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Pagina 15 di 20
Data: 22.06.1904
Descrizione fisica: 20
Stimmung. Der „xenius loei' Heidelbergs ist ja immer „feucht', und beim „Seppl' zumal pflegt er sich geradezu triefend zu zeige«. Wir nahmen nach kurzem Gruße an unseren Tischen Platz und waren mit der Auswahl des Abendessens beschäftigt, als ich Plötz lich am Tische hinter uns das Wort „die schöne Amerikanerin' fallen hörte, dem ein schallendes Gelächter folgte. Richard erhob sich sofort, trat in völliger Ruhe an den Sprecher heran und bat ihn zu kurzer Rücksprache heraus. Wenige Minuten

darauf schon kam er zurück und sagte mir leise, daß er deu Sachsen auf „Schläger ohne Binden uud Bandagen' kontrahiert habe, und daß die Men sur an dem nächsten Mensurtag — dem letzten in diesem Semester, Wie ich schou sagte — steigen könne. Ich nickte befriedigt. Richard war als der beste Schläger Heidel bergs bekannt; sein Gesicht war frei von Narben und Schmissen, nur einige leise „Tipser' verrieten, daß er nicht von der blanken Waffe verschont geblieben war. Über den Ausgang der bevor stehenden

hatte. Der Sachse würde seinen Denkzettel bekommen und damit die Sache aus sein. Richard erzählte seiner Braut von dem Renkontre. „Es freut mich,' sagte er, „daß ich für dich, mein gutes Mäd chen, auch einmal mit der blanken Waffe eintreten kann.' Sie schmiegte sich an ihn. „Wenn dir etwas zustößt, Richard —' Er lachte. „Mir? Sei ruhig, Schatz, mir passiert nichts!* Ju ihren Augen leuchtete es auf. „Ich will dir etwas schenken, Richard,' sagte sie, „daß du ge feit bist gegen jeden bösen Hieb

.' „Und was soll das sein, mein gutes, kleines Mädchen?' „Du wirst es sehen; komm heute nachmittag zu mir! Dann sollst dn es haben — nnö Glück soll es dir bringen.' Als Richard am Nachmittag wiederkam, reichte ihm Ellen mit strahlendem Lächeln eine blanke Mensnrklinge aus prachtvollem Toledauer Stahl, die sie bei dem Waffenschmied gekauft hatte, der uus die Mensurklingen lieferte. Sie hatte anfänglich einen ganzen Schläger haben wollen; doch der kundige Thebaner hatte ihr aus einandergesetzt, daß das Schlagen einer Mensur

mit eigenem Schläger unzulässig sei, und daß höchstens eine eigene Klinge be nutzt werden dürfe, die daun in den üblichen Korb eingeschraubt werden müsse. So hatte denn Ellen die Klinge allein erstanden und überreichte sie nun Richard. Als dieser sein Auge über den blauken, haarscharfen Stahl gleiten ließ, siel sein Blick auf die oben am Heft eingravierten Worte: „Gott schütze dich!' Darunterstand das Datum des kommenden Mensurtags. Er zog seine Braut an sich und küßte sie. „Du bist lieb, mein gntes

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Pagina 22 di 24
Data: 20.01.1900
Descrizione fisica: 24
, die sie in ihrer Hand hielt, den Draußenstehenden von oben bis unten gemustert, fügte sie hinzu: „Aber zu sprechen ist der Herr Pastor nicht.' „Der Herr Pastor wird mich schon empfangen,' sagte der Wan derer mit ironischem Ton. „Melden Sie ihm nnr meinen Namen — Richard Steger.' Sie ging und kehrte im nächsten Augenblick zurück. „Wollen Sie eintreten,' sagte sie zu ihm und leuchtete mit der Lampe voran. Aus dem Flur kam ihm der Bruder im langen Schlafrock entgegen. „Gustav!' „Richard!' Der Pastor ergriss den Bruder

bei der Haud und sah ihm einige Sekunden prüfend in das Gesicht. „Ich freue mich, daß Du da bist; möge der Herr Deinen Eingang segnen,' sagte er. Richard trat in das Studierzimmer seines Bruders und stellte Nch an den Ofen, während Gustav draußen einige Befehle gab. Dann trat auch er ein und stellte sich vor den Ankömmling. „Ja, ich bin da, Brnder,' brach Richard das peinliche Schwei gen; in keinem guten Auszug . . „Sonst wärest Du auch noch nicht gekommen, nicht wahr?' fragte der Pfarrer. „In der That

, ich bewundere Deinen Scharfsinn, Bruder,' ant wortete der Wanderer ironisch. „Dein Hochmut lebt noch immer!' sagte Gustav unwillig. „O nicht doch! Daß ich hier bin, beweist das Gegenteil. Ach, ich . . . ich bin da . . . ein gebrochener Mann! Wie reich, wie stolz war ich einst! Und jetzt ist alles vorbei!' Richard ließ sich auf einen Stuhl sinken und starrte düster vor sich hin. „Ist Dein Sinn gebrochen, so wird es besser mit Dir werden; der Herr führt seine Schafe dnrch das Unglück zu seiner Herde

.' „Seine Schase!' lachte Richard bitter auf. — Dann erhob er sich stolz nnd sagte: „Bruder, ich habe nichts zu bereuen! Ich wüßte nicht, daß ich schlechter gewesen wäre als andere, die ganz allein sich und ihrem Vorteil lebten. Und was das Unglück betrifft, so beweist das nicht, daß ich schlechter war als > andere, sondern nur, daß ich dümmer war, weil ich mich auf meinen Vorteil nicht verstand!' „Das ist der Hochmut, der aus Dir spricht, Richard!' entgeg- uete der Geistliche. „Du hast es hundertmal

! Banne den Hochmnt, der Dich in die Irre führte und Dich anch jetzt noch hindern will, auf den rechten Weg, den Weg des Gehorsams und der Selbsteutänße- rung zurückzukehren. Vor dem Spender aller Gabe gilt kein Stolz!' „O, ich könnte auch anders reden,' bemerkte Richard sarkastisch, „und dann spräche allerdings nicht mehr der Stolz, sondern der Hunger aus mir!' „Du sollst satt werden, Du sollst alles haben, aber Du sollst ein brauchbarer Mensch werden! Beuge Deinen Stolz! Verstehe den Äink

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Pagina 20 di 22
Data: 12.11.1904
Descrizione fisica: 22
wie er obendrein wußte, eine beträchtliche Summe Geldes bei sich trug, auflauern, ihn ermorde» und berauben werde. Und war er, Martin, nicht Halbswegs schnld daran? Er hätte der Aufforde rung des wildfremden Menschen, mit ihm zn trinken, nicht nach kommen, sondern pflichtgemäß seinen Weg fortsetzen sollen. War es nicht ein entsetzlicherGedanke, daß Richard, der kräftige, blühende Mann, ahnnngslos einem grausamen Schicksal entgegenging, das ihn für ewig stumm, sein Weib zur Witwe, seine zarten

, als es seine Kräfte gestatteten — es galt ja ein Men schenleben, das Leben eines Familienvaters, der den Seinen er halten bleiben sollte. Aus halbem Wege erfuhr er, daß Richard vor kurzer Zeit vor- nbergekommen sei und die Richtung nach der Hohlschlucht ein geschlagen habe, weil das näher war als die große Landstraße. „Ja, näher,' dachte Martin mit stillem Bangen, „aber anch gefähr licher, und da Richard bereits einen Vorsprung hat, wird es mir unmöglich seiu, ihn einzuholen.' Es gab nur ein Rettnngsmittel

. Wenn er den schmalen, un wegsamen Fußpfad benutzte, der quer durchs Gehölz lief, so konute er die Schlncht vielleicht vor Richard erreichen uud ihn dann warnen. Mit Aufbietung aller Kräfte schritt er weiter, immer das Bild der jungen Fran vor Angen, die in so banger Sorge um den Gatten schwebte. Schweißtriefend gelangte er endlich an die Schlucht. Es dunkelte bereits; alles ringsumher war totenstill, und nur der Moud, über den von Zeit zu Zeit leichte Wolken schatten glitten, wars sein bleiches Licht

aus die romantische Gegend. An dem halbzerfallenen Gemäuer einer alten Burg, zwischen Fels gestein, das von dichten Büschen umsäumt war, führte der Weg, auf den weit und breit kein menschliches Wesen zu erblicken war. Seltsam beklommen blieb Martin am Eingang der Schlucht stehen. Nach seiner Berechnung konnte Richard noch nicht vor über sein. O, wenn es ihm nur geläuge, den Ahnungslosen zu warnen, ihn zn bewegen, umzukehren und der Landstraße zu folgen. Da war Sicherheit, da würde ihn der Bnbe nicht anzu fallen

um sich. Da endlich hört er Schritte — das wird Richard sein. Gott sei Dank! Nun kann er ihn doch warnen. Er tritt aus dem Schatten des Gebüsches vor? er sieht die Gestalt eines Mannes, dessen Gesichts- ziige sich in dem unsicheren Schein des Mondes nicht erkennen lassen und — ein Schuß, eiu Aufblitzen — mit leisem Stöhnen sinkt Martin zu Boden. Der andere springt in wilder Hast ans ihn zu, doch iu demselben Augenblick taucht ein großer, kräftiger Mann neben dem Mörder aus, der zu seinem Schrecken erkennt

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Pagina 16 di 22
Data: 06.03.1914
Descrizione fisica: 22
. „Diesem mutigen Mädchen habt ihr dies zu verdanken. Nun geht und tut eure Schuldigkeit', sagte der Graf zu den sich nun langsam entfernenden Taglöhnern. Der Graf und Lisa begaben sich wieder ins Schloß, doch dieser Tag und die mutige Fürsprecherin wurden im ganzen Dorfe nie vergessen. Auch Richard Werenbold erfuhr davon. Sein Auge leuchtete voll freudigen Stolzes, sah er doch, daß seine Lisa ein edles, menschenfreundliches Herz besaß. Der nächste Tag brachte wieder heftiges Regenwetter. Lisa war heute

nicht sehr erbaut darüber. Sie hatte gestern den Ge liebten nicht sprechen können. Sollte auch heute der Regen ihren Ausritt verhindern. War sie jedoch gestern mutig für andere eingetreten, so wollte sie heute auch für ihr Glück eintreten und dem Großvater von ihrer Liebe sprechen. Wie der Wind heute durch die Bäume fuhr, wie der Regen iiiederklatschte. Von der Mutter ist kein Schreiben gekommen. Zollte auch sie ihren Herzenswunsch nicht billigen? Lisa hatte der Mutter von Richard Werenbold berichtet

zuckte sie zusammen, ein Erlebnis trat in ihr Gedächtnis, deiner der Fermonds, die da so ruhig auf sie herniederschauten, keiner glich dem finsteren Großvater. Beinahe wäre Lisa ein Ruf des Erstaunens entschlüpft. , Richard', flüsterte sie leise. War es nicht, als ob er selbst nach ihr blickte mit den schönen dunklen Augen, den lieben Zügen und dem sonnigen Lächeln um die frischen Lippen. Wie kam sein Bild hierher? „Fräulein Lenchen, wie kommt ein fremdes Bild hierher?' „Ein Fremder?' entgegnete

. Sie war keine Fermonds. Der Großvater ist kein Graf! In Lisas Ohren brauste es. Und Richard ihr Liebster! War es denn möglich? Solch ein Verhängnis muß sie treffen. „Was ist Ihnen, Fräulein Lisa, einziges, liebes Fräulein, so sprechen Sie doch', sagte Fräulein Lenchen und umfaßte die halb ohnmächtige Lisa. „Die modrige Luft ist nichts für Sie, kommen Sie, wir gehen hinaus.' Lisa ließ sich willig hinausführen. Sie hatte nur den einen schrecklichen Gedanken, daß der Großvater eine Schuld begangen

, wie soll ich es ertragen. Mein Leben ist dahin. Mein Glück vernichtet. Und ich liebte dich so, daß ich mein Leben für dich lassen könnte. Nun, jetzt ist es ja so weit. Richard, ich bringe euch das Verlorene wieder, wenngleich auch fast ein Lebens^ alter inzwischen verstrichen ist.' All dies nimmt sich das junge Mädchen vor. Wie Lisa indes hinuntergeht und einem Diener befiehlt, ihr Reitpferd zu satteln, ist ihr so schwer und bange vor dem furchtbaren Schritt, den sn unternehmen will. Robert blickt etwas erstaunt

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Pagina 15 di 20
Data: 28.01.1905
Descrizione fisica: 20
Walden vor einem der Bilder stehen sah. überrascht, die beiden Herrn hier und in so vertraulicher Weise beieinander zu finden, nnd gefesselt von Richard Waldens Erscheinung, die mir in den Strahlen der scheidenden Sonne schöner erschien denn je, vergaß ich, die Por tiere wieder fallen zu lassen. Da plötzlich hob Benno an zn sprechen, und seine Stimme klang mild durch den ernsten, feierlichen Raum. „Wohin Wäre es mit mir gekommen, hätte ich dich nicht ge habt? Und was wäre aus meiner Mutter

geworden? Richard — wieviel bin ich dir schuldig; du bist mir mehr gewesen wie ein Freund — mehr als ein Brnder. Willst du mir von nun an Ver trauen schenken? Richard, willst du?' „Was ich für dich getan habe, Benno, geschah um unserer Freundschaft willen, nnd so lange ich lebe, werde ich dir zur Seite stehen, aber — aber —' „Aber mir Vertrauen schenken ist schwer,' unterbrach ihn der andere in niedergeschlagenem Ton. „Ja,' klang es kurz und leise von Waldens Lippen. „Ich weiß

, daß ich ein leichtsinniger, verschwenderischer Mensch gewesen bin, weiß, daß ich zu mancher Sorge, manchem Kummer Anlaß gegeben habe; die Scham nnd Reue über diese Erkeuutnis haben mich zuweilen fast getötet. Richard, Frennd, laß mich dir jetzt schwören, daß ich meine Mutter uie mehr verlassen werde. In meinem ganzen leichtfertigen Leben habe ich das noch nicht ge schworen. Ich habe es versprochen — ja, wie oft, aber geschworen nie, Richard, höre mich!' „Nein, nein!' wehrte dieser. „Doch, du mußt mich hören

wiederzugeben. Das Bild wurde unter ihrer ge schickten Hand ein kleines Kunstwerk. Ich hatte denselbeu Vor wurf gewählt, muß aber gestehen, daß meine Wiedergabe in Zweifel ließ, was sie eigentlich vorstellen sollte. Das Bild glich mehr einem Seestnrm, wie Vera meinte. Ich war schon am frühen Morgen nach „Waldenheim' ge kommen. Benno von Renting hatte mich begleitet und war da»» mit Richard Waldeu auf die Jagd gegangen. Leider muß ich bekennen, daß ich mich zu jener Zeit nicht so glücklich fühlte

, daß ich Richard Walden mit der ganzen Glnt meines Herzens liebte? Ich glaube, ich liebte ihu gleich am ersten Tage, da ich ihn sah, als er mich ans dem Bahnhof traf und nach dem „Klosterhof' brachte. Jedenfalls diente alles, was ich von ihm sah, alles, was ich von ihm hörte, dazu, meiue Bewunderung für ihn zu steigern; nnd als die Bewnndernng allmählich in ein tieferes, wärmeres Gefühl überging, wußte ich, daß ich Richard Waldeu von gauzer Seele liebte und bis ans Ende meines Lebens nicht aufhören Würde, ihu

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Pagina 14 di 20
Data: 22.06.1904
Descrizione fisica: 20
sonst nur vor den Mitgliedern des 8. 0. die Kappe abnahm und noch abnimmt, so wird man ermessen, welche Ehre der Miß Ellen Waidworth durch solche Tat Widersuhr. Ich weiß nicht mehr, bei welcher Gelegenheit Richard die schöne Ellen kennen gelernt hat. Irgendwo in einer Familie muß es ge wesen sein, aber seit der Stnnde war der gute Junge wie umge wandelt. Er erschien unpünktlich auf der Kneipe und zu sonstigen offiziellen Gelegenheiten, stand oft minutenlang in tiefes Sinnen verloren, und weuu ihm einer zutrank

und ihm den alteu Spruch zurief: „Schwingt Ihr den Becher noch wie snnst?', so geschah es dann oft, daß die prompte Autwort „Wie snnst!' ausblieb und der gute Richard nur gedankenvoll in seinen Humpen starrte. Na türlich sah uuter solchen Umständen bald ein jeder, wie des Herzens Glut dem guten Jnngen schon durch die Weste brannte; nur über diejenige, die diese Glnk angesacht hatte, waren wir alle im un klare«. Wir rieten dahin und dorthin, mußten uns aber immer bald überzeugen, daß wir auf der falschen Fährte

gewesen waren. In den letzten Wochen war es uns allen aufgefallen, daß Richard ziemlich oft ganze Nachmittage abwesend war; wenn nnser Korps irgendeinen Ausflug uuternahm, suchte er sich unter allen möglichen Vorwäudeu von der Teilnahme daran zu befreien. Es hatte oft darüber ziemlich scharfe Debatten gesetzt. Man warf ihm sogar Lauheit und Interesselosigkeit für sein Korps vor; aber alles Reden änderte nichts daran, daß er nach wie vor ganze Nach mittage in der geheimnisvollsten Weise verschwunden blieb und sich erst

über die Eugelswiese bis hinab zu dem tiefen Tal der Hirschgasse. Und der ganze Hang des Berges geschmückt mit Weingärten, Obstplantageu, schmucken, beflaggten Villen, nnd all diese Pracht sich spiegelnd in den blauen Wellen des leise fließen den Neckars — o Alt-Heidelberg, du Jungbrunnen für so manches müde Herz, wer könnte deine Schönheit aussingen? Endlich zog ich Richard sauft auf das Sofa nieder. „Nun aber erzähle, mein Juuge, wie kam das alles?' „Wie alles kam? Du sollst es wissen. Schon oft waren wir, Ellen

um ihre Einwilligung gebeten, und ich bin mein eigener Herr.' Richard war Waise. Mit herzlichem Glückwunsch drückte ich ihm die Haud. Es kamen Wochen des höchsten Glücks für Richard. Elleus Eltern, sehr vermögende amerikanische Grundbesitzer, hatten ihre Einwilligung zu dem Verlöbnis gegeben uud waren selbst aus einige Wochen nach Heidelberg gekommen, um sich des Glückes ihrer Kinder zu freuen. Richard sollte sein Examen macheu — er studierte Medizin — dann stand der Hochzeit nichts mehr im Wege. Wir lernten

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Pagina 15 di 20
Data: 20.03.1914
Descrizione fisica: 20
Vergessen ist der Großvater, dessen Schuld sie entzweit. Ihre Liebe ist so groß, daß sie auch jedes Hindernis, jede Schuld Über drücken kann. Unter Tränen lächelnd blickt Lisa zu dem Geliebten auf. „Und du kannst vergeben und vergessen, vergessen —' „Still, still, mein Herz'. Richard verschließt ihr den Mund int einem langen Kuß. „Ich liebe dich, Lisa, und du, du bist doch keine Schuldige.' Dankbar schaut Lisa zu ihm auf, ergreift seine Hand und drückt /inen Kuß darauf. „Nicht, das darfst

du nicht', wehrt Richard. „Lisa, mein Lieb, nein Leben, ich konnte ja nicht ohne dich sein. Der Vater schickt mich, um dich zu holen. Du wirst wieder einziehen in Schloß Fermond. Einziehen als mein geliebtes Weib, als meine kleine Lisa, die so mutig für die Wahrheit gekämpft und ihr eigenes Ich, yr ganzes Glück dafür opferte. Ich nehme das Opfer nicht an, Lisa, du mußt wieder in deine einstige Heimat zurückkehren.' „Richard, Richard, wie gut, wie edel dir bist', sagte Lisa, und chre Tränen flössen reichlicher

. Das Weh, das die zwei Jahre ihr Herz fast empfindungslos für die Außenwelt gemcktht, schmolz .ml diesen Tränen, und ein Glücksgefühl erfüllte ihre Seele.' „Und du hast mit der Mama gesprochen. Du bist also jener Mann, der so dringend die Mutter zu sprechen wünschte. Richard, me ist es nur möglich. Wie kann dein Vater hierzu sein Einver ständnis geben? Statt daß ihr uns hasset und verachtet, überhäufst du mich mit deiner Liebe.' . „Das Unrecht ist nicht mehr vorhanden', sagte Richard. „Dein Großvater

ist tot, die Schuld ist gesühnt, und mein Vater ist ein .zrvßer, guter Mann. Er kann vergeben und vergessen. Darum sei auch du groß, meine Lisa, und gib mir mein Glück wieder, oas du mir seit deiner Flucht aus dem Schlosse genommen hast.' „Mein Leben gehört dir', sagte Lisa ergriffen. „Ja, ich folge dir, und mein Bestreben wird sein, das an euch verübte Unrecht tvieder, soweit ich dies vermag, gutzumachen.' „Liebste, ich danke dir', entgegnete Richard und küßte Lisa. „Komm nun zu deiner Mutter

. Wir wollen beraten, wie wir die Sache arrangieren, denn lange wartet dein Richard nicht mehr. Wir brauchen keine lange Verlobung, schon in wenigen ^ Tagen kann unsere Hochzeit sein.' „Tu hast es eilig', sagte das junge Mädchen lächelnd und schaute glückselig zu dem Manne an ihrer Seite auf. Dann faßte sie seine Hand, und wie zwei glückselige Kinder stürmten sie in das Haus und zur Gräfin, die tiefbewegt ihren Bund segnete. Die Beratung der beiden Liebenden mußte sehr erfreulich ausgefallen sein, denn kaum

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Pagina 20 di 22
Data: 02.04.1904
Descrizione fisica: 22
noch aufrecht erhalten. Ich bitte dich, Marie, geh' und lege dich schlafen.' Sie machte abermals eine verneinende Geste. „Ich hätte doch keine Ruhe,' sagte sie. Sie saßen nun eine Weile schweigend einander gegenüber. Die kleine Patientin warf sich unruhig in ihrem Bettchen herum und ächzte leise. Frau Marie nahm ein Porzellan-Büchschen und rieb der Kleinen die juckende» Stellen des Körpers mit einer weißen Salbe ein. Auch Richard Sander hatte sich erhoben. „Sie hat immer noch starkes Fieber,' sagte

er und legte der Kranken seine Hand auf die Stirn. Merkwürdig, das Ki??d fing an ruhiger zu werden. Es war, als wenn ihm die Hand des Vaters Kühlung brächte. Nach Mitter nacht schlug sie auf einmal die Augen auf und verlangte zu trinken. Richard Sander bengte sich zu ihr hinab. „Lottchen!' sagte er mit vor innerer Bewegung zitternder Stimme. Sie erkannte ihn sogleich; ein schwaches Lächeln irrte um ihre Lippe«. „Papa!' flüsterte sie uud sank wieder kraftlos in ihre Kissen zurück. Frau Marie sah

mit aufstrahlenden Augen zu ihrem Gatten hinüber. „Sie hat dich erkannt,' sagte sie freudig. Er nickte. Seine Hand lag noch immer auf der Stirn der Patientin. Das Fieber schien wirklich nachzulassen, wenigstens atmete das Kind rnhiger. „Willst du dich nicht hinlegen, Marie,' begann Richard Sander abermals. „Du hast dich über deine Kräfte angestrengt. Du be darfst wirklich der Ruhe.' Es war, als wenn der bittende, mitleidige Ton seiner Stimme sie unangenehm berühre. Sie zog die Stirn in Falten und sah starr

und eilte ein paar Schritte auf sie zu. „Ach, Marie!' rief er, von seinen Gefühlen hingerissen. „Ich —' Aber sie öffnete rasch und verschwand im Nebenzimmer, noch bevor er aussprechen konnte. Die Nacht verlief leidlich. Ein paarmal gab Richard Sander seinem Töchterchen zu trinken und auch mit der Salbe rieb er wiederholt ihren schmerzenden Körper ein. Schon um sechs Uhr erschien Marie wieder. „So nun lege dich nieder!' sagte sie. „Ich habe ein Zimmer für dich zurecht machen lassen. Auch das Frühstück

steht bereit.' „Und du?' „Ich habe schon eine Tasse Kaffee getrunken. Wie steht's mit Lottchen?' Er berichtete. Sie standen dicht nebeneinander, zu dem Kinde sich hinabbeugend. Sie zupfte dem Kinde die Decke zurecht, er strich über die Stirn der kleinen Schläferin. Ihre Hände berührten sich. Hastig richtete sich Frau Marie empor und trat von dem Bett zurück, ihr flammendes Gesicht verbergend. Richard Sander seufzte leise. Frau Marie machte sich an dem Tisch zu schaffe» und bereitete frische Zitronen

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Pagina 14 di 20
Data: 20.03.1914
Descrizione fisica: 20
dich erfreuen kann? Wenn es in meiner Macht steht, so soll es dir werden.' „Vater!' rief Richard außer sich vor Freude über diese Worte. „Vater, wenn du meinen Wunsch erfüllen würdest, ich wäre der glücklichste Mann auf Erden.' „Wie tragisch das klingt! Wahrlich, daß du nun auf dem Erbe deiner Väter hausest, ist dir wohl gar nicht genug.' „Gewiß, Vater, -ich bin glücklich, daß ein solches Unrecht an den Tag kam, obwohl ich mich auch als Richard Werenbold nie mals zu beklagen gehabt

, schon lange, ehe das Verhängnis herankam. Sie ist unschul dig an der Handlungsweise des Großvaters und seiner Mutter. Haben wir nickt vielmehr ihr alles zu danken? Sie hat die Wahr heit bekannt. Die Wahrheit, die ihre ganze Familie gestürzt hat.' Einen Moment ist es still zwischen den beiden. Der alte Graf ist tief erblaßt, während Richard das Haupt senkt, da er eine Enttäuschung nicht verbergen kann. Des Vaters Schweigen sagt ihm, daß sein Wunsch keinen freudigen Widerhall im Herzen des Grafen

der Graf lächelnd. „Dann also frisch ans Werk. Wir wollen umkehren, denn ich sehe, du hast heute nicht die gewohnte Freude an unserem Ritt.' „Lieber Vater, wie danke ich dir', sagte Richard, und beide Herren sprengten wieder ins Schloß zurück. Am Nachmittag fährt der gräfliche Wagen den jungen Grafen zur Bahn. Nachdenklich blickt Asta von Riska dem sich rasch ent fernenden Geführt nach. Was mag d e plötzliche Abreise des Grafen zu bedeuten haben, nachdem er erst gestern davon sprach, daß er erst

aufblickt und nach der eintretenden Mutter schaut. „Was zerstörst du hier für Briefe, Lisa?' frug die Gräfin, auf ein Bündel Briefe zeigend, die Lisa eben im Begriffe war. zu zerreißen.' „O Mama, frage nicht', sagte Lisa ernst. „Das Letzte, das mich noch an die Vergangenheit erinnert, will ich beseitigen Es sind Briese von Richard Fermond.' „Ah' — langsam sagt es die Gräfin, während ein jähes Roi in ihr feines Antlitz trat. Gräfin Adelaide ist blühender und schöner geworden, selbst des Großvaters Tod

. Nun war auch diese Hoffnung erloschen. -Richard liebte sie nicht mehr. Ja er gedachte ihrer wohl in hef. tigem Zorn — ihr, der Enkelm des Mannes, der seine ganze Familie fast ein Lebensalter hindurch betrogen und bestohlen hatte. War es nicht recht und billig, auch sie mußte Strafe leiden für das, was der Großvater verschuldet. Und die Mama, sie war auch nicht glücklich gewesen. Heißt es nicht in der Bibel, daß die Sünden der Väter heimgesucht werden bis ins dritte und vierte Glied. Bei ihnen hat es sich bewahrheitet

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Pagina 6 di 8
Data: 26.07.1941
Descrizione fisica: 8
Seite 6 — Folge 55 „Lienzer Zeitung' Samstag, 26. Juli 1941 20 tienzer bei den Wagner-Wspielen Schaffende Volksgenossen erleben als Säfte des flchrers Vapreutli K- Lienz, 25. Juli. 6VV Kärntner durften in der letzten Woche als Gäste des Führers an den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth teilnehmen. Auch eine Anzahl schaffender Volksgenossen aus dem Kreis Lienz konn ten die Fahrt mitmachen. Diese Tage waren für alle Teilnehmer ein unvergeß liches Erlebnis. Dienstag abend geht es von Lienz

werden alle. Wir haben während der Fahrt das Textheft für die „Walküre' bekommen und leben nun schon so ganz in der Welt Richard Wagners. Endlich find wir in Bayreuth! Der Wet tergott ist zwar nicht sehr gnädig, aber das macht diesmal nichts aus. Am Bahnhof empfängt uns die Musik eines Infanterie regiments, und von da an läuft alles so genau und programmgemäß ab, daß man nur staunen muß über diese Organisation, die trotz des Krieges wahre Wunder voll bringt. In der alten Markgrafenstadt Bayreuth Am Ausgang aus dem Bahnhof erhält

kennenzulernen. Ich habe manche alte Stadt gesehen, aber ich muß sagen, daß noch keine ein fo wundersam geschlossenes künstlerisches Bild zeigte wie diese alte Markgrafenstadt. Alles prangt in festlichem Fahnenschmuck. Alle Bau werke, sowohl die alten als auch die neuen, fügen sich so schön zusammen und geben ein so einheitliches Bild, daß man sofort sieht: diefe Stadt hat Kultur, hier hat keine unkünstlerisch-liberale Zeit dazwischen gehaut. Am Grabe Richard Wagners Nach einigem Umherfragen finden

und stehen dann am Grab des Größten, dem diese Stadt Heimat war: Richard Wagner. Heilige Ruhe herrscht hier und ergriffen fühlt man den Hauch des Genies. Die Inschrift an Richard Wagners Wohn haus lautet: „Hier, wo mein Wähnen Frieden fand, Wahnfried fei dieses Haus von mir genannt'. Es gäbe noch viel zu sehen in dieser Stadt. Draußen am Friedhof die Gräber Hans Schemms, Houston Stewart Cham- berlains, Franz Lifzts, Jean Pauls und mancher anderer Großen. Dann das Opernhaus

und manches andere. Aber zu allein reicht die Zeit nicht und einiges wol len wir auch noch für den kommenden Tag uns vormerken. So geht es zum Abend essen und nach einem kurzen Abendspazier gang beenden wir den ersten Tag. Das größte künstlerische Erlebnis Der zweite Tag unseres Bayreuther Aufenthaltes steht ganz im Zeichen Richard Wagners und feiner „Walküre'. Vormit tags haben wir in der Ludwig-Siebert-> Festhalle einen Einführungsvortrag durch Professor Daube. In ganz wunder voller Weise versteht es Professor Daube, Sinn

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Pagina 18 di 24
Data: 18.02.1905
Descrizione fisica: 24
saß uud ihr vorlas, schlenderte ich au der See entlang, den prächtigen Soniieuuntergang beobachtend. Richard war nach dem „Klosterhof' gefahren, uud wir erwarteten ihn erst am näch sten Morgen wieder zurück. Welle aus Welle kam schänmeud heraugebraust, uud iu das uie ermüdeude immer großartige Schauspiel hinausblickend, setzte ich mich auf ein vorspringendes Riff. Ein einsames Mädchen am ein samen Meeresstrand — außer einigen Möwen, die über das Wasser flogen, das einzige lebende Wesen inmitten

einer weiten Ode. Die Einsamkeit, die mich umgab, kouitte nicht trostloser sein als die, welche in meinem Innern wohnte nnd mich so schwer dar- »iederdrückte. Die Augen weit über das Meer hinschweisen lassend, die Arme um die Knie geschlnngen, ties in Gedanken versnuten — so fand mich Richard Waldeu. Ich hatte feine Schritte nicht vernommen — der weiche Sand hatte sie gedämpft. Seine Hand legte sich auf meine Schulter, uud erschrocken wendete ich den Kops. „So iu Träumen, Christine?' sagte er lächelnd

er, mir for schend in das traurige Gesicht blickend. „Bera sagte mir, Sie seien ausgegangen, und da glaubte ich, ich würde Sie aus der Esplanade finden.' „Ich hasse die Esplanade!' rief ich nnfrenndlich. Es begann zu dämmern, der Himmel war wie in Purpur ge taucht, ein oder zwei Sterne blinkten zu uns nieder, nnd das Meer brauste mächtiger — die Flut kam. Richard nnd ich standen nns Auge iu Auge gegenüber — zwei dunkle Gestalten nun an einem einsamen Strand. „Sie haben sich in der letzten Zeit

Kops uud vor Glück wild pocheudem Herze» lauschte ich sei»e» Worte». So liebte er mich also doch — hatte mich die ganze Zeit über geliebt! Wie edel, wie hochherzig hatte er sich gezeigt! „Nun?' fragte er drättgeud. „Sie wolle» eine Antwort haben?' fragte ich, den Blick sche» zn ihm erhebend. „Anch ich liebe Sie, Richard.' „Ist es möglich?' ries er jubelnd. Und mit seine» eigene» Worten antwortete ich ihm: „An dein Tage, an dem ich Sie zum erstenmal sah, liebte ich Sie.' Seine kräftigen, schützende

» Arme legte» sich »m mich, nnd seinen lieben Kops an den meinen schmiegend, küßte er mich innig ans den M»»d, und so — Herz au Herz, Lippe au Lippe war all mein Sehueu endlich gestillt. Als Richard meine Pate nm ihre Zustimmung nud ihren Segen zn »nserer Verbindung bat, verweigerte sie nns weder das eine noch das andere, uud bevor der Frühling wiederkehrte, war ich Richard Waldens Frau. Nach »»serer Hochzeit zog Bera i» den „Klosterhos' hinüber nnd wnrde meiner Pate nun bis auf den Name» eine wahre

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Pagina 17 di 22
Data: 06.03.1914
Descrizione fisica: 22
Herr Graf Fermond, und du, Richard, bist der Sohn. Drüben ist euer Heim, aus dem man euch verdrängt hat. Großer Gott, ich kann nicht mehr, es war zu viel. Die Wahrheit ist bitter. Doch nun komme, was kommen mag. Ich habe den Großvater entsühnt, entsühnt von langer Schuld. Und heute noch wird auch er das Schloß verlassen müssen, das Schloß, in das ihr einziehen werdet als die rechtmäßigen Erben und Eigentümer.' „Sie ist nicht bei Sinnen', sagte Herr Werenbold, und auch Richard schien

dieser Meinung, denn ganz entsetzt blickte er auf das junge Mädchen, das da Ungeheuerliches vor ihnen entrollte. „Lisa, ich bringe dich heim', sagte Richard jetzt. „Du fühlst dich nicht wohl.' „Denke nicht, daß ich im Fieber spreche. „Du wirst selbst noch einsehen, daß ich die Wabrheit gesagt. Ich reite nun zurück und werde den Großvater vorbereiten, denn sicher —' Schluchzen unterbrach ihre Stimme — „sicher wird er selbst aufatmen, wenn das Unrecht gesühnt ist. Ich weiß nun, er hat bitter darunter ge litten

und ist ein finsterer und einsamer Mann geworden.' „Lebt wohl, morgen wird sich alles offenbaren. Bleibe, Richard', bat Lisa, als dieser sich anschickte, das junge Mädchen zu begleiten. Den alten Herrn Werenbold überkam eine Schwäche, und seine Frau brachte ihn in sein Gemach. Die Sache hatte den alten Herrn etwas aufgeregt. Wenn das junge Mädchen wirk lich recht behielt? Nein, es konnte nicht möglich sein. Zu großes Unrecht wäre an ihm begangen worden. Den Eltern geraubt, von Fremden auferzogen

und — es war nicht auszudenken. „Beruhige dich, Friedrich', sagte seine Gattin. „Die arme Kleine ist sicher durch des Großvaters Weigerung bei ihrer Wahl auf solch merkwürdige Gedanken gekommen. Es tut mir leid, sie ist ein liebes Geschöpf und liebt unseren Jungen innig. Es ist jedoch ein Verhängnis, daß sich gerade die beiden finden mußten.' Lisa ritt unterdessen wieder ins Schloß zurück, nur mit Mühe hatte sie Richard davon abgehalten, sie zu begleiten. Dieser aber küßte sie ein letztes Mal und sagte: „Lisa, mich trennt

nichts von dir, denn meine Liebe kennt kein Wanken. Was es auch sei, ich kann dich nie vergessen.' „Nie vergessen!' Schmerzlich zuckt es um Lisas Mund. Mor gen wird Richard anders reden, wenn er alles erfährt, und sein Bater wird die Faust gegen den falschen Grafen erheben. Nur nicht denken, nur vergessen, wenn in an so leicht vergessen könnte. Gestern noch so glücklich, und heute — heute eine Verfemte und eine Ausgestoßene. Langsam reitet Lisa durch die regenfeuchte Luft dem Schlosse zu. So schnell sie ausgeritten

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Pagina 24 di 30
Data: 11.08.1906
Descrizione fisica: 30
... auf ihre Schwä gerin, so fuhr es mir durch den Sinn. . . sie weiß um das Bild iu dem Ringe des Toten. Um sie zum Sprechen zu bewegen und um ihre wahre Mei nung zu erforschen, sagte ich möglichst gleichmütig: „Ich weiß je mand, der uns vielleicht nähere Aufklärung geben könnte .. „Und wer wäre das?' „Ein Mann namens Richard Kien .. .' „Richard Kien!' Auf der weißen Stirn der schönen Frau erschien ein kleines Fältchen, ein ganz kleines, das gleich wieder verschwand, aber ich hatte es doch gesehen. „Kennen

Sie ihn?' fragte sie. „Jawohl, ich habe ihn in Sibberton gesehen, wenn ich mich nicht sehr irre!' „Gesehen haben Sie ihn? Das ist unmöglich! Dann wäre es sein Geist. Richard Kien ist vor Jahren gestorben.' „Nein, ich habe Richard Kien in eigenster Person von Fleisch nud Blut gesehen!' „Das ist nicht möglich! Sie wollen mir etwas Vorreden; der Mann zählt nicht mehr zu den Lebenden!' „Woher wissen Sie denn das, Fran Gräfin?' Meine Mitteilung hatte ihr alles Blut aus dem Gesicht ge trieben; aschgran

waren die sonst so roten Lippen, und erst nach längerem Zögern erwiderte sie auf meine Frage: „Weil alle . . . alle, die ihn kannten, genau wissen, daß er gestorben ist.' „Und ich sage Ihnen, Richard Kien hat iu der Gaststube bei Warre gesessen und Bier getrnnken und hat sich nach allen Einzel heiten erkundigt, welche die Familie des Grafen betreffen.' „Das tat er? Sind Sie dessen ganz sicher?' Die zitternden Lippen hatten Mühe, die Worte zn bilden. „Ich habe es mit eigenen Ohren gehört . . „Und wann

auf ihren Rubinschmuck, auf die Flitter ihres Kleides, und tausend Strahlen gingen von der schönen Fran aus. „Sie selbst habeu das Gespräch ja begönne», gnädigste Gräfin. Doch bin ich ganz Ihrer Ansicht, daß wir alles übrige der Polizei überlassen.' „Ja, aber um eius muß ich Sie als Lolitas Freuud — denn Sie wissen Wohl, Lolita hält sehr viel von Ihnen — noch bitten und ein bißchen auch als mein Freund nnd zwar, daß Sie die Rückkehr von Richard Kien ganz geheim halte» uud besonders zu Georg nichts davon sage

, daß es mir sehr peinlich wäre, wenn Georg erführe, daß Richard Kien hier in Sibberton gewesen ist; er darf das dnrchans nicht er fahren . . . weiß außer Ihne» »och jemand nm die Anwesenheit Kiens? Aber ja, Sie sagten ja schon, daß er mit Warre gesprochen. Sie müpen zu ihm gehen und ihm das Versprechen abnehmen, zu niemand davon eine Mitteilung zn machen.' „Ich will Ihren Wunsch erfüllen, aber Lolita hat mir bereits ihre Sorge deswegen mitgeteilt.' „Ja, natürlich, sie weiß ebenso genau

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Pagina 19 di 24
Data: 07.01.1905
Descrizione fisica: 24
sich mir entgegen; die Ju welen daran blitzten im Lampenschein der Kerzen, Der Atem stockte mir beinahe, als ich dachte, wie klei» »lid unscheinbar ich in meinem staubigen Reisekleid vor ihr stand. Jetzt sprach sie, nnd das Eis zwischen uns war gebrochen. Der edle Klang ihrer Stimme har monierte vollkommen mit der Würde ihrer Haltung. „So hat Richard dich glücklich hergebracht,' sagte sie und be gleitete ihre Worte mit einem ernsten, warmen Lächeln. „Sei herzlich willkommen im Mosterhof', Christine

und brünett — und nm ihret willen heiße ich dich von Herzen willkommen,' Während ihrer letzten Worte trat Richard Walden, der noch einiges mit dem Kutscher gesprochen hatte, herein, nnd es entging mir nicht, wie freudig es bei feinem Anblick über Frau vou Reu tiugs Züge glitt. „Ich komme nur herein, um den Damen eine gute Nacht zu wünschen,' sagte er heiter. „Nun ich Fräulein Schirmer wohl behalten abgeliefert habe, sind meine Dienste nicht mehr nötig,' fügte er lachend hinzu. „Sie werde» doch mit nns Tee

» die Pracht eines Jahrhunderts oder mehr noch zurück, uud wie das Entreezimmer, so war anch dieses durch Kerze» matt erleuchtet. Nachdem ich hier eine» Blick ringsum geworfen hatte, ließ meine nur mühsam zurückgedrängte Nengier sich nicht gebieten, „Frau von Renting.' begann ich ängstlich, „wer ist Richard Walden? Warm» kam gerade er mir entgegengereist?' Ihre schmalen Lippen wurden noch schmaler, wie mir schien, und ihre Angen beinahe streng n»ter der gekräuselten Stirn, doch ihre Antwort klang mild

, „Christine,' sagte sie langsam, „Richard Walde» ist mir, was—,' hier stockte sie eine Sekunde nnd wendete das Gesicht ab, „was mein Sohn mir von Rechts wegen sein sollte — mein Berater, mein Beschützer in allem »nd jedem. Ohne Richard Walden würde der,Klosterhos' eine traurige, eine ruinierte Besitzung sein. Er ist meine rechte Hand — er ist Beiinos bester Freund. Aber,' nnd sie bemühte sich, heiter z» rede», obgleich ihr der Schmerz in deu Augeu geschrieben stand, „du bist müde. Morgen sollst du mehr

von Richard Waldeu hören.' „Und wer ist Vera?' snhr ich beharrlich fort. „Vera ist seine Zwillingsschwester, die er sehr lieb hat. Sie leben zusammen in ,Waldenheim'. Und nnn keine Fragen mehr, meiu Kind, Ich kann es wirklich nicht erlauben. Du sollst sofort auf deiu Zimmer gehen.' Sie zog an der Schelle, auf dere» R»f ein einfach gekleidetes Mädchen mit ehrliche», aber mürrischen Zügen erschien. ^Fortsetzung solgt.> <jll, 'ZttUlsÄf.M' Ein nachahmenswerter ^tudentenstreich. Von A. vom Rhein. ^Nachdruck

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Pagina 6 di 26
Data: 08.02.1908
Descrizione fisica: 26
wieder herein. — Matthäus bricht das Eis; hat er keins, so macht er eins. — Schmilz im Februar die Sonn' die Butter, so gibt das Jahr dann spätes Futter. kardinal Richard (Zu unserem Bilde.) Der kürzlich verstorbene Kardinal Richard, Erzbischof von Paris, der als Primas der fran zösischen Geistlichkeit in dem Kampfe des Staates gegen die Kirche eine bedeutende Rolle gespielt hat, war 1819 in Paris geboren. Seine Stu dien vollendete er auf dem Seminar von Saint- Sulpice daselbst. 1845 wurde er zum Priester

als sonst. Ein Schaltjahr, wie das heurige, mit dem 29. Februa! sehnen aber sicherlich diejenigen herbei, die an einem 29. Febrnar das Licht der Welt erblickt lzaben. Denn sie können ja nnr alle vier Jahre einmal Geburtstag feiern, und wenn eine Jahrhundcrtwende dazwischenliegt, dauert es gar acht Jahre. Der Landwirt wünscht sich für den Febrnar viel Schnee, sein Wunsch geht aber meist nicht in Erfüllung. Richard TVagner. Zu seinem ^jäh rigen Todestage. lZu unserem Bilde.) Am 15. Februar sind 25 Jahre verflossen, seit

in Vene dig Richard Wagner starb, und seit zener Zeit hat das Lebenswerk des gewaltigen Meisters im mer festeren Boden in Deutschland uud dem Aus lande gewonnen. Das ist heute so, daß die Deut schen ebensowenig ohne Richard Wagner sein könn ten, wie ohne Goethe, Schiller oder Bismarck. So eminent war die Bedeutung dieses Mannes, der mehr als ein bloßer Dichter oder Komponist war, für das gesamte deutsche Kulturleben. Seine edle, seinsinnige Gattin, Fran Cosima Wagner, die Tochter Liszts, half

ihm getreu beim Aus bau feines Werkes, und noch heute verwaltet sie in Bayreuth die geistige Hinterlassenschaft des wnnderbare» Meisters. Von schwerer Krankheit suchte Wagner im Winter 1883 Heilung an süd lichen Gestaden nnd hauchte dort im Palazzo Ven- dramiu zu Venedig am 13. Februar 1883 seine herrliche Seele aus. Wenige Tage später wurde das, was an Richard Wagner sterblich war, m Bayreuth znr letzten Ruhe gebettet. Die lVitterung im Februar dürste, wenn wii dem hundertjährigen Kalender Glanben

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Pagina 15 di 20
Data: 27.02.1914
Descrizione fisica: 20
—'i- kaum ein paar Stunden zählte, und die andere hat das junge Gräfte in eine andere Wiegen gelegt. Des jung' Gräfle war Ihr Vater. So, nun ist's heraus, und ich hoff, daß Ihr es richtig ausrichtet.' Mit diesen Worten verschwand die Alte, höflich knicksend und das Zeichen des Kreuzes nach dem Schlosse zu schlagend. „Einfältige Person', sagte Richard zu sich. Er wußte, daß die 'kräutersuse allgemein als blöde und altersschwach bekannt war und legte darum auch auf ihr merkwürdiges Geschrei

keinen Wert. „Herr Graf', er lächelte. Sagten sie nicht daheim, er hätte das Aussehen eines Edelmannes. Nun, wenn er auch nicht den Titel besaß, so konnte man ihn dafür halten. Lieber Gott, was lag ihm daran. Richard hing nicht an Rang und Glanz. Bei ihm galt der innere Wert mehr, denn eine Adelskrone. Er gab seinem Pferde die Sporen und ritt in beschleunigtem Tempo dem Vater hause zu. Er hatte Sehnsucht nach dem Vater, dessen Zustand in den letzten Tagen etwas weniger günstig war. Zu Hause angelangt

, empfing ihn sein Schwesterlein freude strahlend. „Komm' rasch zum Vater, er ist wieder viel besser. Eine große Freude steht dir bevor.' Frohbewegt ließ sich Richard von der Schwester zum Vater führen, der selig lächelnd den beiden entgegenblickte, während die Mutter, die bei ihm saß, ein großes Schreiben in der Hand hielt. O, ein Gedanke durchzuckte ihn. Seine Arbeit — sollte sie . inen Preis errungen haben? Ja, er las es in des Vaters, in der Mtter Antlitz. „Junge, ich gratuliere', sagte Herr

Werenbold zu seinem Sohn. .Deine wissenschaftliche Arbeit hat den ersten Preis erhalten.' „Herrgott, das Glück', sagte Richard, tief atmend. Seine Arbeit, sein Freund, sein Kamerad. Wie liebevoll hatte er daran gearbeitet, keine Mühe gespart, nun ward ihm auch des Fleißes köstlicher Lohn. „Dies muß gefeiert werden', sagte die Mutter, und Hildegard eilte hinaus, um Vorbereitungen zu treffen. Sie war ja so un gemein stolz auf den Bruder. Dieser jedoch saß glücklich und er freut bei Vater und Mutter

ersehnt. Die Liebe ist bei ihr eingekehrt. Im Sturme hat Richard Werenbold, der augen blicklich wieder in der Heimat wellt, ihr Herz erobert. iForlletzuna io>gl., Tom. Erzählung aus dem Leben von Richard Esser. (Nachdruck verboten.) tillgestanden! Augen links!' so lautete das Kommando des Unteroffiziers Wiegandt von der zweiten Eskadron. — „Ein Unteroffizier, dreißig Mann zum Remonteabholen kommandiert!' meldete er alsdann pflichteifrigst dem Herrn Obersten, der gefolgt

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Pagina 12 di 14
Data: 15.07.1893
Descrizione fisica: 14
und die Nacht' der Verzweiflung ihm sicher, wenn er arbei tet.' Es war eiliige Tage später. Richard saß in seinem Atelier und dachte eben nach, ob wohl irgend einer der maßgebenden Be sucher der Ausstellung auf sein Gemälde einen theilnehmenden Blick geworfen habe, als der Bote ihm ein Telegramm mit be zahlter Rückantwort brachte. „Welches ist der Name und die Adresse,' so lautete es, „der Dame, die zu den.« Bilde Clara Inge' low gesessen? Mark Folliott, Bedford Row.' - - Mark Folliott ? Jedermann kannte

ihn ; er war der Sachwalter der halben Aristokra- tie und außerdem in der Künstler- und Thea terwelt sehr populär. So hatte er denn na türlich auch die Ausstellung besucht. Aber was konnte er mit der Anfrage wollen ? Je« denfalls verlangte das Telegramm eine so fortige Antwort, und Richard gab sie auf. Am nächsten Morgen erschien Marie, und an dem erhöhten Rot ihrer Wangen konnte man erkennen, daß sie sich in unge wöhnlicher Aufregung befand. „Lieber Ri chard', begann sie unmittelbar nach ihrem Eintritt, als wolle

sie etwas, das ihr schwer falle, ansznsprechcn, recht schnell und herzhaft erledigen, „ich weiß, ich bin ein unverschäm tes Ding, so zu reden, — aber ich denke — ich denke — es wäre am besten, wenn wir uns gleich heirateten. Siehst du, dann könnte ich doch auf dich acht geben und dafür sorgen, daß du nicht arbeitest.' —' „Mach' keinen Scherz, altes Mädchen,' sagte Richard mit zitternder Stimme; „ich habe es mir längst überlegt und weiß, daß es meine Pflicht ist, dich freizugeben, da ich nicht ein mal die Aussicht

habe, mich selbst zu erhal ten, geschweige denn eine Familie.' „Und wenn ich mich nun weigere, frei zu sein?' „Ich muß leider darauf bestehen.' „Gut, dann verklage ich dich und fordere Entschä digung wegen Bruch des Eheversprechens.' Richard war durchaus nicht in der Stimmung, zu scherzen, und sah zum Fen ster hin. Im nächsten Augenblicke war Ma rie bei ihm, umschlang ihn zärtlich mit den Armen und schmeichelte: „O die unartige Marie, dich so zu plagen l. Garstige. Wartet Aber ihren Willen muß

, als eine unschätzbare Wohlthat für sie selbst wußte sie es hinzustellen, wenn sie als Richards Gattin sein Heim, seine Sor gen und Erholungen teilen dnrfl-, wenn es ihr gestattet wäre, das kostbare Augenlicht vor dem Untergange zu schützen und sich so für eine nicht allzu ferne Zukunft den be rühmten Gemahl zu sichern. Welcher Mann dessen Herz in unaussprechlicher Liebe an einem Weibe hängt, hätte wohl solcher Be-- redtsamkeit widerstehen können?' Richard vermochte es nicht, und so sehr hatten die Worte

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Pagina 17 di 24
Data: 21.01.1905
Descrizione fisica: 24
es das das' Im Klosterhc'f. Deutsch von P, O l l i v e r i o, (Fortsetzung,) ährend ich so sprach, trat Richard Waiden zu unS, „Aber hoffentlich haben Sie mm Ihr Zelt fiir immer D? unter uns aufgeschlagen,' meinte er in seiner heiteren Weise, während er über deu kurz geschnitteneu Rasen N an meiner Seite hinschritt. „Sie werden sich doch nicht ' eines schonen Tages wieder heimlich davonstehle», wie die Araber machen?' „Das ist nicht sehr wahrscheinlich,' versetzte ich mit ernstem Lachen

, „es gibt für mich keinen Ort, au deu ich mich stehlen könnte, selbst wenn ich es wollte. Aber ich hoffe, ich werde mich hier so glücklich fühlen, das; mir gar uicht der Wunsch kommt, dem Beispiel der Araber zu folgen.' „Das hoffe ich auch,' warf Vera warm ein. „Ist dieses der nächste Weg nach ,Waldenheim'?' fragte ich, Thema nun absichtlich wechselnd. Ja,' antwortete Richard, „Sie werden Haus gleich sehen.' Wir waren den grünbewachse nen Pfad, der au der Kapelle vorüberführte, entlang ge gangen nud

traten mm in den Park ein. „Sie müssen mich noch ein Stückchen mitnehmen,' sagte ich, „uud dann muß ich eilen, wieder nach Hanse zn kommen. Meine Pate wird sich wuuderu, daßich so lauge aus bleibe.' „Erst wollen wir Ihnen,Wal- üenheim'zeigeu,' erklärte Richard. „Dann dürfen Sie limkehren, wenn sie wollen.' So schritten wir Surch den Park, den schmalen Fnnvfad, der 'ich zwischen den hohen Ul nen dahinschlängelte, ent ang. Hier nnd da, wo eine zrüne Lichtung war, üppiges Unter lolz wuchs uud mächtige

.' Da waren keine ernsten, düsteren Ulmen, die ihre Schatten über Richard Waldens Heim geworseu hatten. Das Wiesenland ringsum von hohen, breitästigen Kastanien überdacht nnd die Gärten modern angelegt und ans das sorgfältigste gehalten. „Es wäre ein vergeblicher Versuch, wollte man den Klosterhos modernisieren,' sagte Vera ruhig; „die alte Besitzung ist tadellos, so wie sie ist. Das Ernste, Düstere, Verfallene ist harmonisch und meiner Meinung nach von wunderbarer Schönheit. Es wäre eine Sünde

, wollte man auch nur einen Stein darau ändern.' „Was Sie für ein ernstes Gesicht dazu machen, Fräulein Schir mer,' bemerkte Richard lachend, und während ich den Blick zn ihm erhob, setzte er hinzu: „Vielleicht wünschten Sie, Sie könnten Ihr Zelt in »Waldenheim' aufschlagen?' „Richard!' rief Vera in verwei 'X. sendem Ton, wobei es jedoch verräterisch nm ihre Mnnd . , Winkel znckte, „du stellst merkwürdig verfäng liche Fragen!' „Meine Pate wird gar nicht wissen, was aus mir ge worden ist, 'sprach ich hastig

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Pagina 14 di 20
Data: 28.01.1905
Descrizione fisica: 20
verkündend. Die Strahlen der Morgensonne verscheuchten endlich alle bösen Träume, und auch mein Zahnweh war verschwunden. lv. Während der nächsten Tage sah ich nur wenig von Benno, denn er hatte lange Unterredungen mit Richard Walden, meiner Pate nnd einem herzngcrclsten Advokaten, wenigstens uauute sich der in feinem Anzug wenig saubere uud in seinem Wesen noch weniger angenehme Mensch so. Ich kam glücklicherweise nie iu die Lage, ein Wort mit ihm wechseln zn müssen, traf ihn znweileu

nur auf dem Korridor oder draußen vor dem Hause. Da ich in dieser Zeit auch Frau von Renting nnr wenig sah, würde ich mich sicherlich recht einsam und traurig gefühlt haben, iveuu mich Vera, die ihre» Bruder uicht minder vermißte als wik ich meine Pate, nicht häufig im „Klosterhof' aufgesucht und mir gestattet hätte, sie uoch häufiger iu ihrem reizenden Heim zu sehen So schlich langsam eine Woche dahin, und endlich kam ein Tag, an dem Richard Walden mit dem unangenehmen Mann zu sammen sortreiste

müde, wie schon so oft zuvor? „Er hat mir fest versprochen, in Znknnft ein besseres Leber sichren zu wollen,' flüsterte mir meine Pate mit träueufeuchteu Auge zu, als ich einige Stunden nach Richard Waldens Riickkehi mit ihr allein im Zimmer saß. „Gebe der Himmel, daß er Wor! hält. Seine Schulden sind bis auf deu letzte» Pfennig bezahlt und ist er dadurch ärmer geivorden, so tut das nichts. Wenn ei bei mir bleibt und hier alles verwaltet, dann wird er es bali wieder einbringen. Ach/Christine

, wenn er sich selbst nur trei bleibt. Er scheint diesmal so fest; er hat ja anch eine so bittere bittere Lektion gehabt!' Was Richard Walden von Bennos Besserung oder vielmehr vor dessen gnten Vorsätzen hielt, kauu ich uicht sage«, aber iu Vera« schönen, kummervollen Augen spiegelte sich meine eigene Ungläubig keit daran wieder. Sie vermied es ängstlich, seinen Namen zu er wählten uud zeigte wenig Interesse an dem, was während de unheimlichen Geschäftstage im „Klosterhof' vorging. Doch ich, di ich ihr Geheimnis kannte, las

. Richard war hier, ij aber Wohl wieder fort, um seine Schwester zu holen.' „Dann will ich gleich erst gehen, mich präsentabel machen, antwortete ich erfreut und lief eilig die Treppe hinauf. Oben an gelangt, gab es zwei Wege, auf denen ich nach meinem Zimme kommeil konnte von denen der eine durch die Bildergaleri führte. Für gewöhnlich vermied ich diesen, er war so düster, s feierlich. An jenem Nachmittag aber wählte ich ihn ganz mechanisch Ich schlug die schwere Samtportiere zurück uud wollte eben

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Pagina 14 di 20
Data: 11.02.1905
Descrizione fisica: 20
, süßen Träume. » 5 Als ich am Morgen in das Frühstückszimmer trat, fand ich Richard allein. „Sie haben geweint, Fräulein Christine,' sprach er besorgt, indem er meine ausgestreckte Hand ergriff; „was ist Ihnen?' „Ach bin zu einem Entschluß gekommen,' erwiderte ich leise, indem ich an ihm vorüber sinnend in die taufrische Landschaft hinansschante, „zu einem Entschluß, der Sie überrasche» wird.' „Lassen Sie höreu,' sagte er, während er sich gegen das Fenster brett lehnte und die Hände in die Taschen

— da verließ uns Richard wie gewöhnlich, um nach dem „Klosterhof' hinüberzngehen. Kaum war er eiue Stunde fort — Vera nnd ich saßen mit einer Handarbeit am Fenster — als diese plötzlich rief: „Christine, sieh, dort kommt der Diener aus dem .Klosterhof'. Und wie er läuft! Sollte etwas passiert seiu?' Mein erster Gedanke galt Richard, das Fenster stand offen und ich bog mich hinaus. Der Mauu sah mich und kam statt nach der Haustüre sofort an das Fenster gelaufen. „Was bringe» Sie?' rief ich ihm ungeduldig

entgegen. Er war gauz atemlos, hielt mir aber, die Mütze vom Kopf nehmend, ein Briefchen hin. Ich nahm es und sah, daß es von Richards Hand an Vera adressiert war. Ich reichte es ihr, und mit bleichen Wangen erbrach sie es. „Was ist los, Vera?' fragte ich, sie voll Spannung beobachtend. „Ist Richard —' „Ihm ist nichts,' unterbrach sie mich mit zitternder Stimme, während sie sich von ihrem Stuhl erhob; aber —' Sie händigte mir das mit Bleistift geschriebene Billett ein, und ich las: „Komm ohne Verzug

mit Christine herüber. Benno ist gestern abend angekommen; er ist sehr krank und hat nach euch beiden verlangt. Verliere keine Zeit. Richard.' Keine von uns sprach ein Wort; überwältigt von der plötz lichen Nachricht eilten wir nach unsern Hüten. Wenn ich an jene Zeit zurückdenke, erscheint es mir ganz un begreiflich, daß Vera uud ich so gute Freundinnen bleiben konnten, während die Liebe eines Mannes uns zn trennen drohte. Ich fürchtete jenen Mann — sie liebte ihn; ich wäre gern gestorben

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Pagina 18 di 20
Data: 13.01.1900
Descrizione fisica: 20
! Jetzt erst fühlte er sich als Mensch . . . endlich, endlich! Richard schrieb an seinen Vater, an seinen Bruder, er bat, er beschwor; er erreichte nichts. Da that er eigenmächtig den Schritt, vor dem seine Familie ihn bewahren wollte. Er gab das vorxus ^Qiis auf, dessen Jahrhunderte alter Bücherstaub sich ertötend aus seine Seele gelegt hatte und widmete sich völlig seiner jungen Kunst. Die Mittel zum Lebensunterhalt erwarb er durch kleine Aufträge, die sein ausgeprägtes Talent ihm zuführte

ein Kunstwerk ohnegleichen erstehen. Endlich war der Gipsabdruck genommen und nun präsentierte sich das Werk in dem reinen Weiß des späteren Marmors. Einen flüchtigen Blick nur warf Richard auf seine „Tote Ariadne', dann stürmte er hinaus. Die Adern in den Schläfen hämmerten, der Kopf glühte, als wollte er zerspringen ... hinaus, hinaus — Lust! Vor seinen Augen zuckten rote Blitze, ein Brausen vor den Ohren, die Hände zitterten. .. war das der Wahnsinn? War es Trunkenheit? Stundenlang irrte Richard

es sich mühsam den bebenden Lippen. Und dann war es ihm, als neigte die Gestalt sich wieder zurück, und in namenlosem Schmerz stürzte er aus sie zu, schlang in wahn sinniger Glut seine Arme um die Figur, Kuß auf Kuß pressend auf die kalten, weißen Züge des Bildes und immer wieder die Worte ächzend: „Stirb nicht, Klärchen! Oder nimm mich mit Dir!' — Der später heimkehrende Freund fand Richard bewußtlos auf dem Boden liegen, um ihn her die Stücke seines zertrümmerten Bildes. Niemals sprach der seltsame

. Aber immer dringlicher klopfte die Not an seine Thür. Mehrfach hatte er versucht, sein Drama unterzubringen — umsonst. Die Theater direktoren wiesen ihm die Thür. Ein Werk, das so sehr vom Alltäglichen, Gebräuchlichen abweiche, dürfe man nicht wagen, auf zuführen. Ueberdies sei ja sein Name so gänzlich unbekannt, daß es für einen Bühnenleiter reiner Selbstmord sei. Aber Richard begann zu hungern. Die kleinen Skizzen, die er hin und wieder in Zeitschristen unterbrachte, vermochten

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