ich werde es unseren Krauskopf lehren,' frohlockte Martha, „und hübsch bedacht sein, daß er ohne Stocken spricht, damit der Eindruck nichts verliert.' „Wohlan, so reisen wir am nächsten Dienstag ab. Am Schlüsse der Woche wollen wir wieder hier sein.' Robert Gerwig saß in seinem Arbeitszimmer und blickte nach denklich auf die Straße hinab. Er hatte eben flüchtig die Bilanz gezogen und war zu dem betrübenden Ergebnis gelangt, daß seiner Gattin und Tochter so gut wie nichts zum Leben bleiben würde, falls er die Augen
Augen blickten keck und unschuldsvoll in die Welt. Geraden Weges schritt die liebliche Kleine auf Robert Gerwig zu, 'ah ihm lächelnd in die Augen und plapperte dann nach Kindesart.- „Zu deinem heut'gen Wiegenfeste Wünsch' ich von Herzen dir das Beste Nnd biete als Geschenk dir dar Mein kindlich Herz, mein Augenpaar, Die Locken hier, mein ganzes Ich O, lieber Großpapa, nun sprich! Willst du die kleine Hedwig halten? — Sieh, meine Händchen will ich falten Und bitten dich i ,O, sei doch gut, Verstoße
, in die Arme seines alten, kranken Vaters zu eilen.' „Das ist nicht nötig, lieber Papa,' sagte Hedwig, die herab rollenden Thränen trocknend. „Da sind Deine Kinder!' „Vater, lieber Vater!' schallte es von der Thüre, in deren Rahmen Kurt, Martha, und Frau Gerwig sichtbar wurden, „bin ich wieder Dein Kind, darf ich Dich in meine Arme schließen?' Robert Gerwig war keines Wortes mächtig, er öffnete seine Arme, in die Kurt, laut weinend, eilte. Der verstoßene Sohn kniete vor dem Vater, und der versöhnte Greis
verbarg schluch zend sein Gesicht in den dunkelblonden Locken seines Kindes. Es war ein Bild, wie es ergreifender nicht gedacht werden kann. — Allmählich löste sich der Bann, den Schmerz und Freude um die Herzen gelegt hatte, und nun schloß Robert Gerwig auch Martha, seines Sohnes Gattin, in die Arme und bat sie, zu vergessen, was er einst gesagt.' „Zu vergessen, lieber Vater, habe ich nichts,' sprach Martha sanft und ihm zärtlich die Wangen streichelnd. „Ich wußte, daß das Herz bei jenen Worten
nicht beteiligt war, und darum schied ich damals mit dem sesten Vorsatz, wiederzukommen, wenn auch erst nach vielen Jahren.' „Der Haß macht blind, meine Tochter,' sagte Gerwig. „Die besten Freunde läßt er uns verkennen und uns den Feind fiir einen lieben Freund halten.' „Vergessen sei,' sprach Kurt, „was hinter uns liegt; ein neues, glückliches Leben sei begonnen.' „So sei es,' stimmte Robert Gerwig ein, „und ich beginne es, indem ich diesen kleinen Engel auf einige Zeit ganz in Beschlag nehme.' Abermals hob