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Pagina 22 di 24
Data: 16.02.1901
Descrizione fisica: 24
Line Liebesprobe. Rovellette von Heinrich Bogcl. (Schluß.) ax erfaßte dabei in seiner Ekstase Hans so derb an den Schultern, daß dieser laut aufstöhnte: „O weh — oh! — Mensch, bist Du toll?' schrie er sodann aus Leibeskräften, denn die Geschichte fing an, ihm unbehaglich zu werden. „Beruhige Dich doch nur ein wenig/ bat er, „ich will Dir ja mit Wonne zu jeder Schandthat behilflich sein. Aber zum Kuckuck, Du zermalmst mir ja mein Schulterblatt!' Er ächzte schmerzvoll. Max ließ sein Opfer fahren

. Er erwachte ans seinem Taumel und mußte sich ob seiner Wildheit schämen; dann verzog er un willkürlich das Gesicht zum Lachen — aber er war zu allem eher, als zum Lacheu gelaunt. „Du wirst so gut sein und gleich einen formvollen Brief schrei ben, Du Mann der Feder, einen Brief diskreten Inhalts, den ich Dir übrigens in flüchtigen Umrissen angeben will/ erklärte nun Max. Seine Worte, besonders aber der Gesichtsansdruck, mit welchem Max sie gesprochen hatte, waren in der That geeignet, Hansens angeborene

Spottsucht von neuem herauszusordern. Er brach in ein heftiges Lachen ans. „Mir scheint gar. Du siehst in mir eine Art Louise Miller!' rief er aus. „Nein, Freund, nichts für ungut, aber „Kabale und Liebe' lasse ich mit mir nicht spielen!' „Hans — zum letzten Male: wenn Du mich nicht allen Ernstes böse machen willst, so thue, was ich Dich geheißen — aber schnell!' herrschte Max und ballte krampfhaft die Fänste. Hans, eingedenk der früheren unsanften Berührung, griff un willkürlich nach seinen Schultern

. Dann setzte er sich rasch an den Schreibtisch. „Gut,' sagte er resigniert, „ich schreibe.' Max begann nun durch gut zwanzig Minuten hindurch zu diktieren und Hansens Feder brachte das Diktando in formvoller Fassung, hie und da vom Original abweichend, zu Papier. — Endlich waren sie fertig. „Jetzt lies mir den Brief vor!' befahl Max in herrischem Ton. Hans las: „Hochgeschätztes, verehrtes Fräulein! Endlich ist es mir gelungen, das Inkognito zu lüfte», wel ches Sie bisher für mich und mein Augenbild umgab

morgen, Freitag, um vier Uhr nachmittags beim Konstantinhiigel im Prater begrüßen zu dürfen, zeichne ich als Ihr tiefergebener Hofrat Ritter von R . . .' Als Hans den Brief zu Ende gelesen, atmete er erleichtert auf. „Ich denke, daß Du mich nun genug gequält und tyrannisiert hast,' sagte er dann, „und hoffe, daß Du mich nunmehr verschonst, denn sonst kommt an mich die Reihe, mich tief unglücklich zu fühlen.' „Nun, so gieb her. Convertieren und ausgeben werde ich mir den Brief schon selbst,' sagte Max

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Pagina 18 di 20
Data: 09.02.1901
Descrizione fisica: 20
Dich in das Unabänderliche und unterlasse es, weitere haltlose Argumente für Deine ungerechten Anklagen ins Treffen zu führen. Denn wie Dn's thust, sind sie verkehrt, unlogisch, unstichhaltig! Doch lassen wir dieses uuerauickliche Thema,' schloß er, schroff abbrechend, verdrossen hinzufügend: „Kaxisnti sat!' „Aber Du bist noch jung — kaum sechsundzwanzig Jahre — Du hast es mit dem Heiraten nicht so eilig, Max,' fuhr mit weib licher Hartnäckigkeit Frau Sommer fort, die sich noch lange nicht besiegt gab

. „Noch ist Deine Stellung bei der Bank als Korrespon dent eine relativ bescheidene und Du legst Deinem Streben, Dei nem Fortkommen durch eine übereilte Heirat einen Hemmschuh an. Und noch dazu mit einem armen Mädchen! Laß Dir Zeit, Max — ich rate Dir gut — schlage die Heiratsgedanken aus dem Kopfe. Warte, bis Dn älter und höher emporgekommen bist. Dann stehen Dir die besten Häuser offen und Du kannst Dir unter zahllosen Mädchen von Besitz und guter Herkunft die geeignete Lebensgefährtin auswählen.' „Ah — bläst der Wind

— dann würdest Du sie für ein Ideal. — für ein Muster an Vollkommenheit erklären, auch wenn man ihr vieles nachsehen müßte — gelt, Mutter, gelt?! Aber geh — ich schäme mich für Dich.' „Sprich nicht so, Max! Ich habe nur Dein Bestes im Auge, wie im Sinne.' „Ich habe Dir schon erklärt, Mutter, daß ich Dir — in diesem einen Punkte wenigstens — sür Dein mütterliches Wohlwollen auf Kosten meiner Braut bestens danke! Ich hätte gedacht, daß Du mich, Deinen Sohn, be^er kennen solltest, um zu wissen

. Klopfenden Herzens flog er die Treppen hinauf und befand sich «ach wenigen Augenblicken in dem schmucken Junggesellenheim seines Freundes, eines jungen, begabten, stets heiteren, und jeder zeit zu lustigen Streichen aufgelegten jungen Mannes — seines Zeichens Schriftsteller. Derselbe empfing Max mit unverhohlenem Erstaunen. — „Wie, Max, Du? Du läßt Dich wirklich wieder einmal blicken? Also lebst Du noch!? Na, schön,' rief er aus, „freut mich, Dich in Lebensgröße vor mir zu sehen! Ich hielt Dich längst

für ge storben und verdorben — Treuloser, Undankbarer — aber komm an meine Brust!' So sprudelte es geschwätzig aus seinem Munde heraus, ohne daß dem Angekommenen, der sich bei dem raschen Gange etwas echauffiert hatte, Zeit blieb, sich zu erholen. Mit ausgebreiteten Armen näherte er sich ihm. Max, der in so ernster Angelegenheit kam und dem durchaus nicht spaßhast zu Mute war, verletzte diese Tonart und so schwieg er, den Freuud ziemlich unfreundlich und strafend anblickend. Darauf lenkte Hans

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Pagina 25 di 30
Data: 26.08.1911
Descrizione fisica: 30
und sie war wieder der Überzeugung, daß dieser junge Mann, trotz seiner niederen Herkunft, ein Aristokrat vom Scheitel bis zur Sohle wäre. Zie gestattete ihm deshalb auf seine Bitte auch, ihrem Gatten, nach dessen Befinden er sich angelegentlichst erkundigte, einen guten Tag zu wünschen. Der Bürgermeister schaute erschreckt auf, als Max Petersen eintrat, und Edith behagte der Besuch ganz und gar nicht, da sie eben wieder Anlaß genug zu ernster Besorgnis um den Vater gehabt hatte. Es kamen so oft gute Freunde und. alte Bekannte

Sommerfeld nachher einräumen. Fdith aber dankte ihm herzlich beim Abschied für die angenehme Stunde, die er dem Vater bereitet. Das war ein großer Triumph für Max und machte ihn noch siegesgewisser. Er kehrte in gehobenster Stimmung heim, um sich für den musikalischen Abend vorzubereiten. Jens sagte er nur, daß von ihm nicht die Rede gewesen wäre. Im eleganten Gesellschaftsanzug erschien Max denn zur fest gesetzten Stunde in Frau Bürgermeister Sommerfelds altdeut schem Salon, wo einige intimere

auch die einzige unter den Damen, die wirkliches Verständnis sür Musik besaß, so mußte der Zauber dieser Töne boch auch die anderen vollkommen bannen, denn was der Künstler ihnen bot, war wirklich nichts Alltägliches. Ja, wäre das in seiner Seele geboren, dann hätte man Max Petersen mit vollstem Recht einen gottbegnadeten Virtuosen nenyen müssen. Leider aber stammte von ihm nur das weniger Schöne dieser hoch- klmgenden Oper „Abendglühen'. Alles Bezaubernde daran war den verschiedensten modernen Opern entlehnt

, die noch nicht zu Ohren der Heidemarker gedrungen waren. Fräulein Ellen Groterjan schwamm in Tränen, und Frau Sommerfeld schwebte im siebenten Himmel. Edith aber dachte bei sich, daß so wunderbare Weisen nur ein edler Mensch ersinnen könnte, und kam zu der Überzeugung, daß sie Max bisher unrecht getan, wenn sie an der Reinheit seines Charakters gezweifelt. Und dann schweiften ihre Gedanken wieder zu Jens, in dem sie sich so bitter getäuscht, den sie aber dennoch keine Stunde vergessen konnte. O, wäre er gekommen

und hätte sie um Ver zeihung gebeten, alles würde sie ihm vergeben haben. Sie stellte Vergleiche an zwischen den beiden so ungleichen Brüdern und fragte ihr Herz, ob es auch wohl diesen glänzenden Künstler lieben könnte, aber das sagte kurz und bestimmt: „Niemals! Weder den noch einen anderen, denn ich gehöre dem, der mich erobert hat.' Immer wieder mußte Max spielen, immer höher stieg er in der Meinung seiner begeisterten Zuhörerinnen, und als das Kon zert dann um Mitternacht beendet

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Pagina 27 di 28
Data: 25.02.1911
Descrizione fisica: 28
Else hatte längst gemerkt, daß sich der Kapuziner an ihre Spuren heftete und empfand etwas Bangigkeit vor diesem asketischen Mönche, der hierher gekommen zu sein schien, um aller Lustbarkeit zu widersprechen. „Du, Max, was denkst du über den da?' „Was ich denke? Er ist in dich verliebt.' „Ach nein. Weißt du, wie er mir vorkommt? Wie ein Spion, der nichts Gutes im Schilde führt. Vielleicht will er uns bei Papa verraten.' „Na, sorge dich mal nicht! Ich werde dann einmal die Ge legenheit ergreifen

, ihn scherzhaft anzusprechen. Vielleicht verrät er sich durch ein paar Worte d ch.' Diese Gelegenheit sollte sich bald bieten, denn als sich Max Mld Else in der nächsten P.mse nach einer diskreten Nische zurück gehen wollten, kam der Mönch mit langsamen,, schlürfenden Schritten in ibre Nähe und prstierte sich an einer der Säulen, scheinbar gleichgültig um sich blickend. Max trat vor ihn hin, faßte Else an der Hand und sagte im lone des Scherzes: „Ehrwürdiger Pater, wir bitten um Euren Segen?' Einen Augenblick

senkte der Kapuziner verlegen sein Haupt, dann aber schien ihm ein Gedanke durch den Kopf zu blitzen. Er Ächtete sich auf und sagte mit tiefer Baßstimme, der man die Michtliche Verstellung anhörte: „Tretet zurück! Ich bin bereit.' Max und Else gehorchten lachend. Nachdem der Mönch einige zeremonielle Zeichen in der Lust beschrieben hatte, ergriff er ihre Hände und zog einem jeden den Hchmuckring vom Goldfinger. Dann setzte er hinzu: „Ehe ich die Utnge wech'le und euch unlösbar zusammentue, Prüft

euch noch ztnmal ernstlich! In 5 Minuten bin ich wieder bei euch.' Max wollte zwar protestieren und versicherte, daß ibre Be- Änntschaft nicht erst von heute sei, doch der Kapuziner schüttelte bestimmt mit dem Kopfe und ließ die beiden allein. „Nun, Else, wer ist es?' „Ich hab's nicht finden können, Max. ?ch war so verwirrt, ÄZ er mich ansah, aber die Augen — die Augen kenne ich.' „Sieh da! Meine kleine Gattin hat vielleicht schon früher einmal eine Liebschaft gehabt?' Sie schlug ihn mit ihren Zöpfen

ins Geficht und gab ihm «tnen Kuß. Fünf Minuten waren vorbei. — Zehn Minuten verflossen. — Die Viertelstunde war voll — der Kapuziner ließ sich nicht blicken. Max suchte ihn am Saaleinaange, fragte und forschte überall — Vergebens. Der Kapuziner blieb verschwunden. Der Erdboden m«ßte ihn samt den Ringen verschlungen haben. Else wurde verlegen. „Was soll ich Papa sagen, wenn er be merkt, doß mein Opalring fehlt. Es war ein Geschenk von meiner seligen Mutter.' Max war auch verstimmt, ließ

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Pagina 34 di 36
Data: 19.12.1908
Descrizione fisica: 36
Augen das Entsetzliche! Hatten die lauten, gellenden Rufe der Geschwister nun die kleine Missetäterin erschreckt oder waren die schwachen Füßchen ausgeglitten, oder war sie überhaupt schon in nächster Nähe einer gefährlichen Stelle gewesen, — kurz — sie kam zu Fall, mit einem markerschütternden Hilfeschrei sahen Minna und Max sie sinken, sich verzweifelt an die bröckelnden Schollen klammern und wieder sinken . .. Ihre Schreckensschreie mit denen des unglücklichen Kindes vereinigend, eilten

sie zu der Stelle, von wo sie sie zu erreichen hofften, da — schoß etwas an ihnen vorüber, dunkel im weißen Schnee, so rasch, daß man es kaum zu erkennen vermochte! Da rief Max plötzlich: „Findling! dort! such, such 's Liesli!' Und außer sich vor Herzensangst: „Zu Hilfe! Zu Hilfe!' Der Hund lief winselnd am Ufer hin und her, wie einen sicheren Ubergang suchend, dann sprang er beherzt aufs Eis, zum Liesli hin und packte es am Hals an den Kleidern! Der Knabe eilte herzu, ihm zu helfen, schob sich sacht

, der die Pelzdecke schon vorher abgeworfen, sprang aus dem Schlitten. Sein scharfes Auge übersah die Situation sofort. „So, schön, Hektar! Halt fest, braver Kerl, und du, Junge, kriech 'ran und faß den Hund dreist an dem Fell und zieh ihn zurück, er tut dir nichts! Ich halt dich an den Beinen, daß dir nichts passieren kann — so — jetzt zieh! . .. Hektar, halt fest, halt fest!' Als der Hund sich unterstützt sah, zog er mit Leibeskräften, da hatte er das Kind bis zum Oberkörper aus dem Loch! Jetzt konnte auch Max

, der wieder das Tier zu sich herangezogen, die Schwester erfassen, und als der Kutscher, der dem Rettungswerk von vorne zusah, dessen gewahr wurde, rief er seinem Herrn zu: „Achtung! Schnell anziehn, Herr Graf!' und mit einem Ruck fühlte sich Max auf dem Eise zurückrutschen. Da, ein Krachen nnd Splittern, von der vierfachen Last brach die Eisdecke, die wegen der im See befindlichen Quellen immer nur schwach war, wieder ein, aber jetzt, so nahe am Ufer, hatte es Gott sei Dank keine Gefahr mehr und bald lag

das gerettete Kind in der wärmenden Pelzdecke wohlverpackt im Schlitten, den der treue Hund mit freudigem Winseln umsprang. Nachdem für die Kleine soweit gesorgt, mußten Minna und Max dem Grafen Rede stehen, und da kam denn zum Teil die ganze trostlose Geschichte ihrer Armut zutage. Auch die Art ihrer Be kanntschaft mit „Hektor-Findling' erfuhr der Graf, wenigstens so, wie sie Melchior Weisert selbst den Kindern erzählt. Nun mußte aber vor allem das kleine Mädchen nach Hause ins warme Bett. Der Schlitten

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Pagina 32 di 34
Data: 29.01.1910
Descrizione fisica: 34
-»'j. i „Das glaube ich nicht — sie hat vielleicht Gist genommen,' flüsterte eine andere Dame. „Sie war ja ganz blau im Gesicht.' „Und hatte Schüttelfrost', ergänzte eine dritte. „Sie hat am Ende die Cholera', unkte eine vierte. Während dieser Erörterungen wurde Irma, von Artur und Max gestützt, in die Garderobe geschleppt nnd der Beherrscherin dieses Raumes übergeben, während ein Rudel teilnehmender Leute draußen gewissenhaft Wache hielt und den interessanten Fall weiter besprach. Inzwischen

ein anderer Menschenfreund. „Es ist unerhört, Cholerakranke so herumlaufen zu lassen und andere Menschen in Ansteckungsgefahr zu bringen.' Damit machte er sich eilfertig auf den W^g. Um die Leidende dem angedrohten Samariterdienst zu ent ziehen, strebten die Vettern danach, mit der Kranken die rettende Ferne zu erreichen. Das aber ging nicht so schnell, denn Armas kleine Füße versagten fast gänzlich den Dienst. Während die auf geregte Menge dem erwarteten Polizisten entgegeneilte, schleppten Artur und Max Irma

aus höchster Not begrüßt. Die Menge eilte ihm entgegen. Max aber überholte den ganzen Schwärm und stürzte auf den Mann los. „Jetzt, heiliger Bimbam, steh mir bei!' Mit diesem himmlischen Stoßseufzer sprach er sich Mut zu. Mit künstlich gespielter Aufregung schrie er, nach seiner inneren Brusttasche greifend: „Ich bin bestohlen — meine Banknoten tasche ist fort! — Haltet den Dieb!' Damit wies er nach der Richtung, die dem Versteck seines Bäschens entgegengesetzt war. „Fünfhundert Mark Belohnung gebe

ich?' Aus dieses Zauberwort machte der ganze Haufe Kehrt, um dem vermeintlichen Diebe auf die Spur zu kommen. Nur der Polizist zögerte. Er war ganz Feuer und Flamme, eine cholera- verdächtige Person in den von einer sürsichtigcn Behörde einge richteten Gewahrsam zu befördern. Trug ihm doch jeder „Fall' den er persönlich erledigte, eine hübsche Prämie ein. Jedenfalls aber betrug die nicht fünfhundert Mark, und, als Max ihm die Zahl nochmals ins Ohr schrie, schwankte er kaum mehr. Halb besiegt wendete

er nur noch ein: „Aber die cholerakranke Frauensperson — ' „Infamer Kerl, untersteh dich, so von der Dame zu sprechen', wollte es Max entfahren, doch besann er sich noch rechtzeitig und entgegnete statt dessen mit beneidenswerter Unverfrorenheit: „Die liegt halbtot in der Garderobe und läuft Ihnen nicht davon, wohl aber der Dieb!' Das leuchtete dem Polizisten denn auch ein, und er folgte den anderen Leuten auf die Diebsjagd. Kaum hatte der Mann ihm den Rücken gewendet, als Max zu den Geschwistern zurückstürzt e. „Mut, Mut

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Pagina 24 di 30
Data: 26.08.1911
Descrizione fisica: 30
Gründe ftlr Ediths-Verhalten. Sie müßte Mißtrauen gegen ihn hegen, Berta Skau könnte dahinter stecken, oder der Stadtklatsch, oder sonst irgend etwas. Genug, er wollte sich noch sichere Gewiß heit verschaffen und sollte er es in Herrn Sommerfelds Hause tun. Zum Weihnachtsfest kehrte*Meister Petersen zugleich mit Max zurück nach Heidemark. Der alte Mann hatte sich wenig erholt, war mürrisch und verdrießlich, wie vor der Reise und konnte in der Werkstatt, so gern er auch mochte, nicht mehr viel leisten

. Mit Schrecken dachte er an Neujahr, wo das Heer der Gläubiger erbarmungslos über ihn herfallen und wo sein Schicksal sich ent scheiden würde: Sie übten entweder Geduld mit ihm, gönnten ihm noch eine Galgenfrist, oder aber sie bestanden auf ihrem guten Recht und dann mußte er als Bettl.r davon, nachdem er länger als ein Menschenalter alle städtischen Ehrenämter bekleidet und zu den angesehensten Bürgern gezählt hatte. Max befand sich bei seiner Ankunft noch immer in derselben schwermütigen Stimmung

Ding. Aber man muß schließlich nicht immer nur an sich selber denken. Was heißt Liebe denn überhaupt? Praktisch, klug soll der Mensch sein, kein müßiger Schwärmer. Ich glaubte, du würdest schon der Eltern wegen — —, doch ich kann dir ja keine Vorschriften machen, denn ich bin dein Schuldner. Aber nun noch eine Frage im Vertrauen: Liebst du die Edith Sommerfeld?' Jens fuhr überrascht zusammen, wurde rot und stotterte, ganz verwirrt ob dieser unerwarteten Frage: „Wie kommst du nur darauf, Max? Warum

. Dann sage es ihr, was ich dir eben auseinandergesetzt habe, kläre sie auf, denn mir liegt unendlich viel an dieses Mädchens Meinung. Willst du das tun?' Max konnte ein ironisches Lächeln nicht unterlassen. „Warum nicht? Aber Bruderherz, irgendein Sinn liegt in deinem Verlangen nicht.' Dann erhob er sich, trat ans Fenster, trommelte mit den Fingern an die Scheiben und dachte über etwas nach. Bis zu dieser Unterredung hatte er bestimmt erwartet, trotz dem, was er damals auf dem alten Kirchhof gesehen

machen. Während des Abendbrots, das die Familie Petersen heute gemeinsam in der Studierstube einnahm, legte Max dann die Armesündermiene nach und nach ab und entwickelte den anderen seine neuesten Zukunftspläne. Von der Absicht, sich mit Edith zu verloben, ließ er natürlich noch nichts durchblicken. „Ich schreibe eine Oper,' sagte er, „die mir zweifellos Ehre und viel Geld einbringen wird. Ihr kennt doch mein vielbewun dertes musikalisches Talent. Erste Meister der Musik haben dasselbe bereits öfter gewürdigt

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Pagina 28 di 34
Data: 02.09.1911
Descrizione fisica: 34
einbringen könnte. Da trat Max in die Stube ein. Er schien in letzter Zeit ganz und gar nicht mehr daran zu denken, daß er tief in seines Bruders Schuld stand, denn er behandelte ihn bisweilen genau so hoch mütig und unliebenswürdig wie früher. „Muß dir eine Mitteilung machen, die ich bisher noch nie mand gemacht habe', sagte er mit einer Miene, die Schadenfreude und zugleich Furcht verriet. „Ich habe mich verlobt, und zwar mit Edith Sommerfeld.' Jens durchzuckte es, als hätte ihn ein Blitzstrahl

getroffen. Alles Blut wich aus seinem Gesicht, und mit so unheimlichen Blicken starrte er den Sprecher an, daß der erschreckt ein paar Schritte zurückwich, der Türe zu. „Du — mit Edith verlobt? — Das ist nicht wahr? Nein, nein, das ist eine Lüge. Da muß ich sie selber fragen!' So kam es in unnatürlichem Ton über seine erblaßten Lippen. Max wagte nicht, weiter zu sprechen, er fürchtete sich und war froh, daß der Vater jetzt eintrat. „Was gibt es hier?' fragte er. „Nun, dann mögt auch ihr es gleich

erfahren,' antwortete Max mit unsicherer Stimme, „ich habe mich mit Fräulein Som merfeld verlobt. Das sollte eigentlich noch Geheimnis bleiben. Jens scheint mir mein Glück nicht zu gönnen. Er ist eifersüchtig.' Ehe Meister Petersen das begreifen konnte, war Jens schon hinausgestürmt. Jetzt mußte er mit Edith sprechen. Heute sollte man ihn bei Sommerfelds nicht wieder abweisen, wie es früher geschehen war. — Nun rannte er über den Markt. Ein Bekannter fragte: „Wohin so eilig? Was ist passiert

. „Allerdings glaube ich daran. Die ganze Stadt weiß es, Max hat es mir bestätigt, und vor allem, ich habe Sie selber mit jener Person in der Laube plaudern hören, an jenem Novemberabend.' „Max — was sagen Sie da? — Edith — Max hat es bestätigt? O Gott, ich bin nur ein Mensch! Jetzt weiß ich genug! — Nur noch das eine, Edith: Ich schwöre es dir, daß ich die Treue nie gebrochen habe! Ich kann dir jetzt keine Erklärung geben. — Lebe wohl! — Ich muß abrechnen mit dem Scheusal, das mein Bruder genannt

von Sinnen in dieser dunkelsten Stunde seines Lebens. Die Eltern waren fortgegangen, aber das Haus stand offen. Also mußte Max drinnen sein. So war es auch. Der fühlte sich unwohl und befand sich in recht unbehaglicher Stimmung. — Wenn Jens nun Ernst ge macht hätte und wirklich in seiner heillosen Aufregung bei Som merfelds eingedrungen wäre? — Er fürchtete sich und ahnte Unheil. Kannte er ja doch des Bruders Temperament. Wohlweislich hatte er die Tür seines Zimmers verriegelt und seinen Revolver scharf

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Pagina 29 di 34
Data: 05.08.1911
Descrizione fisica: 34
das nicht wie Hohngelächter, wie teuflisches Lachen?' Sie streicht die wirren Locken aus der weißen Stirn und ant wortet, noch immer träumend: „Es kam wohl von einem Raub vogel, das Krächzen.' „Nein, nein, es muß uns jemand beobachtet haben. So kann mein Bruder Max lachen, wenn er außer sich vor Wut ist.' Man sah nirgends ein menschliches Wesen. Nur eine Schar Dohlen umkrächzte dort eine alte Ulme, sonst war nichts Leben diges nah und fern. Da schlang Jens abermals seine Arme um Ediths Nacken und rief lachend

, Geliebter', sagt Edith. Sie nehmen Abschied, und die glückliche Braut flieht wie ein verfolgtes Reh davon, ein unsagbares Wonnegefühl und zugleich geheimes Bangen im liebenden Herzen. Jens bleibt noch zurück und träumt und lächelt weltvergessen. Als Edith die Stadt erreicht hatte und ihr Geliebter noch immer auf der Bank am Denkmalsplatz saß, stahl Max Petersen sich vor sichtig durch das Buschwerk und nahm mit Schrecken wahr, daß sein nagelneuer Rock ein paar Risse aufwies. Er hielt auf sein Äußeres

, darum verdroß ihn das nicht wenig. „Mir vollkommen rätselhaft,' murmelte er, nachdem dieser Schmerz verwunden, leise vor sich hin, „dieses Bild von einem Mädel, das schönste, das ich je gesehen, und so ein Tölpel, so ein ungeschlachter Schlossergeselle.' Ja, das Hohnlachen, das die Liebenden vorhin in die Wirklich keit zurückgeschreckt, rührte wirklich von einem Menschen her und war so gewesen, wie Jens es gelegentlich von seinem Bruder gehört. Der Mensch, der so teuflisch lachen konnte, war Max

diverser Schoppen und einiger Gläser heißen „Nordpolgrogs'. Mit der Rikkelsenschen Freundschaft, auf die er so stotz ge wesen und auf die er die kühnsten Luftschlösser gebaut, war es gänzlich aus. Fräulein Ellen Groterjans scharfe Augen hatten sich wirklich nicht getäuscht. Auf dem Spaziergang, den er vorhin mit dein Marineleutnant gemacht, hatte sich auch dieser, auf dessen gütige Vermittlung er noch gehofft, von ihm losgesagt. Die Sache hing also zusammen: Durch sein Auftreten und Benehmen hatte Max

er dem gnädigen Fräulein eine feurige Liebeserklärung und erhielt auch keinen Korb. Doch die weniger schöne als reiche Rosa war kein Backfisch mehr voll blinder Leidenschaft, mit felsenfestem Vertrauen auf das starke Geschlecht. Darum warf sie sich Max nicht gleich an den Hals, sondern wollte, zunächst ganz genaue Erkundigungen über seine Vergangenheit einziehen, oder, wie sie es diplomatisch umschrieb, die Angelegenheit erst mal mit dem Vater, der schon so viele andere Partien für sie ins Auge gefaßt

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Pagina 25 di 28
Data: 21.10.1911
Descrizione fisica: 28
Fa milie. Natürlich, wer ei nen General zum Bru der hat, der ist jetzt gut zu brauchen.' „Wenn er etwas für ihn tun kann, Onkel Her bert,' erwiderte Frau Das erste deutsche Postamt mit drahtloser Telegraphen station. (Mit Text.) Hillmer, „dann wird er sich auch wohl für ihn verwenden, gutmütig, wie er ja doch ist.' „Hm', machte Fräulein Toni. „Und irgendwas anderes kann Max nicht wer den?' fragte sie aus längerem Sin nen heraus. „Ir gendwas, wozu er nicht solchen Zu schuß nötig hätte, den er sich erst

. Ja, glücklich erledigt war der Max Leonhard. Und sie hatten der Schwester unterstützt. „Er hat ja allerdings un leugbar eine gewisse Be scheidenheit. — Aber es kommt einem vor, als wä re die nur äußerlich — als wäre er im Grunde —' „Was denn?' fragte der Justizrat, als die Tochter innehielt. „Arrogant', kam es sehr entschieden. „Und wie!' sagte der Vater. „Dieser äußerlich bescheidene Max Leonhard ist der arroganteste , ein gebildetste Kunde, der mir je vorgekommen ist.' Es lag wie Empörung in diesen Worten

des Justizrats. „Aber wieso denn?' fragte seine Frau ganz verwundert. „Wodurch bist du denn zu diesem Urteil gekommen?' „Durch uusere Unter haltung jetzt eben auf dem Wege zum Bahnhof.' Und er berichtete über diese unterwegs noch einmal alles gründlich durchge sprochen. — Das würde übrigens keineswegs sehr einfach sein, den glücklich in diese Karriere hinein zubringen. Das hatte er auch selber eingesehen, der Max. Aber Jugend — natürlich, die denkt, schließlich drückt man's doch durch. „Zum Durchdrücken

speziell scheint mir dieser Max ein ganz hervorragendes Talent zu haben', bemerkte Fräulein Toni. „Mir auch', stimmte der Justizrat bei. „Also das war nun Max Leonhard', fügte er in der nächsten Minute hinzu. Man hätte nicht sagen können, daß viel Begeisterung in diesen Worten gelegen hätte. „Ja, das war er', sagte seine Frau. Wie ein Echo kam es. „Und wie hat er euch gefallen?' fragte jetzt der Justizrat. „So im allgemeinen, mein' ich.' „O, ganz gut soweit', erklärte Frau Hillmer. „Na, ich weiß

nicht', widersprach Fräulein Adele. — ,Ganz gut' sagt nach meinem Geschmack ^5' zu viel.' ' „Viel zu viel' wur de sie von Sin Beobachtungsmast, der beliebig hoch, zur Zeit bis zirka so Meter Höhe gestellt werden kann. Sin Automobilpftug zum Auswerfe« vo« Schützengräben. (Mit Text.) Unterhal tung, die ihm Ma riannens Einzigen von einer so wenig angeneh men Seite gezeigt. Zuerst hatten sie ein langes und breites über den Zuschuß gesprochen, den Max sich vom Grafen Harsfeld erbitten wollte. „Erbetteln wollte', warf

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Pagina 11 di 32
Data: 24.12.1910
Descrizione fisica: 32
. k^SPSfStUl'SN prompt und I was8igen kreiset.. Alid die gefällt Dir nicht, Oskar? Vermutlich ein Festkleid für Fräulein Traute?' Oskar machte eine wegwerfende Miene. > „Wenu's das noch wäre, — aber so? Einfach j ekelhaft, man kann sich wirklich ärgern —.' „Worüber denn?' erkundigte sich Onkel Max, als Oskar stockte, amüsiert über des Jun gen Offenherzigkeit. Dieser reckte seine schlanke Gestalt und brachte seinen Mund an das Ohr seines Begleiters: „Gesagt hat mir s keiner, aber so etwas wittert

, ein Billet von ihrem Bruder. Max schrieb: Liebe Anna! ' Deine freundliche Einladung, den heiligen Abend, wie alljährlich, bei Euch zu verleben, muß ich heute dankend ablehnen. Ich fühle mich zur zeit nicht aufgelegt, unter frohen Menschen zu sein, und möchte auch nicht durch meine saner- töpfige Miene Eure Festfreude stören. Es grüßt Dein Bruder Max. „Was ist geschehen?' rief die junge Frau ganz entsetzt. „Gestern noch sagte er, er freue sich wie ein Junge ans das Fest, und unn be hauptet er, er fühle

sich nicht aufgelegt? Was kann Max inzwischen widerfahren sein, das die sen Wandel in ihm geweckt hat?' Ihre Gedanken jagten wie aufgeschreckte Vögel. Ihr Mann war aus dem Bureau und die Kin der zn klein, mit ihnen über die Sache zu spre chen. Und dazu wußte sie nicht, wo ihr der Kopf stand! Eben war die große Weihnächts tanne gebracht worden; die Pfefferkuchen waren aus dem Ofen gekommen und das Spielwaren geschäft hatte die Sachen geschickt, die ihr Mann für die lieben Kinder ausgesucht. Gar zu gern hätte

Eisenwaren-Handlung in Lienz »eben Gasthof zum „Ichwarzeil Adler' offeriert zur Saison Ivi möglichst billigsten Preist'!! Banbeschläge, fertige Sptrvheuöe, auch einailliert, !?>p<Tvlzev5-?5esi^,!dterle, Stnkkatttrdacken, Drahtstifte», Iverk- zeug, Sensen bester Qualität, Garantie für jedes Atück, echte 1Nciilci,rd»ev IVeH- steine. Küche,»gesehlvve, IDtrssev^ rvcitzeir, sowie alle ins Lach eilischläg. Artikel. Teller mit den Näschereien mußten noch geordnet werden. Sonst hatte Max ihr dabei geholfen, anch

den Baum angeputzt und die Lichter daran befestigt. Und nun streikte er plötzlich? Und das ge rade an dem heurigen Weihnachten, wo sie zum ersten Male Gäste eingeladen hatten? Freilich wußte er dies nicht, sie hatte ihn damit überra schen wollen und — und —. Wie, nun sollte aus dem reizenden Plan nichts werden? Jetzt erst kam ihr dies zum Bewußtsein! Nein, das ließ sie sich nicht gefallen. — Max mußte seine schlechte Laune, oder was ihm sonst geschehen, überwinden, — er mußte kommen! War Max

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Pagina 25 di 30
Data: 12.12.1908
Descrizione fisica: 30
„Doch jetzt muß ich dem Tier die Wunde verbinden und ihin ein Lager für die Nacht zurechtmachen.' Während er das Blut von den verklebten Haaren abwusch und Max ihm das Becken hielt und mit Schmeichelworten den Patienten bei der schmerzhasten Prozedur zu trösten versuchte, holte Minna den Brotrest hervor, den man dem Vater verwahrt. Dann brachte sie flugs aus der Kammer ein paar Hände voll von ihrem Bett stroh herbei und legte es in die Ofenecke. Als das Tier, das seinen Pflegern

man an seiner Lust, mit den Kindern zu spielen, nach ihren greifenden Händen zu schnappen, ohne sie jedoch auch nur im geringsten zu verletzen. Es war ein Sonntag und Minna und Max brauchten nicht in die Schule, so daß sie sich ungehindert ihrem neuen Freunde widmen konnten, soweit sie nicht von ihren häuslichen Pflichten in Anspruch genommen waren. Um die Mittagszeit, als alle bei dem einfachen, dampfenden Kartoffelgericht saßen, und die Kinder darüber herfielen mit einem Appetit, der dem Sprichwort recht gab

durcheinander, bis schließlich das Liesli das salomonische Urteil fällte: „Wir dehn zum Metzer un taufen ihm Feisch!' Aber Max und Minna, die schon die mißlichen Finanzen der Familie kannten und wohl wußten, daß das nicht anging, spannen den Gedanken des Kleinsten aber doch weiter aus: „Laß uns zur Wirtin gehen, ja Vater, willst du? Und wir brauchen auch gar kein Geld, der Albert, weißt du, vom Schuster Kremm, der hat sie auch immer um Abfall gebeten für seinen Hund, den er aus dem Wasser gerettet

, daß sie über dem Mitgefühl mit dem leidenden Tier für eine kurze Weile ihr eignes Leid vergaßen! So gab er denn seine Einwilligung. Jubelnd stürmten die drei Kinder fort, ein Gefäß zu holen, das sie mitnehmen wollten, und bald darauf verließen sie die einsame Hütte und gingen dem Dorfe zu. Frau Jansen, die freundliche, behäbige Wirtin vom „Goldnen Hirsch', stand gerade in ihrer sauberen Küche, als die drei Bitt steller schüchtern anklopften und bescheiden über die Schwelle traten. Max brachte höflich sein Anliegen

das Futter für „Findling' holten, wie Max ihn getauft, hatte die gute Wirtin auch für sie selbst immer eine Überraschung bereit, ja sogar Geld schenkte sie ihnen für kleine Besorgungen, die sie auf dem Schulweg für sie ausführten, und auch der Vater verdiente einen ganz schönen Wochenlohn für die Arbeiten, die sie ihm ausgetragen. Die Mutter erholte sich bei der besseren Pflege sichtlich, so daß sie sogar schon auf halbe Tage das Bett verlassen konnte. Findling war nach wie vor das ganze Glück der Kinder

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Pagina 29 di 34
Data: 02.09.1911
Descrizione fisica: 34
„Offne mir, sag' ich! — Wird es bald?' Er hört ein Geräusch da drinnen, aber niemand öffnet ihm. Da packt seine nervige Faust zu. Ein Ruck und noch einer, und mit seiner Riesenkraft hat er den Riegel gesprengt. Die Tür ist offen. Er steht seinem Bruder gegenüber. Der zittert wie ein Espenlaub an allen Gliedern und hält in der bebenden Hand den geladenen Revolver. „Fort mit dem Ding da?' ruft Jens, furchtlos dicht vor die Mündung des Laufs tretend. Max sieht, daß es bitterer Ernst

ist. Er will abdrücken, doch schon packt Jens sein Handgelenk und reißt die Waffe zur Seite. Ein kurzes Ringen. Plötzlich kracht ein Schuß; doch nicht Jens wird getroffen, sondern der unglückliche Schütze selber. Mit einem gellenden Schrei bricht Max Petersen zusammen. Die Kugel ist ihm über dem rechten Auge in die Stirn gedrungen. Das Blut strömt in dunklem Strahl über sein Gesicht; er muß tödlich getroffen sein. — Jens steht da, wie versteinert. „Herrgott im Himmel, was ist hier geschehen!' ruft da der alte

er sich wenden soll. Fort, weit fort, bis an das Ende der Welt, in ein Land, wo ihn niemand kennt, das sagt ihm ein in stinktives Gefühl, und dem gibt er nach. Unter denen, die, Böses befürchtend, Jens Petersen gefolgt waren, als er vorhin, einem Wahnsinnigen gleich, über die Straße gelaufen war, befand sich auch Edith. Voll banger Ahnung betrat sie jetzt das Petersensche Haus, sah Max in seinem Blut >egen und den alten Petersen verzweifelt die Hände ringen. „Sofort den Arzt!' war ihr erstes Wort

, und trotzdem der alte Mann auch ihr mit blödem Lachen sagte, das wäre zwecklos, der könne keine Toten auferwecken, eilte sie schnell, wie auf Windes flügeln, zum Doktor Hansen. — Der folgte ihr sofort und stellte ^est, daß Max zwar noch lebe, aber so schwer verletzt wäre, daß der Tod jede Minute eintreten könnte. Wie alles gekommen, glaubte man leicht erraten zu können. Auch Edith mußte es glauben, daß Jens den unglückseligen Schuß in seiner blinden Wut auf den Bruder abgefeuert hätte. Ihr nbrünstiges

Gebet war daher: „O Gott, laß ihn nicht sterben, laß Jens nicht zum Totschläger werden!' Daß er ihr vorhin die reine Wahrheit gesagt und daß Max ein Erzschurke war, daran zweifelte sie jetzt nicht mehr. Sie verteidigte den Flüchtling denn auch nach Kräften und suchte es als nicht ausgeschlossen hinzustellen, daß der Revolver sich beim Ringen entladen hätte, wie Jens behauptete. Sein Vater hatte 'hr das gesagt. Freilich glaubte er selber ja nicht daran. Daß sie ein Liebesverhältnis mit jenem gehabt

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Pagina 22 di 26
Data: 14.11.1896
Descrizione fisica: 26
widerfahre. Als am Abend sich die Stammgäste versammelten, erzählte er jedem einzelnen, daß Seine Majestät Max Josef von Bayern auf seiner Durchreise zum Wiener Kongreß im „Goldenen Straußen' übernachten werde. Dabei unterließ er als guter Wirt und echter Patriot es nicht, auf das Wohl seines allergnädigsten Landesherrn ein Glas um das andere zu leeren, so daß er zuletzt zur Vorseier dieses Festes stattlich illuminiert war. Am andern Morgen stand er in seinen Feierkleidern, die gold gestickte Mütze ans

sprang er anfs nene vor die Hausthür. War feine Hoffnung abermals getäuscht worden, so ging er an sein Wandschränklein, um sich dnrch einen kühlen Morgentrnnk frischen Mut einznslößen. Iv -i- ^ Endlich um die zweite Stunde verkündete eine Staubwolke den! Stranßenwirt den heranziehenden Goldregen. — Nochmals wurde alles in Eile gemustert, dann empfing Herr Krampelmeier den königlichen Gast mit allerunterthänigsteil Kratz füßen und führte Max Josef nebst Gefolge die Treppe hinauf in die Prunkzimmer

Gulden—' Max lachte, legte die Hände auf den Rücken und nickte gegen Boshard: „Zahl sie ihm!' „Aber Majestät; die Forderung ist allzuübertrieben! Der Wirt prellt ja über alle Maßen —' „Zahl' sie ihm! Ich habe gut in seinem Hause geschlasen!' sagte Max und winkte seinem Untergebenen, zu gehen. Krampelmeier erhielt sein Geld. „Sehen Euer Gnaden? Der König bleibt der König. Empfehle mich und glückliche Reise, Herr Kammerfonrier!' So sprach er mit fast herablassender Miene zu dem letzteren und begab

sich ans Thor, um der abreisenden Majestät sein Kompli ment zn machen. Der König schritt lächelnd an ihm vorüber, wobei er jedoch ziemlich laut mit Betonung sprach: „Adieu, mein Teurer!' Die Wagen rollten davon; der Straußenwirt aber kratzte sich hinterm Ohr, wobei er in den Bart mnrmelte: „Einmal nnd nicht wieder!' Und er that den gewohnten Gang zu seinem Wandschrank. Einige Wochen waren vergangen. Max Josef kehrte von Wien zurück. Zum größten Aerger des Fonriers befahl er abermals, in dem „goldenen

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Pagina 27 di 32
Data: 22.07.1911
Descrizione fisica: 32
wird das sein —' Er tat einen Seufzer und schaute den Wildgänsen nach. Da kam Max mit dem Marineleutnant von Rikkelsen vorüber und wandte sich, als er ihn sah, verlegen nach der andern Seite. Er schämte sich seines Bruders, der in seiner blauen Arbeitsbluse, Hammer und Zange in der Hand, doch auch gar zu gewöhnlich ausschaute. Eine Dame unter einem hochmodernen Federhut mit ein paar mächtigen Flügeln daran, trippelte auf zierlichen Füßen, die in gelbe Schnürstiefelchen gezwängt schienen und jedenfalls bei natürlichem

sein. Dieser lachenden Schönheit folgte ein älterer Herr mit wei ßem Schnauzbart und rotem, gutmütigem Gesicht. Seiner straffen Haltung und seinem ganzen Austreten sah man schon von weitem den Offizier in Zivil an. Es war also nicht schwer für Jens, zu er raten, daß er Fräulein von Rikkelsen und deren Vater, den Herrn Hauptmann, vor sich sah. Den Marineleutnant hatte er vorhin schon gesehen und erfahren, daß er ein Sohn des Hauptmanns war. Ei, wie konnte Max dienern und elegant die Hand küssen! Wie wußte

und gar nicht seine Art, er haßte so ein müßiges Lungern. Doch wo waren heute seine Gedanken? — Erst als der Marineleutnant sich plötzlich zu ihm herumdrehte und ihn anschnarrte: „Haben Sie denn weiter nichts zu tun, als hier Maulaffen feilzubieten?' schrak er zusammen, murmelte etwas ganz Unverständliches vor sich hin und lief davon. Aber er sah noch, wie Max bis in die Ohrzipfel rot wurde und hörte dessen verlegenes Räuspern. „Höre mal, Jens, gewöhne dir doch ja etwas bessere Manieren an', sagte

ist.' Noch einmal lachte Jens so auf, wie er früher nie gelacht hatte. Dann aber strich er sich mit der schwieligen, braunen, starken Hand über die Stirn und sagte ruhig und fest, nicht mehr von der Leidenschast gehetzt: „Max, daß ich dich nicht beneide, das brauche ich dir nicht erst zu beweisen, denn du weißt es. Begabter wärest du? Nun, früher in der Privatschule, beim alten Pastor, galt ich, wie dir sicher auch noch recht wohl bekannt sein dürfte, für den Hel leren und Strebsameren. Ich sollte aufs Gymnasium

und Trachten. So wurdest du, was du jetzt bist, übrigens bist du in meinen Augen noch sehr wenig. Es scheint mir sehr zweifelhaft, daß du jemals dein Examen bestehen wirst. Eine Sünde und Schande wäre das allerdings. Wie hat unser Vater sein Geld so sauer verdient!' „Du hast ein ganz gottloses Maul, du — du frecher Bube.' Max schäumte vor Wut, und sein sonst blasses Gesicht färbte sich blaurot. Er bebte am ganzen Körper und hätte diesen Wicht, der sich solcher Sprache erfrechte, gar zu gern mit Ohrfeigen

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Pagina 27 di 28
Data: 01.01.1910
Descrizione fisica: 28
Lenzessonnen strahlen kamen, war Mariechen gerettet. Und in dieser Zeit der Angst und Sorge war auch das Fräulein dem Ämtmann näher gekommen, und als er jetzt noch einmal seine Werbung wiederholte, da sagte sie nicht mehr nein, sondern wurde sein Weib und der Kleinen eine treue, für sorgend--. Mutter. Die teuere und die freie Zeche. KlMuf der Reise zum Wiener Kongreß übernachtete König Max Joseph I. von Bayern, dessen Freigebigkeit weit und breit bekannt war, mit seinem Gefolge in Lambach. Am nächsten

aber Könige, und befahl die Zahlung. Auf den Einwand des Beamten, der Wirt prelle ihn entsetzlich, meinte Max: „Was geht dich's an, zahle und damit Punktum!' Auf dem Rückwege kam der König wieder über Lambach und befahl, wieder in demselben Wirtshaus einzukehren. Der Furier erinnerte an die teuere Zeche auf der Hinreise, doch wies sein Herr diese Einrede zurück. Diesmal ließ sich jeder aus dem könig lichen Gefolge angelegen sein, sich gegenüber der zu erwartenden hohen Rechnung nichts abgehen zu lassen

. Als nun der Furier Boshardt am andern Morgen nach der Rechnung fragte, antwortete der Wirt, es sei nichts zu bezahlen, Boshardt sah ihn mit großen Augen an und erwiderte: „Der König von Bayern wird doch wohl nicht umsonst bei Ihnen logieren wollen?' „Das mag sein, aber diesmal kostet es eben nichts', wieder holte der Wirt. Als alle Widerrede des Beamten nichts half, lief dieser zum Könige und erzählte Vexierbild. drollige Geschichte. Max Joseph lachte und ließ den Wirt kommen. Auf die Frage des Königs

, was er fchuldig sei, erfolgte wieder die Antwort: „Nichts!' — Als der König ihm dies verwehrte, tat der Wirt einen Kniefall, doch hob ihn Max rasch auf. Nun sprach der Wirt schüchtern: „Ew. Majestät bitte ich fußfällig um Ver zeihung; jüngst, als Allerhöchstdieselben mir die Gnade der Einkehr schenkten, stand ich in hoher Gefahr, aus die Gant zu kommen (süddeutscher Ausdruck für Bankrott); 1S00 Gulden konnten mich retten; ich verlangte sie, erhielt sie und damit meine Rettung vom Untergang

. Jetzt, wo ich gerettet bin, will ich die Gnade Ew. Majestät nicht noch einmal mißbrauchen; eigentlich sollte ich noch herauszahlen, aber... aber eben des- Wo ist der Koch? halb kostet diesmal die Zeche nichts!' Max Joseph antwortete: „Mich freut es sehr, wenn ich Ihnen aus dem Gröbsten geholfen habe, geschenkt haben mag ich auch nichts, darnm, Boshardt, zahle ihm nochmals lövl) Gulden aus, damit die Hilfe für die Dauer ist! Du aber, Wirt, fchnüre mir keinen Bayern mehr!' E.A. Aus dem Gefängnis von (Lyxern

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Pagina 26 di 28
Data: 21.10.1911
Descrizione fisica: 28
gern', antwortete der Justizrat. „Er wollte gern alles tun, was in unsern Kräften steht', lachte er. „Eine ganz hervorragende Energie!' lachte auch Fräulein Adele „Noch irnposanter als diese Energie war aber die kluge Be rechnung dieses Mars Imperator' , fuhr der Justizrat fort. „,Wenn ich nur erst drin bin im bunten Rock, dann will ich schon weiterkommen', hatte Max Leonhard erklärt. ,Denn weißt du, Onkel', hatte er gesagt, ,wenn ich nur erst Leutnant bin, dann Hab' ich die besten Chancen

/' „Auf den Generaloberst, meinst du?' hatte der Onkel scherzend ,,^ein,' hatte Max erwidert, „das mein' ich momentan nicht. Momentan meine ich, als Leutnant Hab' ich die besten Chancen, eine gute Partie zu machen.' Alle drei ZuHörerinnen lachten hellauf. „Gott, dieser Kleine!' sagte Fräulein Adele fast mitleidig. „Rein, das ist ja zum Schreien!' rief vergnügt die burschi kose Ton^ „Kinder, reißt ihn doch nicht in tausend Stücke!' schalt die Mutter. „Einen Verwandten, der noch vor einer halben Stunde unser Gast

war! Schämt euch! Das ist Naivität von ihm, jugend liche Naivität.' „Ja, wenn's die wäre!' entgegnete der Justizrat. „Zuerst Hab' ich das auch gedacht. Aber dann — behüte, der ist einfach ein ganz gerissener Rechenmeister, ein Streber erster Sorte, dieser Max Leonhard.' „Nun ja, sagt' ich,' erzählte er weiter, „Chancen — mag sein. Aber fest damit rechnen, mit solcher guten Partie — das nun grade —' .Doch, doch, Onkel/ sagt da mein Max, .fest damit rechnen kann ich. Mit positiver Sicherheit.' „Ev?' sage

?' da sprach er glücklicherweise schon weiter. ,Der Vater', sagte er, ,der jetzt Rentier ist, der war nämlich früher Handwerker. Tisch ler, glaub' ich. Sein vieles Geld soll er durch Spekulationen zu sammengebracht haben.' „Ja,' gab ich ihm recht, „da würde sie dem Regiment mög licherweise nicht genehm sein. DaS stimmt.' La,' weißt du, Onkel, für den Fall —' sagte er, ,da —' „,Ta muß ich natürlich auf die Schwerreiche verzichten,' sagt da unser Max,' warf Fräulein Adele ein. „I, keine Rede!' erwiderte

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Pagina 26 di 28
Data: 25.02.1911
Descrizione fisica: 28
, Max!' Sie flog auf den Geliebten zu. „Papa hat dich nicht gesehen.' „Bleibt er daheim?' „Ja, er bleibt. Wir sind endlich wieder einmal allein und werden uns köstlich amüsieren.' Doch die Besorgnisse des jungen Mannes schienen durch die Beseitigung dieses einen Hindernisses noch nicht endgültig zerstreut. „Aber deine Tante?' fragte er. „Die ? Da mach dir mal keine Sorgen! vr. Holler kommt mit und da hat sie jemand, mit dem sie über ihre Krankheit stundenlang sprechen kann, und du weißt

aufkommen, daß fit nicht zur Maske gehören, sondern echt sind, und der junge ^anitschm läßt sie in ehrlicher Bewunderung durch seine Finger gleiten, bis ihn die Töne der Musik zum Tanze rufen. „Nun, bist du zufrieden, Max?' fragt ihn seine Tänzerin. „Ach, Else, glücklich bin ich. Sieh nur, wie deine Tante de? armen Doktor besetzt hält.' Er umschlingt das schöne Mädchen, und beide mischen sich in einem graziösen Walzer unter die tanzenden Paare. „Du, heute abend wird es viel Überraschungen geben

musterte ihn — — vergebens. Durch keine Bewegung verriet der Mönch sein wahres Wesen. Starr und fast gespenster hast blieb er stehen, nur den Kopf nach den Tanzenden leicht hin und her drehend. Der Walzer war zu Ende. Else und Max gingen mit Absicht nahe an dem Mönche vorüber. Else bemerkte dabei, daß der Fremde sie beständig fixiere. Einen Moment trafen sich sogar ihre Blicke, und Else behauptete, daß ein ihr ganz bekanntes Auge hinter dieser Maske hervorschaue. Sie riet alle Bekannten

durch — keiner wollte sich mit dem Kapuziner identifizieren lafsen. „Wer so laß doch das Grübeln, Kind!' sagte Max. „Uns kann er ja gleich sein.' Ringsum stieg die Lustigkeit immer mehr. Konfettibälle flogen durch den Saal, platzten und überrieselten mit ihrem bunten Flimmer die lachenden Gestalten. Nur der Kapuziner blieb derselbe. Kein Lächeln glitt über sein Gesicht. Seine Blicke ließen Max und Else nicht los und schienen manchmal mit Wohlgefallen auf den beiden schönen Gestalten zu ruhen.

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Pagina 22 di 24
Data: 17.07.1897
Descrizione fisica: 24
in dem lieblichen Gesicht, daß Marianne es momentan gar nicht erkannte. Als das Bild sie aber mit ihren eige nen Augen ansah, stieg ihr die dunkle Röte ins Gesicht und halb erschrocken schaute sie sich um, ob auch niemand sie beobachte. Unten in der Ecke des Bildes standen die zwei Buchstaben M. R. „Herr Max Röthing.' Marianne, die nahe dem Klavier halb im Schatten saß, blickte lebhaft auf. Max Röthing war der Löwe des Abends — sie da gegen das genaue Gegenteil; hatte man sie doch nur geladen, weil die Tochter

drein, daß sie nicht wagte, ein Wort über das Bild zu sagen, trotzdem sie fest überzeugt war, daß kein anderer als er es ihr geschickt hatte. „Sie sagten vorhin,' bemerkte sie im Laufe der Unterhaltung, „daß Sie nur wenige der hier Anwesenden kennen, aber sicher ist Ihnen Herr Max Röthing nicht fremd, sagen Sie mir: welcher der Herren ist es?' „Kennen Sie ihn nicht?' fragte der junge Künstler etwas überrascht. „Nein, als er eintrat, ward er gleich so umringt, daß ich ihn nicht sehen konnte

be trachten wollten, würden Sie ihn schon eher kennen.' Kaum waren die letzten Worten von seinen Lippen, so hatte er sie auch bereits verlassen. Halb betroffen von seinem hastigen Abschied , noch mehr aber von seinen rätselhaften Worten, folgte sie ihm mechanisch mit den Augen, und als sie da sah, wie die Gesellschaft sich ihm mit ganz besonderer Achtung nahte, fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen. „M. R.' konnte doch nur „Max Röthing' heißen, so war er selbst und kein anderer der berühmte

sie atemlos und mit ge schlossenen Augen gegen die Mauer. Doch als sie Schritte drinnen vernahm, bezwäng die Neugier ihre Angst, und vorsichtig öffnete sie die Augen, um — ihr gegenüber aus der anderen Seite des Balkons Max Röthing zu entdecken; lächelnd, den Zeigefinger wie Schweigen gebietend auf den Lippen, schaute er sie an. Die halb gerauchte Cigarre, die er in der Hand hielt, und die neben ihm auf dem Tische liegende Zeitung verrieten, wie er den schönen Frühlingsmorgen verbracht hatte. Nur mit Mühe

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Pagina 12 di 32
Data: 24.12.1910
Descrizione fisica: 32
billigsten preisen kei t»^>elloser ^U8- süiirunA. (Grosses I^s^sr von Lslsuolitungs- körpsrn »Her ^rt. Zügslsissn un6 I^tsi?- liöi'psp. /^ninelciun^en für Installstinnen clort- selbst. Kostenvoranselilä^e un6 ^ei^iinuiiASi'. gratis. das ganze Fest verleidet, wenn wir es verlebe» müßten ohne „Onkel Max.' Mit diesem Billet erwarteten Benno und Jdchen den Onkel, als dieser nach Schluß der Geschäftszeit in seiner Gorconwohnung anlangte. „Nun, Krabben, was wollt Ihr denn?' redete er sie an und fuhr

konnte, ein, „wenn bei uns der Weihnachtsbaum brennt, Onkel Max, dann ist bei Dir alles dunkel.' Ter Onkel war, nachdem er der Schwester Zeilen gelesen, ans Fenster getreten. Aber er sah nichts dort draußen, er vernahm nur die Stimmen seines Innern, die von verratener Liebe erzählten, von verrauschten Träumen, von Oede und Einsamkeit, die allein ihm treu bleiben wür den. Da klangen die Timmen der Kinder an sein Ohr — Kinderworte: „Dann ist bei Dir alles dunkel.' Wie ein Griff ins Herzfleisch pack ten

ihn die Worte — es rang und stritt und kämpfte in ihm. Plötzlich zog er die Kleinen an sich und herzte sie. Soviel Liebe barg noch die Welt für ihn und er sollte im Dunkeln bleiben? .Grüßt die Mama, liebe Kinder,' sagte er und seine Stimme klang seltsam rauh, „und be stellt ihr, Onkel Max käme zur Christbescherung. „Gäste habt Ihr geladen ?' fragte eine halbe Stunde vor der Bescherung, Max OlldröP, nach dem Schwester und Schwager ihm dies mitgeteilt, und sein Ton verriet unangenehme Ueberraschung

. „Und wie mir scheint, meinetwegen?' fügte er hinzu. „Freilich!' lachten beide. „Du hast Aufmun terung nötig, Maxi! Und nun sei lieb,' fuhr die junge Frau fort und drängte ihn liebevoll zur Tür des Weihnachtszimmers, „nimm mir die Ar beit ab und schmücke den Baum fertig, Du ver stehst dies ja so gut. Und, damit Du's weißt, mein Christgeschenk für Dich, findest Du bereits im Weihnachtszimmer vor. Ich dachte, bevor die Gäste kommen, solltest Dn Dich ungestört daran erfreuen.' Max nickte zerstreut und verschwand

im Fest- zimmer. Bald darauf uickte die jnnge Frau lächelnd ihrem Gatten zu und legte lauschend den Finger an den Mund — drinnen war ein leiser Schrei erklungen. Hatte der Eintretende recht gesehen? Neben dem herrlichen Tannenbaum, dessen silberglitzern der Schmuck durch das dämmrige Zimmer leuch tete, stand eine süße Mädchengestalt im neuen weißen Festkleide und hing einen blitzenden Stern an die dunklen, dustenden Zweige. Onkel Max sah das Mädchen und ihr neues Gewand und er wußte

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