schnurrbartes „Ich sah das Bild in dem Schaukasten eines Photo graphen ausgestellt und war von demselben so entzückt, daß ich beschloß, es zu kaufen,' erzählte Alexis, während er aus der Brusttasche seines Rockes ein elegantes Porte feuille zog und demselben eine in feines Papier gewickelte Photographie entnahm, die er lange mit schwärmerischen Blicken betrachtete. „Der Photograph erklärte mir, daß er kein Recht habe, das Bild
, dem Mädchen müsse es nur schmeichelhaft sein, wenn sich ein vornehmer Herr fäl sie interessiere.' „Es bleibt ddch sehr zu bezweifeln, ob das Original mit diesem Handel einverstanden wäre,' lachte der Graf, die Hand nach der Photographie ausstreckend, während er gleichzeitig einen raschen, vielsagenden Blick mit Doktor Praß wechselte. „Laß doch das Bild einmal sehen, Alexis,' fuhr er mit gewinnender Freundlichkeit fort; „Du erzähltest uns gestern bei einem Glase Wein ganz flüchtig von Deiner schönen
mir nicht, daß mehrfach fein angelegte Pläne geschmiedet, Netze nach mir ausgeworfen wurden, um mich zu fangen, aber ich war auf meiner Hut und gieng nicht in die Falle. Ich habe den Um gang mit Frauen nicht gemieden, für mich war derselbe nicht mehr als eine angenehme Unterhaltung, ein noth wendiges gesellschaftliches Moment.' „Ei. n — junger Mann, Du bist ja auf dem besten Wege, ein vollendeter Weiberfeind zu werden !' scherzte der Oheim. „Da fiel mir ganz zufällig auf einem Spaziergang dieses Bild in die Augen
,' fuhr Aleris fort, ohne den Einwurf des Grafen zu beachten. Sosort fühlte ich: ja, daS war daS Mädchen, das ich lieoen könnte, da6 war das Ideal, das mir in meinen Träumen vorge schwebt, mein Sinnen und Denken erfüllt hatte! Diese heiteren und doch so seelenvoll blickenden Augen, dieses anmuthige Gesicht mit dem so warmen und doch so be scheidenen Ausdruck, dieses schalkhafte und doch harm lose Lächeln — das alles vereinigt sich zu einem Gesamt bild, wie ich es harmonischer mir nicht denken