Vergessen ist der Großvater, dessen Schuld sie entzweit. Ihre Liebe ist so groß, daß sie auch jedes Hindernis, jede Schuld Über drücken kann. Unter Tränen lächelnd blickt Lisa zu dem Geliebten auf. „Und du kannst vergeben und vergessen, vergessen —' „Still, still, mein Herz'. Richard verschließt ihr den Mund int einem langen Kuß. „Ich liebe dich, Lisa, und du, du bist doch keine Schuldige.' Dankbar schaut Lisa zu ihm auf, ergreift seine Hand und drückt /inen Kuß darauf. „Nicht, das darfst
du nicht', wehrt Richard. „Lisa, mein Lieb, nein Leben, ich konnte ja nicht ohne dich sein. Der Vater schickt mich, um dich zu holen. Du wirst wieder einziehen in Schloß Fermond. Einziehen als mein geliebtes Weib, als meine kleine Lisa, die so mutig für die Wahrheit gekämpft und ihr eigenes Ich, yr ganzes Glück dafür opferte. Ich nehme das Opfer nicht an, Lisa, du mußt wieder in deine einstige Heimat zurückkehren.' „Richard, Richard, wie gut, wie edel dir bist', sagte Lisa, und chre Tränen flössen reichlicher
. Das Weh, das die zwei Jahre ihr Herz fast empfindungslos für die Außenwelt gemcktht, schmolz .ml diesen Tränen, und ein Glücksgefühl erfüllte ihre Seele.' „Und du hast mit der Mama gesprochen. Du bist also jener Mann, der so dringend die Mutter zu sprechen wünschte. Richard, me ist es nur möglich. Wie kann dein Vater hierzu sein Einver ständnis geben? Statt daß ihr uns hasset und verachtet, überhäufst du mich mit deiner Liebe.' . „Das Unrecht ist nicht mehr vorhanden', sagte Richard. „Dein Großvater
ist tot, die Schuld ist gesühnt, und mein Vater ist ein .zrvßer, guter Mann. Er kann vergeben und vergessen. Darum sei auch du groß, meine Lisa, und gib mir mein Glück wieder, oas du mir seit deiner Flucht aus dem Schlosse genommen hast.' „Mein Leben gehört dir', sagte Lisa ergriffen. „Ja, ich folge dir, und mein Bestreben wird sein, das an euch verübte Unrecht tvieder, soweit ich dies vermag, gutzumachen.' „Liebste, ich danke dir', entgegnete Richard und küßte Lisa. „Komm nun zu deiner Mutter
. Wir wollen beraten, wie wir die Sache arrangieren, denn lange wartet dein Richard nicht mehr. Wir brauchen keine lange Verlobung, schon in wenigen ^ Tagen kann unsere Hochzeit sein.' „Tu hast es eilig', sagte das junge Mädchen lächelnd und schaute glückselig zu dem Manne an ihrer Seite auf. Dann faßte sie seine Hand, und wie zwei glückselige Kinder stürmten sie in das Haus und zur Gräfin, die tiefbewegt ihren Bund segnete. Die Beratung der beiden Liebenden mußte sehr erfreulich ausgefallen sein, denn kaum