noch lebte. Jetzt bei den schlech ten Zeiten —' „Wart's doch erst ab!' rief die junge Frau, hielt es aber doch für geraten, ihn nach der Wohnstube zu bugsieren. Es konnte doch passieren, daß er die Gardine hob, und dann war's mit der Über raschung, auf die sie sich kindisch freute, vorbei. Heiterer Sinn. Nach dem Gemälde von ? Saporetti, (Mit Text.) Der Wind, der am Abend noch einigermaßen gemütlich die Gans hin und her pendeln ließ, war zur Nacht zu einem orkan artigen Sturm angewachsen. Heulend fegte
er durch die Straßen, trieb die Passanten vor sich her, als seien sie Federbälle, riß ihnen die Hüte vom Kopf, sie dann mit schier teuflischer Lust hoch in die Luft wirbelnd, manchmal gar ins Wasser. Hie und da wurden Dachziegel herabgeschleudert, Firmenschilder fielen krachend znr Erde, es war geradezu lebensgefährlich. Auch das Haus, in welchem Ringelhahus die Mansarde be wohnten, wurde vom Sturm umtobt, als wolle er es vom Erd boden Wegsegen. Da es noch etwas über die Nachbargebäude hinaus ragte, konnte
er es so recht fassen. Aber wie sehr er auch lärmte, das Ehepaar Ringelhahn schlief den Schlaf der Gerechten. Er schlies stets wie ein Murmeltier und sie heute doppelt süß, da sie von Gänsebraten und Rotkohl träninte, ahnungslos von dem Unheil, welches dem schönen Ge burtstagsbraten drohte. Der baumelte da so recht greisbar hoch oben am Fensterkreuz. Immer toller zerrte der Sturm daran. Bald hob er ihn hoch, dann schleuderte er ihn mit klatschendem Ge räusch an die Hauswand zurück. Es schien, als empfinde
ausge führt, über die Mauer des Nachbarhofes hin weg und ließ sich mit dumpfem Aufschlagen, wie ermüdet von der An strengung, in der geschütz ten Ecke eines vorsprin genden Balkons nieder. Und weiter raste der Sturm. Herr Ringelhahn stand schon in der Küche nnd putzte seine Stiefel, als Frau Ringelhahn ange stürzt kam; sie hatte, zum erstenmal während ihrer Ehe, verschlafen. Ihr erster Gedanke beim Erwachen galt der Gans; nun würde er sie doch gesehen haben! .Ach, Mann
, das sollte doch eine Überraschung sein!' rief sie. „Was denn?' „Na, du hast sie doch gewiß gesehen.' Sie eilt an das Fenster, der Sturm ist gegen Morgen ein wenig schwächer geworden, die Strippe weht melancholisch hin und her, doch die Gans ist fort. „Emil!' ruft Frau Ringelhahn vorwurfsvoll. „Na, was denn?' „Ach geh, du hast sie versteckt!' „Ich versteh' dich nicht! Was soll ich versteckt haben?' „Aber, aber — ich hatte sie doch hier angehängt.' Und aus einmal von fürchterlicher Ahnung erfaßt, reißt sie das Fenster