Vierte Beilage zu Nr. 52 der „Lienzer Zeitung' vom 25. Dezember 1908. Zur Lehrerbewegung in Tirol. Noch ein wuchtiger Fußtritt und das alte böse Jahr fliegt hinunter in den Abgrund der Zeit. Dieses Jahr war-eine Satyre auf die schwer geprüfte Lehrerschaft. Während Sinne und Augen der Lehrer und Lehrerinnen Tirols, verlassen von jenen, welche ihre natürlichen Schützer sein soll ten, in den ersten Novembertagen auf die letzte Hoffnung, den Landtag, gerichtet waren, während wir der festen
wurde neuerdings in Ketten geschlagen. Die kostbare Zeit wurde verzettelt. Statt diese Zeit zu benützen und den Knäuel der inneren und äußeren Verhältnisse zu entwirren, suchte man die Verwickelungen und Schwierigkeiten noch zu steigern. „Nichts als geschminkte Komödie und Ränke hinter den Kulissen', ruft mancher verzwei felt aus. Durch dieses Kleintreiben kann die Leh rerschaft wirklich an den Rand des Abgrundes geraten. Die Lehrer sind auch nur Menschen, nicht Ideale, und die Skala ihrer Gefühle
dein herbes Ge schick, du hast den Becher der Lehrerleiden bis zur Hefe verkostet, über deine Lippen rang sich der nur zu wahre Ausspruch: „Ein Nagel zum Sarge der Berufsfreudigkeit ist materielle Sorge.' — Wie kann sich ein Lehrer weiter ausbilden, wenn ihm die Mittel fehlen, wenn er nur für das knappe Leben sorgen kann mit diesen paar Bettelkreuzern, die man jetzt zahlt? Wie soll der Dienst geför dert, der vielgenannte Patriotismus gehoben wer den, wenn der Lehrer — rufen wir es nur hinein
in die heutige Zeit, die die Flagge der Humani tät gehißt — hungern muß. — Weiß denn unser Landtag nicht, daß er erst dann tüchtige Lehrer hat, wenn diese anständig le ben können. Kaum, möchte man meinen, sonst würde man ihnen gegeben haben, was ihnen gebührt. Ist der Lehrer ja ohnehin der Bescheidenste unter den Fordernden, will er ja nur leidlich seiner Hände, seines Geistes Arbeit bezahlt haben. Wir wollen keine Gnade und Geschenke, nur unser Recht, unser heiliges Recht! Hört es, ihr Großen, unser Recht
Reaktionsstimmen. Wamm trüben diese engherzigen Egoisten den Lehrerhimmel, der ohne hin schon sternenlos genug über manchem Lehrer leben hängt? Haben wir Lehrer nicht so schon eingesargte Hoffnungen genug? Lehrt sie nicht hundertjährige Erfahrung, daß nur selten vom Abgang des Mammons ein Scherflein auf den Altar der Lehrer fällt? Wenn ihr die Lehrer schädiget, schädiget ihr die Schule, und wenn das Proletariat die Geißel unseres Volkes wird, dann klagt euch nur selbst an, ihr Feinde der Leh rerschaft