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Innsbrucker Nachrichten
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Pagina 16 di 38
Data: 04.03.1939
Descrizione fisica: 38
7osef Mener: wer ist l)ilcle tzilcl? Noman eines seltsamen Zrauenschickfals Eovvrigd« bv PromelbeuS' Verlag, Dr Etcvacker, Grö bcnzell bet München (9. Fortsetzung — Nachdruck verboten) . Nach Mitternacht des zweiten Reisetages kam Philipp mit geräderten Knochen in Mttrowiza an, fiel im erstbesten Hotel todmüde ins Bett und schlief volle elf Stunden. Gegen Mittag erst-weckte ihn der Hotelwirt mit der Meldung, daß er ein Mietpferd aufgetrieben habe. Philipp packte das notwendigste an Wäsche

und Toklettesachen in ein Bündel, dessen Hülle sein Pyjama darstellte, und übergab seinen Koffer dem Wirt zur Verwahrung. Dann aß er ein halbes Huhn in einer teuflischen Paprikatunke, trank zwei Gläschen Rakija und ließ sich vom Wirt den Weg beschreiben, der wenigstens bis Tabalija, wo ermächtigen muhte, nicht zu verfehlen war, weil er stets ent lang des Ibar verlief. A Dann trat Philipp vor das Tor und betrachtete mißtrauisch das'struppige Pferdchen, das ein Junge am Zügel hielt. Es schien lammfromm, war bloß

mit einer vielgeflickten Trense gezäumt und trug einen landesüblichen Sattel: große mit Heu gefüllte Segeltuchpolster unter vier starken Holzleisten, welche den Sitz darstellten. Ein Stück Kotzen war darübergeschnallt, nur für die Fremden natürlich, denn die Einheimischen saßen auf, den nackten Hölzern. 'Der,Wirt hatte schon Philipps Gepäck an den Sattel ge bunden. Philipp nahm also die Gerte und schwang sich beherzt auf Len Folterbock. Und schon trabte der wackere Iurek in einem, schauderhaften Trott

, § r den Gaul zu sorgen und für morgen einen Führer nach jeljani zu verschaffen. Ein kurzes Nachtmahl: Eier mit jun gen Zwiebeln, fades Maisbrot, Rakija — dann ein Bett, in dem die Müdigkeit sogar die zahllosen Wanzen vergessen ließ. Mit vielen Flüchen begann der nächste Tag. Mit steifen Beinen, wund gerittenen «Schenkeln und zerbissener Haut, kroch Philipp matt wie eine Winterfliege ins Freie. Der gelbe „wilde" Rakija muhte ihn erst wieder ein wenig beleben. --"Der"Iurek stand vergnügt-und'vollgesreffen

mmder Tür, da neben ein zerlumpter Junge. - „Das ist der Junge, der dich zu den , Türken führen wird, Gosvodin", sagte der Gastwirt feierlich. „Zu den Türken": das war Bjeljani, denn dort wohnten nur Moslim. Der Wirt hatte Philipp gestern einiges über Bjeljani erzählt. Es gab dort einen Gasthof, den der alte Ferhad führte, eine kleine Moschee, zwei Dutzend Häuser und sogar die Ruinen einer christlichen Kirche. Das alles war aber weniger wichtig als die acht Stunden auf dem Folterbock. Aber Philipp

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Pagina 9 di 16
Data: 13.12.1928
Descrizione fisica: 16
Unter der Anklage des Batermordes. Der Prozeh gegen den Studenten Philipp Halsmann. — Der Inhalt der Anklageschrift. Innsbruck, 13. Dezember. Heute vormittags hat vor dem Geschworenengericht der Prozeß gegen den 22jährigen Studenten Philipp H a l s m a n n aus Riga begonnen, der angeklagt ist. er habe am 10 September d. I. am Wege von der Dominikushlltte nach Breitlahner im Zillertal seinen Vater Morduch Max Halsmann durch Stein- fchläg« und durch Hinabwerfen über einen Hang getötet

. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck erblickt in der Handlung des An geklagten das Verbrechen des gemeinen M o r d e s und sie begründe! die Anklage u. a. wie folgt: Der Zahnarzt Morduch Max Halsmann aus Riga unternahm im Sommer 1928 in Begleitung seines Sohnes Philipp, seiner Tochter Ljuba und seiner Iran Itta eine größere Alpenreise, di« ihn zuerst in die französischen und >dann in die Schweizer Alpen führte. lieber Italien kam die Familie Halsmonn schließlich anfangs September auch nach Tirol, um hier dos Zillertal

, eine an sich unschwierige Tour, die aber eine längere Wanderung über einen zerklüfteten Gletscher mit sich bringt. Philipp drängte «darauf. die Tour mit seinem Vater allein ohne Begleitung eines Bergführers zu unternehmen. Max Hals mann setzte aber durch, daß ein Führer mitgenommen werde. Dem Paar schloß sich noch ein dritter Tourist, ein Herr aus Mün chen. an. Die Besteigung des Schwarzensteins verlief in Be gleitung des Bergführers Franz Steindt ohne Zwischenfall. Max Halsmonn zeigte sich dabei als rüstiger

, daß die beiden Touristen erregt miteinander stritten. Erst als Vater Halsmann bei einer Quelle Wasser trank, näherte sich ihm der Hirtenknabe, wurde aber kurz abgewiesen. Gegen halb 3 Uhr nachmittags kam Halsmann mit seinem Sohn an der Dominikushütte vorüber. Die Touristen Karl Nett er mann aus Mürzzuschlag und Max Schneider aus Leipzig beobachteten Vater und Sohn und äußerten sich abfällig da rüber., daß sich der Jüngere vom Netteren den Rucksack tragen lasse. Die beide» Touristen stellten fest, daß Philipp

sich auf dem Wege zwischen der Dominikus- Hütte und Breitlahner folgendes ereignet: In der Röhe der W e n s e n d I i a l p e. die etwa halbwegs zwischen Dominikushütte und Breitlahner liegt, war Marianne H o f e r mit Beerensammeln beschäftiar • Zu ihr kam Philipp Halsmann in scheinbar großer Auf regung und sagte ihr. sein Vater sei abgestürzt. Aus die Frage, ob der Abgestürzte noch lebe, sagte Philipp Halsmann, das wisse er nicht, doch glaube er. daß der Vater noch leb«. Marianne versiändigte sogleich

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Pagina 14 di 32
Data: 25.02.1939
Descrizione fisica: 32
für den Tod Marias haben." „Herr, Sie wissen wohl nicht, was Sie damit sagen", fuhr Neudörfer auf. „Ich habe als einziges lebendes Familienmll- glied Marias Erbe angetreten. Und Ihre Frage ist so gestellt, als ob Sie Zweifel an ihrem Tode und damit an meiner Erb- bereckstigung hätten." „Solche Zweifel liegen mir fern", erklärte Philipp ruhig. „Aber Sie werden mir zugestehen ..." „Zuerst ersuche ich Sie, mir zu sagen, mit welchem Recht Sie diese Frage stellen?" »Ich erzählte Ihnen ja schon

gesund und geistig normal ist." „Seltsam, sehr seltsam. Es scheint, daß Sie diese Schwester erst vor kurzem gesehen haben?" „Ja. gestern. Sie lebt in der Heilanstalt Amerlügen bei Feldkirch." War nicht jetzt das gesunde, rote Gesicht um einen Schein blässer geworden? Die Sonne schien durch die halb zurück gezogenen, weiß und lichtocker gemusterten Vorhänge ins Zimmer, konnte diese Beleuchtung die plötzliche Blässe hervor gerufen haben, oder täuschte Philipp seine durch die unfreund liche Art

Neudörsers immer mehr gesteigerte Antipathie? „Haben Sie diese Pflegerin vielleicht ärztlich behandelt?" fragte Neudörfer. „Nein", antwortete Philipp, und bedauerte gleichzeitig, daß er sich nicht als Hildes Arzt ausgegeben hatte, der ja zur Ein bringung von Auskünften berechtigt gewesen wäre. „Ich habe zwar den Fall mit dem Chefarzt der Anstalt eingehend be sprochen und bin über die medizinische Seite der Angelegenheit mformiert. Mer die Behandlung selbst liegt in den Händen des Chefarztes

, mir kommt das alles reichlich phantastisch vor. Sie werden begreifen, daß ich an dieser Hintertreppenangelegenheit kein nennenswertes Interesse habe. Damit Sie aber nicht umsonst gekommen sind, will ich Ihnen die Dokumente über Marias Tod vorlegen." Er öffnete eine Schreibtischlade und entnahm ihr eine dicke Mappe. Dann blätterte er in den Papieren. „Hier der Totenschein", sagte er, das Blatt hinüberreichend, „und hier der Gerichtsbeschluß über die Hinterlaffenschast. Das genügt, denke ich." Philipp

, sie Ihnen zu zeigen." „Dann will ich nicht länger stören", sagte Philipp, seinen Aerger mühsam bezähmend. „Guten Tag!" Er drehte sich um und verließ das Zimmer, während ihm der andere einigermaßen verdutzt nachsah. Auf dem Wege zum Bahnhof, den Philipp zu Fuß zurück legte, wurde der Zorn über das unhöfliche und kratzbürstige Benehmen des Generaldirektors aber allmählich von der Ueber- zeugung verdrängt, daß dieser für sein Benehmen doch einen Grund haben mußte. Gut, es war vielleicht von Philipp ungeschickt

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Pagina 18 di 74
Data: 21.01.1939
Descrizione fisica: 74
nach der unbezweifelbaren Totmeldung der Maria von Voltelini von vornherein an, daß es sich bei dieser Unbekann te um eine zweite Person handeln müsse. Im Eintragsjournal der psychiatrischen Klinik eingetragen unter 340 am 8. Novem ber 1918. Das Journal trägt den Vermerk: „Uebernommen vom Bahnhofskommando Wien, Nordbahn hof, Leutnant Philipp Spielvogel, Schützenregiment, laut Verpflegszettel." . „Na also", rief Philipp, „das ist sie! Wie ist sie im Journal verzeichnet?" „Als unbekannte Pflegerin, etwa 21jährig

am 23. Dezember 1918 übergeben." Phüipp hatte mit steigender Erregung gelauscht. Als er aber nun die Auskunft hörte, sprang er auf und packte Herrn Zeiser bei beiden Armen. „Sie lebt also!" rief er freudig. „HUde Hild! Sie sind ein Teufelskerl, Herr Zeiser, daß Sie das so schnell herausgebracht haben. Aber wo ist sie jetzt?" Herr Zeiser tat ärgerlich: „Auch das werden wir heraus finden! Uebrigens, mir scheint, Sie sind ein wenig verliebt in diese angebliche Maria." „Das scheint mir auch", sagte Philipp

gewöhnliche Auskünfte. Zusammen neunzig Schilling. Ich habe Ihr Konto bereits belastet. Und nun muß ich aber gehen." Er stand auf und übergab Philipp die drei Blätter. Philipp geleitete ihn zur Tür und kehrte dann in das Wartezimmer zurück, um immer und immer wieder die dritte Auskunft Lurchzulesen. Im Dezember 1918 entlasten. Da muß sie ja sicherlich längst wieder die Erinnerung gefunden haben, voll kommen gesund sein. Er würde sie vielleicht bald sehen, mit ihr sprechen können. Jetzt erst

. Ja. Aber er ist schon seit Jahren tot." „Aber seine Schwester wohnt doch hier?" „Der HUd hat keine Schwester mehr gehabt." „Aber Sie irren sich", rief Philipp erschrocken. „Sein« Schwester Hilde, die im Krieg Krankenpflegerin gewesen war." „Da muß eine Verwechslung vorliegen, lieber Herr", er klärte die Frau bedächtig. „Der Hild war der Schwager mei nes Mannes aus erster Ehe. Er hatte nur eine Schwester, die Marie, die schon vor zwanzig Jahren gestorben ist. „Ich versteh' das nicht", sagte Philipp verwirrt

, daß ihm die Papiere gestohlen worden seien, wie er hamstern war?" Die Tür wurde ein wenig aufgestohen und ein etwa sech zehnjähriges Mädchen guckte Philipp an, das offenbar dem Gespräch gelauscht hatte. „Richtig", sagte die Alte, „dos habe ich ganz vergessen. Er war im Marchfeld Hamstern, der Hild, als Bahirbeamter hatte er ja billige Fahrt gehabt, wissen Sic, und ist einmal in der Bahn eingeschlafen. Da haben sie ihm die Papiere gestohlen, und er hat sie nimmer zurückkriegen können." „Dann ist es möglich

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Pagina 18 di 42
Data: 18.03.1939
Descrizione fisica: 42
." „Haben Sie es noch hier? Ich komme aus Bjeljani." „Es ist noch da. Einen Augenblick." Dann schob der Beamte das Formular durch den Schalter, und Philipp las: „Philipp Spielvogel, Bjeljani, Mitroviza. Identität Marias festgestellt rückkehret sofort Zeiser." Als das Auto vor Philipps Wohnhaus hielt, kam Trumpf schon aus dem Haus gesprungen. «Wir haben sie", brüllte er, mit beiden Händen in der Lust herumfuchtelnd. „Herr Doktor, wir haben sie! Sie ist's, sie ist's!" „Schrei nicht so närrisch", sagte Philipp, nachdem

er den Chauffeur abgelohnt halte. „Und was meinst du eigentlich?" „Die Maria, die Maria, das Fräulein MariaI" „Ja, zum Teufel, was weißt du denn davon?" „Ich —" Trumps verstummte jäh erschrocken — „ich — nix, der Herr Zeiser wird's Ihnen schon sagen, der Herr Zeiser — er wird's Ihnen schon sagen." Philipp sah ihn prüfend an. Der gute Trumpf schien jetzt auf einmal in den Boden versinken zu wollen, wich seinen Blicken aus, seine Hände fingerten an der grünen Leinenschürze herum, auf die er sonst so stolz

war. Er hatte irgendeinen Mist gemacht, das war sicher, wie aber konnte das mit Herrn Zeiser Zusammenhängen? Na, man würde ^a bald genug hören. Im Wohnzimmer lief schon Herr Zeiser aufgeregt auf und ab. Er war diesmal ohne seinen stadtbekannten Ueberrock er schienen, dafür quollen jetzt alle Rocktaschen von Papierbündeln üper. Als Philipp eintrat, warf er sich stolz in die Brust. „Also, Herr Doktor! Was sagen Sie zu meiner Arbeit! Da waren Sie platt, was, als Sie mein Telegramm erhielten?" „Nicht ganz so platt

, werden Sie hören! Zeiser Auskunftei erfährt alles! Da Hab' ich mir wieder ein Glanzstück geleistet. Ihre Reise war leider zwecklos. Schade um die Kosten." . „Es tut mir nicht leid, daß ich in Bjeljani war. Ein inter essantes Nest, ganz türkisch, man glaubt irgendwo im Orient Zu sein." , . : Trumpf erschien jetzt mit Wassergläsern und der Kognak- flasche und stellte das Tablett auf den Tisch. „Schenk ein und verschwind!" sagte Philipp. „Er wird nicht verschwinden", meinte Zeiser gravitätisch

eine tüchtige Kopfnuß gewärtigen müsse. Philipp blickte erstaunt von einem zum andern. „Er sieht aus wie das verkörperte schlechte Gewissen", sagte Philipp endlich. „Da stimmt also etwas nickt. Es wird gut fein, wenn Sie einmal zu erzählen beginnen." „Das will ich schon die ganze Zeit. — Erinnern Sie sich noch unserer Situation an dem Tage, an dem wir Ihre Reise be schlossen. Ziemlich schäbig, nicht wahr? Da war es unser rbäckerer Trumpf, der eine glorreiche Idee hatte." „Er konnte doch gar nicht wissen

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Pagina 42 di 70
Data: 11.03.1939
Descrizione fisica: 70
, bis auf vier, die den Transport nicht über lebt hätten. Und wir schwuren dem Kommandanten beim Pro pheten, daß wir sie vor den Feinden verbergen und als Unsrige verkleidet in ihre Heimat senden würden, wenn sie genesen sollten. Cr lieg auch österreichisches Geld in meiner Hand für diese Kranken, es ist aber nur einer gesund geworden, den wir auch glücklich nach Visegrad und durch Freunde weiter nach Sarajewo brachten. Die drei anderen sind hier gestorben." Zutiefst erschüttert hatte Philipp

dieser Erzählung gelauscht. Die langsame, nach Worten suchende Rede des Wen ließ die düstere Episode, eine der zahllosen kleinen Tragödien des gro ßen Rückzuges, in beklemmender Anschaulichkeit Wiedererstehen. Jetzt holte der Alte tief Atem, schlürfte bedächtig ein Täßchen Kaffee und begann, sich eine neue Zigarette zu drehen. „Und sie?" ftagte Philipp ungeduldig. „Was weißt du von ihr?" „Sie wohnte in meinem Hause, sie war müde und verzagt, wie ja die anderen alle. Sie war von früh bis abends

mit einer Inschrift in eurer Sprache. Du wirst das Grab leicht finden, Herr." „Und sie hat nichts zurückgelaffen, Kleider, Papiere —?" „Nichts, Herr, denn ihren Koffer haben die Soldaten mit genommen. Sie war schon tot, als sie abzogen." Philipp versank in Gedanken. Diese Mitteilungen überrasch ten ihn nicht, da sie die Richtigkeit des Totenscheines erhärteten. Der Spitalskommandant hatte pflichtgemäß den Totenschein ausgestellt und an das Kriegsmatrikelamt weitergeleitet. Das Gepäck, das man offenbar mitgenommen

hatte, um es den Angehörigen der Toten auszufolgen, mochte richtig in den Besitz Neudörfers gelangt oder auch in Verlust geraten sein, für die Sache selbst war das unerheblich. Nun lag also der Fall Voltelini klar vor ihm. die Reise war doch umsonst gewesen, wieder war Philipp um eine Hoffnung ärmer. Mit Bitterkeit mußte er fesfftellen, daß jeder Weg zur Aufhellung der Vergangenheit der Frau, die in Amerlügen lebte, immer wieder in eine Sackgasse führte, jede Spur, so aussichtsreich wie sie auch zuerst aussehen mochte

seither über sechs Jahre ver gangen waren? Es war fast Wahnsinn, daran zu denken. Aber Philipp sah ein, daß er sich auch diese Gewißheit ver schaffen mußte, wenn er nicht später während der weiteren Nachforschungen immer wieder von dem Gedanken gepeinigt werden wollte, daß er eine Möglichkeit außer acht gelassen und nicht nachgeprüft hatte. Er war schon so in diese abenteuerliche Affäre versttickt, daß es schließlich aus eine heimliche Grab öffnung nicht mehr ankam, und auch Polizei oder Gericht

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Pagina 14 di 36
Data: 28.01.1939
Descrizione fisica: 36
auf diese Wimmer- leute", sagte Philipp. „Aber ich glaube, daß die nichts zu verbergen haben, sonst hätten sie mir nicht so willig Auskunft gegeben." - „Ich bin von Berufs wegen inihtrauifch. Und die Will fährigkeit kann wohl überlegt und vorbereitet sein. Es ist alles möglich. Uebrigens — wissen Sie einen andern, besseren Weg?" ' „Man könnte", sagte Philipp zögernd, „auch die Spur verfolge», die uns der Brief zeigt. Der Brief aus Feldkirch." - „Na, wissen Sie, Herr Doktor, daß dabei etwas herauskommt, halte

mit dem Vermerk „Adressat gestorben", in Feldkirch rnuß man also glauben, daß Herr Hild, der die Kranke übergeben hat, gestorben ist und sie nun allein in der Welt steht. Damit sind alle Nachforschungen beendet. Kein Mensch wird daran den ken, in Klosterneuburg anzufragen, wann der Hild gestorben ist. Wenn tatsächlich ein Verbrechen geschehen ist, gab es keine bessere Art, alle Spuren zu verwischen." „Und ich fahre nach Feldkirch", rief Philipp aufspringend. „Das läßt mir keine Ruhe. Ich werde das Spital

." „Wenn Sie auf Urlaub fahren wollen, ist das was anderes. Fahren Sie ruhig los. In drei, vier Tagen Habs ich alles beisammen. Sind Sie dann schon zurück?" „Wahrscheinlich. Aber für alle Fälle werde ich dem Trumpf meine Anschrift telegraphieren, der sie Ihnen ins Cafe „Reb huhn" weitergibt. Verständigen Sie mich, föbäld Sie etwas erfahren haben." „Wird gemacht, Herr Doktor", sagte Herr Zeiser und stand auf. Philipp begleitete ihn wieder zur Tür. „Und jagen Sie den Wimmerleuten mit Ihren Nachforschun gen nicht allzu

viel Schreck ein", sagte Philipp beim Abschied. „Die brave Frau wird mich verfluchen, wenn sie merkt, daß • ich ihr eine Bande Rechercheure auf den Hals gehetzt habe." „Das mache ich selber: daher wird sie nichts von Recher cheuren merken. Aber Sie, Herr Doktor, grüßen Sie den alten Eisenbahner von mir." „Welchen Eisenbahner?" „Na, den runzligen alten Eisenbahner, den Sie statt Ihrer schönen Unbekannten in Feldkirch finden werden. Gute Nacht." Eine halbe Stunde nach seiner Ankunft in Feldkirch

, nach- dem er im „Löwen" ein Zimmer genommen und sich umge- zogen batte, machte Philipp einen kleinen Spaziergang durch das Städtchen, um sich ein wenig umzusehen. Es war sechs Uhr abends, heute konnte er ohnehin nicht mehr mit feinen Nachforschungen beginnen, bloß den Hotelier gedachte er dann ein wenig auszufragen. Ein wunderhübsches Städtchen, eingezwängt zwischen der raschen, grasgrünen III und zwei steilen Felskanzeln, mit be häbigen, alten Häusern, einem Marktplatz mit Laubengängen uiib netten kleinen Hotels

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Pagina 16 di 38
Data: 14.01.1939
Descrizione fisica: 38
)osef Niener: wer ist f?ilde Hild? Roman eines seltsamen Zrauenschicksals (L. Fortsetzung — Nachdruck verboten) Eopyrighl by Piomettzeus- Vcrlag, Dr Etchacker, Grö- bcnzcll bei München „Noch nicht, Herr Pfarrer", sagte Philipp. „Erhielten Sie keine Nachrichten von ihr?" „Nein. Vom Schloßpersonal hörte inan, daß sie nach ihrer Ausbildung auf dem Balkankriegsschauplatz tätig war. Im Dezember 1918 kam Neudörfer mit ihrem Totenschein und trat das Erbe an. Er war der einzige lebende Verwandte

. Damit begann der Ausverkauf. Das Gut wurde Stück für Stück verkauft, <#s letztes das Schloß, das die Holzverkehrs A.-G. erwarb und 1920 in ein Sporthotel verwandelte. Es ist ewig schade um diesen schönen Besitz." „Dieser Neudörfer hat das Geld wahrscheinlich zu Speku lationen verwendet", sagte Philipp, „es war ja Inflationszeit damals." „Davon habe ich keine Ahnung", erwiderte der Pfarrer. „Er ist nie inehr hierher gekommen, die Verkäufe und das alles hat sein Anwalt durchgeführt." „Fanden

, sondern nur eine Zeugenaussage oder mündliche Nachrichten über chren Tod vorliegen würden, so wären Ihre Bedenken gerechtfertigt. Aber das Dokument ist da, ist ge richtlich anerkannt worden, seit Jahren ist kein Lebenszeichen erfolgt, wie können Sie da noch zweifeln? Sogar — wie Ihre Fragen beweisen — an eine böse Absicht glauben, die ich gar nicht näher andeuten will. Nein, Herr Doktor, sicherlich hat Sie Ihre Erinnerung getäuscht!" „Sie werden wohl recht haben", sagte Philipp. „Und um jene Frau wiederzusehen

Behandlung wieder ganz Normal. Die Zeit heilt eben-alle-Wimdench"' ••>*•<-* t;<w „Es gibt schon Fälle", meinte Philipp, „wo die Störung jahrelang dauert. Nun, ich werde ja sehen, was meine Nach forschungen ergeben. Und jetzt will ich nicht länger stören." Er verabschiedete sich herzlich von dem Pfarrer und wan- dertc, mit allerlei zweiflerischen Gedanken beschäftigt, zum Hotel zurück. Ihm erschien der Tod dieser Maria von Dolte- lini gar nicht so sicher wie dem Pfarrer, für den der Toten schein

, wenn sie wie in diesem Falle im auffallenden Widerspruch zu klaren Taffachen stand. Obwohl diese Gedanken schon während des Gesprächs mit dem Pfarrer gekommen waren, hatte Philipp sie nicht sicher ausgesprochen, weil er den Pfarrer nicht über das ungewisse Schicksal Marias beunruhigen wollte. Aber auf dem Heimweg ins Hotel erschien es ihm immer mehr geradezu als Pflicht, das Schicksal dieser Verschollenen aufzuspüren, mit dem sein Le bensweg nun einmal durch den Zufall der Entdeckung des Bil des verbunden war. Obwohl

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Pagina 14 di 36
Data: 11.02.1939
Descrizione fisica: 36
!* 2 7osef Mener: wer ist hiMe Noman eines seltsamen Zrauenschicksals Tovvrtgbt bv Prometveur- verlag Di (Stcöiicfet. Grö btnjell bet München (ü. Fortsetzung — Nachdruck verboten) „Ich weiß nicht', meinte Philipp zögernd, „solange nicht irgendein Verbrechen nachweisbar ist, wird sich die Polizei kaum anstrengen, und die Fälschungen, die sind vielleicht schon verjährt. Aber Ihre Idee, daß Hilde möglicherweise die Rolle der Boltelini spielen mußte, geht mir nicht aus dem Kopf. Viel leicht

keine Ruhe." „Ich finde das keineswegs verrückt. Höchstens bedauerlich für Sie." „Bedauerlich?" fragte Philipp verwundert. „Ja. Nehmen Sie mir es nicht übel, wenn ich, nachdem wir über diese ärztliche und kriminelle Seite des Falles gesprochen haben — nun auch das Gefühlsmäßige berühre. Es ist sonst unter Männern unseres Alters nicht üblich, derartige Dinge zu besprechen. Aber ich halte es für meine Pflicht, Sie zu warnen. Ich möchte Ihnen empfehlen, diese Frau zu vergessen." „Warum, Herr Medizinalrat

, der eine derartige Krankheit als Schicksal zu tragen hat, führt zu nichts Gutem." „Sie zeichnen ein sehr düstere» Bild", sagte Philipp erschüt tert. „Sie ist aber doch heilbar! Solche Fälle sind doch eher heil bar al» dauernde Störungen." „Sicherlich. Aber niemand weiß, wann di« Heilung erfolgt. Und glauben Sie, daß es für die Kranke unbedingt ein Vorteil ist. wenn sie geheilt wird, da« heißt, wenn sie ihr Gedächtnis wiederfindet? Vielleicht ist der „Schwund" als wohltätig zu be zeichnen

, weil er die Vergangenheit verschleiert. Vielleicht würde die wiedererwachte Erinnerung an jenes Schreckerlebnis da» Gemüt der Kranken von neuem verdüstern." „Da» ist ja möglich", räumte Philipp zögernd ein, „obwohl doch inzwischen viele Jahre vergangen sind." „Jedenfalls ist es auffallend", setzte Dr. Isel fort, „daß Hüde niemals den Wunsch geäußert hat, in die Welt zurückzukehren. Man sollte doch meinen, daß eine gesunde Frau von achtund zwanzig Jahren eine Sehnsucht nach Geselligkeit, Unterhaltung

, ohne sie überhaupt gesehen zu haben. Meine bis herigen Bemühungen lassen doch keinen Zweifel über die Stärke meines Gefühls zu, und ich glaube, daß ich diese Frau nicht vergessen kann, solange ich mich nicht selbst überzeugt Hobe, daß diese Krankheit ein unüberwindliches Hindernis dar- ftellr." Der andere schwieg und sah Philipp prüfend an. Dann be gann er langsam, zögernd zu sprechen: „Gut. Ich will's versuchen. Ich glaube, daß Sie meine Er laubnis nicht mißbrauchen werden. Ich werde Sie als Arzt «inführen

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Pagina 6 di 10
Data: 09.09.1929
Descrizione fisica: 10
auf seinem Entschluß, sich nicht mehr cmi Wettbewerb zu beteiligen. Der zweite Halsmam-Vrozetz. Heute Beginn des zweiten Prozesses. - Porarrssichttiche Dauer vierzehn Tage. Innsbruck, 9. September. Heute begann vor deur Innsbrucker Schwurgericht, um halb 9 Uhr früh, der zw eite Prozeß gegen den Rigaer Studenten Philipp Halsmann, der lm Dezember v. I. vom gleichen Gericht wegen Ermordung seines Vaters am Weg von der Dominikushütte in den Zillertaler Alpen nach Breitlahner zu zehn Jahren schweren Kerkers verurteilt

unverändert geblieben. Der Inhalt der Anklageschrift. Die wichtigsten Stellen der Anklageschrift lauten: Der Zahnarzt Movduch Max Haismann aus Riga unternahm im Sommer 1928 in Begleitung seines Sohnes Philipp, seiner Tochter Ljuba und seiner Frau Itta eine größere Alpenreise, die ihn zuerst in die französischen und dann in die Schweizer Alpen führte. Ueber Italien kam die Familie Halsmann schließlich anfangs September auch nach Tirol, um hier das Zillertal, dessen Besuch dem Vater Halsmann empfahlen

Wanderung über einen zerklüfteten Gletscher mit sich bringt. Philipp drängte darauf, die Tour mit seinem Vater allein ohne Begleitung eines Bergführers zu unternehmen. Max Hals mann setzte aber durch, daß ein Führer mitgenommen werde. Dem Paar schloß sich noch ein dritter Tourist, ein Herr aus Mün chen an. Die Besteigung des Schwarzensteins verlief in Be gleitung des Bergführers Franz S t e i n d l ohne Zwischenfall. Max Halsmann zeigte sich dabei als rüstiger, schwindelfreier Geher, der insbesondere

- Hütte und Breitlahner folgendes ereignet: In der Nähe der W e n s e n d I i a l p e, die etwa halbwegs zwischen Dominikushütte und Breitlahner liegt, war Marianne Hofer mit Beerensammeln beschäftigt. Zu ihr kam Philipp Halsmann in scheinbar großer Auf regung und sagte ihr, fei» Votrr sei abgestürzt. Auf die Frage, ob der Abgestürzte noch lebe, sagte Philipp Halsmann, dos wiffe er nicht, doch glaube er, daß der Vater noch lebe. Atarianne verständigte sogleich ihren Bruder, den Hirten Alois Niederer

, der etwas talauswärts bei der Arbeit war. Philipp Halsmann wiederum drängte darauf, man sollte in Breitlahner Hilfe holen. Marianne Hofer eilte auch nach Breillahner, mäh» rend Niederer mit Philipp Halsmann zur angeblichen Unfall- stelle auifftieg. Der etwa einen Meter breite Saumweg, der von Breitlahner zur Dominikushütte führt, zieht an der fraglichen Stelle etwa zehn bis fünfzehn Meter über einen Wildbach am Lerghang entlang. Sowohl der Abhang oberhalb, als auch der unterhalb zwischen Bach und Weg gelegene Hang

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Pagina 7 di 10
Data: 09.09.1929
Descrizione fisica: 10
Holsmann bat dir Touristen Nettermann unü Schneider, sie sollen die Leiche des Vaters aus den Weg herausschaffen, doch taten die beiden bas nicht, sondern sie trugen lediglich den Rucksack des Toten herauf zum Weg. Hingegen besahen sich die zwei Touristen die von Philipp Halsrnann bszeichnele Absturzstelle sehr genau und es schien ihnen schon von Anfang an unbegreiflich, datz an dieser harm losen Stelle ein Absturz hätte erfolgen können. Bald darauf kam auch der Wirt der Dominikushütte, Iafef

Ed er, zur Unfallstelle und es mar ihm, der ja den Weg ganz genau kannte, gleichfalls als unwahrscheinlich erschienen, datz an dieser Stelle jemand hätte tödlich abstürzen können. Während der Hüttenwirt mit den Touristen Nettermann und Schneider ü!ber den angeblichen Unfall sprach, war Philipp Halsmann gegen Breitlahner gegangen, um feine Mutter in Ienbach von dem an geblichen Unfall telephonisch zu benachrichtigen. Der Hriirb findet die Blntspnren. Joses Eder untersuchte die Absturzstelle eingehend, ober er fand

in dem weichen Erdreich keinerlei Spuren, wie sie doch ein schwerer Körper im Fallen hinterlassen mühte. Auch non Blut ryar an der angeblichen Unfallstelle keine Spur zu sehen und doch hatte der Tote schwere Wunden. In -dem Gastwirt festigte sich die Ueberzeugung, dah an der von Philipp Halsmann be- zeichneten Stelle der Absturz nicht erfolgt sein kannte. Während Eder »och nach einer Erklärung dieser ausfälligen Tatsachen suchte, siel ihm auf, daß sein Hund an einer Stelle einige Schritte weiter vorne

war. Auch einzelne Haare klebten an dem Stein. Am Wegrand, der dem Bach zugekehrt ist, fand sich weiter das Gras. in einer Richtung so niedergedrückt, als ob ein schwerer Körper darüber geschleift worden wäre und es hingen auch Bluts tropfen an den Gräsern. Diese Blutspuren führten einige Meter den Weg entlang bis zum Beginn der non Philipp Halsmann bezeichneten Absturzstelle und setzten sich deutlich über die Ecken »nft Kanten der kleinen Stützmauer über den Abhang hinab, bis zur Leiche im Buche fort. Später

fanden sich am Hang auch noch Haare des Taten, die nach genauer ärztlicher Untersuchung deutlich zeigten, dah sie beim Schleifen des Körpers vom Kopf gewaltsam abgequetscht worden waren. Joses Eder und die Touristen Nettermann und Schneider waren uup n i ch t mehr im Zweifel, daß die Behauptung Philipp Haltzmanns, sein Vater sei einfach vom Weg obgestürzt, unwahr sei. Denn wie sollten bei dem Unfall, so wie ihn der Sohn geschildert hatte, die blutigen Spuren auf dem Weg und mehrere Meter

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Pagina 11 di 20
Data: 01.07.1933
Descrizione fisica: 20
Reise hinter sich batten. Dann aber war dem Ehepaare alles klar geworden und noch inniger hatten sie an dem Schicksale der jungen Frau Anteil genommen. Anton e Adamberger war die Bedauernswerte, die Braut des vor wenigen Monaten in der Nähe von Gade- busch gefallenen Freiheitshelden Theodor Körner, während die beiden anderen sich als Amalia Rex, Aktrice am Hof- und Nationaltheater nächst der Burg, und Philipp Veit, Leutnant bei den Lützowfchen Jägern, eingeschrieben hatten. Für den Morgen

es sich nicht nehmen, seine Gäste persönlich zu dem Gotteshause zu bringen, und sc stapften sie durch den Schnee dem alten Bauwerke zu, das «us dem dreizehnten Jahrhundert stammte. Wohl waren Toni und Philipp Katholiken und nur Molchen evangelisch, aber d e beiden ersteren waren der richtigen An sicht, daß man überall zu seinem Gotte zu beten und ihn in einer protestantischen Kirche ebenso wohl zu finden vermöge, wie in einer katholischen. So traten sie denn vor den Altar und sandten ihre Bitten zum Himmel empor

' jetzt mit uns. Du erregst dich doch gar zu sehr und ich fürchte, daß du später . . ." Sie schwieg. Auch Philipp Veit drang darauf, daß man das Gotteshaus, verlasse. Der Wirt riß die Türe weit auf und ver beugte sich "sein ganzes Mitleiden mit Antonie legte er in diese tiefe Verbeugung. Er wagte nicht, auf eine andere Weise seiner Teilnahme Ausdruck zu verleihen . . . Endlos dehntm sich die Schneefelder. Krähen kreischten auf, als der Wagen durch ein kleines Gehölz fuhr, sie hoben die Flügel, starrten mit blanken Augen

ge stattete, in der Spiegelgasse. Auch ihr Herz war damals so schwer gewesen. Sie hatte gewußt, daß Philipp im Gefechte sei und hatte allmorgendlich zitternd den Postillon erwartet, immer fürchtend, daß auch für sie eine Hiobsbotschaft eintteffen Unsterblichkeit. Wenn nach langer, banger Wacht enülich sich die Augen schließen, fühl' ich aus der Schmerzensnacht einen zagen Morgen sprießen. Und mir ist, als kam ein Schein und ein leises Flügelschweben in mein armes dunkles Leben wie ein sel'ges Bild herein

sogleich die erbetene Vakanz bewilligt und so hatten sie die lange und beschwerliche Reise zugleich mit Philipp an getreten, der kurze Zeit zuvor zur unermeßlichen Freude Mal» chens wohlbehalten in Wien eingetroffen war . . . * „Wir sind zur Stelle!" Jochen zügelte die Pferde und wies auf das hölzerne Kreuz, das aus dem Schnee hervorragte. Von Malchen und Philipp gestützt, entstieg Toni dem Wagen und wankte zu dem Kreuze. Verwelkt waren die Blumen, die Freundeshand an das Kreuz gehängt

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Pagina 5 di 10
Data: 18.09.1929
Descrizione fisica: 10
Nachmütagsverhandlung gegen Philipp Halsmann begann unter sehr großem Andrang des Publikums. Als der Saal schon zur Gänze gefüllt war und die Zugänge von der Straße gesperrt werden sollten, versuchte ein Teil der wartenden Menge den Eingang zu stürmen. Das ganze im Haus verteilte Gendarmerieausgebot und eine stärkere Poli zei a b t e i l u n g griffen in den Tumult ein; nur dem besonnenen Verhalten der Wacheorgans, die sich nicht herausfordern ließen, gelang es, ohne grö ßere Zusammenstöße oder Verhaftungen die Ordnung

Kollege." — Der nächste Zeuge war der Schullehrer Salomon Subarski, ein langjähriger Freund des verstorbenen Halsmann. den er mehr als 26 Jahre gekannt hat. Er bezeichnete Halsmann und seine Schwester als musterhaft erzogen. Philipp Halsmann war immer ein ruhiger, stiller Mensch, der alte Halsmann dagegen immer lustig und gesprächig. Er hat auch sehr laut gesprochen und gestikulierte stark. Der Zeuge berichtete auch, daß der alte Halsmann oft an Sch Windelanfällen gelitten habe und sich größere

nnn als Zeuge anfgerufen. Er machte vor den Geschworenen und Richtern eine bescheidene Verbeugung, und als er seinen Neffen ans der Anklagebank bemerkte, reichte er ihm die Hand. Philipp stand ans und beide umarm ten sich nntcr Tränen und küßten sich ans die Wangen. Auf die Belehrung des Vorsitzenden über die Möglich keit der Entschlagung von der Abgabe einer Aussage er-, klärte der Zeuge: „Ich will aussagen." Er gab dann an, Moröuch Halsmann habe seinen einzigen Sohn sehr ge liebt

und ihn gefördert, wo er nur konnte. Philipp sei immer ein seelenguter, gehorsamer Junge ge wesen. Der Zeuge versicherte auch: Ich wäre niemals von Riga nach Innsbruck gefahren, wenn ich auch nur entfernt daran denken könnte, Latz Philipp seinem Vater etwas angetan hat. Der Junge hat keine Schuld, ich gebe ohne Bedenken meinen Kopf dafür, datz er unschuldig ist. Der Zeuge erzählt weiter, sein Bruder sei h e r z k r a n k gewesen, er habe aber nie gefolgt, wenn man ihm zur Schonung riet. Vorsitzender

: War Philipp nie heftig oder aufbrausend? Zeuge: Davon habe ich nie etwas bemerkt. Dr. Mahler: Hat Mvrduch öfters seinen Sohn „E r b e" oder „Nachfolger" (der Verteidiger gebrauchte auch das russische Wort dafür) genannt? Zeuge: Ja, das hat er oft getan, er war ja so stolz aus seinen Sohn. Me Tanke des jungen Halsmann. Nun wurde die Schwester des Getöteten, die Apothekerin Dora Grekpetz aus Riga, vernommen. Sie erklärte aussagen zu wollen und begann ihre Angaben mit dem Satz: Ich möchte gleich am Anfang

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Pagina 18 di 34
Data: 31.12.1938
Descrizione fisica: 34
. In dem Hexenkessel der Re- volle schien der Puls der Stadt nur bei den Bahnhöfen zu schlagen, wo Heimkehrer ankamen und sortfuhren, wo Uni- lormstücke und armselige Beute verschachert wurden, wo alle möglichen Gerüchte entstanden und wo sich Verräter ihre Ovfer holten. Gegen Abend sammelte Leutnant Philipp Spiel- vogel seine Leute auf dem Bahnsteig und brachte zwei Ma- schinengew-hre in Stellung, um im Notfall die Gleise der Länge nach abstreuen zu können. Transport über Transport langte an. Da tauchte ein Licht

auf der Strecke auf, immer größer wurde es, das Blocksignal klingelt, und polternd stürzen die Soldaten aus dem Wach zimmer. Langsam fuhr ein Zug ein. Ein stämmiger älterer Korporal, der auffallend stramm .grüßte, trat an Spielvogel heran. „Herr Leutnant, bllte gehorsamst, sind wir in Wien?' „Ja, warum?" „Melde gehorsamst, wir haben eine Krankenschwester im Wagen, die ich in Wien dem Bahnhofskommando übergeben soll. Hier sind ihre Papiere." Philipp entfaltete die Blätter. Es findet sich darunter

ein zweiseitiger Derpflegungszettel, ausgestellt vom Etappen- itationskommando Sarajewo, der neben Stempel und hanü- fchristlichem Vermerk auf eine Krankenschwester, Name unbe kannt, etwa 23jährig. deutscher Nationalität, lautet. «Wer kann das Geschreibsel lesen?" brummte Philipp. „Melde gehorsamst, es ist vom Sanitätszimmer am Bahn- Hof in Graz", sagte der Korporal. „Der Oberarzt hat die Schwester untersucht und mir befohlen, sie in Wien dem Bahnhofskommandanten zu übergeben." Mühsam konnte Philipp entziffern

: „Kranke untersucht. Herz, Puls, Pupillenreflex normal, Kniesehnenrcflex ziemlich lebhaft. Verheilte Narbe am linken Scheitelbein, Erinnerungs vermögen vollkommen erloschen. Offenbar schwere seelische Er krankung. Sofort an die Psychiatrische Kllnik in Wien abzu geben." „Gedächtnis erloschen?" fragte Philipp. „Stimmt das, Kor- poral?" „Jawohl, Herr Leutnant. Sie weiß gar nichts von sich, nicht einmal ihren Namen." „Wie kommt sie denn in euren Transport?" „Wir sind vom 17. Schützenregiment

, deutsch sind, wollte ich sie dem ersten Bahnhofs kommando auf deutschem Gebiet übergeben. Die erste Station war Graz. Aber der Oberarzt dort hat mir gesagt, ich solle sie in Wien übergeben, weil da eine große Klinik sei." „Gut, Korporal", sagte Philipp und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich werde sie übernehmen und der Klinik über geben. Wo ist die Schwester?" Sekunden später beugte Leutnant Spielvogel sich über eine in ein Zeltblatt gewickelte Frauengestalt. Der Lampenkegel beleuchtete

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Pagina 6 di 12
Data: 26.02.1930
Descrizione fisica: 12
gerichtete Briefe in der Strafsache gegen Philipp H a l s m a n n der nach>- forfchenden Obrigkeit die zur Entdeckung des Täters dienlichen Anzeigen verheimlicht, beziehungsweise deren Bekanntwerden absichtlich verhindert und erschwert zu haben". Ferner stehen unter Anklage ein falsches Zeugnis vor dem Untersuchungsrichter, «t'liche kleinere Betrügereien und Falschmeldungen. Fn der vom Staatsanwalt Dr. Grünnewald vertretenen Anklageschrift lüivd u. a. ausgeführt: In der Zeit vom 9. September bis 29. Sep

tember 1929 fand vor dem Schwurgerichte in Innsbruck die Hauptvevhandlung gegen Philipp Halsmonn wegen Verbrechens des Mordes statt. Am 8. Oktober 1929 erhielt der Gendarmerie- p osten Mayrhofen einen von Franz Platzer, der sich damals wegen eines Ausiieferungsoerfahrens beim Landesgerichte in Wien in Haft befand, geschriebenen Brief vom 2. Oktober 1929 folgenden Inhaltes: ^Der Schreiber des Briefes Hobe anfangs September 1928 aus Südtirol flüchten müssen. Auf dem Wege über das Tuxer- joch

rm erie Posten Mayrhosen teilte den Brief der Staats anwaltschaft mit. Es war aus der Darstellung des Platzer ru diesem Briefe unschwer zu entnehmen, daß darin ein versteckter Hinweis auf die Strafsache gegen Philipp Halsmann enthalten war. Denn in der Hauptvevhandlung gegen Philipp Holsmann war die Verteidigung darauf aufgebaut, daß ein u n - bekannter Dritter den Mord begangen habe. Es wurde insbesondere vorgebracht, der Mörder des Zahnarztes Morduch Halsmann hätte über und über mit Blut bespritzt

im Prozeß gegen Philipp Halsmann wiederholt be hauptet wurde, der Ermordete habe einen größeren Betrag in Schweizer Franken besessen, der bei Auffindung der Leich« fehlte. Das Mut stammte, so habe ihm Gruber Msagt. ebenso wie das auf den Kleidern, von der gewilderten Gemse. Beide feien dann nach Bruneck gefahren, doch sei er selbst (Platzer) am selben Tage wieder bis Sand in Täufers zurückgekehrt und am nächsten Tage zu Fuß über Kasern nach St. Jodok gegangen, Bon hier habe er die Bahn bis Linz benützt

des Angeklagten Philipp Halsmann herbeizuführen. Franz Platzer wurde deshalb ins Zillertal überstellt, damit seine Angaben an Ort und Stelle überprüft werden könnten. Er wurde vom Revterinspekdor Eicher ln das Tuxertal geführt und sodann in den Zemmgrund bis zum Pfitscherjoch. Das Er gebnis dieser vom 12. bis 16. Oktober durchgeführten Erhebun gen war, daß die Angaben Platzers unmöglich zu treffen konnten. Am 16. Oktober 1929 gestand Platzer dann auch dem Gendarm eriepostenkommandanten von Mayrhofen gegenüber

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Pagina 16 di 36
Data: 25.03.1939
Descrizione fisica: 36
selbst befreien können, wenn sie aus der Ohnmacht erwacht wäre", ergänzte Philipp. Das Grab war ja nur mit Steinen zugeworfen. Das alles werden wir erfahren können, sobald ihr Gedächtnis erwacht ist. Da wir jetzt ihre Vergangenheit und ihre Erlebnisse kennen, zweifle ich nicht, daß die Gedächtnisschwäche allmählich behoben werden kann. Ich fahre morgen nach Amerlügen." „Es ist ein Brief aus Amerlügen da", bemerkte Trumpf ganz schüchtern. „Menschenskind, das sagst du erst jetzt!" rief Philipp auf springend

. „Dringe ihn her!" Trumpf lief ins Ordinationszimmer und kam gleich darauf mit einem Schreiben zurück, das den Aufdruck der Heilanstalt trug. Philipp riß den Umschlag auf und las die wenigen Zeilen, in denen Dr. Ifel ihn einlüd, die Heilanstalt schon früher als geplant zu besuchen, wenn dies feine Praxis zulaffen sollte. Er habe feststellen können, daß Philipps Gesellschaft einen gün stigen Einfluß auf Fräulein Hilds Gemüt ausgeübt habe, und würde sich im Interesse der Patientin freuen, wenn Philipp

feine erfolgreichen Bemühungen zur Heilung der Neurose fort setzen würde. „Neurose!" dachte Philipp triumphierend. Er begnügt sich mit der Heilung der Neurose! Nicht nur die Neurose, sogar die Amnesie werden wir heilen! Der wird Augen machen, der alte Seelenflicker! „Nun?" fragte Herr Zeiser. „Ich werde eingeladen, bald wieder nach Amerlügen zu kommen", sagte Philipp. „Nun, morgen fahre ich ohnehin!" „Fahren Sie lieber heute noch", sagte Herr Zeiser bedächtig. „Heute noch? Wo ich elfhundert

nicht, obwohl auch das nicht unmöglich wäre. Er kann alle seine Besitztümer zu Geld machen und ins Aus land gehen. Und abgesehen davon, daß sein Verbrechen Sühne finden muß, handelt es sich um das Vermögen Ihrer zukünfti gen Frau, weshalb Sie daran interessiert sein müssen." „Daß es sich um das Vermögen meiner zukünftigen Frau handelt, spielt keine Rolle", erklärte Philipp, „ich würde sie auch heiraten, wenn sie bettelarm wäre. Aber sie ist gegenwärtig gewissermaßen eine Unmündige, deswegen

sind wir verpflichtet, sie vor Schaden zu bewahren." „Klar", meinte Zeiser. „Aber ich fürchte Schlimmeres. Dieser Neudörfer scheint mir nicht der Mann zu sein, der seine Karten hinwirft, wenn er noch eine Chance hat. Diese Chance wäre — eine Beseitigung Marias." „Mein Gott!" rief Philipp. „Sie haben recht. Er könnte sie töten!" „Oder entführen, oder wieder Herrn Hild mobilisieren und sie endlich abholen und in Familienpflege bringen, kurz, sie irgendwie beiseite schaffen und stumm machen. Dann könnte man ntürlich

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Pagina 23 di 40
Data: 08.04.1939
Descrizione fisica: 40
, das Dorf Tweng, das Studium in Wien, der Pflegerinnenkurs, Krieg, Spitäler und dann — Wellen umrieselten sie... Eine große, dunkle, wohllätige Tiefe nahm sie auf. Als Philipp ani nächsten Morgen die Anstalt betrat, war Dr. Isel schon im Garten und ging ihm mit ausgestreckten Händen entgegen. Von ihm hörte Philipp, daß seine Warnung zwar zu spät gekommen war, daß aber der Anschlag Neudörfers doch gescheitert war. Die Gerichtskommission war noch im Hause, sie war in leeren Krankenzimmern einguartiert

zu dem gestrigen Mordversuch war nicht geklärt, da sich scheinbar keine Aenderung der jahrelang bestehenden Si tuation ergeben hatte. Da aber Dr. Isel vermutet hatte, daß Philipps Nachforschungen vielleicht Neudörfer die Gefahr der Entdeckung seines Verbrechens vor Augen geführt und die Be seitigung seiner Nichte als notwendig gezeigt hatte, wollte die Gerichtskommission auch noch Philipp vernehmen, bevor sie die Vorerhebungen abschloß und nach Bregenz zurückkehrte. Und hier im Garten

, während sie in der Morgenfonne saßen, hörte Philipp tief ergriffen, daß Maria durch den Schreck, den sie beim Mordanschlag erlitten hatte, ihr Gedächtnis wieder gefunden halte und nun als vollkommen geheilt zu betrachten war. Während er dem Chefarzt von seinen Nachforschungen und der Reise nach Bjeljani, von der Aussage des Korporals Iurowfti und der Ursache der Gedankenstörung erzählte, wäh rend Dr. Isel daran eine lange, mit Beispielen gespickte medizi nische Erläuterung des Falles knüpfte, schweiften Philipps Blicke

immer wieder über die Fensterfront der Anstalt, als ob er erwartete, Marias Antlitz auftauchen zu sehen. Dann trat die Gerichtskommission wieder zusammen, Philipp machte seine Aussagen, mußte zahllose Fragen beantworten und ein unendlich langes Protokoll unterschreiben. Es war schon elf Uhr, als er endlich in Marias Zimmer hinaufgehen konnte. Eine Stunde später klopfte Dr. Isel an Marias Tür. Die beiden saßen Hand in Hand beim Fenster und zeigten etwas verlegene Gesichter, als der Chefarzt eintrat

. Maria löste sich von Philipp und trat dem Arzt entgegen. „Doktor!" rief sie mit fast jauchzender Stimme, „. . . . ich bin wieder gesund. Ich weiß, wer ich bin. Ich habe mein Gedächt nis wiedergefunden!" Von tiefer Rührung ergriffen, schüttelte Dr. Isel ihre Hand. Dann wandte er sich lächelnd zu Philipp. „Wollen Sie nicht wieder an den Bodensee fahren? Das Auto steht zu Ihrer Verfügung!" „Gerne, Herr Doktor", sagte Philipp, „darf ich Ihnen bei dieser Gelegenheit gleich mitteilen

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Pagina 14 di 34
Data: 04.02.1939
Descrizione fisica: 34
und ein Wärter trat ein. „Den Akt Hilde Hild", sagte er. Dann, zu Philipp gewandt: „Fahren Sie, bitte, fort, Herr Doktor." „Ich bin fast zu Ende, Herr Medizinalrat. Ich stellte fest, daß dem richtigen Josef Hild einmal die Personalpapiere ge stohlen worden waren. Ich konnte weiter feststellen, daß der falsche Josef Hild von der Kranken tatsächlich durch diesen Ar tikel des „Abend" erfahren haben konnte, wie er in der Klinik angab, well der Artikel wirklich erschienen ist. Ihr Brief an Hild, dessen Aufdrucks

kengeschichte den Fall schildern wie er sich mir darstellt. Das bedeutet aber Ihren Einblick in Dinge, über die ich zum Tell durch die Schweigepflicht gebunden bin. Ich muß Sie also erstens bitten, sich als Arzt auszuweisen, denn Ihre Karte genügt wohl nicht." „Das ist klar", sagte Philipp, seine Papiere auf den Tisch legend. „Ihre Vorsicht ist berechtigt." „Und zweitens", sagte Dr. Isel, nachdem er die Papiere geprüft hatte, „muß ich Sie fragen, warum Sie an dem Schick sal der Patientin solchen Anteil

nehmen, daß Sie sogar von Wien nach Feldkirch gefahren sind?" „Ich gestehe offen", sagte Philipp, „daß ich diese Frage ge- fürchtet habe, obwohl ich ihre Berechtigung anerkennen muß. Ich bin mit der Kranken nicht verwandt, bin auch nicht ihr Hausarzt. Ich habe nicht das mindeste offizielle Mandat, Sie um Auskünfte zu bitten." „Und doch müssen Sie Ihre Gründe haben", erklärte Doktor Isel. „Ich kann auf eine Antwort nicht verzichten. Sie betonen das Wort offiziell. Ich würde vielleicht

auch ein inoffizielles Mandat anerkennen, ich bin nicht engherzig." „Nehmen Sie also an", sagte Philipp, „daß ich mich in die Kranke verliebt habe." „Das habe ich mir ohnehin gedacht", sagte Dr. Isel. „Aber es kam mir seltsam vor, daß der Anblick eines Bildes genügt, ein Gefühl wiederzuerwecken, das sechs Jahre geschlummert hat. Andrerseits haben Sie in Wien, in Klosterneuburg und sogar in Feldkirch nachgeforscht und allerhand Mühen und Kosten auf sich genommen, unzweifelbare Beweise der Stärke dieses Gefühls

befragte, hatte keine Ahnung. Sie selbst erinnert sich an nichts. Ich schrieb daher ans Rote Kreuz, dem ja die freiwilligen Krankenschwestern mrterstanden, um Standort, Truppenkörper, Feldspital und so weiter, zu ermitteln. Hier ist die Antwort: Eine Hilde Hild war nie frei willige Pflegerin." „Sehen Sie", rief Philipp, „der Name ist falsch." „Das muß nicht sein. Sie kann schließlich unter fasschem Namen Dienst gemacht haben, nicht wahr?" „Das ist wohl etwas abenteuerlich", meinte Philipp

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Pagina 14 di 32
Data: 07.01.1939
Descrizione fisica: 32
war er damit in seinen Nachforschungen nicht weiter gekommen, da er ja den Namen der Krankenschwester nicht kannte. Vielleicht kann ihm der Pfarrer von Tweng weiterhelfen. » Der nächste Tag hielt das Versprechen, das der Vorabend gegeben hatte. Bei prallem Sonnenschein wanderte Philipp nach Tweng hinunter, einem Dorf an der Tauernstraße. Der Pfarrer war zu Haus, saß in seinem gemütlichen, mit altväterlichen Ledermöbeln ausgestatteten Amtszimmer hin ter einer Zeitung und war offensichtlich gerne bereit, sich in ein längeres Gespräch

einzulassen. Es war ein behäbiger, rot- wangiger Mann von fünfzig Jahren, mit jenem naturnahen und verständnisvollen Wesen, das so viele Verweser der armen Bergpfarren des Alpenlandes auszeichnet. Er schob Philipp eine Holzschachtel mit schwarzen Virginia zigarren hin und lächelte verwundert, als ihm Philipp den Anlaß seines Besuches schilderte. „Das Bild kenne ich nicht", sagte er, „aber wenn die alte Wabi behauptet, daß es eine Voltelini ist, so könnte es der Tracht zufolge nur die Großmutter

und den Vorfahren gesprochen worden. Die Dolte- linis waren alles sehr ungewöhnliche und unruhige Leute." Der Pfarrer schwieg, offenbar überlegte er, wieviel er einem Unbeteiligten sagen konnte. In der Hoffnung, mehr zu er fahren, wenn er des Pfarrers Neugierde erweckte, zog Philipp jetzt die Photos aus der Tasche. „Ich habe das Bild photographiert, Herr Pfarrer", erklärte er. „Vielleicht sehen Sie sich einmal die Photos an." ...Der Pfarrer nahm di« Photos entgegen und stieß beim ersten Blick einen Ruf

für die Freiheit schwingen. Hann» Kogler. „Die Anhaltspunkt« sind mehr al« dürftig", sagt« Philipp und schilderte dann mit wenigen Worten die Ereignisse jener Novembernacht 1918. „Sie sehen, Herr Pfarrer", schloß Phllipp, „daß ich bei der psychiatrischen Klinik beginnen muß, deren Arzt ich die Kranke übergeben habe." „Ein erschütterndes Schicksal", sagte der Pfarrer ergriffen. „Das Gedächtnis verloren, unbekannt und teilnahmslos in einer Anstatt leben, während die Verwandten sie als tot beweinen

kann noch nicht einfach in einer Anstalt ver schwinden. Und ein amtlicher Totenschein kann doch nicht falsch oder gar gefälscht sein. Das sind ja ganz abwegige Gedanken!" „Nein, natürlich nicht", sagte Philipp, „verzeihen Sie mir, bitte, wenn ich Sie in meinen Vermutungen gequält habe. Aber Sie sagten vorher, daß die Voltelinis sehr unruhige Leute waren, und doch ist das Geschlecht seit Jahrhunderten hier an sässig." „Genau genommen, seit zwei Jahrhunderten", erwiderte der Pfarrer, dem diese Ablenkung willkommen

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Pagina 11 di 24
Data: 13.05.1933
Descrizione fisica: 24
zu spielen. Die Manifeste, deren Abfassung ihm übertragen worden war, atmeten patriotischen Geist und zeichneten sich durch markige Worte aus. „Nur weiterspaziert, meine Herren," bat Schlegel und öffnete die Türe. Mit erwartungsvollen Mienen standen eine noch leidlich junge Frau mit schöngeschnittenem Gesicht und ein Jüngling in dem von einem Feuer behaglich erwärmten Raume: „Meine Gattin und mein Stieffohn, der Maler Philipp Veit," lächelte Schlegel und wies auf die beiden. Mit großer Freundlichkeit

begrüßte Schlegels Gattin den Dichter und mit einer Herzlichkeit, die keineswegs unnatürlich wirkte, trat Philipp Veit au' Eichendorff zu. Seine großen, dunklen Augen flammten: „Schon längst habe ich die Stunde ersehnt, da ich die Hand eines vaterlandsliebenden und freiheitstrunkenen Dichters drücken würde können, dessen Begabung ich schon so viele schöne und reine Stunden verdanke!" Der junge Veit sprach mit stark berlinischem Akzent. War doch fein Vater, der nun schon lange verstorbene Kaufmann Veit

an, da das französische Heer die Stadt verlassen, gab es kein Brot für die Soldaten, kein Futter für die Pferde. Besät waren die Straßen mit Menschen- und Tierleichen, zerbrochenen und ver brannten Wagen, alle Pferde waren angeschnitten, manche bis auf die Knochen abgeschält. Den großen Mörder nennen ihn die eigenen Truppen, ihn, der sie ins tiefste Unglück geführt!" „Es ist beklagenswert, daß auch deutsche Brüder dem Tyran nen zum Opfer gefallen sind," rief Philipp Veit erregt, „von den beiden preußischen

!" Wie einen Iubelschrei hatte Philipp Veit das Wort aus gerufen. Gentz schüttelte ernst den Kopf: „Nicht zu früh wollen wir frohlocken und uns der Meinung hingeben, daß der Eroberer, einem gefesselten Tiger gleich, un schädlich auf der Erde liegt. Verwundet ist er schwer, das will ich zugeben, aber, glaubt es mir, Freunde, noch Hekatomben werden zu opfern fein, ehe wir vollkommen sicher sind. Auch der Zar denkt nicht opitimistisch, denn weiter heißt es: Wir zweifeln nicht, daß der nie ruhende Feind, der Schänder

. Friedrich von Schlegel hatte sich erhoben: „Wenden Sie sich nicht ab, Baron Eichendorff, die Spuren Ihres hohen Gefühles zu verbergen, .dlsturs homiaibus lacrimas dedit et loquelam, quibus distinguerentur a biutis\ sagt Theophrast. Gewiß stammt diese Bewegung des Gemütes aus einem edlen Herzen. Ihren inneren Wert, mein Herr von Eichendorff, hatten wir schon erkannt, als wir gemeinsam Ihr erstes Gedicht gelesen, jenes Gedicht, das Sie den helden mütigen Tirolern geweiht, die mein Philipp ehzuvor

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Pagina 6 di 16
Data: 21.11.1905
Descrizione fisica: 16
. Die Vorlesungen an der Universität haben heute nach zehntägiger Unterbrechung wieder begonnen. Die Ruhe wurde nicht gestört. Eine Anzahl von Univer¬ sitätshörern zog heute zur Technik, wo Rek¬ tor Jonas sie ausforderte, die Vorlesungen . an der, Technik nicht zu stören und sich zu | entfernen. _ DreMa tz M M. Nober liM 190^ Die Scheidung der Ehe des Prinzen Philipp von Sachsen Coburg-Gotha. W i e*n, 21. Nov. Am Montag, 25. d. M., findet

vor dem Landgericht Gotha die Schlu߬ verhandlung über die Ehescheidungsklage der Prinzessin Luise von Coburg statt. Die Prinzessin legte dem Gerichte ein umfangreiches, Manuskript vor, in welchem ihr Eheleben mit dem Prinzen Philipp geschildert wird. Als Zeugen für die Verhandlung werden folgende Persönlichkeiten beantragt: Gräfin Elemer Lo- n y a y geb. Prinzessin Stefanie von Bel¬ gien, Schwester der Prinzessin ‘ Luise ; Fürst Ferdinand von Bulgarien, Bruder

des Prinzen Philipp von Coburg; Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein, Bru¬ der der deutschen Kaiserin und Schwiegersohn des Prinzen Philipp; Prinzessin Dorothea von Schleswig-Holstein, Gemahlin des Herzogs Ernst Günther, Tochter des Prinzen Philipp von Coburg ; Prinz August tiori Sachsen-Coburg-Gotha, Bruder des Prinzen Philipp und Schwager der Prinzessin Luise ; Herzogin Witwe Maria von Sachsen- Coburg-Gotha, geborne Großfürstin von Rußland; Prinzessin

Alice von Monaco; Königin-Mutter M aria Christine von S p a- nien; Erzherzog Friedrich von Öster¬ reich; Kaiser Wilhelm II. von Deutsch¬ land; Kaiser Franz Joseph; Kammersän¬ gerin Marie Brucks, geschiedene Gräfin La- risch-Wällersee; Baron August Gozinet, Se¬ kretär des Königs Leopold von Belgien; Ni¬ kolaus Döry, Rittmeister, ehemaliger Adju¬ tant des Prinzen Philipp ; Baron D ambell v. L e u r e n tz ; Gräfin Marie Fugger, ehe¬ malige Hofdame

der Prinzessin Luise. Wien, 21. Nov. Es besteht wenig Aussicht, daß die bevorstehende Verhandlung in der Ehe¬ scheidungsangelegenheit des Prinzen Philipp eine Lösung bringt. Die Prinzessin steht aus denr Standpunkt, daß nur ein ungarisches Gericht in der Sache kompetent sei; sie wird bei der Verhandlung in Gotha jedoch vertreten sein und durch ihrer: Anrvalt die Vernehmung einer An¬ zahl von Zeugen beantragen. Ansstände. Gera, 20. Nov. Eine Konferenz

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