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Lienzer Zeitung
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Pagina 26 di 32
Data: 01.04.1911
Descrizione fisica: 32
und wieder etwas von preußischem Gardeoffizier — nun, wir zerbre chen uns nicht weiter die Köpfe darüber! Die Hauptsache war, daß Leo allgemein als smarter Kerl galt, und zwar, weil er in bestimmten Zwischenräumen für alle ohne Ausnahme tüch tig etwas drcufgehen ließ. Das Traktieren oder Trieten, wie man's drüben kurzweg nennt, war dann eine wütende Passion bei ihm. Er schien dabei ein förmliches System zuhaben. Viel leicht auch gehörte er zu den Menschen, die man mit dem schönen Namen

Quartalssäufer zu belegen Pflegt. Obwohl es dann nicht beim Trinken allein blieb; denn da unten gibt's nicht bloß Trinkbuden, sondern auch Spielhöllen und Tingeltangel aller Art — Gott sei's geklagt? Leo hob das Geld auf der Post in der Stadt vierteljährlich ab und brachte dann auch seinen dreimonatlichen Verdienst als Hirte mit, den man dort zurücklegen kann, da diese Leute die Verpflegung frei und sonst gar keine Ausgaben haben. Auf diese Weise hatte er jedesmal, wenn er auf der Bildfläche erschien

, «in hübsches Stück Geld in der Tasche. Wenn dann Leo vor feinem Hotel vom Pferde gestiegen var, sprach sich's rasch herum, und alle seine Bekannten — und las waren fast all«, die dort als Taugenichtse herumlungerten! — tauchten auf, wie die Hunde, die einen guten Braten riechen. Zr zällie die Häupter seiner Lieben, und wenn ausnahmsweise ?iner fehlte, wurde er mit Hallo herbeigehe lt. Da konnte man Gestalten sehen! Baumlange, verwegene Kerle im Schlapphut znd Lederanzug, denen ein Menschenleben

auch gerauft und gerungen; aber Leo warf ,eden, der sich an ihn heranwagte, was übrigens selten vorkam, )a alle wußten, daß er der stärkste war. Bis dann einer nach dem andern, von Alkohol und Müdigkeit überwältigt, niedersank und ein großartiges Schnarchkonzert anhub. Leo wurde von vier Kellnern — denn er war ein gewaltiger blonder Hüne — in ein besonderes Zimmer getragen, wo er seinen Rausch ausschlief. Nach dem Erwachen beglich er die ganze Zeche, vorauf er, ohne sich umzublicken, mit leerem Beutel erst

in trau- cigem Schritt und dann in flottem Galopp wieder zu seinen fried lichen Tieren zurückritt. Dieser melancholische Augenblick war eines Abends auch wieder einmal gekommen. 5 ch begleitete Leo ein Stück, da ich damals n jener Gegend einen schwunghaften Konservenhandel betrieb. Er sprach kein Wort. Nur ein bitterer Zug um seinen Mund ieß den Ekel erkennen, den er im ^ nnersten über die wüsten Tage, bie hinter ihm lagen, zu empfinden schien. Da hörten wir plötzlich aus einer Seitengasse

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Pagina 19 di 24
Data: 16.03.1901
Descrizione fisica: 24
zu sein. — Da sie nicht gekommen war, nur um zu tanzen, schützte sie bald Ermüdung öor und ließ sich von Leo in ein Seitenkabinett führen, das den Vorzug besaß, völlig leer zu sein. Sie sehnte sich aus dem lauten Getriebe nach einem Alleinsein mit ihrem Verlobten. Nichts war Leo entsetzlicher, als ein tsts- s tets mit seiner Braut. Er wußte, sie erwartete Zärtlichkeiten von ihm, kosende Worte, die nicht über seine Lippen wollten, weil er dann jedesmal an eine schöne, selige Zeit erinnert ward

ihr glühendes Gesicht in den Strauß aus Veil chen und Maiblumen, den ihr Leo überreicht hatte. „Wie reizend von Dir, daran zu denken, daß Veilchen meine Lieblingsblumen sind!' flüsterte sie. „Nun erwartet sie irgend eine Schmeichelei/ dachte er und zerrte nervös an seinem Schnurrbarte. „Das war doch selbstverständlich, liebe Helma,' entgegnete er, ihre Hand küssend. Wie sie unter der leichten Berührung zitterte! Er fühlte ganz deutlich das Beben der schlanken, feinen Finger, Und ein peinliches Gefühl

überschlich ihn. „Ach, Leo, wie habe ich mich nach Dir gesehnt und wie glück lich bin ich, daß Du gekommen bist! Nicht wahr, es war doch kein zu großes Opser, das Du mir brachtest?' Sie rückte ihm ein wenig näher; ihre großen, unschuldigen Augen blickten ihn zärtlich fragend an. „Wie kannst Du das denken, bestes Herz? Ich — ich kam selbstverständlich sehr gern, allein, da ich erst heute nachmittag an langte, bin ich ein wenig abgespannt von der langen Fahrt!' sagte er, mit der schmalen Hand

der Möbel. Leo fühlte noch immer die zärtlichen Augen auf sich gerichtet, die ihm fast wie ein Vorwürs itt der Seele brannten. Aber was hatte er denn Böses gethan? Er hatte dem Mädchen, das ihm von seinen Eltern bestimmt war, seine Hand und seinen Namen geboten, zugleich mit der festen Absicht, es glücklich zu machen, — so weit er es eben konnte. Absichtlich wollte er ihr gewiß keine unangenehme Stunde bereiten. Wenn sie erst verheiratet waren, würden sie sich gewiß recht gut ineinander einleben

, die welche Rätselfrage an ihn stellten? Wenn es unter des jungen Mädchens Blick den flotten Offizier schon siedend heiß durchschoß, um wie viel mehr dann erst unter ihren Worten! „Leo,' flüsterte Helma mit heißen Wangen, indem sie die schweren, breiten Lider über die dunklen Augensterne senkte, „Leo, weißt Du, daß Du mir während unserer ganzen Brautzeit noch nicht einmal gesagt hast, daß Du mich liebst? Sieh, ich weiß es ja, daß Du es thust. Warum hättest Du mich sonst zur Frau be gehrt?' fügte sie mit einem Blick

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Pagina 14 di 20
Data: 23.02.1901
Descrizione fisica: 20
k !3. Leo Steinbeck wollte »ach Berlin fahren, und Heinz begleitete ihn nach dem Bahnhof. Als der junge Graf ins Coupe stieg, fand Werner Gelegenheit, ihm zuzuflüstern: „Du weißt, Leo, am 8. August ist der Wechsel fällig!' „Gewiß, gewiß! Es wird mir zwar schwer werden, aber keine Sorge, ich werde das Geld schon auftreiben!' sagte Leo leichthin. „Ich sitze völlig auf dem Trocknen!' gestand Heinz offenherzig. „Alles in Ordnung, alter Junge, ich komme zu rechter Zeit zurück!' nickte Leo und dahin

brauste der Zug. Die Gräfin empfing ihren Sohn mit größter Zärtlichkeit; sie meinte, er hätte gar nicht zu passenderer Zeit kommen können, da Frau von Hohenstein und Helma eben auf der Rückreise von einem Seebade nach ihren hinterpommerschen Gütern einige Tage Aufenthalt in Berlin genommen hätten. Leo würde sie also sehen und sprechen können. Dies war nun dem jungen Manne höchst gleichgültig, der sehr freimütig erklärte, er verspüre nicht die geringste Lust, für die pom- merschen Damen

den Fremdenführer zu spielen, sondern sei nur gekommen, um seinen Eltern eine wichtige Mitteilung zu machen. Die Gräfin verschob diese wichtige Mitteilung ans den Abend oder den nächsten Morgen, da in den nächsten zehn Minuten Frau von Hohenstein und Helma zu Tische erscheinen würden. Da schrillte auch schon die elektrische Klingel durch das Haus und die Erwarteten traten ein. Leo, der sich von vornherein vorgenommen hatte, seiner Mutter zu zeigen, daß ihm die Anwesenheit der Damen weit eher lästig

Mädchens und Leos heimlich beobachtete. „Lutz von Waldan, ein Verwandter meines verstorbenen Mannes, den wir unterwegs trafen, zeigte uns eines Tages zwei Bilder, seine eigene Photographie und die seines Hundes und fragte Helma, welches ihr am besten gefiele, und dieses schreckliche Kind zeigte auf den Hund!' „War das Koketterie?' dachte Leo. Aber nein, förmlich harmlos blickte Helma auf. „Warum schrecklich?' sragte sie. „Es war doch nur die reine Wahrheit. Cäsar ist das Ideal eines schönen Hundes

zu schildern.' Nach Tische, es war unterdessen beinahe fünf Uhr geworden, fuhr man im offenen Wagen hinaus in den Grunewald. Das junge Paar nahm auf dem Rücksitze Platz; der alte Graf zog es vor, zu Hause zu bleiben. Auf dem Knrfürstendamm begegnete man einigen Reitern. Zu seiner Verwunderung erkannte Leo unter ihnen den Grafen Ellern- burg, der zuerst erstaunt und dann mit einem vielsagenden Lächeln grüßte, nachdem er die junge Dame bemerkt hatte, Steinbeck, I 4-^ den es unangenehm berührte, in Helmas

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Pagina 27 di 32
Data: 01.04.1911
Descrizione fisica: 32
, eine alte Negerin, die einen ausge- ichneten Hammelbraten auftischte, und dann kam — Amanta. Ja, war denn das auch ?uanita? ?ch traute kaum meinen ugen. Dieses prächtige, frische Mädchen, schlank und munter ?ie eine Gazelle, mit zartbräunlichem Gesicht und lachenden Äenen, es sah so ganz anders aus, als jenes abgehärmte, geduckte ?esen in der Gasse! Leo weidete sich eine Weile schmunzelnd an meinem Staunen .ick sagte, als sie hinausgegangen war, mit strahlender Miene: „Nicht wahr, sie hat sich großartig

mir gern das n Zimmer firr die Nacht zur Verfügung. Ich nahm das freundliche Anerbieten gern an, und Leo zeigte «ich als ein liebenswürdiger Wirt von angenehmen Manieren Md tüchtiger Bildung, als ein Mann, der viel gesehen und gehört 'Lite. Nach dem Abendessen zündete er sich eine Pfeife an, stellte für mich sehr gute Zigarren auf den Tisch, und wir plauderten eo« allem möglichen, wobei Iuanita aufmerksam zuhörte. Als Leo sie bat, d-'ch ein Liedchen zu singen, erhob sie sich ohne Zö- ^ m und erschien

darauf wieder mit einer Gitarre in der Hand. „Das Ding gehört der alten Babette,' flüsterte mir Leo zu. zAber sie ist eine Stümperin darauf gegen Juanita.' Die Kleine stimmte das Instrument und sang, während sie ch anmutig begleitete, ein eigentümlich schwermütig klingendes ied in einer mir unbekannten Sprache. Es klang wie aus einer !?rnen, fremden Welt, wie eine jener eintönigen, rührenden klagen, wie man sie bei den Naturvölkern hört. „Das war schön, aber so traurig', sagte Leo, als sie geendet

. Sie schloß mit nem tollen Wirbel und ließ sich dann auf einen Sessel fallen. Leo sprang erschrocken auf und eilte zu ihr. .Um Gottes willen, du hast dich zu sehr angestrengt, Juanita! . dir schlecht geworden?' „Rein, nein,' lachte sie. „Ich fühle mich im Gegenteil fehr wohl.' Und sie schlang einen Arm um seinen Hals, gab ihm einen Kuß auf die sonnenverbrannte Wange und eilte hinaus. Leo setzte sich glückselig wieder zu mir. Nach dem, was ich jetzt gehört und gesehen, konnte ich es ihm nicht verdenken

hergemacht. Da kam Juanita herein. Sie betrachtete kopfschüttelnd die halbgeleerte Whiskyflasche und sah Leo ernst an. „Mein Herr,' sagte sie zu mir, „es ist im Nebenzimmer alles für Sie bereit gemacht. Wünsche eine angenehme Ruhe?' Darauf ergriff sie rasch die Flasche und sprang lachend hinaus. Leo blickte ihr wohlwollend nach und wandte sich dann ver gnügt zu mir. „Haha! Sehen Sie, sie ist meine resolute Er zieherin zur Mäßigkeit! Ich habe nämlich hier einmal einen schweren Rückfall in die Krallen

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Pagina 10 di 24
Data: 11.02.1913
Descrizione fisica: 24
„Meine Damen und Herren. Ich bin kein Redner. Es kann nicht jeder ein solch vollendeter Redner sein, wie unser verehrter Brautvater.' — Der Brautvater verneigte sich tief gern.irt. — „Aber trotzdem muß ich reden, wenn Sie auch später wegen der Rederei üb^r mich reden. Deshalb werde ich nicht erröten.' Herr Säwps schwieg, um die Wirkung seines Witzes zu beobaaten. Alles lachte. Leo Wulfs Tisch nachbarin aber wand sich vor Lachen in Krämpfen. Als sich der Stnrm ein wenig gelegt hatte, fuhr Herr

seines Glücks ' — Brüllen im Auditorium. — „Also, was ich sagen wollte: Wegen dieses Brautpaares sind wir hier. Was sollen wir mit ihm machen? Bringen wir es nm? Nein la sen wi es leben! Darum erheben Sie Ihre Gläser: Das Brautpaar^ es lebe hoch!' „Wer war denn der fetttriefende Kanake mit den an rüchigen schlechten Witzen?' fragte Leo Wulf seine schweigsame Tischdame. Die Holde sah ihren Herrn empört an und sagte scharf: „Ja! Er ist mein Onkel.' Dann schwieg sie und beschäf tigte

sich nur noch mit ihrem Teller und ihrem Glase. Nach einer Weile kam der dicke Brautvater auf Leo Wulf zugeivatschelt, stieß niit ihm an und sagte schmelzend: „Herr Wulf, Sie sind doch ein Dichter. Ihnen muß ein Daiiien- toast ein Kleines sein. Darf ich Sie darnm bitten. Niemand will ihn halten.' „Wenn es sein mutz, gerne,' erwiderte Leo, der sich zur rechten Zeit der hoch ausgelaufenen Weiurechnnng erinnerte und den Brautvater daher nicht reizen wollte. Mit dichterischem Schwünge sang er ein wundervolles, hochpoetisches

Loblied auf die Damen, wie es nur ein echter Dichter vermag. Wieder kam der Brautvater angewatschelt und stieß mit Leo und dem Assessor an: „Sehr nett, sehr nett, junger Mann,' sagte er gönnerhaft. „Nur zu lang und unverständlich. Sie Hütten mehr Witze machen sollen. Wie Herr Schöps. > der versieht's. Na, ein andermal können Sie den fragen, Sie sind noch zu jung. Men kann das von Ihnen noch nicht verlangen. Aber es war sehr nett, sehr nett.' und damit wackelte er davon, nachdem er die laut

auskichernde Tischdame Leos noch am Kinn gekitzelt hatte. Als sie sich über diesen herrlichen „Scherz' endlich aus gelacht hatte, fragte Leo sie neugierig: „Nnn, mein Fräulein, wie hat Ihnen denn mein Toau auf Ihre Schwestern gefallen?' „Ich habe ja gar keine Schwestern,' erwiderte vie rührende Unschuld harmlos. „Ich meinte Ihre Mitschwestern, mein Fräulein, die Damen im allgemeinen.' „So? Nun, es war ganz schön. Aber ich habe es nicht verstanden.' Da zog jemand den jungen Dichter von hinten am Rock schoß

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Pagina 15 di 20
Data: 23.02.1901
Descrizione fisica: 20
Der Graf stellte ärgerlich seine Frühstückstasie beiseite. „Sprich nicht so thöricht, Leo. Wenn die Frau viel ans Aeußer- lichkeiten giebt, so hättest doch gerade Dn, dächte ich, keinen Grund, ihr deswegen zu zürnen,' „Warum gerade ich?' fragte der junge Mann, der eifrig be schäftigt war, Brotkügelchen zu drehen. „Aber, mein Gott, willst Du denn nicht begreifen? Sage offen, wie gefällt Dir Helma?' Leo antwortete nicht; sein Blick irrte über das verschlungene Muster des Teppichs. „Nun, mein Sohn

, wie gefällt Dir Helma?' fragte der Graf noch einmal. Leo, der aufgestanden war, stützte sich auf die Sofalehne und sagte, den Grafen voll anblickend: „Helma ist ein angenehmes, liebenswürdiges Mädchen, doch sie ist nicht das Weib, das ich einst heimführen möchte!' Der Graf richtete sich straff auf. Mit durchbohrendem, ja fast drohendem Blick trafen seine Augen den Sohn. Den jungen Grafen schien der Blick des Vaters nicht im ge ringsten zu beirren; er mußte sein festes Ziel vor Augen haben. Und ebensowenig

thaten es dessen Worte, als derselbe mit unge wohnter Betonung zn ihm sprach: „Du solltest Dir Zeit lassen zur Besinnung, ehe Du Derartiges sagst. Ich habe Dir niemals ein Hehl daraus gemacht, daß wir über unsere Verhältnisse leben, daß —' Leo unterbrach ihn. „Ich weiß, Papa, aber es ist so lange gegangen, es wird wohl auch noch eine Zeitlang weitergehen. Ich aber kam, um Dir eine wichtige Mitteilung zu machen. Ich beabsichtige, mir einen Haus stand zu gründen. Das Mädchen, welches ich liebe, besitzt

Du. Es wird nicht mehr so gehen, sageich. Steinbeck ist verschuldet, stark verschuldet. Ein Jahr würde ich es vielleicht noch halten können, — doch schließlich — ein Bankerott ist unvermeidlich!' Leo richtete die Augen starr auf den Vater. „Unvermeidlich, unvermeidlich!' stammelten seine zuckenden Lippen. „An Dir liegt es, Leo, wenn Du das Glück, das sich Dir bietet, beim Schöpse nimmst!' sagte der alte Graf, beide Hände auf die Schultern des jungen Mannes legend, „so läßt sich das sonst un vermeidliche abwenden

. Wohl, Zeiten waren gekommen, in denen er seine Liebe zu Anne-Marie für Thorheit erklärte, — freilich, — doch er liebte sie. Und wer liebt ohne Hoffnung? Heute hatte er feinen Eltern die Neigung gestehen wollen und kich zwar auf einen ernstlichen Sturm gefaßt gemacht, aber doch nicht daran gezweifelt, alle Vorurteile zu besiegen. Ein Kampf stand ihm bevor, ein Kampf, den er mit sich allein ausznfechten hatte. Gegen Mittag mußte Leo in Begleitung seiner Mutter den Hohenstein'schen Damen

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Pagina 15 di 20
Data: 05.07.1912
Descrizione fisica: 20
211 i'»- kürlich kommt mir dann der Gedanke, daß sie beinahe eine glück lichere Kindheit gehabt als dieser kleine Gcbe. — Unbeaufsichtigt, sich selbst überlassen ist er nie. Er mag nun im Garten spielen, natürlich allein, denn Spielgefährten hat er nicht, oder oben in seinem geräumigen Spielzimmer sich aufhalten, überall ist sein Erzieher zugegen. Armer, kleiner Leo! Wie ernst und klug diese Kindercmgen schon zu blicken verstehen! — Vorigen Sonntag bat mich die Gräfin, ihrem Sohn

für einige Stunden Gesellschaft zu leisten, da Doktor Kramer abwesend sei. Als ich das Zimmer betrat, stand der Knabe am Fenster, stumm, verträumt in den regen nassen Garten schauend. Die prächtige Festung mit Zubehör, die er erst kürzlich zum Geburtstag erhalten, stand halb aufgebaut in der Mitte des Tisches: augen scheinlich hatte er die Lust an dem Spielzeug verloren. „Komm, Leo, ich will dir helfen, deine Festung wciterbauen', sagte ich und nahm vor dem Tische Platz. Er trat zögernd näher. Die kleinen Hände

fest verschränkt, schaute er mir zu, wie ich Mauer und Türmchen zusammenfügte, bis der Bau fertig war. „Hast du auch Soldaten, Leo? — Wir könnten so hübsch Feind spielen!' meinte ich dann. „O ja, Soldaten Hab' ich, alle Arten!' und eil fertig schleppte er das Kistchen mit buntbemalten Kriegern herzu. „Das sind Franzosen, das Turkos, das Preußen, das Österreicher!' erklärte er eifrig. „So, ich nehme die Franzosen und du die Deut schen, Leo! Ich werde mich in die Festung bege ben, dann kannst

mich in die bogige Fensternische. „Aber ich muß gehen, mein Leo, überdies wird Herr Kramer gleich kom men', warf ich ein. „Nur noch eine kleine Weile! Komm', erzähle mir von deinen Brüdern!' So gab ich denn nach. Wie schon oft, saß ich wieder auf der kleinen Bank am Fenster, wo der Knabe sonst seine Schularbeiten zu machen pflegte, das Kind dicht an mich geschnnegt, erwartungsvoll lauschend. Ich brach plötzlich ab, denn ein schmerzlich sehnsüchtiger Strahl brach aus den Kinderaugen. „Woran denkst du jetzt, Leo

?' fragte ich leise. „Ich dachte daran,' begann er träumerisch, „daß ich auch einmal so auf die Bäume klettern und des Sommers auch so lustig, ganz allein über Feld und Wiesen laufen könnte, den Schmetterlingen nach!' „Das wirst du auch, Leo, mein Liebling, laß nur erst den Sommer kommen,' tröstete ich, „dann lau fen wir um die Wette!' „O Leonore!' jubelte er und schlang die Arme noch fester um meinen Hals. „Hast du mich lieb, Leo?' mußte ich unwillkür lich fragen. „Am allerliebsten!' klang es stürmisch

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Pagina 22 di 24
Data: 08.11.1902
Descrizione fisica: 24
—-s- Z Leo von Schlegel war wirklich ein ehrenwerter Mann, den zu lieben für ein Weib nicht schwer halten mußte. Aber Frau Fran- ziska nahm nach Monaten schon wahr, daß sie die Vergangenheit nicht ganz vergessen hatte. Zwar erfüllte sie alle Obliegenheiten und Pflichten einer Gattin mit Eifer und peinlicher Genauigkeit, ihr Herz aber blieb kalt, und auch die Kinder entlockten ihm mit all ihrer Liebenswürdigkeit keinen wärmeren Hanch. Sie fühlte in einsamen Stunden selbst, daß ihr Verhältnis

zu dem Gatten, der alles aufbot, ihr zu gefallen, sie für sich einzunehmen, nicht das richtige sei, sie härmte sich darum ab, ihre Wangen erbleichten, aber ein heißeres Gefühl für ihn zog nicht in ihr Herz. Tante Veronika hatte dafür einen scharfen Blick. „Kind,' sagte sie einst, „Dn bist so kalt gegen Leo! Ist er nicht ein vortreff licher, feinfühliger Mann?' „Ja, bei Gott, Tante Veronika!' So nannte Franziska sie jetzt auch. „Warum liebst Du ihn nicht?' Franziska wurde blutrot, umfaßte die treue Seele

sie: „Was ist Dir, Leo?' Todestraurig blickte er aus und erwiderte: „Du kannst mir doch nicht helfen!' „Armer Junge,' gab sie zurück und streichelte sein Haar, „habe Geduld mit ihr; sie lernt Dich doch noch lieben!' „Wenn es — zu spät ist!' stöhnte er. „Und doch, Veronika, liebe ich sie, liebe ich sie mit der vollen Glut des gereiften Mannes, gegen welche das Feuer des Jünglings eine armselige Flamme ist!' „O, dieses Unglück!' klagte sie. „Stille!' gebot er. „Daß sie es nicht hört!' Zum erstenmal bemerkte Tante

Veronika an ihm ein verdäch tiges Hüsteln. Sie erschrak, aber sie sagte Franziska nichts davon. Zum Winter mußte ein Arzt konsultiert werden. Dieser zuckte die Achseln und sagte: „Sie müssen fort, an die Rivisra, Verehrter, bald!' Leo lächelte gezwungen und blickte Franziska fragend an. „Gewiß,' sagte diese, „lieber Mann, wenn es der Arzt will! Gewiß, ich behüte die Kinder, und der treue Jakob muß Dich begleiten!' „In Gottes Namen denn!' entschied der Präsident resigniert. „Wann, Herr Doktor?' „Heute

, morgen; je eher, desto besser!' „Gut, morgen denn!' Den Urlaub erhielt der Kranke sogleich, die Koffer wurden ge packt, nnd — fort ging's nach einem harten Abschied, der selbst Franziska auf ganz ungewöhnliche Art und Weise erregte. » » Es war Weihnacht herangekommen. Die Entfernung von ihrem Gatten hatte Franziska ungewöhn lich elegisch gestimmt. Das trotzige Herz war weicher geworden nnd ein Gefühl überkam das junge Weib, als wenn ihr Leo doch mehr wäre, als ein Versorger. Tante Veronika empfand

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Pagina 20 di 26
Data: 02.02.1901
Descrizione fisica: 26
. Der Graf beobachtete die Jagd. „Der harmlose Lampe wird die Rechnung bezahlen müssen. Der verteufelte Fuchs! Doch — schließlich kaun man nichts für seine Natur!' Er seufzte ein wenig und hüllte sich fester in den Pelz, während man Kremzin erreichte. Am Ende des Dorfes traf der Graf plötzlich Leo, der, wie er seinem Vater erzählte, den schönen Sonntagvormittag zu einem Spaziergang benutzt hatte und dabei einen Augenblick bei Pastor Grosse abgestiegen war. Der Graf schmunzelte beim Anblick des Sohnes

. Leos vornehm schlanke Gestalt machte sich wirklich sehr gut zu Pferde. Wenn der Graf das fand, so war es gar nicht so verwunderlich, daß Anne- Marie, die hinter dem Fenster ihres Stübchens stand und dem Reiter nachschaute, die gleiche Bemerkung machte. Ihr erschien Leo, der mit seinem schmalen, bräunlichen Gesicht, den dunklen Augen und Haaren, eher einem Romanen, den» einem Deutschen glich, ohne hin als das Urbild eines Ritters Bahard ohne Furcht und Tadel. „Ich fahre mit Dir, Papa, der Kutscher

kann sich meines Pferdes annehmen!' rief Leo, sich aus dem Sattel schwingend und in den Schlitten steigend. „Sag' einmal, Leo, Dn verkehrst wohl viel bei Grosses?' fragte der Graf nach einer Pause. „Nun, ja, es sind sehr angenehme Leute,' entgegnete der junge Mann. „Offen gesagt, der Alte hat Wohl ein wenig Spleen. Seit ungefähr zehn Jahren oder noch länger schreibt er an einem Werke über Tulpen und Zwiebeln, oder etwas dergleichen.' „Hm! Also das Angenehme scheint sich hauptsächlich auf die Tochter zu beziehen

?' „Denke Dir, Vater, Anne-Marie, ich meine Fräulein Grosse,' verbesserte sich Leo, „hat irgend eine Verwandtschaft zwischen sich und uns entdeckt; sie ist allerdings ein wenig entfernt, aber die Thatsache besteht. Ihre Mutter war nämlich durch ihre Groß mutter eine Cousine von unserer —' „Hör' auf, Leo, ich wittere Moderduft!' lachte der Graf. „Es genügt mir völlig, daß Du die Genealogie begriffen hast. Ich finde es auch ganz hübsch und pietätvoll, daß Du die Verwandt schaft aufrecht erhältst

, — alles in allem genommen eine Idylle, — doch vergiß nicht, daß Jdhllen nicht ernst genommen werden dürfen, wenn man noch nach Jahren mit Vergnügen an sie zurück denken soll!' Leo biß sich auf die Lippen, entgegnete aber nichts. „Uebrigens, was ich sagen wollte. Deine Mutter erwartet Dich zum Weihnachtsfest,' begann der Graf von neuem. „Sehr schön, Vater, indes Kamerad von Ellernburg hat mich während der Urlanbszeit zu den Jagden eingeladen, die auf seinen Gütern abgehalteu werden.' „Thut mir leid, mein Junge

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Pagina 15 di 23
Data: 23.03.1901
Descrizione fisica: 23
sie, und es war ihr, als habe sie Abschied ge nommen von ihrer Jugend und von einem, der der Traum ihrer Jugend gewesen war. Aber das ist ja das Los der Träume, daß sie unerfüllt bleiben. Leo, an einen Baumstamm gelehnt, schaute ihr noch lange nach; mit einem leisen Stöhnen fuhr er dann auf. Er dachte an Helma. Morgen fuhr er nach Lestwitz, wo die Hochzeit stattfinden und er serner Braut Liebe schwören würde, Liebe, mit dem Bilde einer andern im Herzen. Er sah nach seinem Gewehr; ein Druck, ein Knall — und das ganze Elend wäre vorbei

seiner Dunst, während der Abendwind in den Wipfeln der Bäume rauschte und das Schilf zuweilen raschelnd zusammenfuhr. Leo hielt auf der Wanderung inne und schaute über den See. Täuschten ihn seine Augen, oder sah er wirklich eine Gestalt auf tauchen, dort in dem weißen Nebel, just an derselben Stelle, wo der unglückliche Spielmann einer Sage nach versunken war? Sah er Gespenster? Er richtete sich straff auf und rieb sich die Augen, wie um sich zu überzeugen, daß er wache. Richtig, dort erkannte

er die Gestalt, aber sie war nicht geisterhaft aus der Tiefe gestiegen, sondern lehnte in einem Fahrzeuge, wie er jetzt bemerken konnte. Er ließ ein „Wer da?' ertönen, worauf er nach einiger Zeit das Plätschern von Ruderschlägen hörte. Endlich war ihm der Kahn so nahe gekommen, daß er den Insassen erkannte. „Sie, Herr Römer?' fragte Leo verwundert. „Wissen Sie, daß Sie mir einen tüchtigen Schreck eingejagt haben? Ich glaubte nicht anders, als der Geist des unglücklichen Spielmanns fei mir erschienen

.' „Und das bringt Unglück!' Römer sprang aus dem Kahn und zog ihn ans Ufer, wobei er bemerkte, daß der Forstlehrling das von Willert geliehene Boot morgen zurückzuholen komme. „Ich wollte meine Nerven, die über alle Beschreibung aufgeregt waren, durch eine Kahnfahrt beruhigen,' sagte er, sich an die Seite des jungen Mannes drängend. „Es ist mir sehr lieb, daß ich Sie getroffen habe, Herr Graf, weil ich Ihnen eine Mitteilung von großer Wichtigkeit zu machen habe.' „So?' meinte Leo, dem die Begegnung

befreite sich Leo. „Hören Sie, lieber Römer, Sie erregen sich ganz ungerecht- sertigterweise; solche Verwechslung ist schlechterdings unmöglich!' Römer blieb stehen, blickte sich scheu um und näherte dann seinen Mund dem Ohre des jungen Grafen. „Ernst Werner hat den Tausch bewerkstelligt,' flüsterte er. „Unsinn!' entfloh es Leos Lippen, doch Römer ließ sich nicht beirren. „An einem Herbsttage gegen Abend gelaugte ich zufällig ins Pfarrhaus zu Kremzin. Herr Werner war ebenfalls dort und forderte

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Pagina 10 di 14
Data: 04.01.1890
Descrizione fisica: 14
ten, da meinte der, beinahe beleidigt: .Ich hab' ja so die Linke aufg'hebt:' Die beiden Leo. Von Fr. v. Kapf-Essenther. »Leo! Gehst du hinunter, kleiner Schelm!' sagte die Frau Räthin zärtlich lächelnd zu dem dicken Mops, welcher behaglich in der Ecke des rothen Plüschsophas zusammengerollt lag. .Willst du gleich herunter, Leo!' Aber Leo rührte sich nicht; er gefiel sich auf dem weichen Seidenplüsch. Und doch hatten der Herr und die Frau Rath beschlossen, den Hund aus dem kostbaren Sitzmöbel

nicht mehr zu dulden. Jetzt schnauzte der Herr Rath persönlich den Uebelthäter an, worauf der Mops sich, wenn auch zögernd, entschloß zu gehorchen. Wenigstens stand er aus, wedelte und versuchte es in seiner Weise, mit dem Herrn zu Parlamentiren. Der Herr lachte, nahm ein Scheibchen feiner Wurst von dem übrig gebliebenen Frühstücköbrödchen — Leo fraß weder Brod noch Semmel — und lockte das Hündchen von dem verbotenen Sopha. Leo beschnüffel te die Wurst und geruhte, sie zu verzehren. Draußen schellte

es. Lina, das Dienstmädchen, kam herein und meldete: Leo sei da, um ein wenig mit Leo zu spielen. Da daS Verlangen gewährt wurde, trat ein kleiner, etwa fünfjähriger Knabe ein. Es war dies der Sohn eines im Hinterhause wohnenden Man- nes, von dem man nichts weiter wußte, als daß er bessere Tage gesehen und nun gänzlich verarmt war. Er sollte ursprünglich Maler gewesen und dann als Photograph zu Grunde gegangen sein. Nun bewohnte er mit dem Kinde ein armseliges Kämmerchen. Seine einstimmenden Berichten

und der kleine Leo war gegen Entrichtung eines geringen Kostgeldes bei der Wirtin geblieben. Da stand nun der hübsche, kleine Zunge und lä chelte seinen Namensvetter an. Das Kind trug ein schäbiges Sammtkittelchen, eine zerrissene Spitzenkrause um den HalS und elegante Lackstiefelchen, an denen die Knöpfe fehlten und die an den Zehen klafften. Herr und Frau Rath ließen sonst nicht die Kleinen zu sich kommen. Der Kleine aber verstand es so vor trefflich, mit dem Hunde zu spielen. Der Mops amusir

, bereiteten sich Herr und Frau Rath zu dem gewohnten Spaziergange vor. Zu des Kleinen Leidwesen wurde huch der Hund mitgenommen, nachdem lange bcrathen- worden, ob man ihm die Seine anlegen sollte oder nicht. Leo unterhielt sich besser ohne Leine, lief aber größere Gefahren im Straßentumult. Der Knabe sah den Vor- von Wolkenstein allein bezifferten ihren eigenen Verlust yus nahezu 26.000 fl. Innerhalb der Ringmauer blieb nach BurglechnerS Bericht , khain ainige Behaußung, nur ain c!aine schlechte Aül

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Pagina 10 di 12
Data: 11.01.1890
Descrizione fisica: 12
Marke 4532. Hört auf den Namen Leo — frißt nichts Geräuchertes — blaues Perlenhalsband — weißen Tupf auf der Stirn.' Man verdoppelte die Prämie, aber Niemand kam, um sie zu holen. Was war aus dM verwöhnten Liebling geworden? Wer hatte ihn abgefangen? Ungebildete, rohe Menschen, welche nicht einmal die Zeitung lasen? Oder behielt man ihn, weil er so niedlich war? — eine Meinung, welche besonders von der Räthin vertreten wurde. Oder — schrecklicher Gedanke! — war er unter die Räder eines Wagens

gerathen? Wäre eS etwa gar möglich, was man oft in Witzblättern laS, daß er eines rohen ManneS Tisch als Festbraten zieren sollte? Aber eS war ohne dem Hündchen im Hause wirk- lich nicht auszuhalten und so behielt man vorläufig den anderen Leo da, den Jungen. Herr und Frau Rath hatten sich vorher nie mit Kindern beschäftigt. Kinder waren lärmend und unartig; allerdings war der Mops beides, aber das bemerkten sie nicht. Jetzt indessen — was wollte man thun? Man behalf sich, wie eS gehen

wollte, mit dem Kinde, nur um die traurige Leere im Hause nicht zu fühlen. Leo, der Junge, bekam jetzt alle die guten Bissen, welche man sonst dem Hündchen zu widmen pflegte, die BiS- quits beim Kaffee, die zarten Knöchelchen beim Geflügel, die Bonbons und die schönen Wurstzipfelchen. Er lang te immer vor Freude über jeden Happen, während dey überfütterte MopS oft das Beste verschmäht ha^te. Die verwaisten Hundeeltern lächelten dann über den Appetit des KindeS. Dabei fragte der Knaben unaufhörlich, ob Leo

mitessen lassen, auch »re>,n Leo wieder da sein wird. Man wird das ja kaum spüren!' Die beiden Dicken konnten ja ohnehin nicht die Kapriolen machen, welche der Hund liebte. Vorläufig amusirte sich Leo, der Knabe, so gut eS eben ging. Er spielte mit der runden Polsterfußbank, die dann Leo, d?n Hund, vorstellte, ließ sie rollen, jagte sie, suchte sie zu fangen, bellte an ihrer statt — dann mußte die Fra^l Räthin lächeln trotz ihres Kummers. Einmal sprang ihr der Kleine mit einem Satz auf den Schoß

und rief: »Ich hab' Dich lieb, Tante Räthin — sehr lieb!' Da verstummte sie und wagte nicht mehr von der Achnlich- keit mit dem Hunde zu reden. Von diesem Augenblick an aber nahm sie den Knaben in ihren bejonderen Schutz, und wenn ihr Mann das Kind einmal schellten wollte, sagte sie: »Unser Leo war doch eben so laut! Da sprang er auch hinauf und herab — ei, diese Quaste an der Tischdecke hat schon unser Leo zerbissen!' Bisweilen fragte Leo, ob sein Vater auch bald käme. Aber er fragte nicht mehr

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Pagina 9 di 12
Data: 11.01.1890
Descrizione fisica: 12
Beilage zur ».Tienzer Zeitung' Nr. 2 am 11. Jänner 1390. Die Heiden Leo. Von Fr. v. Kapf-Essenther. (Schluß) Völlig erschöpft vor Schreck und Aufregung kamen sie nach Haus. Ohne Leos Gekläff erschien die Woh nung wie ein Gtab. Seit Jahren drehte sich ihr gan zes häusliches Dasein um diesen Mops. Er wurde mit Leckerbissen und Liebkosungen überhäuft; er durfte alle im Hundeleben üblichen Unarten begehen, ohne an« dere als neckische Scheltworte zu hören. Er lag ent- wider auf dem Schoße

oder auf dem Kissen seiner Her« rin, kläffte nach Bt lieben und fuhr allen ihm mißliebi- gen Personen mit wüthendem Gebell zwischen die Beine, was Herr und Frau Rath höchst drollig fanden. Alles, waS Leo that, war reizeno; wie er lag und stand, bell te und heulte, fraß und schnupperte — Alles reizend! lind nun war er fort — ganz fort. Das Mittagbrod schmeckie den Beiden nicht, denn das Hündchen war nicht da, um die besten Bissen zu bekommen. Sie konnten nach Tische nicht schlafen, denn Leo lag

nicht mit auf dem Sopha; und beim Kaffee war eS noch trauriger, da er nicht auf seiuen Zucker wartete. Nun schellte es und Leo, der Junge, erschien wieder, um mit Leo, dem Hund, zu spielen Der Kleine war 'srhö b.trül't, dentt sein Papa war noch immer nicht ge kommen, und nun war auch das Hündchen fort. Mit großen, traurigen Augen stand das Kind da. Seine Schuhe klafften seit Vormittag noch etwas weiter und seine Händchen waren blauroth vor Frost. Nlln schenkte die Frau Räthin dem Knaben ein Stückchen Backwerk

, das sonst immer für den MopS bereit lag. Als der Tisch zum Abendbrod gedeckt wurde und von dem MopS noch immer jede Kunde fehlte, meinte die Köchin: die Frau Räthin sollte sich den kleinen Leo zum Essen holen lassen, damit eS nicht gar so leer und still im Hause sei. Die Frau Räthin wollte davon nichts wisse,', aber ihr Mann fand den Einfall nicht übel; so eilte das Mädchen, welches im Stillen den armen Jungen dem gemästeten Mopse vorzog, um das Kind zu holen. So saß heute Leo, der Junge, statt LeoS, deS Mop

- seS, bei Tische und der Kleine entwickelte einen solchen Ap» Petit, daß die verwaisten MopS-ltern für einen Augen blick ihren Kummer vergaßen. Dieser Leo schnupperte nicht wählerisch, w-e der verlorene, sondern verschluckte die guten Bissen mit strahlender Miene. Satt und durchwärmt begann daö Kind vergnügt im Zimmer herum- zuhüpfen und zu schwatzen. Ob der Herr und die Frau Ziath dem Weihnachtsmann? begegnet wären? Ob dieser den verlorenen Leo mitbringen könnte und dergleichen mehr. Genug

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Pagina 17 di 24
Data: 16.03.1901
Descrizione fisica: 24
, die vor ihm auf dem Tische lag. Plötzlich snhr er fast erschreckt aus. Da vor ihm stand schwarz anf Weiß, daß Graf Leo Steinbeck allen Verwandten und Freunden seine Verlobnng mit Wilhelmine von Hoheustein anzuzeigen sich beehrte. Wilhelmine von Hohenstein hieß Leos Braut! So wäre also das Verhältnis mit dem Mädchen, das er — Ernst — liebte, so lange er denken kouute, für den jungen Grafen in der That nichts weiter gewesen, als ein Zeitver treib für müßige Stunden! Nud er hatte sie geliebt mit allen Fasern seines Her

zens, hatte ihr entsagt, weil ein anderer ihrer begehrte, ein anderer, dem sie weiter nichts als ein Spielzeug gewesen war. O, Schmach nnd Schande! Ihm Pochte das Herz, das Blut sauste und brau ste ihm vor den Ohren, und vor seinen Augen tauzteu rote Feuerfnukeu auf und ab. Er sprang auf, das Blatt fiel zu Boden. Leo, Leo und immer wieder Leo! Er riß das Fenster auf. Die kühle Lust strich besänf tigend um die erhitzteStiru; er ward etwas ruhiger. Plötzlich gab er Befehl, fein Pferd zn satteln

. Ihm war eingesallen, daß Leo in seiner Nähe weilte. Und als er das feurige Tier unter sich fühlte, stieß er ihm die Sporen in die Weichen, daß es kerzenge rade in die Hohe stieg nnd dann wie ein Pfeil mit dem Reiter davonflog. Ernst aber, dessen Scheukel und Hände eisernen Klammern glichen, zügelte mit wenig Anstrengung das nnbändige Tier. „So, Leo Steinbeck, so, nu» wollen wir beide einmal Abrech nung halten!' knirschte er zwischen den Zähueu. Im Forsthause angelangt, hörte er, daß Leo anf die Jagd ge gangen sei

lag die Berlobuugsanzeige. Erust faud Gelegenheit, sie in die Rocktasche zu stecken. Nach Verlans einer halben Stunde erschien Leo, aus dessen Angen die Jagdlust blitzte, frisch und elastisch wie immer. Er stellte das Gewehr an die Wand, warf die Mütze daneben und lnd Ernst ein, ihm auf sein Zimmer zu folgen. „Was verschafft mir die Ehre?' fragte er frostig. Er nistete seinen Besucher nicht einmal zum Sitzeu. „Ehre?' Erust zuckte mit einem Gemisch von Hohn nnd Geringschätzung die Achseln

; dann schlenderte er ihm die Ver- lobnngsanzeige ins Gesicht und sagte ruhig: „Graf Leo von Stein beck, Sie sind ein Bube!' Am nächsten Tage fand das Duell statt. Leo, der als der Be leidigte den ersten Schuß hatte, verwundete den Gegner an der Schlittenfichrcr i» dc» Pogesc»- Ziirnlkbcfiirdcning der Schlitten. «Mit Text.»

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Pagina 14 di 23
Data: 23.03.1901
Descrizione fisica: 23
sie eine silberverschnürte Uniform; unter einer Gruppe älterer Herren befand sich Leo. Doch kaum bemerkte er, daß Helma, die am Ende des Saales «eben einem jungen Mädchen saß, sehnsüchtig zu ihm hinüberschaute, als er sogleich zu ihr eilte. Das mußte man ihm lassen, wie in seinem Aussehen, so war er anch in seinem Benehmen der vollendete Kavalier. Auch Frau von Hohenstein konnte nicht umhin, sich das zuzu gestehen. „Nun, Kind, amüsierst Du Dich?- fragte sie Helma, die am Arme des Verlobten

glückstrahlend auf sie zugeschritten war. Doch sie wartete die Antwort nicht ab, sondern wandte sich an den jungen Mann. „Bester Leo, ich wollte Sie etwas fragen. Bitte, geben Sie mir Ihren Arm!' Leo gehorchte, und nachdem Frau von Hohenstein außer Hör weite ihrer Tochter war, verbreitete sie sich über das Thema, das die kleine Ellernbnrg angeschlagen hatte. Was ihr Leo darauf antwortete, beruhigte sie völlig. „Sie Verkehren also gar nicht mehr mit dem Mädchen?' fragte sie zum Schluß. „Aber, mein Gott, wofür

hatten, weil sie für ihren einzigen Sohn eine andere Verbindung wünschten. Das war sehr erklärlich. Leo hatte recht gethan, der jungen Dame sein Wort zurückzugeben, und wenn ihm das ein anderer übelnahm, so konnte er im Grunde nichts dafür. Helma aber konnte sicherlich ganz zufrieden sein über die erste sentimentale Neigung ihres Verlobten. Wer weiß, in welcher Ge sellschaft er es sich sonst hälte Wohl sein lasten! Frau von Hohenstein kannte ja die Menschen. Leo jedoch kam zu der Ueberzeugung, daß die offene Aussprache

an ihr in die Höhe und bezeigte seine Freude, sie zu sehen, in so stürmischer Weise, daß sie sich des unbändigen Tieres nicht hätte erwehren können, wenn ihn nicht eine — ihr, ach, so wohl bekannte Stimme zugerufen hätte: „Hierher, Pluto, hierher!' Leo Steiubeck im Jagdkostüm stand neben ihr, seinen Hut lüftend. Anne-Marie, die über die Begegnung heftig erschrak, dankte und wollte sofort weitergehen, als er ihr den Weg vertrat. „Ich habe gehört, Ihr Vater sei krank. Wie geht es ihm jetzt?' fragte er. Seiue

von ihr? Das Sonneugold badete im See, schimmerte durch die Wipfel der Bäume und kletterte an den Buchenstämmen hinab, während die Schatten der Gebäude ins Gigantische wuchsen. Sie waren beide eine Zeitlang verstummt, jetzt brach Anne- Marie das Schweigen. „Ich muß gehen,' sagte sie. „Ich wollte mich vor der Nachtwache durch einen Gang ins Freie erholen und werde, fürchte ich, später heimkommen, als ich beabsichtigte.' „Und die Schuld daran trage wieder ich!' sagte Leo, seine schönen, dunklen Augen auf ihr Gesicht

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Pagina 18 di 24
Data: 30.03.1901
Descrizione fisica: 24
Dagegen war mm nichts zn sagen und so hielt er auch hellte, statt um drei Uhr, pünktlich nm zwei mit dem Jagdwagen vor dem Hanse. Da Leo und Willert des unglücklichen Römers wegen mit dem Arzt sprechen wollten, schlug man den Weg nach Neustadt ein. Als die Gebäude der Mühle austauchten, ward Römer, der bis her ganz apathisch neben dem jnngen Grafen gesessen hatte, plötzlich unruhig und musterte mit mißtrauischen Augen seine Umgebung. „Schneller fahren!' befahl Leo, doch es war schon zu spät

. Kaum nämlich erschaute Römer die Worte: „Viel Glück,' als er heftig gestikulierend vom Wagen sprang, um sich mit geballten Fäusten vor das Transparent zu stellen. „Verfluchtes, verdammtes Hexenwort, Du bist mir gestohlen worden!' tobte er. Dabei fuchtelte er mit der linken Faust in der Luft herum, — die rechte hielt er wie gestern in der Rocktasche, — stampfte mit den Füßen und schrie, während ihm der Schaum vor den Mund trat: „Mein ist das Glück und ich will es wieder haben!' Leo und der Förster

erregen, Willert. Bleiben Sie hier, ich will sehen, ob ich das Transparent entfernen kann!' sagte Leo sehr bestimmt, indem er ins Haus eilte. Schon nach kurzer Zeit sah man ihn im Rahmen des Fensters stehen, über dem das Transparent befestigt war. Der Wahnsinnige schrie laut auf, als er die Gestalt bemerkte. „Was macht er da?' fragte er den Förster in unheimlichem Flüsterton. Der Alte beobachtete sast angstvoll die geschmeidige Gestalt seines jungen Herrn, die sich weit aus dem Fenster beugte

. „Er will Ihnen das Glück wiedergeben,' entgegnete er. „Also er giebt zu, daß er es mir gestohlen hat? Er kann es nicht leugnen! Er giebt es zu! Ah! Und wie strast man einen Dieb?' schrie Römer mit unheimlich rollenden Augen- Leo verschwand vom Fenster; man hörte ihn die Treppe hin untereilen. „Wie strast man einen Dieb?' schrie Römer noch einmal, und gerade, als Leo aus der Thür trat, riß der Rasende aus der Rock tasche einen blitzenden Gegenstand, — ein Druck, ein Knall — und Leo lag blutend am Boden. Der Förster

sprang mit einem lauten Schrei hinzu. „Mein Gott, mein Gott, der Wahnsinnige hatte eine Pistole bei sich! Die Kugel hat doch nicht edlere Teile verletzt? Wo sitzt sie?' rief er, bemüht, den jungen Grafen in seinen Armen auszurichten. Und Leo öffnete die schon halb gebrochenen Augen, tastete mit der Hand nach der Herzgegend, wo das Tuch des Rockes von einem roten Quell durchtränkt wurde, und röchelte: „Es geht zu Ende!' Doch als der alte Förster, der wie ein Kind weinte, die Wunde untersuchen

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Pagina 4 di 6
Data: 31.07.1943
Descrizione fisica: 6
. Da trat Frobus heran. „Guten Abend', sagte er hart und betont und sah das auseinanderweichende Paar scharf an. Mabel Bonnard war totenblaß geworden. „Leo, um Gotteswillen, wird er — — schweigen?' „Er hat uns vielleicht nicht erkannt', sagte der Mann hastig und versuchte vergeblich, seine Unruhe zu bekämpfen, „Siehst du, Mabel, wie leichtsinnig es von dir war. mich noch hierhin zu bestellen?' „Er muß schweigen', sagte Mabel Bonnard atemlos „Fred darf nie erfahren . . .' „Ja, ja sei nur ruhig', meinte

mich viel allein.' „Sie geht an Deck spazieren? Ah, ich weiß, mit diesem Frobus!' Leo Bürger sah sie ungläubig an. „Mit Frobus?' „Ja', sagte die Frau heftig. „Siehst du, jetzt verstehe ich!!! Sie schickte ihn zum Spionieren . . „Nein, nein, das bildest du dir ein', sagte Bürger und ging mit ihr in das Schiffsinnere zurück. Er beruhigte sie, so gut es ging. 5 Es klopfte hart und heftig an Thea Korffs Kabine. Sie saß vor dem kleinen, fest eingelassenen Toiletten spiegel und rief ein gleichgültiges „Herein

!' Auf der Schwelle stand Leo Bürger. Er war im Frack. „Noch nicht fertig?', sagte er stirnrunzelnd. „Ich bitte dich, beeile dich doch. Die Zusammenkunft mit Thomson ist unerhört wichtig!' Thea Korff schloß den Gürtel um das Abendkleid aus bordeauxrotem Samt und hob die kleine Schleppe vom Boden auf. ^ „Jetzt können wir gehen', sagte sie ruhig. Leo Bürger sah seine Braut an. Ein eitles Lächeln lag um seinen Mund. „Du siehst gut aus, Thea', sagte er dann freundlicher. „Aber blaß! Du solltest etwas Rot auflegen

!' Thea Korff zuckte die Achseln und schloß die Kabinen tür. „Wozu?' „Wozu? Thomson sieht gern eine schöne Frau! Das kommt mir bei meinem Geschäft gm zustatten, er ist dann leichter zugänglich und unser kalifornischer Abschluß wäre dann gesichert . . .' Thea Korff wurde noch blasser „MU anderen Worten, ich bin ein Lockmittel, um den alten Mann geschäftlich zu ködern', sagte sie hart und gepreßt, „Mein Gott! Ihr sentimentalen Deutschen!' Leo Bürger wurde heftig. „Was vergibst du dir denn dadurch

, daß du dem alten Herrn ein wenig um den Bart gehst?' „Das ist dein Standpunkt, nicht der meine!' gab sie herb zurück Jetzt blieb Leo Bürger im Gang stehen und stampfte heftig mit dem Fuß auf. „Mach mir doch nicht immer solche Schwierigkeiten! Wie soll das denn später werden? Ich verlange doch nichts Unmögliches! Du wirst dich schon an alles gewöhnen . . Thea hob den Blick nicht vom Boden Dann aber ant wortete sie leise: „Ja, du hast recht! Ich muß mich daran gewöhnen ... an alles gewöhnen . . .' Tonlos

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Pagina 5 di 14
Data: 10.09.1898
Descrizione fisica: 14
sein Heer; und wenn zwei Großstaaten sich daraus eingerichtet haben, daß sie im Kriegsfalle Millionen von Soldaten ins Feld stellen können, so wollen die anderen Staaten nicht zurückbleiben — dürfen es auch nicht. Hier liegt die Wurzel des Uebels; die französische Rachgier liegt bleischwer auf Europa; ihr habeil wir vor Allem die riesigen Heeresausgaben zu verdanken. (I. S.-B.) Vermischtes. Die Spaziergänge deS Papstes Leo XIII. Ueber die Spaz-ergänge des Papstes Leo berichtet die „Italic' Folgendes

: Leo XIII. verläßt gewöhn lich, wenn er einen Spaziergang machen will, zwischen 7 und 8 Uhr früh seine Gemächer, durch schreitet die Vorräume und besteigt im Thronsaale seinen Tragsessel. Er trägt dabei einen rothen Mantel über seine weiße Soutane, auf dem Kopfe einen rothen Hut und in der Hand einen Spazier stock mit goldenem Knauf. Zwei Schweizer in Gala und mit Hellebarden eröffnen ven Zug, zwei Nodelgarden folgen. Dann kommt der von vier Personen in Hoftracht getragene Tragsessel, schließ lich

und besteigt den Wagen, der ihn dort schon erwartet. Dieser Wagen ist ein mit blauem Damast tapezierter offener Landauer. Leo XIII. fährt eine Strecke we!t, steigt dann aus, um den Weg zu Fuß fort zusetzen. Hierauf begibt er sich in seine im Garten gelegene Sommerwohnung, um am Abend mit demselben Ceremoniell wieder in seine Gemächer zurückzukehren. Neber das Privatvermögen des Papstes Leo XIII. schreiben römische Blätter: Kein Papst, der je regiert, hat während seines Pontisikates so viel Geschenke

erhalten, wie Leo XIII., der es zugleich auch verstanden hat, sie zusammenzuhalten, damit sie nach seinem Tode ein eigenes Museum bilden sollen, das seinen Namen tragen wird. Die Geschenke, die Leo XIII. erhalten, sind: 28 mit den kostbarsten Edelsteinen besetzte Tiaren, 319 mit den kostbarsten Juwelen besetzte Kreuze, 1200 Kelche aus Gold und Silber, 81 Ringe, von denen der vom Sultan gespendete allem schon einen Wert von 500.000 Lire hat. Weiter ein großer

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Pagina 27 di 32
Data: 02.07.1910
Descrizione fisica: 32
-I- 211 „Es gab einmal eine Zeit,' sagte sie langsam, „da ich an dich glaubte und viel von dir erhoffte, Leo. Du wußtest mich zu begeistern für deine Kunst und mich glauben zu machen, daß in dir ein Genie steckte. Darum habe ich dich damals auch bedauert, daß Vater dich zwang, den brotlosen Künsten, wie er sie nannte, zu entsagen, und dich ins Geschäft nahm. Jetzt bin ich anderer Meinung geworden. Ich glaube nicht mehr an dich, Leonhard, und stehe auf des Vaters Seite.' „Erlaube mal

, Schwesterchen —' „Laß mich einmal ausreden, Leo', sprach Hedwig sanft weiter. „Daß du ein schönes musikalisches Talent hast, daß du ein kleines frisches Liedchen aus dem Handgelenk aufs Papier werfen kannst, das streitet dir keiner ab. Auch hast du damals deine Zeit gut ausgenutzt, als Bater deinem Drängen endlich nachgab und dir Kompositionsunterricht geben ließ. Aber was ist aus der Aus saat geworden? Du versprachst goldene Berge und wolltest ein Meister werden, redetest von Ruhm und Lorbeeren und sahst

dich schon im Geiste als gefeier ten Komponisten. Es ist ein Jam mer, Leo. Du verzettelst deine besten Kräfte, betreibst nichts mit Lust und Eifer, vertrödelst deine Zeit in zweifelhafter Gesellschaft, gibst Unsummen aus in Spiel und allerlei Sport —' „Nun hör aber auf, Hedwig!' fuhr Leonhard dazwischen. „Du wirst zugeben, daß ich deine Li tanei mit Geduld und Selbstver leugnung angehört habe. Na ja, ich bin kein Engel gewesen und werde wohl auch keiner werden. Die Mohrenwäsche ist vergeblich

wird der große Erfolg da sein. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.' „Leo, du kannst es mir wirk lich nicht verargen —' „Tu' ich auch gar nicht, Kleine. Aber nun sei gut und hilf mir noch einmal aus der Patfche. Du und die Mutter,ihr müßt auf mei ner Seite stehen. Ich verspreche dir auch, wenn dieser Riß erst verkleistert ist, soll's anders werden.' „Leo, das hast du schon oft versprochen.' „Wer diesmal ist es Ernst, Hedwig. Wahrhaftig, ich werde mich von Lüttenhorst und den anderen zurückziehen

. Es ist doch kein Wunder, wenn ihm endlich die Geduld reißt. Jedesmal ver sprichst du ihm wieder, es solle nun das letzte gewesen sein, und nach ein paar Monaten bist du auf demselben Fleck. Wenn du doch wirklich anders würdest!' „Wie schon gesagt, du wirst es erleben. Also ich habe dein Wort.' — Er stand auf und wollte fort. Wer die Schwester hielt ihn noch einmal zurück. „Leo, ich glaube, Vater würde dir schon eher noch einmal zu Willen sein, wenn du ihm seinenHerzenswunsch erfüllen könntest, du weißt schon

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Pagina 6 di 28
Data: 01.08.1903
Descrizione fisica: 28
es sind in der Tat wiederholt Päpste aus dem Laienstande hervorgegangen, die dann, nachdem die Wahl auf sie gefallen war, vor der Konsekration noch nachträglich alle vor aufgehenden Weihen erhalten mußten. Dies War namentlich bei Johann XI., Johann XII. und Leo VIII. der Fall, von denen die beiden Erstgenannten sogar nicht einmal das für die bischöfliche Weihe vorgeschriebene Alter von dreißig Jahren besaßen, denn sie standen beide erst im neunzehnten Lebensjahre. Seit der Regierrng des Papstes

, Kom mandant und Oberoffizier der Nobelgarde 47 Per» sonen, Stab der Z^chweizergarde 4 Personen, Stab der palatinischen Ehrengarde 9 Personen, 1 Kam meradjutant (der vielgenannte Pio Centra), 1 Ge. heim« Vorschreiber, der Leibarzt (Dr. Lapponi) und endlich der Chirurg (Dr. Mazzoni). Leo der Dreizehnte und die Zahl „3'. Auch die Kabbalistik beschäftigte sich in diesen kri tischen Stunden mit dem Papst. Man rechnete aus, daß es die Zahl „3' ist, die das Leben Leos beherrscht. Leo

war unter allen Päpsten der dritte, was die Dauer seines PontifikateS wie seine Lebensdauer betrifft. Leo ward im März, also im dritten Monat des Jahres geboren, er erhielt den Purpur 1843 und wurde Papst 13 Tage nach dem Tode Pins, er war der 263. Papst, nannte sich Leo der Dreizehnte und am 2. März (dritten Monat) des Jahres 1903 wurde er 93 Jahre alt. Endlich stirbt Leo unter der Regierung Viktor Emannels des Dritten. Kniexarkerre im Theater. Ein Theater zettel aus dem Jahre 1734, welcher als Knriosum

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Pagina 18 di 24
Data: 16.02.1901
Descrizione fisica: 24
, es ist doch eine erbärm liche Welt!' philosophierte er weiter. „Ich sehe, ich erkenne mein Glück und dennoch, — wenn ich es ergreifen will, wird mir im mer wieder der Abgrund offenbar, der mich davon trennt!' Heinz Werner trat zu ihm und bot ihm ein Glas von der so eben zubereiteten Erdbeerbowle an. „Warum bist Du heute so schweigsam, Leo? Hat das Fest nicht Deinen Beifall?' fragte er. „O gewiß, mein Lieber! Ich denke mir darüber nach, wie einem freien Manne zu Mute sein mag?' „Was soll das heißen?' Heinz stellte

das Glas auf den Tisch. Leo seufzte. „In dem ganzen Wnst von Rücksichten steckt der moderne Mensch wie in einem Gefängnis!' preßte er hervor. „So sprenge die Fesseln!' rief Heinz. Leo schüttelte den Kopf, während er ernsthaft den Freund fixierte. „Lache mich nicht aus, Heinz, aber ich denke zuweilen, es wäre das beste gewesen, ich wäre dazumal — bei unserer ersten Be gegnung — drunten im See geblieben, wo er am tiefsten ist!' „Du bist ein Thor!' entgegnete Heinz mißbilligend. „Dünkt es Dich zu schwer

seine sechs Fuß lange Gestalt vor der kleinen Dame und führte sie zu Tisch und zwar an einen Platz, von wo aus sie beim besten Willen, selbst mit Hilfe der schärfsten Brillen, ihre Schutzbefohlenen nicht entdecken konnte. Die Plätze an der Tafel waren durch Zettel bezeichnet. Graf Leo hatte Ellernburgs Schwester, die schneidige kleine Lotti, ge führt, hatte aber dafür gesorgt, daß an seiner anderen Seite Anne- Marie zu sitzen kam, die den des Rauchens unkundigen Fähnrich zum Herrn hatte. Im Anfang war Leo

hatten, und fühlte bei ihrem guten Herzen das sehr begreifliche Bedürfnis, auch andere weniger Unterrichtete an ihrem reichen Wissen teilnehmen zu lassen. „Haben Sie gehört, Graf, daß sich mein Vetter Alfred, Sie wissen schon, der von den achten Dragoqern, verheiratet hat?' fragte sie, nachdem sie an einigen Anwesenden ihre Kritik geübt hatte. „Sie hat nichts, er hat nichts! Es ist das der reine, bare Unsinn!' „Ich denke, er besitzt ein Gut in Ostpreußen?' antwortete Leo, der ihr nur mit halbem Ohr zuhörte

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