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Pagina 16 di 34
Data: 31.05.1975
Descrizione fisica: 34
, du und ich, wir gehören ein ander“, sagte er mit erstickter Stimme. Sie blieben zusammen im Wohnzimmer der Gräfin Thea, während Susanne den Trauergästen die Aufwartung machte. Mancher unter den jün geren, unverheirateten Herren sah mit beson derem Interesse auf die schöne, jugendliche Witwe. Sie war jetzt frei, und man wußte, daß die Grafen Wildenfels ein fürstliches Vermögen besaßen. 5 Scheinbar ging das Leben in Wildenfels seinen alten Gang. Der eigentliche Herr von Wilden fels war nun Lothar

, aber bis zu seiner Voll jährigkeit war er unter die Vormundschaft seiner Mutter gestellt. Gräfin Thea und ihre Schwiegertochter hatten einige Konferenzen mit dem Rendanten und den Verwaltern. Es waren erprobte Leute, die in ihrem Amte verblieben. So würde alles seinen geregelten Gang gehen. Die Vermögensverhait- nisse waren glänzend. Nicht nur, daß die aus gedehnten Güter bedeutende Einkünfte brachten, es lag auch ein großes Barvermögen in der Schatz kammer des Schlosses, wohlverborgen, in siche ren Papieren angelegt

. Gräfin Thea besaß allein ein eigenes Vermögen von anderthalb Millionen Mark. Ihre Schwiegertochter hatte allerdings kein nennenswertes Heiratsgut eingebracht, aber als Witwe des Grafen Wildenfels bezog sie ein glän zendes Einkommen. Lothar würde einst der Herr eines ausgedehnten Besitzes und eines großen Vermögens sein. Aber damit begnügte sich Grä fin Susannes Ehrgeiz noch nicht. Sie strebte danach, ihren Sohn draußen in der großen Welt eine Rolle spielen zu sehen. Deshalb bestimmte

ihr eines Tages sagte: „Es ist mir unangenehm, in so intime Berüh rung mit dem Lehrer zu kommen“, hatte Gräfin Thea mit ihrem unerträglich ruhigen Blick er widert: „Ich meine im Gegenteil, wir müssen uns so familiär wie möglich mit ihm stellen, denn er hat Geist und Seele deines Kindes in seinen Händen — er darf uns nicht nur ein bezahlter Untergebener sein.“ Damit war Susanne ein für allemal zum Schweigen gebracht. Aber im stillen war ihr der Mann sehr zuwider, weil er Lothar stets darauf hinwies

fest in der seinen und streichelte sie zuweilen, als müsse er sie trösten. Susanne bemerkte es, aber es tat ihr nicht weh. Sie war nicht für Zärtlichkeiten. Nach einer ziemlich langen Gesprächspause sagte Gräfin Thea plötzlich: „Ich reise morgen vormittag nach Beburg, Su sanne. Hast du irgend etwas zu besorgen?“ Susanne sah erstaunt auf. „Du, nach Beburg, Mama, jetzt, mitten im Sommer?“ Gräfin Theas Stirn rötete sich ein wenig unter dem kalt forschenden Blick. „Ja, ich habe einige Besorgungen

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Pagina 16 di 40
Data: 20.09.1975
Descrizione fisica: 40
M.STAC.*ROMA M \ DAS HALSBAND ROMAN VON HEDWIG COURTHS-MAHLER COPYRIGHT BY BASTEI-VERLAG GUSTAV H. LÜBBE, BERGISCH GLADBACH 1 othar ging sofort .zu seiner Großmutter hinauf. “ Gräfin Susanne war nicht zu sprechen, sie war bei der Toilette für das Diner. Er erzählte der alten Dame, was seine Mutter von Jonny ver langt hatte. Gräfin Thea nickte vor sich hin. »Ich wußte, daß es wieder etwas gegeben hatte. Was willst du nun tun?" »Natürlich Mama sofort erklären, daß ich Jonny als zu mir 'gehörig

, daß es ihr un angenehm ist. Und dann ist es Zeit für dich, Stellung zu der Angelegenheit zu nehmen — in aller Ruhe und schuldigen Ehrfurcht. Dann kann sie wenigstens Jonny keinen Vorwurf machen. Sprichst du jetzt darüber, so wird sie sich noch mehr gegen Jonny erbittern, weil sie glauben wird, daß diese sich bei dir beklagte.“ Lothar küßte ihr die Hand. »Du hast recht, wie immer, Großmama. Wahr lich. Du hast mehr diplomatische Fähigkeiten als ich.“ Gräfin Thea lächelte. »Man lernt es, diplomatisch

zu sein, wenn man merkt, daß der gerade Weg manche Fallgrube enthält. Da weicht man gern rechts und links ein wenig aus.“ 18 Beim Diner saß Gräfin Susanne neben ihrem Sohn auf der einen Seite der Tafel. Jonny saß neben Gräfin Thea, Lothar gegenüber. Man speiste’ in Wildenfels im großen Stil, auch' wenn keine Gäste anwesend waren. Gräfin Susanne liebte es so. Sie trug eine kost bare Dinertoilette in grauvioletten Farben. Auch Gräfin Thea sah vornehm aus in schwarz-weiß- gestreifter Seide. Jonny saß Lothar Wie der ver

; körperte Frühling gegenüber in einem duftigen, mattblauen Kleid, das in schmale Plisseefalten gelegt war. Ehe Unterhaltung drehte sich, schon der ser vierenden Diener wegen, nur um gleichgültige Dinge. Erst beim Dessert, nachdem der Haus meister mit den Dienern das Zimmer verlassen hatte, wurde man ungezwungener. Gräfin Su sanne brachte selbst das Gespräch auf das Eis fest. Hasselwert hatte ein Festprogramm ge schickt. Das las sie vor. Es wurden darin auch die erwärmten Gasthofzimmer erwähnt

zur Be nutzung für die älteren Herrschaften. Bei dieser Stelle sah Lothar seine Großmutter bittend und bedeutungsvoll an. Die alte Dame lächelte verständnisvoll. »Ach bitte, Susanne — das lies noch einmal.“ Gräfin Susanne wiederholte. „Das ist ja eine sehr gute Idee von Hassel- wert“, sagte darauf Gräfin Thea. „Ich habe nicht gedacht, daß er auch für die älteren Herrschaften vorgesorgt hat. Das ändert natürlich meine Be stimmung. Ich treffe da sicher einige meiner alten Freunde und kann behaglich mit ihaen

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Pagina 12 di 24
Data: 12.07.1975
Descrizione fisica: 24
t S ie nahm Annies Hand in die ihre, und wäh rend sie dieselbe sanft streichelte, erzählte sie mit halber Stimme allerlei von. Wildenfels, was in Annie eine lichtvollere Stimmung erwecken konnte. Annie - lag stäi mit halbgeschlossenen Augen. Als Schwester Magda eintrat, um Ihr die Medizin zu reichen, blickte sie auf, wie eben aus einem schönen Traum erwacht. Am nächsten Tag schrieb Gräfin Thea einen kurzen Brief an Susanne, in welchem'sie meldete, daß sie noch einige Zeit in Hamburg zu bleiben

gedenke, wo sie eine alte Bekannte besuche, die in der Klinik des Dr. Brand in ärztlicher Be handlung sei. Susanne möge sich in keiner Weise beunruhigen, Grill sei bei ihr. Und .wenn sie nach Hause käme, würde sie alles Nähere . be- ; richten. ' Sie schloß . mit herzlichen Grüßen an Lothar und seine Mutter. » Alle übrige Zeit brachte Gräfin Thea entweder am Krankenbett Annies zu, oder sie ging mit der kleinen Jonny hinaus in den Garten, damit das Kind genügend frische Luft bekäme. Sie. verstand

es, eine gewisse Ruhe, einen stillen Seelenfrieden für die Patientin zu schaf fen. . Annie sah nicht mehr mit so angstvollen - Augen auf das Kind. Sie wußte, es war geborgen, auch wenn sie kränker wurde oder gar sterben mußte. Einmal sprach sie zu Gräfin Thea von der Mög lichkeit, daB sie vielleicht nicht wieder gesund würde. „Was wird aus meinem Kinde?" hatte sie ge fragt. Gräfin Thea hatte ihre Wange gestreichelt. „Was würde ich in diesem Falle mit dem Kinde meiner Tochter tun, Annie

und öfter qualvolle Atemnot emporschreckte. Das Fieber bildete keine regel mäßige Kurve, einmal war es hoch, dann fiel es rapid, um am anderen Tage wieder zu steigeh. Der Körper der Kranken zehrte mehr und mehr ab. Sie konnte fast keine Nahrung zu sich neh men. Gräfin Thea ' hatte jeden Tag mi{ dem Arzt eine Unterredung, und ) er konnte ihr keine ^Jfóffnung mehr geben.'" ’ „Es ist, als ob sich die Patientin nach dem Tode sehnte — sie bat jedenfalls keinen Willen zum Leben mehr

, nichts, was ihre erloschene Energie wecken könnte", sagte er ihr am Morgen, des sechsten Tages nach ihrer Ankunft. Gräfin Thea war in den letzten Tagen kaum noch von Annies Bett gewichen, sie fühlte, lange Zeit blieb ihr nicht, um an Annie selbst gut zumachen. Alle Liebe strömte sie auf die Kranke aus. Das war die Frau, die ihrem Sohne lieber und teuerer gewesen war, als jede andere — und Annie hatte ihrem Sohn im Herzen die Treue bewahrt bis zìi dieser Stunde. Das machte sie ihr lieb wie ein eignes Kind. Schmerzlich

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Pagina 14 di 32
Data: 15.11.1975
Descrizione fisica: 32
. Wie ein furchtbarer Druck legte sich das Bewußtsein auf Jonnys Seele, daß diese stolze, kalte Frau ihre unversönhliche Feindin sei. Grill mußte alle Beamten und das Hauspersonal zusammenrufen lassen. In der großen Halle nah men sie alle Aufstellung. Susanne verkündete ihnen in feierlicher Weise, daß Gräfin Thea soeben verschieden sei. Die Flaggen auf dem Schloß wurden auf Halbmast gesenkt, und zahlreiche Boten wurden nach allen Seiten mit der Trauer botschaft ausgeschickt. Einer davon gab telepho nisch

die Depesche an Lothar auf. Gräfin Su sanne hatte sie selbst aufgesetzt, und als sie ihren Namen darunter schrieb, dachte sie mit heim licher Befriedigung daran, daß er jetzt nicht nach Hause kommen konnte. * Die Beisetzung Gräfin Theas mußte wirklich ohne Lothar stattfinden. Er hatte als Antwort auf die Trauerbotschaft eine lange Depesche ge schickt, die deutlich genug seine Seelenqual wider spiegelte, gerade jetzt an das Krankenlager ge fesselt zu sein. Er ließ einen langen Brief folgen mit allerlei

Bestimmungen und stellte seipe Heim kehr in Aussicht, sobald er soweit hergestellt sei, um reisen zu können. Susanne antwortete darauf, er solle nur ruhig erst seine Heilung abwarten, sie werde alles Nö tige besorgen. Gräfin Thea habe, soviel sie wisse, kein Testament hinterlassen. Ein solches sei ja auch wohl überflüssig, da er der alleinige Erbe sei. Natürlich werde man in vornehmster Weise für Gräfin Theas Dienerschaft sorgen. Jonnys Name wurde von beiden Seiten nicht erwähnt. Lothar verschwieg

ihn mit Absicht, da er von Rom aus keine Bestimmungen treffen wollte, die seine Mutter vielleicht doch nicht beachtete, und Gräfin Susanne hatte bestimmte Pläne mit dem Mädchen, die sie Lothar nicht verraten wollte. Die Beisetzungsfeierlichkeiten entsprachen ganz der hohen Stellung und dem Glanz des Hauses Wildenfels. Susanne hatte mit Umsicht alles ge ordnet und nahm alle Beileidsbezeigungen mit stolzer Würde entgegen. Man bedauerte allgemein, daß Lothar verhindert war durch seinen Unfall, der Großmutter

die letzte Ehre zu geben. Aber noch viel mehr bedauerte man das blasse, schlanke Mädchen in den schwarzen Kleidern mit dem niedergeschlagenen Gesicht. Man wußte genug von dem eigenartigen Verhältnis Jonnys zu den beiden Gräfinnen, um nicht zu ahnen, daß das junge Mädchen in Zukunft nicht auf Rosen ge bettet sein würde. Spielte sie doch heute schon eine sehr untergeordnete Rolle. Gräfin Susanne hatte ihr ihren Platz neben Grill angewiesen. Jonny selbst war zu stark erschüttert durch den herben Verlust

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Pagina 14 di 24
Data: 02.08.1975
Descrizione fisica: 24
& IMI Sm©-IR© IMI ^ INI DAS HALSBAND 4 ROMAN VON HEDWIG COÜRTHS-MAHLER COPYRIGHT BY BASTEI-VERLAG GUSTAV H. LÜBBE, BERGISCH GLADBACH Daren Hasselwert hatte sich, treu wie ein Schat- ^ ten, an ihre Fersen geheftet. Selbst als er seinen kinderlosen Oheim beerbte und Besitzer von Hasselwert wurde — das war vor sechs fahren — hatte er noch einmal seinen Ansturm gewagt. Aber Susanne blieb lieber Gräfin Wilden fels. Der Glanz dieses Namens konnte ihr nicht durch den des Barons ersetzt

werden. Hasselwert hatte sich niedergeschlagen mit der Rolle eines sic verehrenden Freundes abgefunden. Eine andere Frau zu heiraten, daran dachte er nicht. Und Gräfin Susanne sonnte sich in dieser treuen Anhänglichkeit, als ihre anderen Verehrer sie verließen. Wenn Susanne in Wildenfels glän zende Feste gab. dann kehrte wohl der eine oder andere ihrer Verehrer noch einmal vorübergehend zu ihr zurück. Aber seit |onny Warrens vor mehr denn Jahresfrist als erwachsene junge Dame aus der Pension zurückgekehrt

war, verblaßte Gräfin Susannes Stern vollends vor lonnys sieg hafter, jugendfrischer Schönheit. Man war ent zückt und bezaubert von der frischen Lieblich keit des jungen Mädchens und beachtete Gräfin Susanne weniger. War Susanne bisher Jonny nur kalt und un nahbar entgegengetreten, so verfolgte sie diese jetzt mit feindlicher Gehässigkeit. Ihre klein liche Seele gönnte Jonny die Bewunderung nicht, die ihr selbst Lebensbedingung war. Noch tiefer fraß sich der Haß in ihre Seele, als sie bemer ken mußte

in mir erweckt, sie zu meiner Frau zu machen.“ Susanne fuhr zurück, als habe sic einen Schlag ins Gesicht erhalten. „Baron — solche Scherze liebe ich nicht“, sagte sie mit bebenden Lippen, und ihre Augen blickten fast angstvoll in die seinigen. Hasselwert straffte seine noch sehr stattliche, etwas hagere Figur und fuhr sich wie prüfend über die kleine Tonsur am Hinterkopf. „Aber bitte sehr, Gräfin — ich würde mir nie erlauben, mit solchen Dingen zu scherzen. Mir ist sehr ernsthaft zumute. Nur zu ernsthaft

.“ Susanne zerrte nervös an ihrem Taschentuch, welches sie meist in der Hand zu tragen pflegte. „Ihren Ausspruch kann ich nur als Scherz auffassen. Sie, Baron — und dieses bürgerliche Mädchen — die Gesellschafterin Mamas — un denkbar“, sagte sie mit gepreßter Stimme. „Pardon? Weshalb kaprizieren Sie sich darauf, Fräulein Warrens als Gesellschafterin zu bezeich nen? Ihre hochverehrte Frau Schwiegermama stellte sie uns allen als ihr Pflegetöchterchen vor. Und Fräulein Warrens nennt Gräfin Thea .Groß mama

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Pagina 12 di 28
Data: 05.07.1975
Descrizione fisica: 28
glaube ich nicht mehr. Doch bitte — lassen Sie die Dame eintreten.“ Schwester Magda richtete, die Kranke mit den Kissen etwas höher. „Wo ist Jonny?“ fragte Annie. „Drüben bei mir, sie spielt mit ihrem Püppchen. Ich wede bei ihr bleiben, solange Sie Besuch haben.“ -Es ist gut. Schwester Magda, ich danke Ihnen.“ Die Schwester öffnete die Tür und ließ Gräfin Thea eintreten. nachdem sie die Lampe einge schaltet hatte. Hinter der alten Dame verließ sie das Zimmer. Gräfin Thea trat nahe an das Bett heran

. Beim Anblick der rührenden Gestalt vermochte sie nicht gleich zu reden. Mit einem langen Blick sahen sich die beiden Frauen an. Annies Gesicht verriet ungläubiges Staunen. Gräfin Thea faßte endlich ihre schmale Hand. „Annie — kennen Sie mich?“ Die großen, schönen Augen der Kranken wei teten sich. „Das — nein — das ist doch nicht möglich — nicht möglich — und doch — Frau GräfinGräfin Wildenfels?“ Die alte Dame nickte. „!a, Annie — ich bin es. Aber bitte, liegen Sie ganz ruhig — nicht aufregen

— ich bitte Sie herzlich darum.“ Annie schloß einen Moment die Augen. Ein qualvoller Zug lag um ihren Mund. Die Gräfin setzte sich auf den Stuhl neben das Bett. Ihre Knie zitterten vor Aufregung. „Sie kommen zu mir — zu der Tochter des Rendanten Horst -— der unter dem schlimmen Verdacht ans .Wildenfels entlassen wurde?" fragte Annie leise, ungläubig. „]a, Annie — liebe Anniei— ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, daß wir jetzt wissen, wie schuldlos Ihr Vater war." Annie richtete sich halb empor

. Ein heller Glanz lag auf ihrem Gesicht. „Das Halsband wurde gefunden, nicht wahr?“ „)a — ich selbst hatte es irrtümlich an einen Ort gelegt, wo ich es erst viel später fand — zu spät — um an Ihrem armen Vater gutzumachen.“ „Und — und hat Graf Joachim noch erfahren, daß mein Vater unschuldig ist?“ fragte Annie mit zitternder Stimme. Gräfin Thea streichelte ihre Hand. „Ja, mein liebes Kind — er hat nie — nie daran gezweifelt. Und er war sehr unglücklich, als er nach Hause kam und hörte

,'•unter welchen Umständen Sie aus Wildenfels fortmußten. Aber erst in seiner Todesstunde hat er mir berichtet, daß er nach Ihnen forschen _ ließ, freilich, ohne Ihre Spur zu finden. Annie — Sie haben meinen • Sohn geliebt, nicht wahr?“ Die Kranke richtete ihre Augen mit einem er greifenden Ausdruck in die der alten Dame. „Ja — ich liebte ihn — mehr als Vater und Mutter, mehr als mein Leben.“ Die Gräfin küßte sie innig auf die Stirn. „Mein Sohn hat mir auf seinem letzten Lager gebeichtet. Er sagte mir: .Ich habe Annie

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Pagina 14 di 28
Data: 21.06.1975
Descrizione fisica: 28
er sich. -Haben Sie weitere Befehle, gnädigste Gräfin?“ -Nein, Herr Völker, mir liegt nur diese eine Angelegenheit am Herzen. Glauben Sie, daß ich mir Hoffnungen machen darf?“ Völker lächelte ein wenig. „Die Unruhen, die gerade kürzlich wieder ln Venezuela stattgefun den haben — eigentlich hören sic nie ganz auf — machen die Nachforschungen schwierig. Von hier ist wohl kaum etwas zu erreichen. Aber ich habe schon schwierigere Aufgaben gelöst. Und schlimm sten Falles unternehme ich die Reise. Persönliche Nachforschungen

führen meist zu einem gün stigeren Resultat.“ Gräfin Thea reichte ihm die Hand. „Ich würde Ihnen zu großem Dank verpflichtet sein und wer de mich sehr erkenntlich zeigen für Ihre Be mühungen. Meine ganze Hoffnung habe ich auf Sie gesetzt.“ -Ich hoffe. Sie nicht zu enttäuschen. Gestatten Sic, daß ich mich zurückziehe, ich will sofort einige Vorbereitungen treffen.“ -Gott helfe Ihnen und mir.“ Völker verneigte sich tief und ging. Gräfin Thea iah ihm aufatmend und in Sinnen verloren nach. Als gleich

darauf Grill eintrat, rief sie ihr lebhaft entgegen: -Grill — ich glaube, dieser Herr Völker findet sie. Sein kluges Gesicht hat mich mit Vertrauen erfüllt.“ -Das will ich hoffen. Aber Frau Gräfin dürfen • sich nun nicht mehr über die ganze Angelegenheit - aufregen.“ Schnell mischte die treue Seele einen beruhigen den Trunk und reichte ihrer Herrin das Glas. -Das müssen Frau Gräfin trinken, sonst kommt die böse Migräne wieder.“ .Gräfin Thea nahm gehorsam das Hausmittel chen zu sich und klopfte Grill

mit gütigem Lä cheln auf die Schulter. -Wenn ich dich nicht hätte, gute Grill. Nun laß einen Wagen holen. Wir wollen für meinen Enkel eine kleine Überraschung einkaufen. Etwas muß ich ihm von Bcburg .mitbringen. Mit dem DrcRJhr-Zug fahren wir wieder heim. Mein Gc- sybäJJ ist hier erledigt,“ 8 Einige Tage später, es war ein Regentag, saß Gräfin Thea mit Lothar in ihrem Salon. Susanne war gleich nach ihrer Rückkehr nach Beburg gereist und wollte wenigstens eine Woche fort bleiben. In Susannes Abwesenheit

nahm auf Gräfin Theas Wunsch Herr Wetzel meist den Tee in ihrer Gesellschaft. Sie liebte es, mit dem jungen Manne über allerlei Dinge zu plaudern und auch mit ihm über Erziehungsfragen zu debat tieren. Susannè kümmerte sich aus einem gewis sen Trotz nicht mehr um Lothars Erziehung, weil man ihr Wetzel aufgenötigt hatte als Mentor ihres Sohnes. * Auch heute stellte sich der Kandidat pünkt lich zur Teestunde in Gräfin Theas Wohnzimmer ein. Er hegte eine große Verehrung für die alte Dame

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Pagina 20 di 28
Data: 10.05.1975
Descrizione fisica: 28
Joachim rauchte eine Zigarette nach der anderen, und seine Mutter betrachtete ihn mit sorgender Schweigsamkeit. Um neun Uhr zog sich der Lehrer zurück, und auch Lothar sagte Vater und Großmutter fröhlich iL gute Nacht. ü ; . ... Kaum war er verschwunden, da sprang Joachim auf und klingelte. „Mein Pferd“, rief er dem herbeieilenden Die ner zu. Gräfin Thea sah erschrocken auf. „Du willst ausreiten, Joachim?“ Es sah an ihr vorbei, hinaus in den schweigen den Park. „Mutter — das tue ich doch oft

nur noch im Schlafrock und Pantoffeln sehen? Er kann wirklich ein wenig Courage brauchen, ich werde mich hüten, ihn davon abzuhalten.“ Das war ihre Antwort gewesen. Gräfin Theas Sorge*war damit nicht gemildert. Unruhig sah sie den Sohn an. - „Leider reitest du immer so spät 'aus. Aber heute solltest du es wirklich nicht tun, Joachim — es ist ein Gewitter im Anzuge“, sagte sie bit tend. „Es hat noch lange Zeit, Bis es losbricht, bin ich wohl wieder daheim.“ Joachim starrte düster vor sich hin. Gräfin Thea blickte

und das silberne Tafelgerät, soweit cs nicht täglich gebraucht wurde, untergebracht waren. Hier ruhte, woMverwahrt gegen Feuergefahr, und Diebstahl, der Reichtum der Grafen von Wildenfcls. Im ersten Stock des Gebäudes befand sich die Wohnung des Rendanten und seiner Familie, im zweiten Stock wohnten die beiden ledigen Ver walter. Die sonstigen Wirtschaftsgebäude lagen hinter dem Park am See. * Gräfin Thea war hinaufgegangen in ihre Zim mer. Als sie ihr Vorzimmer betrat, erhob sich eine etwa fünfzigjährige Frau

/Vinschgau mit weißem Häubchen und weißer Schürze. Sie hatte am Fenster gesessen und vor Eintritt der Dämmerung in dem Buche gelesen, das auf ihrem Schoße lag. Ihr frisches, rundes Gesicht ‘wandte sich -der Gräfin mit sorgendem Ausdruck zu. „Heute hätten Frau Gräfin nicht zulassen sollen, daß der Herr Graf ausreiten. Es gibt schweres Wetter“, sagte sie fast vorwurfsvoll. Es war Frau Friederike Grill, Gräfin Theas langjährige Kam merfrau; Ala junges Zöfchen hatte sie vor drei ßig Jahren ihren Einzug

in Wildenfels gehalten. SpäteV war sie die Frau des Kammerdieners des Grafen, Heinrich Grill, geworden, ohne deshalb ihren Dienst bei der Gräfin Thea aufzugeben. Sie avancierte nur einfach zur Kammerfrau und blieb auf ihrem Posten, als ihr Man vor etwa zehn lahren starb. Gräfin Thea hielt große Stücke auf die ihr treu ergebene Person und sprach auch ein vertrauliches Wort mit ihr. Gelegentlich ließ sie sich sogar ein wenig von ihr tyrannisieren. Jetzt bückte sie kummervoll in das treu be sorgte Gesicht

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Pagina 14 di 24
Data: 09.08.1975
Descrizione fisica: 24
A IMI i T A ©- & @ IMI A M DAS HALSBAND 5 ROMAN VON HEDWIG COURTHS-MAHLER COPYRIGHT BY BASTI-I-VF.RLAG GUSTAV II. LÜBBE, BERGISCH GLADBACH t T"\aß man ihren Schützling in der Gesellschaft freundlich aufnahm, tat Gräfin Thea sehr wohl. Hasselwerts Ansicht stand nicht vereinzelt da. Mancher hätte sich gern das Blümlcin gepflückt, das in Wildenfels blühte, wenn sich einer der Bewerber eines Erfolges sicher gefühlt hätte. Aber [onny war gegen alte Herren gleich unbe fangen und freundlich und wußte

taktvoll ihre Person in den Hintergrund zu stellen, wenn man sie zum Mittelpunkt machen wollte, so daß auch die Damen ihr Lob sangen. Zudem wußte man durch Gräfin Thea, daß Lothar mit großer, brüderlicher Zärtlichkeit an lonny hing. Die töch tergesegneten Familien begannen sich in Gedan ken schon eindringlich mit Graf Lothar zu be schäftigen, denn er war unbedingt die glänzendste Partie im weiten Umkreis. Man stellte sich also aus Klugheit gut mit Jonny und bedauerte nur, daß Graf Lothar so wenig

zu Hause war. 12 Jonnv war, als sie sich von Baron Hasselwert verabschiedet hatte, die Treppe hinaufgeeilt. Schnell legte sie in ihrem Zimmer ihre Über kleider ab. strich sich ordnend über das Haar und ging hinüber zu Gräfin Thea. Im Vorzimmer saß Grill. An ihr waren die Jahre fast spurlos vorübergegangen. Das Haar war nur ein bißchen grauer, die Haut etwas fal tiger, und die Brille saß öfter und länger auf der Nase. Aber sonst war sic noch flink und rüstig. Bei Jonnys Eintritt wandte

sie sich mit vergnügtem Gesicht um. „Da sind Sie ja. Fräulein Jonnchen, lieber Gott, so hübsche rote Bäckchen und so klare Augen! War’s schön auf der Eisbahn?“ „Herrlich! Aber sage, Grillchcn — ist Groß mama schon ungeduldig?" „Ach — wo wird sie denn.“ „Gräfin Susanne war böse, daß ich zu lange ausgeblieben bin. Sie sagte, Großmama hätte schon nach mir gefragt.“ Grill machte ein ärgerliches Gesicht. „Ach Kind chen — Gräfin Susanne machen Sie es nun einmal nie recht. Daran sollten Sie sich nicht kehren. Ich war unten

und habe den Hausmeister ge fragt, ob Sie schon zurück sind. Das wird sie gehört haben. Unsere gnädige Gräfin freut sich, wenn Sie ein wenig Vergnügen auf dem See haben. Sie sorgt immer, daß es Ihnen nicht zu einsam ist hier oben zwischen uns alten Frauen." Jonnv drückte mit beiden Händen die Schul tern der alten Frau, als müsse sie ihrem Gefühl Ausdruck geben. Eine Geste großer Innigkeit. „Ach, Grillchen — Großmama ist himmlisch gut. Dafür haben wir sie aber auch herzlich lieb, gelt?“ „Das will ich meinen. Gehen

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Pagina 14 di 32
Data: 17.05.1975
Descrizione fisica: 32
? Dange, martervolle Minuten, die sich zu Ewigkei- ten dehnten, vergingen, bis der hcrbcigeholtc Arzt eintraf. Dann gab es ein geschäftiges Treiben. Der Arzt waltete seines Amtes. Grill war halb ohnmächtig und nicht imstande, zu helfen, so gern sic cs getan hätte. Aber die Gräfin hielt sich wie eine Heldin. Sie wich nicht aus dem Zimmer und verrichtete mit zusammengebissenen Zähnen alle die kleinen Dienste, die der Arzt verlangte. Mit ihrer und des . Hausmeisters Hilfe wurde der Verwundete

unter sucht und verbunden. , Sie sprach kein Wort, fragte nicht und weinte nicht, aber ihre Augen forschten voll brennender Unruhe in dem ernsten Gesicht des Arztes. Und als dessen Miene immer düsterer wurde, ahnte sie, daß ihr das Schlimmste noch bevorstand. Grill hatte, ehe sie hinausging, gefragt, ob sie Lothar wecken und herbeirufen sollte. Schau dernd hatte Gräfin Thea den Kopf geschüttelt. Diesen gräßlichen Anblick wollte sie ihrem Enkel ersparen, wenn es möglich war. Bis zum Schluß hielt die arme

. Drüben führte er die Gräfin Thea zu einem Sessel. Sie sah zu ihm auf mit einer qual vollen Frage in den Augen. „Die Wahrheit, Herr Doktor, die Wahrheit!* Lallend rangen sich die Worte von ihren Lip pen. „Er lebt“, sagte der Arzt mit heiserer Stimme. Was er zu sagen hatte, wurde ihm schwer den leidvollen Mutteraugen gegenüber. „Und?“ Der Arzt zögerte noch immer. „Die Wahrheit, ich will die Wahrheit“, sagte sie noch einmal und krampfte die Hände um die Sessellehne. Da trat der Arzt an ihre Seite

, um sie zu stützen. „Beten Sie, Frau Gräfin, beten Sie — daß er nicht am Leben bleibt.“ Da fiel das Haupt der alten Dame wie leblos zurück. Aber mit übermenschlicher Anstrengung zwang sie sich wieder empor. „Tot — oder Krüppel. Nicht wahr?“ fragte sie leise mit den blassen Lippen, kaum verständlich 'die Worte formend. Der Arzt nickte: „Schlimmer noch — das Hirn ist verletzt.“ Da erhob sie sich langsam und wollte wieder hinüber. Er hielt sie zurück. „Legen Sie erst, dieses Kleid ab, Frau Gräfin

. Er wird vielleicht bald zum Bewußtsein kommen. Ich gehe inzwischen hinüber und lasse Sie so fort rufen, wenn er zu sich kommt.“ Grill hatte schon ein anderes Gewand zurecht- gclegt. Mit bebenden Händen half sie ihr beim Umkleiden. Gräfin Thea ließ sich kaum Zeit, das Haar festzustecken. Dann eilte sie wieder hinüber. Graf Joachim lag bleich mit geschlossenen Augen auf seinem Lager. Mühsam hab sich die Brust in schweren Atemzügen, und zuweilen stöhnte er auf. Seine Mutter setzte sich an sein Bett und wandte

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Pagina 16 di 28
Data: 26.07.1975
Descrizione fisica: 28
A G rill und Gräfin Thea sahen sich einen Moment an, als wollte eine die andere fragen, ob sie Susannes abweisendes Benehmen merke. Jonny floh zu der alten Dame zurück und sah ängstlich zu ihr auf. „Ist die schöne Dame böse mit mir?“ „Nein, Jonny. Du mußt nur lieb und artig sein, dann wird sie dich auch liebgewinnen.“ Jonny schüttelte zweifelnd den Kopf. „Sie sieht nicht so lieb aus wie du. Ich möchte, daß sie fortgeht.“ Susanne, machte ein unbeschreibliches Gesicht. „Sehr gut erzogen

ist das Kind, das muß man sagen“, bemerkte sie spöttisch. Gräfin Thea sah sie bittend an.' „Susanne — sic kommt hier in neue ungewohnte Verhältnisse. Wenn du dich erst ein wenig mit ihr beschäftigt hast, wird sic die Scheu vor dir verlieren.“ „Oh — mich verlangt nicht danach. Ich ver spüre nicht die mindeste Lust, mich um ihre Gunst zu bewerben.“ In Gräfin Theas Gesicht zuckte es. Sic erhob sich. ' „Ich will dich jetzt allein lassen, Susanne. Bei Tisch sehen wir uns wieder“, sägte sie kurz, nahm Jonny

an die Hand und winkte Grill, ihr zu folgen. Susanne sah ärgerlich hinter ihnen her und ballte zornig die Hände. „Das hat mir noch gefehlt — so ein boden loser Unsinn“, murmelte sie. Gräfin Thea' war mit Jonny und Grill wieder in ihre Zimmer gegangen. Drüben blieb sie vor Grill stehen. „Was sagst du dazu, Grill?“ „Daß der liebe Gott Frau Gräfin schon vergel ten wird, was sie an dem Kinde tut. Gräfin Susanne wird sich an die Kleine gewöhnen.“ Die alte Dame strich mit bebender Hand über Jonnys Scheitel

. Das Kind schmiegte sich an sic. „Großmama — die schöne Dame war böse auf mich“, flüsterte das Kind ängstlich. „Nein,’nein, Kleinchen, das mußt du nicht den- k*n!,. Sei nur recht brav.“ i»s will ich, damit du Freude an mir hast, du und meine Lieben im Himmel und die gute Grill! Euch habe ich alle sehr lieb! Die schöne Dame nicht.“ „Das mußt du nie wieder sagen, Jonnv, hörst du?“ Gräfin Thea setzte sich müde in einen Sessel — es war doch ein wenig viel für sie gewesen. Sie schloß die Augen, und Grill

. Aber eins will ich dir jetzt schon sagen. Komm einmal her zu mir.“ Lothar trat zu ihr heran. Sie faßte seine Schul tern und zog ihn zu sich herab. „Du wolltest ja deinen Teil an meiner Aufgabe — unser Geheimnis betreffend!“ Lothar nickte eifrig und sah sie erwartungs voll an. „Dies ist dein Teil! Du sollst Jonny liebhaben wie eine Schwester, sollst sie beschützen und behüten vor allem Ungemach — immerfort — auch wenn ich nicht mehr am Leben bin“, sagte Gräfin Thea leise' und eindringlich. Lothar sah

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Pagina 14 di 28
Data: 19.07.1975
Descrizione fisica: 28
» DAS HALSBAND 2 ROMAN VON HEDWIG C O U R T H S - M A H L E R COPYRIGHT BY BASTEI-VERLAG GUSTAV H. LÜBBE, BERGISCH GLADBACH Als sie, nach der Begrüßung ihrer Sehwicgcr- ** mutter, hierher zurückgekehrt war. trat sic an das Fenster und schob den Vorhang ein wenig beiseite. Nachdenklich schaute sie in die leuch tende, blühende Spätsommerpracht hinaus. Itn Park begann bereits an manchen Stellen eine leise, herbstliche Färbung sichtbar zu werden. Gräfin Susanne seufzte. Auch ihre Lebenssonne stand

auf der höchsten Höhe und konnte nicht mehr aufsteigen. Langsam, aber sicher würde sie sich zum Untergang neigen. Und gerade jetzt ging ihr ein köstliches Jahr verloren. Noch stand sie im Zenit ihrer Schönheit, noch folgten die Blicke der Männer bewundernd ihrer Erscheinung — aber solch ein langweiliges Trauerjahr stumpfte ab. Das Leben steht still und legt sich wie ein Schleier über das ganze Wesen. Gräfin Susanne kannte nur eine Furcht — alt zu werden und keine Bewunderung mehr zu erregen. Sic grübelte

gewesen, er wäre am Leben ge blieben. denn er war ein sehr bequemer und rücksichtsvoller Ehemann gewesen und hatte ihr die nötige Sicherheit im geselligen Verkehr ge geben. Sie konnte sich den Hof machen lassen, soviel sie wollte, ein Hinweis auf ihren Gatten genügte, allzu feurige Anbeter in die Schran ken zurückzuweisen. Für Gefühlsausbrüche war Gräfin Susanne auch in solchen Lagen nicht zu haben. Sie wollte sich anbeten, bewundern lassen, wie eine unnahbare Gottheit. Mitten in diese Betrachtungen hinein kam

endlich eintrat, atmete sie auf. Gräfin Thea ließ sich ihr gegenüber nieder. „Fühlst du dich nicht sehr müde von der Reise, Mama?“ fragte Susanne artig, aber ohne Wärme. „Nein, ich bin leidlich frisch, und es drängt mich, dir eine Mitteilung zu machen. Du hast Zeit für mich?“ „Gewiß, Mama, ich stehe vollständig zu deiner Verfügung.“ Gräfin Thea stützte den Kopf in die Hand und sah ihrer Schwiegertochter in das kühle, unbewegte Gesicht. Dann sagte sie halblaut: „Ich muß ein wenig weit ausholen, Susanne

, habe also Geduld.“ Und sie erzählte ihr die Geschichte von dem verschwundenen Halsband, von Horsts Entlas sung und dem Verdacht, der auf ihm lastete. Als sie soweit gekommen war, richtete sich Susanne interessiert empor. „Ah — deshalb ist Horst damals mit seiner Familie so schnell von Wildenfels entfernt wor den? Sonderbar — es kursierten ganz andere Gerüchte darüber.“ Gräfin Thea sah betroffen auf. „Andere Ge rüchte? Was waren das für Gerüchte?“ „Nun, man sagte, Joachim habe eine Liebschaft gehabt

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Pagina 6 di 12
Data: 01.05.1924
Descrizione fisica: 12
und »n eigene» Schmerz. Rur für sich, nur für ihre Liebe hatte sie gelebt, gedacht und gebetet. Jetzt stand wieder die heilige Pflicht vor ihr, ernst mahnend, als habe sie das Wichtigste ver säumt. Glücklich, wenn wir erst wieder etwas als wichtiger erkennen als de» eigenen i • 1111111. ■ i i i i i 11 i i 1111 > i i i i i i i 11111111 nu r 111 Gräfin Ilona v. Lamprechls- lmrg. Eine Geschichte aus dunklen Tagen. Von Dr. Otto Guem. In der Rühe von Bruneck liegt das Schlaf; Lamprechtsburg. Es ist heute wohl

. Sv dunkel waren auch einmal zur Zeit des dreistigjährigen Krieges die Augen der schö nen Buix,Herrin Ilona, welche auf der Larnp- rechtsburg allein hauste. Ihr Gemahl war in den Krieg gezogen und Gräfin Ilona war allein Herrin auf Lamprechtsburg. Aber es war für die Bauern keine gute Zeit. Denn Gräfin Ilona war eine grausame Frau die ihre grösste Lust darin sah, ihre Unterge benen zu peinigen. Es wtrden viele dunkle Geschichten von ihr erzählt, das; sie einmal einen Knecht über den Burgfelsen hinabge

stürzt hätte, weil er ihr nicht zu Willen war, dag sie wie die wilde Jagd über die Saaten der Bauern hinweggefegt sei und ihnen dann höhnend befohlen habe, ihrem Rosse die Hufe zu küssen. Aber es kam der Tag, an dem dies anders wurde. Gräfin Ilona hatte Bot schaft bekommen, das; ihr Gemahl der Graf Hugo zurückkomiiien werde, und sie wa, über dessen Rückkehr nicht sonderlich erfreut, denn es war -ein lustiges Leben gewesen, das sie geführt hatte in seiner Abwesenheit. Viel Freunde

waren durch die Schlucht nach Lamprechtsburg geritten, um der schönen Gräfin Ilona ihre Aufwartung zu machen. So war auch ein fremder Kriegsmann ein mal nach der Lamprechtsburg geritten, denn er hatte schon viel von der schönen Gräfin, die ein freies Haus für jeden Kriegsmann führe, gehört. Und die Sillen zu jenen Zei ten waren nicht danach angetan, das; der alte Kapellan viel Arbeit im Beichtstühle gehabt / halte. Man ging lieber in den Keller und lies; den alten Wein der Burg aufs Wohl der Gräfin fliesten

und Trach ten für Rora ging darauf hinaus. So war |: I I I I I I I I I I I IIIIIIIIII I I I I I I I I I IIII Ii III Ii l: M! IIIII I darum wollte man es geniesten so gut mau kannte. Und man konnte es, wenn man Gast der Gräfin Ilona auf Lamprechtsburg war. Das wussten die Hauptileute weit und breit und daher war auch immer ein flottes Leben auf Lamprechtsburg. Run sollte die ses Leben ein Ende nehmen. Graf Hugo war nicht einer von denen, die nur die Lebenslust auf die Fahnen geschrie ben

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Pagina 24 di 32
Data: 22.11.1975
Descrizione fisica: 32
— das stimmt im Leben nicht zusammen.“ Schon in dieser Stunde war die Grill Werk zeug ihrer Aufgabe. lonnv preßte die Hände aufs Herz. „Das kön nen wir wohl nicht verstehen, Grill — sie ist eine vornehme Dame.“ Grill bückte lonnv mit forschender Sorge an. fetzt verstand sie erst ganz das grenzenlose Elend des jungen Mädchens. Sie hate kluge, offene Augen, die alte Grill, und hatte sich längst über Graf Lothar und lonny ihre eigenen Gedanken gemacht. Sie wußte auch, daß Gräfin Thea so recht zufrieden

gclächelt hatte, wenn den beiden jungen Menschen die helle Liebe nur so aus den Augen leuchtete. Das war so ganz nach deren Herzen gewesen. Und nach Grills Sinn war cs auch gewesen, sie hatte ihr altes Herz an das schöne junge Mädchen gehängt. Und nun sollte das plötzlich alles ganz anders kommen? Graf Lohtar sollte die Liebenausche Komtesse heira ten, das lange, spillerige Ding mit den kalten Augen und dem hochmütigen Gesicht? Das war ein Werk der Gräfin Susanne! Wer weiß, wie die das zustande gebracht

nicht mehr als den Namen der Dame, in deren Hause ich Aufnahme finden soll. Aber weißt du, Grill — ich werde nicht länger bei ihr bleiben, als bis ich auf irgendeine Weise selbst mein Brot verdienen kann. Von Großmama habe ich gern und freudig alles genommen, weil sie es mir mit liebendem Fierzen gab. Da hat es mich nicht gedemütigt. Aber von Gräfin Susanne mag ich nicht mehr annehmen, als ich unbedingt muß. Ich habe mancherlei gelernt. Meinst du nicht, daß ich eine Stelle als Gesellschafterin

oder Erzieherin annehmen könnte?“ „Das wohl. Kindchen. Aber das ist alles für Sie nicht so leicht.“ „Es wird schon gehen, Grill. Von Gräfin Su sanne nehme ich kein Almosen. Nur für einige Monate Unterkunft bei dieser Frau Doktor Brink mann will ich annehmen. Das muß ich, um erst einmal ruhig zu werden und mich vorzubereiten.“ „Ach, liebes, gutes Kind — was soll das wer den! Sie so allein und hilflos in der Weh — das kann ich mir nicht ausdenken.“ „Es müssen so viele Mädchen ihr Brot ver dienen

. Ich habe noch einige tausend Mark von meinem Mütterchen. Grill. Du weißt, Großmama har mir doch damals Wertpapiere dafür gekauft, und die Zinsen habe ich all die Jahre gespart und in ein Kassenbuch eingezahlt. So ganz hilf los bin ich also nicht. Ich werdejas später alles Gräfin Susanne schreiben, sprechen mag ich nicht mehr mit ihr!“ Griü streichelte ihr die Wangen. Ihre Augen füllten ich.mit Tränen. „Kindchen — mir dreht es das Herz im Leibe herum. Ach. du lieber Gott — wäre meine hoch- sc''ge Frau Gräfin

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Pagina 12 di 32
Data: 11.10.1975
Descrizione fisica: 32
.“ Gräfin Thea seufzte tief und schmerzlich. „Versündige dich nicht. Susanne. Ich habe meinen Sohn geliebt, heißer, inniger hat eine Mutter nie ihr Kind geliebt. Ich habe ihn her geben müssen in der Blüte seiner Jahre, ehe er ein volles Lebensglück genossen hatte — und ich habe es ertragen. Wie kleinlich scheint mir deine Angst. Sei mir nicht gram darum, aber wenn ich wüßte, daß Lothars Glück von einer Verbindung mit Jonny abhängt, ich selbst würde sic ihm in die Arme legen. Es ist so ein nichtiges

. Aber das sage ich dir, bleibt Fräu lein Warrens hier, dann werde ich mit allen Mit teln, die mir zu Gebote stehen, dafür sorgen, daß Lothar nicht nach Wildenfels zurückkehrt, bis die Gefahr für ihn beseitigt ist. Entweder trennst du dich von Fräulein Warrens. oder du siehst Lothar nicht wieder, bis er verheiratet ist.“ Gräfin Thea wollte etwas entgegnen, aber sie preßte die Lippen aufeinander. Ihr Blick flog hinüber zu ihrem Schreibtisch. Ein Seufzer hob ihre Brust. „Wir wollen uns nicht länger darüber

sie sich. In diesen kurzen Wochen würde sich Lothar schwerlich an Jonny binden, selbst im schlimm sten Falle nicht. Und dann — Gräfin Thea war sehr alt! Alte Menschen sterben meist schnell. Wenn sie nicht mehr war, dann würde es ein leichtes sein, Jonny zu entfernen. Auf jeden Fall aber wollte sie Lothars Aufmerksamkeit immer wieder auf Herta Liebenau richten. Auch Gräfin Thea wollte vor allen Dingen Zeit gewinnen und die Sache nicht auf die Spitze treiben. Kam Lothar nach Jahresfrist zurück und war seine Liebe zu Jonny

unverändert, dann konnte er selbst sein Schicksal mit junger, star ker Kraft entscheiden. Jetzt galt es aber, Lothar zu warnen. Er mußte vorsichtig sein, daß sich der Verdacht seiner Mutter nicht^verstärkte, sonst verbitterte sie sich immer mehr gegen Jonny. Die beiden Damen tauschten noch einige Redens arten, dann ging Susanne verstimmt in ihre Ge mächer zurück. Gräfin Thea setzte sich wieder an ihren Schreib tisch und zog das Schriftstück nochmals hervor, das sie bei Susannes Eintritt verschlossen

wollte er bis nach dem Feste warten, ehe er wieder einmal nach Wildenfels fuhr. Aber dann überlegte er sich, daß der Heilige Abend so recht geeignet erschien, eine Verlobung zu feiern. Und so kam er am Tag vor dem Christabend im schönsten Freierdreß in Wildenfels vorgefahren und ließ sich diesmal sofort bei der Gräfin Thea melden. Vor Gräfin Susanne fürchtete er sich ein wenig. Gräfin Thea empfing ihn etwas bestürzt. Sein feierlicher Anzug verriet ihr den Zweck seines Besuches. Er ließ sie nicht lange im Zweifel

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Pagina 14 di 32
Data: 08.11.1975
Descrizione fisica: 32
werde, die nicht würdig ist, Gräfin Wildenfels zu heißen.“ „Bah — das ist ein sehr dehnbarer Begriff, mein Sohn.“ „Ein anderes Versprechen kann ich dir nicht geben, Mama.“ Sie preßte zornig die Nägel in ihre Handflächen, und ein böses Leuchten trat in ihre Augen. Er denkt dennoch an diese Jonny Warrens, das scheint mir sicher. Also werde ich meine Maß nahmen zu treffen wissen. Dieses Mädchen soll und muß unschädlich gemacht werden auf irgend eine Weise, dachte sie erbittert. „Und ich sage dir, daß ich nie

trennten sich heute in ge reizter, erbitterter Stimmung. Aber in Zukunft hatte Lothar Ruhe vor Kom tesse Liebenau und ihrer Familie. Susanne hatte mit Graf und Gräfin Liebenau gesprochen und es sehr bedauert, daß hr Sohn, ohne ihr Vorwissen, bereits Verpflichtungen eingegangen sei. Das Verhältnis zwischen ihr und den Liebenaus zurück. Die Herrschaften kehrten früher, als lockerte sich merklich. Man zog sich gegenseitig sie beabsichtigt hatten, unte^einem Vorwand nach Hause zurück. Susanne blieb

sein würde. Immerhin war Lothar zum Stilliegcn verurteilt und hatte nun Zeit und Muße, seinen unerfreulichen und sehnsüchtigen Gedanken Audienz zu geben. Jonny —Jiebe kleine Jonny — wärst du bei mir. dachte er oft in unge stümer Sehnsucht. Er wünschte sich Flügel und mußte doch bewegungslos auf seinem Lager aus harren. Sein Diener hatte seine Not mit ihm und seiner Ungeduld. Er war ein schwieriger Patient und das Kranksein nicht gewöhnt. ; 27 Gräfin Susanne war mißgestimmt nach Hause zurückgekehrt

hatte. Auch von ihrem Schwur berichtete er. Gräfin Thea machte ein seltsames Gesicht, als sie diese Stelle las, und sah zu dem Bild ihres Sohnes auf. Und dann streifte ihr Blick den Schreibtisch. Ein Seufzer stahl sich über ihre Lippen, und sie blickte lange sinnend auf den Brief herab. Aber dann trat ein Lächeln in ihr Gesicht und sie las weiter. Lothar teilte ihr noch mit, daß er im Begriff sei, eine Sommerfrische zu beziehen, und bat sie zum Schluß, den beiliegenden Brief Jonny zu geben. Noch immer gingen Lothars

und Jonnys Briefe durch Gräfin Theas Hand, da alle Postsachen von Gräfin Susanne nachgeschen wurden und man vor ihr verbergen wollte, daß die beiden jungen Leute so eifrig miteinander Briefe tauschten. Jonnys Schreiben von Lothar enthielt wie sonst eine genaue Schilderung seines Lebens. Flüchtig erwähnte er auch, daß Graf Liebenau mit seinen Damen in Rom gewesen und er viel mit ihnen zusammengetroffen sei. Aber über die Absich ten seiner Mutter schrieb er kein Wort. Und Großmamas Briefe von Lothar durfte

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Pagina 14 di 28
Data: 28.06.1975
Descrizione fisica: 28
bei sich behalten dürfe. Jedenfalls sei es nötig, daß sie sich meinen Anordnungen füge, sonst würde sie ihr Leiden verschlimmern. Seufzend willigte sie ein. daß ich die nötigen Schritte tue. Sie dankte mir so inbrünstig, daß ich mich schämte, da mir dieser Dank nicht zukam. Ich sagte mir, daß Sie, gnädigste Gräfin, keine Kosten scheuen würden, um der unglücklichen Frau zu helfen. So suchte ich einen Frauenarzt auf. der eine Privatklinik leitet. Ich sagte ihm soviel, wie er unbedingt wissen mußte

, um die Sachlage zu verstehen und verbürgte mich für alle entstehenden Kosten. Das Kind wollte er erst nicht aufnehmen, aber mein Hinweis, daß ihm alles reichlich vergütet werde und daß es einfach Pflicht der Menschlichkeit sei, ließ ihn einwilligen. Morgen nachmittag soll die Kranke, wenn es der Arzt nach der Untersuchung für nötig befindet, in die Klinik gebracht werden. Ich reiste sofort ab, um Ihnen Nachricht zu brin gen.“ Gräfin Thea drückte ihm. wortlos und ergrif fen. die Hand. Dann erhob

des aus. Er sah fast betroffen auf. „Das ist zuviel, gnädigste Gräfin — Sie be lohnen mich weit über Verdienst“, sagte er ver wirrt. „Nehmen Sie nur — nehmen Sie nur“, drängte sie. „Ich allein weiß, was mir Ihr Dienst wert ist. Ich bin zu froh, daß Sie mir so schnell Nach-, rieht brachten — vielleicht wäre es sonst zu spät gewesen. Nun kommen Sie, ich führe Sic selbst in das Speisezimmer hinüber, damit Sie sich er frischen können.“ Völker dankte mit freudig strahlendem Bliek und steckte das Geld

in seine Brieftasche. Mehr solcher Aufträge — dann bin ich Millio när, dachte er. Dann händigte er Gräfin Thea den Adressen- zet el aus. den sic sorgfältig zu sich steckte. Im Speisezimmer überzeugte sie sich selbst. i’.ii es Völker an nichts fehlte. ..So, verehrter Herr Völker — nun muß ieh mich um Ihnen verabschieden. Ich habe noch allerlei zu ordnen für die Reise. Haben Sie irgendwelche Wünsche, so klingeln Sie dem Diener. Der Wagen wird zur rechten Zeit bereitstehen. Und nehmen Sie nochmals meinen herzlichsten

Dank. Diskretion brauche ich Ihnen nicht anzuempfehlvn, nicht wahr?" Völker küßte ihr dankend die Hand. „Diskre tion ist unzertrennlich von meinem Berul. krau Gräfin." Sie nickte ihm noch einmal grüßend zu und ging hinaus. Üben in ihren Zimmern nngelungl. ging sic einige Male sinnend auf und ab. Dann setzte sie -ich an ihren Schreibtisch und setzte eine Depesche an die Schwiegertochter aui. „Muß morgen auf unbestimmte Zeit verreisen. Bitte, kehre schnellstens nach Wildenfels zurück!“ Dann klingelte

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Pagina 18 di 52
Data: 22.05.1993
Descrizione fisica: 52
sind das schönste Geschenk“ Interview mit Johanna Gräfin von Westphalen über die Abtreibung / Vortragsreihe Bozen — 15 Jahre sind vergangen, seit in Italien die Abtreibung legalisiert wurde. Für die Bewegung für das Leben ist dies ein Anlaß, an die Öffentlichkeit zu treten. Sie hat eine Kämpferin gegen die Abtreibung, Johanna Gräfin von West phalen aus Deutschland, zu einer Vortragsreihe „§ 194.15 Jahre danach... Gewinn für die Frau?“ eingeladcn. Die Vorträge finden in Brixen im Kolpinghaus am Dienstag, 25. Mai

, in Eppan im Kulturhaus am Mittwoch, 26. Mai, und am Donners tag, 27. Mai, in Meran im Bürgersaal (Otto-Huber-Straße) jeweils um 20.30 Uhr statt. Die Vortragsreihe wird vom Christ lichen Frauenforum und den SVP-Frauen veranstaltet. — Johanna Gräfin von Westphalen hat der Zeitschrift „Lebe" in deren jüngster Ausgabe ein Interview gegeben, das wir mit Genehmigung der Bewegung für das Leben abdrucken. Frau Gräfin von Westphalen, kaum jemand hat sich mehr als Sie mit allem Mut und aller Kraft

gegen die Abtreibung und die letzthin so vieldisku tierte Fristenregelung einge setzt. Worin sehen Sie die größte Problematik einer Legalisie rung der Abtreibung? Johanna Gräfin von West phalen: Das Unrechtsbewußt sein in Verbindung mit Abtrei bung schwindet immer mehr. Abtreibung wird als Problem lösung akzeptabel. Immer mehr Frauen werden gedrängt, ihr Kind abzutreiben. Lebens freundliche Hilfen werden ver nachlässigt. Das fundamentale Recht eines jeden Menschen auf Leben wird durch die Fri stenregelung

grundsätzlich zur Disposition gestellt, und ist so mit nicht mehr unantastbar. Am 22. Mai dieses Jahres jährt sich in Italien der Tag, an dem vor 15 Jahren die Abtrei bung legalisiert wurde. Wenn man bedenkt, daß in dieser Zeit ca. drei Mio. Ungeborene auf Staatsgebiet, in Südtirol allein ca. 12.000, getötet wurden, so fragen wir auch Sie: Wie kön nen die Verantwortlichen diese Tatsache rechtfertigen? Johanna Gräfin von West phalen: Massenabtreibungen die Wege zu bereiten, ist nie mals zu rechtfertigen

. In allen Ländern, die vor Jahren die Abtreibung erleichtert haben, wird man mit einer immer grö ßeren Zunahme von Abtrei bungen konfrontiert. Europaweit ist die Abtrei bung gesetzlich erlaubt und wird von den Krankenkassen bezahlt. Finden Sie nicht, daß dies eine Zumutung ist, und auch wir uns dadurch mit schuldig machen? Johanna Gräfin von West phalen: Indirekt sind wir mit schuldig, indem unsere Kran kenkassenbeiträge zur Finan zierung von Abtreibungen mit genutzt werden. Unverant wortlich wäre

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Pagina 12 di 32
Data: 04.10.1975
Descrizione fisica: 32
du mir nur zeigen wolltest, daß du mich liebhast und nach meiner Liebe ver langst. Du würdest schnell genug ein Echo in meiner Brust wecken. Ich warte nur darauf“, sagte er herzlich. Aber Gräfin Susanne verstand es nicht, Her zen zu fesseln. „Laß gut sein, Lothar. Wir sind zu verschie dene Charaktere, um uns ganz zu verstehen. Du bist entschieden zu weich und ideal veranlagt — ich lebe auf realem Boden und kann mich ebenso wenig ändern wie du.“ Lothar ließ ihre Hand aus der seinen gleiten. Nein — nie konnte

, ohne ihn anzuschcn. und er bemerkte mit Entzücken ihre holde Verwirrung. Als sie zu Ende war, streichelte er ihre Hand. „So ist’s brav, Jonny. Und nun will ich gleich antworten: Ja — ich komme sicher zurück bis zum nächsten Weihnachtsfest. Und dann bleibe ich immer bei dir." letzt trat der Verwalter am Parktor zu ihnen. Lothar zog Jonnys Arm durch den seinen, und so schritten sie hinaus in den Wald, um die Weihnachtstannen zu bestimmen. 21 Gräfin Susanne sah vom l enster aus Lothar und Jonny fortgehen

. Die Gelegenheit war gün stig, einmal ganz allein mit Gräfin Thea zu sprechen. Sofort suchte sie dieselbe auf. Im Vor zimmer saß Grill und nähte. Susanne sagte ihr. daß sie dafür sorgen solle, daß sie ungestört mit Gräfin Thea bleibe. Dann trat sie in das Wohnzimmer ihrer Schwieger mutter. Diese saß am Schreibtisch und schloß schnell ein Schriftstück in ein Fach, als Susanne eintrat. „Ich störe dich hoffentlich nicht, Mama, aber ich habe eine Sache von dringender Wichtigkeit mit dir zu besprechen", sagte

sie sichtlich er regt. Gräfin Thea erhob sich. „Selzen wir uns an den Kamin, Susanne — du störst mich nicht." Sie ließen sich nieder. Dann sagte Susanne hastig: „Du siehst mich in Aufregung, liebe Mama.“ Die alte Dame - blickte forschend in ihre un ruhigen Augen, „Was ist geschehen?“ „Ich komme mit einer dringenden und not wendigen Forderung zu dir und hoffe auf Er füllung." „Was wünschest du?“ „Mama — Fräulein Warrens muß aus dem Hause — so schnell wie irgend möglich.“ Gräfin Thea sah bekümmert

, sonst stehe ich für nichts ein.“ Gräfin Thea hatte : ihre Ruhe nicht verloren. „Du irrst 1 dich, wie immer, in Jonny. Sie denkt nicht einmal im Traume daran, Netze auszustellcn oder Gräfin Wildenfels zu werden. Dazu ist sie viel zu bescheiden.“ „Das ist deine Meinung, nicht die meine. Aber selbst, wenn sie nicht dann dächte, Lothar scheint nicht weit davon entfernt zu sein. Ich kann dir versichern, er hat in einem Tone zu mir ge sprochen, der die größte brüderliche Zärtlichkeit übertrifft. Ich fürchte

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Pagina 12 di 32
Data: 06.09.1975
Descrizione fisica: 32
überschüttet hätten. Im Laufe des Gespräches erwähnte Gräfin Susanne auch die Einladung zu dem Eisfest nach Hassolwert. Lothar nahm diese Nachricht mit Genugtuung auf. Er wußte nicht, daß Jonnys Beteiligung ausgeschlossen war und hoffte, bei dieser Gelegenheit durch sein Verhalten vor aller Welt festzustellen, daß er von jedem Jonny als seine Schwester respektiert zu sehen wünschte. Eine Stunde mochte vergangen seit), als Jonny zu den beiden ins Zimmer trat. Sie verneigte sich sehr artig vor der Gräfin

und wandte sich dann an Lothar. „Großmama laßt dich bitten, Lothar, du möch test zu ihr kommen, wenn du Zeit für sie übrig hast." Gräfin Susanne kniff indigniert die Augen zu sammen und fixierte Jonny mit starrem Blick. Lothar erhob sich sofort. „Du gestattest, daß ich Großmama guten Morgen sage, Mama?“ „Bitte sehr*, antwortete sie kühl. Er küßte ihr die Hand und wandte sich an das junge Mädchen. „Du kommst mit, Jonny?“ „Bitte, einen Augenblick, Fräulein Warrens’, sagte Susanne mit scharfer Betonung

der Anrede. „Ich habe etwas mit Ihnen zu sprechen. Geh du nur einstweilen allein, Lothar* Dieser verneigte sich und nickte Jonny lä chelnd zu, als er hinausging. Er ahnte nicht, was seine Mutter von Jonny wollte. Diese war bei den Worten der Gräfin stehen- geblieben. Ein unbehagliches Gefühl beschlich sic stets, wenn diese einmal das Wort an sie richtete. Meistens kam dabei eine Demütigung für sie heraus. Ängstlich sah sie in das kalte, stolze Gesicht, das in dem blauen Licht noch unnahbarer aussah

. Jonny- fand dieses blaue Zim mer überhaupt schrecklich und begriff nicht Gräfin Susannes Vorliebe dafür. Ihr war' in die sem Zimmer immer zumute, als laste ein unheim licher Bann auf ihrer Seele. „Darf, ich mich nach Ihren Wünschen erkun digen, Frau Gräfin?* fragte sic leise. Susanne hatte sich eine vertraulichere Anrede verbeten. Gräfin Susanne starrte sic in fast ungezogener Weise an. „Ich muß mich wundern über Ihren Mangel an Takt, Fräulein Warrens“, sagte sie scharf. Jonny zuckte zusammen

und sah betroffen in das unbarmherzige Gesicht ihrer Feindin. „Frau Gräfin, ich weiß nicht, was ich getan habe. Womit habe ich den Vorwurf der Takt losigkeit verdient?* fragte sic mit bebender Stimme. Gräfin Susanne lehnte sich indigniert zurück. „Schlimm genug: daß Sie cs nicht wissen. Ich denke, man hat in der Pension gelehrt, daß man junge Herren, mit-, denen man in keiner Weise verwandt ist, nicht einfach „du“ und beim Vor namen nennt. Oder nicht?* Jonny war leichenblaß geworden

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Pagina 16 di 40
Data: 03.05.1975
Descrizione fisica: 40
, die etwa eine Stunde von Wildenfels entfernt lag. Es war eine kleine Kreisstadt. Für Gräfin Susanne stand ein besonders lu xuriös ausgestatteter Wagen immer bereit. Ihr Gatte wollte sie bis zum Bahnhof begleiten. Sie verabschiedete sich eben in der großen, hochgewölbten Halle des Schlosses von ihrer Schwiegermutter, Gräfin Thea Wildenfels. Diese, eine aristokratisch aussehende Dame mit grau meliertem Haar, feinen, durchgeistigten Zügen, hatte klare, gütige Augen. Der Abschied zwischen den beiden Damen

war betont herzlich. Beide gaben sich Mühe, einen warmen Ausdruck in ihre Stimme zu legen, aber gerade der gezwungene Ton verriet, daß sich ihre Herzen nicht sehr nahe standen. Während Gräfin Susanne die alte Dame auf die Wange küßte, kam ein schlanker, etwa vierzehnjähriger Knabe den langen Gang vom westlichen Flügel hergestürmt. „Mama — du hättest wohl verges sen, mir Adieu zu sagen!“ rief er vorwurfsvoll. Susanne wandte ihr schönes, stolzes Gesicht lächelnd ihrem einzigen Sohne zu. „Du bist kein Baby

hörte. Wie leicht hätte ich zu spät kommen können. Großmama kommt immer zu mir, um mir Lebewohl zu sagen, wenn sie verreist.“ Seine Mutter lachte. Es war kein gutes, warm klingendes Lachen, welches Wohltat. Ein gereizter, spöttischer Klang lag darin. „Ja, ja“, sagte sie halb scherzend, halb ta delnd, „Großmama verzieht dich sträflich.“ In dem feinen, gütigen Gesicht Gräfin Theas zeigte sich eine leise Röte. „Den Vorwurf solltest du mir nicht machen, Susanne. Ich verziehe Lo thar gewiß

diese in ihrer klaren, ruhigen At^ diese Bezeich nung nicht verdiente. Der wahre Inhalt ihres Wesens war Güte und Vornehmheit. Gräfin Thea liebte freilich ihren Sohn und ihren Enkel anders, als Susanne ihr Kind liebte. Diese hatte nie viel Zärtlichkeiten übrig, weder für ihr Kind noch für ihren Mann. Sie war mit ihrer eigenen Persönlichkeit vollauf beschäftigt, liebte zu sehr sich selbst, als daß sie noch einem anderen Wesen besonderes Interesse zu widmen imstande gewesen wäre. Da soeben Graf Joachim Wildenfels

rätselhaften seelischen Depression gewesen und hatte sich fast willenlos in alles gefügt. Komtesse Hagenau schien loachims Vater die passendste Lebensgefährtin für seinen Sohn. Obwohl sie erst achtzehn Jahre zählte, war sie eine vollendete Dame, deren kühle Selbstbeherschung ihm genug Garantien bot, daß sie seinen Sohn nach seinen Wünschen beeinflussen würde. Es schien auch, als habe er das Rechte ge troffen. Joachim schien nach seiner Verheiratung ein ganz anderer geworden zu sein. Gräfin Thea

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