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Pagina 9 di 14
Data: 25.06.1968
Descrizione fisica: 14
aber nach der Einvernahme der Angeklagten und mehrerer Zeugen verschoben, weil dem Gerichtshof dabei Zweifel über die Zurechnungsfähigkeit von Adolf Permann kamen. Das Gericht ordnete damals eine psychiatrische Untersuchung des Angeklagten an, deren Ergebnis im April dieses Jahres bekannt wurde. Adolf Permann wird darin als teilweise geistig unzu rechnungsfähig erklärt. Der gestrige Vormittag war allein mit der abermaligen Einvernahme von Adolf Permann, seiner Schwägerin Frieda Permann iind deren Gatten Gottfried Per

oder einen Mordvcrsucuh handelte. Die Annahme eines Mordversuches war naheliegen der, zumal cs sich hcrausstcllte, daß Gottfried Pcrmann von einer Pistolen- kugcl, Kaliber 6,65, verletzt worden war, einer Waffe, die man kaum zum lagen oder Wildern verwendet. Der Schuß war aus dem Dickicht des Wal de» aus nächster Nähe abgefeuert wor den. Bald brachte man auch in Erfah rung, daß der seit 1956 verheiratete Per mann mit seiner Frau in Zwietracht lebte und diese ein Verhältnis mit dem jüngeren Bruder ihres Mannes

, dem heute 28jährigen Adolf Pcrmann, hatte. Frieda Zöschg, gebürtig aus St. Wal burg im Ultental, halle nach ihrer Heirat das elterliche Haus verlassen und war zu ihrem Mann nach Tarsch in Vinschgau gezogen. Die Frau war zum Zeitpunkt der Trauung in Erwartung eines Kindes. Die Eltern von Gottfried Pcrmann hatten sich ohne Erfolg ihrer Ehe widersetzt. Der Grund ist nicht genau bekannt. Die zwei Eheleute leb ten jedenfalls viele Jahre in guter Har monie zusammen. Nach und nach ka men sechs Kinder

zum Dorfgespriich. Adolf und Frieda Pcr mann wurden immer häufiger gesehen und sic machten aus ihrer Zuneigung alsbald keinen Hehl mehr. Die Folge davon war, daß der Gatte, Gottfried Permann, von einer geradezu krankhaf ten Eifersucht geplagt wurde, die ihn nahezu tut den Rand des Wahnsinns trieb. Er unternahm mehrere Selbstmord versuche, wurde aber immer im letzten Augenblick von seinen Angehörigen, darunter auch von Adolf Pcrmann, ge rettet. Ein weiterer Bruder der kinderrei chen Familie Pcrmann, Eduard, ver

suchte wiederholt, mit gutem Zureden die zwei Eheleute wieder zusammenzu bringen. Als alle seine Versuche mißlan gen, wandte er sich an den Carabinieri- maresciallo, der auch nichts unversucht ließ, um den Frieden zwischen Gottfried und Adolf Pcrmann wicderhcrzustcllen. Allein, vergebens. Die zwei ließen nicht mehr voneinander. Es kam schließ lich so weit, daß Frieda Permann zu sammen mit ihren Kindern nach Sankt Walburg im Ultental zurückkehrte, wo sic im Hause ihres Bruders Josef Zöschg Unterkunft

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Pagina 2 di 16
Data: 03.08.1972
Descrizione fisica: 16
des Vorplatzes an den Hoteleingang. Doch trotz des Hupens des Chauffeurs * ließ sich niemand blicken, niemand sprang Gottfried entgegen, riß den Schlag auf und übernahm die Koffer! Nicht einmal Tita war zur Stelle! Em pörend! Gottfrieds aufgeräumte Laune verwandelte sich in berechtigte Ärger lichkeit. War auch noch kein Saison betrieb,’so bedeutete es doch eine uner hörte Schlamperei, einem vorfahrenden Auto keine Aufmerksamkeit zu Schen ker., zumal im Angesicht des Umstan- des, daß binnen kurzem das neue

Ho tel mit Heißhunger auf jedes vorbei fahrende Auto zu lauern sich anschicken würde! Gottfried entstieg schnaubend dem Wagen. Er empfand es vor dem Chauf- ’ feur als geradezu beschämend, eine der art ärgerniserregende Gleichgültigkeit vorzufinden. Endlich kam Tita zum Vorschein. Und Gottfried schüttete un nachsichtig, trotz des erfreuten (3e- sichtes des Alten und dessen Eilfertig keit, den Chef zu bewillkommnen und ihm behilflich zu sein, seinen 2!qm über ihn aus. Dann schwang Gottfried

seinen Man tel und eilte ins Haus. Und Tita folgte mit den Koffern. Ob Ingenieur Carrel aufgetaucht sei, fragte Gottfried. Jawohl! Ingenieur Carrel sei aufge taucht, meldete Tita. Vergangenen Tag, mit Gehilfen, die man heute nacht in den Touristenzimmem untergebracht habe, nachdem sich Lukas strikte gewei gert habe, irgend jemandem ohne Gott frieds ausdrücklichen Befehl Unterkunft zu gewähren. Heute morgen seien sie mit Ingenieur Carrel in dessen Wagen wieder ins Vaisorda gefahren. Gottfried zeigte

sich über diese Nach richt nicht unzufrieden und wurde gnä diger zu Tita. Ob sonst etwas vorgefallen sei? Direktor Keßler vom «neuen Hotel sei vor ein paar Tagen dagewesen und habe nach dòn Chef gefragt. So?! Gottfried blähte die Nüstern. Was habe der Herr "wollen? Das konnte Tita nicht mit Bestimmt heit sagen. Direktor Keßler habe mit Fräulein Ida im Büro gesprochen. Ver mutlich handle es sich um die Seilbahn. Es seien auch in der Zwischenzeit Leute mit Vermessungsinstrumenten herumge strichen. Im Aufträge

der Hotelgesell schaft, wie er herausgebracht habe. ' Gottfried erbleichte. Wo seien sie herumgestrichen?! ln seinen eigenen Gründen?! Warum habe sie Tita nicht verjagt, warum habe er nicht auf sie geschossen? Tita hob grinsend die Schultern. Dies sei bisher nicht üblich und sein Auftrag gewesen. ■ Unerhört! Gottfried eilte aufgeregt ins Büro. Fräulein Ida schnellte, entzückt über die Rückkehr des Chefs, empor und entfernte eilig den Zwicker von ihren Augen. Oh, Herr Gottfried! Doch Herr Gottfried

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Pagina 6 di 52
Data: 10.10.1998
Descrizione fisica: 52
zu Gottfried Schachtschnabel, der mich erfreut ansah: „Ach, hal lo.“ Dann ließ ich meine Jeans jacke von den Schultern gleiten, gab den Blick auf mein schwarzes Top frei und setzte mich mit meinem Satinrock in die letzte Reihe. Während ich meinen Hegel auf den Tisch leg te, lächelte ich verführerisch. Ich überlegte, ob ich statt „Ach, hallo“ vielleicht besser hätte sagen sollen „Ach, hallo Gott fried“ - das hätte meiner Be grüßung gewiß eine persönli chere Note gegeben, wäre je doch vielleicht eine Spur

zu plump gewesen. Distanz ist besser, entschied ich und hörte auf, verführerisch zu lächeln. Wie allgemein erwartet, war in der ersten Semesterwoche nichts los. Nach einer halben Stunde waren nur drei Studen ten und zwei andere Fraßen in handgestrickten Baumwollpul- lis da. Ich kannte nur einen der Typen, und den auch nur vom Sehen. Gottfried fragte, wer ein Referat machen wolle über ein Kapitel aus der .Einführung in eine wahre Geschichte des Ki nos 1 von Godard. Es seien dafür 22 Seiten zu lesen

. Einer der Typen erklärte sich bereit, er stellte nur die Bedingung, daß Gottfried ihm die Seiten aus dem Buch herauskopiert. Nachdem das erledigt war, meinte Gottfried, daß es besser sei, die weitere Strukturierung des Seminars auf nächste Wo che zu vertagen. Und er würde auch sein Freitag-Seminar ver tagen, da die Studenten gewiß erst nächste Woche eintrudeln würden. „Jedenfalls die Durch schnittsstudenten“, sagte er und sah mich an. Ich lächelte bescheiden. „Also dann bis nächste Wo che“, sagte Gottfried

. Ich erhob mich langsam. Ich stopfte mei nen Hegel in die Brusttasche meiner Jeansjacke. Die anderen Studenten waren schon weg. Nur noch Gottfried und ich wa ren im Seminarraum. Gottfried knipste das Land aus. Es war Mai und noch ziemlich hell. Er wartete an der Tür auf mich. Ich konnte seine Augen sehen. „Du Constanze“, sagte er, „Constanze, soll idi dich nach Hause fahren?" Ich strich meinen pinkfarbe- nen Satinrock glatt, strich mit meinen pinkfarbenen Finger nägeln erst über meinen Nacken

, dann durch mein Ava-Gardner-farbenes Haar und sagte: „Du Gottfried“, ich machte eine kleine Pause, „ich bin mit meinem eigenen Wagen da.“ „Ach“, sagte er. Und dann sagte er nichts mehr. „Bis demnächst“, sagte ich und ging, ohne umzuknicken, zu meinem Mini-Fiat. Meine goldenen Stilettos blitzten in der Abendsonne. Nachher tat es mir dann leid - es war zwar ein toller Auftritt gewesen, aber Gottfried war ja so sensibel. Andererseits: ich konnte es mir leisten, Gottfried warten zu lassen. Erstens

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Pagina 4 di 44
Data: 17.09.1998
Descrizione fisica: 44
ins Kino ging, das war ja auch noch im Frühstadium der in den zwanziger Jahren einsetzenden oligopolistischen Konkurrenz“, erklärte Gottfried Schacht schnabel. Julia sagte, daß sie nicht wiederstehen würde, was das bedeute, aber auf jeden Fall habe ihr der Vortrag viele Denkanstöße gegeben. Gottfried gab uns das erste Bier aus und sagte noch mal, daß er sich gefreut hätte, daß wir gekommen seien. Es seien zwar nicht sehr viele Zuschauer dagewesen, aber Qualität sei bekanntlich besser als Quan tität

for mulieren sollte, vor Gottfried konnte ich ja nicht einfach ir gendeine Frage stellen, als Julia erklärte: „Ich teste verängstigte Schulanfänger auf ihre Schul tauglichkeit.“ Das sei ja inter essant, sagte Gottfried. Ich fand das auch interessant. „Wenn man sich den ganzen Tag mit Schulanfängern unter halten muß, dann bekommt man manchmal das Gefühl, man sei selbst ein Schulanfän ger“, sagte Julia. Vor allem jetzt nach ihrer Scheidung wünsche sie sich öfter einen intelligenten Gesprächspartner

, fügte sie hinzu. „Du bist geschieden?“ fragte Gottfried. „Frisch geschieden“, sagte ich, das wußte ich genau. „Aber ich fühl mich toll“, sagte Julia, „noch nie in mei nem ganzen Leben habe ich mich so frei gefühlt.“ Sie er klärte Gottfried auch, daß viele geschiedene Frauen an Minder wertigkeitskomplexen leiden würden, weil diese Frauen sich ohne Mann sozial unvollständig fühlen würden, daß das aber bei ihr weiß Gott nicht der Fall sei. Dann strahlte sie Gottfried an und sagte

: „Du bist ja auch kein Freund der Ehe, wie ich deinen Vortrag entnommen habe.“ „Gut aufgepaßt“, lachte" Gottfried. „Es ist eine grausame Illusion zu glauben, daß man durch die Garantie der staatlich definierten Legalität glücklich werden könnte, wie es die auf ein herrschaftsimmanentes Happyend zielende kapitalisti sche Romantik-Produktion vorgaukelt“, zitierte er aus sei nem Vortrag. „Ich kenne keine glückliche Ehe“, sagte Julia. „Ich auch nicht“, sagte Gott fried. „Ich kenne auch-keine glück liche Zweierbeziehung“, fügte

ich hinzu. „Gibt’s was Neues von dei nem Albert?“ fragte Julia. „Wer? Ach der“, sagte ich cool. „Albert ist eigentlich schon aus meinem Leben ver schwunden.“ Gottfried sah mich sehr interessiert an, und ich wurde ein bißchen rot. Wir tranken dann noch ein Bier und schwatzten über Ehe scheidungen. Ich riet Julia, ihren Mädchennamen wieder ' anzunehmen. „Nein“, rief sie. „Früher hieß ich .Freudenreich 1 -und dann auch noch Julia! Nie ■ wieder! “ Das sei wirklich zuviel gewesen! Darauf tranken

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Pagina 10 di 14
Data: 20.03.1968
Descrizione fisica: 14
sich die Rückcnvcr- letzung des spanischen Juventusstar.-, Luis Del Sol als nicht so schwer wiegend hcrausstclltc und auch Lothar Ulsaß mit seiner Oberschcnkclprcllung große Fortschritte machte. Es werden sich heute abend dem 47jährigen Schweizer Wcllmcistcrschafts- Endspiclschicdsrichtcr Gottfried Dienst aus Basel die stärksten Aufstellungen stellen (jeweils nach dem 4-3-3-Systcm) : Eintracht: Wolter; Grzyb, Kaack, Bäse, Schmidt; Ulsaß, Dulz, Moll; Gcrwicn. Saborowski, Maas. Juventus; Anzolin; Salvadorc, Bcrecl

MUMELTER IIIIIIMIIIMUlllMIIIIMIMHIMIIIIIinHIIUUIHMIHHIIIIIIIIMHIIIHIIMIIIIIHIIIIHIIIIIIIIIIHIIIIIIMIHIIIIIMHIIIMIIIIlHItlllHHIM XIV Als Jakob wieder einmal auf dem Paß vorsprach, war Gottfried zugegen. Gottfried jedoch stund nicht heraußen am Vorplatz müßig herum und sonnte sich wie einst Damian und Jakob in der ( stillen Zeit, Gottfried halle bereits ein Büro eingerichtet und dort saß er und schrieb Tag und Nacht auf einer Schreib maschine, man hörte cs bis auf den Vor platz heraus. Rosa verzagte

und wollte nicht recht anklopfcn, um Gottfried den Besuch des Bruders anzuzcigcn, so iuichlerwcckcnd klapperte er in dem „Office“. Sie wagte nur schweren Herzens, Gottfried diese Störung zu bereiten. Gottfried tat wirklich überaus wichtig und beschäftigt. Er fand wenig Zeit für den verkommenen Bruder und rückte bloß den Stuhl etwas zur Seite, während er Jakob die Hand reichte und einige Worte fallen ließ. Ach, Gottfried sprach nun auch nur sehr unbeholfen deutsch, mit einem fremden Akzent, so, als habe er es nie

besser gelernt, oder in der Schweiz, wo man alle Sprachen gleich mäßig schlecht zu sprechen verpflichtet war, um als international zu gelten. Hier auf bot er Jakob eine Zigarette aus einem pompösen und silbernen Etui an, das er in der Westentasche führte und dorthin wieder zurücksteektc. Gottfried fuhr sich überarbeitet über den Schei tel, verzog den Froschmund und be gann den verlorenen und minderwerti gen Bruder damit zu überschütten, was für eine fieberhafte Arbeit ihm noch bis zur Sommersaison

bevorstünde. Rekla me, Pcrsonalwerbung und dergleichen. Außerdem sei im Haus noch lange nicht alles in Ordnung. Zum Beispiel ginge es nicht an, daß die Klosetts im Par terre neben dem Speisesaal und den Gcscllschaftsräumen nur einfache Klo setts seien. Da müßten Marmorverscha lung und Spiegel an allen Seiten her, cs seien dies sozusagen doch auch reprä sentative Räume. Jakob nickte. „Und hast du das Service gesehen, das ich aus Mailand bestellt habe?“ Nein, das hatte Jakob nicht gesehen. Gottfried geriet

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Pagina 4 di 48
Data: 26.11.1998
Descrizione fisica: 48
, gelbe und blaue Glühbimchen beleuchtet. „Ist es nicht unrealistisch“, sagte Gottfried, „daß nur das Kitschige romantisch ist?“ Ja, es war unrealistisch. „Möchtest du noch einen Kaffee bei mir trinken? Ich wohne gleich hier in der Nähe - es sind nur zweihundert Me ter.“ „Gerne“, sagte ich. Ich war nur zweihundert Meter von meinem Ziel entfernt. 53. Kapitel Gottfrieds Wohnung war ein fach toll. So viele Bücher! Und überall hingen politische Pla kate und Lithographien von an erkannten Künstlern

. Ein Litho von Picasso war sogar signiert und numeriert! Und alle, sogar die politischen Plakate, waren gerahmt mit Aluminiumleisten unter nichtreflektierendem Glas. Es war mehr als eine Woh nung, es war ein nicht-bürger liches Ambiente! Gottfried ging zu seinem De signer-Plattenspieler und frag te, was ich hören wolle: „Joan Baez oder Bach?“ Ich ließ ihn entscheiden. Er fragte, ob ich Jazz liebe, er hätte was ganz Heißes: Mozarts Zauberflöte in einer Interpretation von Louis Armstrong mit Mahalia

Jackson als Königin der Nacht - die Aufnahme sei eine Parodie des bürgerlichen Kulturbanau sentums. Leider fand er die Platte dann nicht und legte was von Bob Dylan auf. Auch schön. Er holte zwei Gläser, holte Rotwein, wir ließen uns auf sei nem Sofa - Naturholz mit na turfarbenem Leinenbezug - nieder. Gottfried zeigte mir, daß in der filmkritischen Fachzeit schrift, die auf dem Natur- holz-Couchtisch lag, ein Auf satz von ihm abgedruckt war. Der Aufsatz sei zwar zwei Jahre alt - und das Heft

nichtbürgerliche Filmtheorie und ebensolche Praxis über den Massen stehe, könne sie die Übergriffe auf stiegsorientierter Kulturban ausen auf die echte Kultur ver hüten. „Wir Intellektuellen dürfen die stumme Aufforde rung der arbeitenden Klasse, uns als ihre Interessenvertreter erkennen zu geben und zu be kennen, nicht länger überhö ren“, dozierte Gottfried. Ich blickte ihn bewundernd an. Wie intellektuell er war! „Genau“, sagte ich, „die Leute sind nämlich doof, sie brauchen jemand, der ihnen sagt, was gut

für sie ist, sie wollen einen Füh rer...“ „So drastisch würde ich es zwar nicht ausdrücken“, sagte Gottfried, „aber man darf vor diesem Problem nicht länger die Augen verschließen.“ Ich zeigte auf eine besonders interessante Stelle in Gottfrieds Aufsatz, wo er über „Kommu nikationsübermittlung“ ge schrieben hatte, darüber, wie den unterprivilegierten Massen durch eine kritische nicht-bür gerliche Filmtheorie und eben solche Praxis die Kultur prak tisch beigebracht werden könn te, und bat Gottfried, mir seinen Ansatz

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Pagina 4 di 36
Data: 13.10.1998
Descrizione fisica: 36
ha be und dann gegangen bin, ohne was zu sagen. Julia wollte, daß mich Karl-Heinz nach Hause bringt, sie sagte, ich wirke etwas an geschlagen. Im Grunde genom men wollte sie natürlich gleich uns alle aus dem Haus haben, um möglichst bald zusammen mit Gottfried... Julia und Gottfried Schacht schnabel! Es war nicht zu fassen! Gab es denn keine Solidarität mehr unter Frauen? 32. Kapitel Julia und Gottfried Schacht schnabel. Ich kann es nicht er klären, ich kann es nur ganz banal sagen: Ich war wie be täubt. Julia

und Gottfried Schachtschnabel. Julia und Gottfried Schachtschnabel. Ju lia und Gottfried Schacht schnabel. Mehr dachte ich nicht. Zwei Tage wartete ich dar auf, daß Julia mich aufsuchen würde, um sich zu entschul digen. Ich schwankte zwischen der Vorstellung, sie aus dem Haus zu weisen, wenn sie an gekrochen käme, unter der Möglichkeit, ihr zu verzeihen. Oder sollte ich so tun, als wäre überhaupt nichts geschehen? Das war auch eine Möglichkeit, denn ihre Affäre mit Gottfried Schachtschnabel - falls

über haupt was dran war - konnte nach menschlichem Ermessen nicht lange gutgehen. Sie mußte sich ja wild ins Zeug gelegt haben. Es war blö de von mir gewesen, ihr Gott fried Schachtschnabel vorzu stellen, ich hätte mir denken müssen, daß sie auf ihn ab fahren würde, so einen tollen Mann traf sie nicht alle Tage. Schon gar nicht im Schuldienst. Aber was fand Gottfried an ihr? Wahrscheinlich hatte sie Gottfried sexuell hörig ge macht. Ich hatte über solche Fälle schon gelesen. Ekelhaft. Der arme Gottfried

tat mir sehr, sehr leid. Trotz allem, was er mir angetan hat. Ich überlegte: Julia hatte doch absolut keine Ahnung von den romantischen Klischees des Broadway-Musicals! Sie wußte überhaupt nicht, was ein vi suelles Superzeichen ist! Oder was ein Wasserglas in einem Fellini-Film bedeutet! Gut, Gottfried könnte ihr beibrin- gen, daß ein Wasserglas in ei nem Fellini-Film keine symbo lische Bedeutung hat, sondern ein Wasserglas als solches dar stellt - aber das würde ver mutlich Jahre dauern

, bis sie das gerafft hätte. Bisher kannte sie nicht mal den Unterschied zwischen einer weichen Über blendung und einem harten Schnitt. Wortiber wollte sie sich mit Gottfried, dem Intellektu ellen, unterhalten? Hatte Julia jemals Hegel gelesen? Es war mir alles schleierhaft. Außer dem sah ich objektiv besser aus. Nach zwei Tagen Warten rief ich Julia an. Wahrscheinlich schämte sie sich und hatte sich nicht getraut, sich bei mir zu melden. Zuerst tat sie so, als sei über haupt nichts. Ich auch. Dann sagte

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Pagina 4 di 32
Data: 25.09.1998
Descrizione fisica: 32
8.052 10.334 11.045 13.962 17.354 11.154 12.591 8.846 12.500 21.386 12.459 12.350 7.522 10.679 10.101 9.140 10.431 11.187 21.210 ÈVA HELLER m wird alles anders Fischer Taschenbuch Verlag GmbH 23 Diese Trennung / ist nicht an sich für das Selbstbewußtsein; / welches als seine eigene Selbst- heit / das andere weiß. Georg Wilhelm Friedrich He gel: „Phänomenologie des Gei stes“ Gottfried war sehr tief be eindruckt. Er sagte, ich müsse nur prüfen, ob der Zusammen hang, in dem Hegel von „dieser Trennung

“ spreche, ob der ir gendwas mit der Trennung zu tun hätte, die ich in meinem Film behandeln wolle. Ich frag te ihn, wie er Hegel in diesem Fall interpretiert habe. Gott fried sagte, daß er den Zusam menhang dieser Stelle im Mo ment leider nicht im Kopf hät te. Dann fragte ich Gottfried, ob ich bereits im nächsten Seme ster an seinem Absolventense minar teilnehmen dürfte. „Natürlich“, antwortete er, „warum, welches Semester bist du denn?“ Er schien äußerst erstaunt, als ich ihm sagte

, daß ich nach den Ferien ins sechste Semester kommen würde. Ich war erstaunt über sein Erstau nen. Es gab zwar einige Hühner in meinem Semester, die zwei oder drei Jahre jünger waren, die direkt nach dem Abitur an die Akademie gekommen wa ren, aber die sahen nicht besser aus als ich. „Du wirkst irgendwie reifer“, sagte Gottfried. Aha, das war es. Natürlich, die andern lasen keinen Hegel. „Und warum machst du schon jetzt deinen Abschluß film? Wenii du erst ins sechste’ kommst, hast du noch ein Jahr Zeit, sogar länger

." Ich sagte ihm, daß ich es wichtig fände, schon jetzt an zufangen, da ich, wie er selbst gesagt hätte, ein anspruchsvol les Thema hatte und daß ich dafür auch den Hegel durch arbeiten müsse, und das geht nicht von heute auf morgen. „Da hast du in den Seme sterferien was zu tun“, sagte Gottfried. Und ob ich wegfah ren würde, fragte er. Ich sagte ihm, daß ich wahr scheinlich nicht wegfahren würde, jedenfalls nicht lange, weil ich zu Hause besser theo retisch arbeiten könnte (und weil Albert

nicht so viel Urlaub hat - aber das sagte ich na türlich nicht). „Ja ja, ohne Theorie kein Ge nie“, sagte Gottfried. Dann er zählte er, daß auch er in den Semesterferien sehr viel theo retisch arbeiten müsse. Er müs se nämlich seine Doktorarbeit fertig schreiben, die brenne ihm unter den Nägeln, weil er sich in absehbarer Zeit um eine neue Stelle bewerben wolle, und da sei es heutzutage besser, wenn man einen Titel vorweisen kann. Es würde ja heutzutage alles verwissenschaftlicht, so gar die Ausbildung von künst

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Pagina 4 di 36
Data: 16.09.1998
Descrizione fisica: 36
, wie es im sogenannten Alter- nativ-BH zu erwarten sei, da käme es vor allem darauf an, politische Theorien in ihrer praxisrelevanten Dimensionen aufzuzeigen, und das sei das Schwierigste überhaupt. „Davon kann ich ein Lied singen“, sagte ich und dachte an meinen Film. „Ich muß jetzt weiter“, sagte Gottfried. Und dann sagte er: „Er würde mich freuen, dich am Dienstag zu sehen.“ Als ich tschüs sagte, hatte ich vor Aufregung eine ganz piep sige Stimme, und dann merkte ich, daß ich meinen neuen Man tel in der Autotür

zu Hause, Albert hatte Sonntags dienst. Julia sagte, sie hätte mich nur so anrufen wollen, um den Kontakt zu ihrer neuen Nachbarschaft aufrechtzuer halten. Ich fand es sehr nett, daß sie mich änrief, die meisten Leute, mit denen man Telefon nummern austauscht, melden sich nie. Ich hatte auch wirklich vorgehabt, sie anzurufen, nur hatte ich bisher keine Zeit ge habt. Julia sagte, es gehe ihr nicht gut heute, sie hätte irgendeine depressive Phase. Ich berichtete ihr, daß mich Gottfried Schachtschnabel

nach Hause gefahren hatte. „Hoppla“, sagte sie. „Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen! “ sagte ich, sagte aber nicht, daß das ein Zitat war, weil ich nicht mehr exakt wußte, ob es von Camus war oder von Catull. Dann berichtete ich Julia, daß Gottfried Schachtschnabel am Dienstag einen Vortrag halten würde im Alternativen Volks bildungsheim, dem sogenann ten „ Alterna tiv-BH“. „Sehr interessant", sagte Ju lia. Ich sagte ihr, daß sie sogar mitkommen könnte, jeder der interessiert sei, dürfe

. Ich sagte ihr auch, daß wir dann danach ins Coo kies gehen könnten, die beste Aufreißerkneipe überhaupt, und ganz in der Nähe vom Al ternativen Volksbildungsheim. Julia fragte: „Wie lange dau ert der Vortrag?“ Das wußte ich nicht. Dann sagte sie aber: „Okay, ich gehe mit. Ist eh alles Mist“, und: „Bin ja gespannt auf den Wundermann Gottfried Schachtschnabel.“ Dienstag 19 Uhr 47 kam Julia zum Altemativ-BH. Sie kam direkt von ihrem Job und trug einen seltsamen Faltenrock. Ich hatte mich für meinen neon

hatten. Ansonsten waren mehrere Frauen um die vierzig da und ein älterer Mann. Die Alten saßen alle vom. Gottfried war wahnsinnig cool. Er kam fünf nach acht. Zuerst machte er eine Sprech probe mit dem Mikrophon. „Eins, zwei, drei, wir freuen uns sehr, daß Sie zu unserem Vor trag gekommen sind, eins, zwei, drei“, sagte er. „Können wir dieses Rauschen bitte abstel len“, sagte Gottfried dann zum Hausmeister, der das Mikro phon angeschlossen hatte. „Das können wir nicht“, sag te der Hausmeister. Eine der älteren

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Pagina 4 di 34
Data: 14.10.1998
Descrizione fisica: 34
der Ro mantik sind. Hat Gottfried ihr und dem Typen von der Bau behörde das nicht erklärt?“ Julia unterbrach mich: „Der neue Liebhaber von Gottfrieds Ex-Frau ist eben ein totaler Idi ot. Gottfried sagt das auch, Gottfried kann einem schon un heimlich leid tun.“ Dann erzählte Julia, daß sie sich mit Gottfried viel über ihre beiden verpfuschten und un nötigen Ehen unterhalten hätte und daß es doch sehr verbin dend sei, geschieden zu sein. Sie lachte wieder, und ich hatte das Gefühl, daß sie mit ihrer Eheer

fahrung ziemlich angab. „Und jetzt heiratest du Gott fried?“ fragte ich ziemlich sau er. „Keine Ahnung“, sagte sie, „da muß ich erst Gottfried fra gen.“ Dann lachte sie wieder dämlich und fragte: „Sag mal, bist du sauer?“ Ich sagte ihr, daß ich über haupt nicht sauer sei, nur un heimlich traurig, weil sie mich so angelogen hatte. „Du weißt genau, wie froh ich bin, daß ich geschieden bin, und daß Gottfried mit dem bürger lichen Ehe-Firlefanz nichts am Hut hat, brauche ich dir nicht zu erzählen

. Es ist eben eine offene, spontane Beziehung oh ne Besitzansprüche zwischen uns. Also nimm es nicht so tra gisch.“ Dann sagte sie noch: „Der Gottfried hat dich auch umheimlich gerne, ehrlich.“ Ich wurde wieder etwas mil der gestimmt. „Weißt du, ich glaube, wir können trotz allem gute Freundinnen bleiben“, sagte ich. - Ich hatte schon so oft gelesen, daß es nicht nur edel sei, Verzicht zu leisten, sondern daß im Verzicht das wahre Glück liege. Ich prüfte meine Gefühle, nachdem ich diesen Satz gesagt

hatte. Ich hatte einen vollkommenen Haß auf Julia. Irgendwie schien sie das zu merken. „Es tut mir ja so leid“, sagte sie, „ich hoffe, du verzeihst mir. Ich wollte dich nicht krän ken." „Schon gut." „Weißt du, es hat überhaupt nichts mit dir zu tun, daß der Gottfried mit mir...“ „Mit wem denn dann bitte?“ „Du bist doch emotional noch auf deinen Albert fixiert. Und von daher sowieso bindungs unfähig.“ Mir blieb fast die Luft weg. „Gottfried Schachtschnabel war für dich nur die Idée einer Notlösung“, fuhr Julia fort

, „al so stilisiere jetzt nicht aus ge kränkter Eitelkeit eine neben sächliche Affäre zur romanti schen Liebe deines Lebens.“ Mir blieb die Luft weg. „Ge kränkte Eitelkeit“ - das war die totale Frechheit. „Das ist nur mein Rat als Psychologin", sagte Julia ar rogant. „Und wann heiratet ihr?“ fragte ich, als ich wieder Luft bekam. Julia lachte wieder ihr blödes Lachen. „Das sagen wir dir nächste Woche, da treffen wir uns alle zusammen. Dann bringst du endlich deinen Al bert mit, der Gottfried hat ihn ja schon

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Pagina 16 di 20
Data: 01.09.1972
Descrizione fisica: 20
VON HUBERT M UMELT ER 54 Im Zyklus „Dolomitentrilogie“ dritter Roman. „Die falsche Straße“, „Schatten im Schnee“ Nein! Keinerlei Umstände, bitte! wehrte sich Keßler. Er sei lediglich in der Absicht gekommen, Gottfried noch einmal persönlich und herzlich zu der nächstens stattfindenden Eröffnungsfeier einzuladen und wolle ihm keine Minute seiner kostbaren Zeit rauben. Er sehe ja, wie prächtig er schon arbeite. Gottfried schmunzelte und ließ ein befriedigtes Wiehern vernehmen. Gott sei Dank, die Saison

ließe sich nicht schlecht an, wider Erwarten in diesen Zeitläuften. Aber trotz seiner Bean spruchung dürfe er denn doch einen Kognak'offerieren. Leider könne er wie derum keine Zigarre anbieten. Selbst redend werde er der Einladung nach- kommen, er werde den Tag sogleich notieren. Tja, sagte Keßler, während er sich seihst mit einer Zigarre bediente und Gottfried notierte. Nach manchen Ver drießlichkeiten und Ärgernissen sei diese Zusage umso erfreulicher. Bei die ser Gelegenheit und der Anwesenheit

der kompetenten Persönlichkeiten werde sich gewiß eine fruchtbare Aussprache ergeben, so daß man zu einer für beide Teile günstigen Einigung über das Pro jekt der Crepabahn gelangen könne und ein modus vivendi geschaffen werde. Er selbst habe sich für ein Arrangement mit Gottfried sehr eingesetzt, zumal er und seine Familie auf ein freund schaftliches Einvernehmen großen Wert legten. Gottfried befand sich noch immer in der Meinung, es handele sich um einen Kniefall. Er lächelte nachsichtig und war bereit

Gnade vor Recht ergehen zu lassen. Doch ließ er sich seinen Triumph nicht schmälern. Und Gottfried blähte ein wenig die Nüstern und deutete an, er beabsichtige nicht, das Hotel Rocca von der Benützung seines Skilif tes »uszuschließen, es werde ihm auch von dieser Seite jeder Fahrgast willkom men sein. Hätte er im Sinne, den An schlag der Hotelgesellschaft zu vergel ten, hätte er längst schon zu anderen Maßnahmen greifen und beispielsweise seine See- und sonstigen Privatgründe für jeden Zutritt

gesperrt. „Wie bitte?“ entfuhr es Direktor Keß ler und seine wäßrigen Augen quollen etwas hervor. Gottfried wieherte. Er genoß seinen vermeintlichen Triumph und trank dem geschlagenen Widersacher ermunternd zu. Nein, er sei keineswegs so rach süchtig und lege bei entsprechendem Entgegenkommen auch Wert auf .Ent gegenkommen und - gutnachbarliche Be ziehungen. • Nun hatte sich Keßler erholt und blin zelte. ‘Entweder war dieser Gottfried verrückt oder er befand sich in völliger Unkenntnis der Tatsachen

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Pagina 6 di 14
Data: 14.02.1968
Descrizione fisica: 14
und mitten in der Saison. Damian befand sich auf der Hütte und Jakob dachte nicht daran, den großen Bruder in Sankt Katcrina abzuholen. Aber Rosa erteilte dem Hausknecht, der jeden Tag mit dem Pferdekarren ins Dorf fuhr, Anordnung, auf Gottfried zu achten und ihm behilflich zu sein, wenn der Postwagen einträfc. Und wirklich kam Gottfried um die Mittagszeit über die Almwiesen herauf- geschlendert. Von ferne sah man bloß, daß er lange, helle Hosen anhatte und einen.'Manlel über den Arm trug. Rosa lief ibm

Rockes zog, den Schweiß von der Stirne und schnaufte mit seinen wilden, ach so männlich gewordenen Nüstern. Rosa wagte nicht, den großen Herrn in ihre Arme zu schließen. Und auch Gottfried traf keine Anstalten dazu. Sic drückten sich, nur die Hand und Rosa konnte ihn nur flüchtig küssen. Gott fried hatte ja den Girardihut auf, er hätte ihn bei größerer Zärtlichkeit ver lieren können. Sodann stiegen sie zum Hause empor. Gottfried rutschte mit seinen glatten Stadtstiefeletten auf dem trockenen Rasen

aus. Rosa wollte ihm behilflich sein und den Mantel abneh men, aber das ließ Gottfried nicht zu. Obwohl Rosa sah, daß der Sohn seinen Blick über das Haus schweifen ließ, ge traute sie sich nun doch nicht, auf alle Neuerungen hinzuweisen. Da Gottfried selbst nichts sagte, schien cs ihr nicht angebracht, damit zu prunken. Gottfried war gewiß so viel Besseres gewohnt, wie man aus seiner entzückenden Kleidung schließen konnte. Rosa fragte schließ lich schüchtern, ob ihn der Hausdiener richtig empfangen

und Ihm das Gepäck abgenommen habe. Oben beim Haus stand Jakob. Die Brüder begrüßten und reichten sich die Hände. Gottfried tat wohlwollend und beweglich und fragte, wie cs Jakob ginge. Dabei lüftete er den Girardi und nickte den umhcrstchcnden Fremden zu. Rosa stand atemlos und entrückt dabei, sic konnte nur staunen, wie welt gewandt und großartig dieser Sohn sich zu benehmen verstand. Sic versagte sich nicht den Triumph, ihn sogleich allen Gästen auf dem Vorplatz vorzustellen. Gottfried war keineswegs

sich Gottfrieds. Als der Bruder endlich mit Rosa im Hause ver schwand, lächelten die Fremden über die Art dieses aufgctakcllcn Rotzbuben und Uber den Geruch, den er verbrei tete, so oft er seinen Girardihut lüftete. Derart zugestutzt wie ein Friseurgehilfe, in StadtsiTefelctten, dünnen Kammgarn hosen und steifem Kragen hier auf dem Paß einherzustolzlercn, das konnte sich nur ein Gottfried leisten! Jakob machte sich davon, er bum melte hinüber zur Waldner-Vllla. Er mußte wohl Mariane von diesem rüh renden

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Pagina 4 di 43
Data: 27.11.1998
Descrizione fisica: 43
sehr praktisch“, sagte Gott fried. Er griff nach meiner Hand und führte sie an seine Lippen. Die Telefone klingelten immer noch. Er legte seine Hand auf mein linkes Knie und fuhr mit seinem Zeigefinger von meinem Knie bis zur Mitte meines Oberschenkels. Ich trug keine Strümpfe und keinen Un terrock. Ich fuhr Gottfried mit der Hand durchs Haar. Die Te lefone klingelten immer noch. „Sag mal“, sagte Gottfried und drehte einen Knopf an mei ner Bluse hin und her. „Ja“, flüsterte ich. „Sag mal, nimmst du eigent

lich die Pille?“ Ich wurde schon wieder rot: „Ja, natürlich.“ Die Telefone hatten aufge hört zu klingeln. Gottfried ging zum Plattenspieler, schaltete ihn aus. „Sag mal, ist es nicht zu ungemütlich hier?“ fragte er, ohne sich umzudrehen. Irgendwie hatte er mich bei der Hand genommen, und ir gendwie lagen wir dann in sei nem Schlafzimmer, auf seinem Bett. Es war dunkel, nur der schwache Schein der Kerze drang vom Nebenzimmer her über. Das Telefon neben dem Bett klingelte zweimal, hörte

wieder auf, aber noch ehe das Echo der anderen beiden Te lefone verklungen war, klingel te es wieder. „Hallo, ich hab’ Besuch“, sagte Gottfried sehr kurz an gebunden in den Hörer. Ich muß gestehen, daß ich mir ein Lä cheln des Triumphes nicht ver kneifen konnte. Ich richtete mich ein bißchen auf in den Ikea-Bettbezügen und sah Gottfried verstohlen von der Seite an. Es war so dunkel, daß ich ihn nur als Schattenriß wahrnehmen konnte. Plötzlich sackte sein Kopf auf seine Brust. „O Gott“, stöhnte er. O Gott

, hat er einen Herz anfall? „Seit wann weißt du es?“ stöhnte Gottfried. „O Gott! Na türlich. Sofort.“ Er legte den Hörer auf und schaltete das Licht an. Ich sah ihn an und erschrak: Er war um Jahre gealtert. „Meine Frau ist schwanger“, sagte er. Ich biß mir auf die Lippen. „Und was machen wir jetzt?“ fragte ich. „Wir müssen darüber reden, was wir machen. Ich fahr sofort zu ihr.“ Er sprang auf und zog seine Turnschuhe an. Ich tat schweigend ein gleiches. In rasendem Tempo nach Kreuzberg. An jeder Ampel stöhnte

Gottfried leise. „Bist du der Vater?“ fragte ich ihn vorsichtig. „Bist du wahnsinnig! Wie kommst du denn auf diese Idee?“ rief er entsetzt. „Meine Frau und ich, wir haben seit Ewigkeiten eine rein partner schaftliche Beziehung ohne Be sitzansprüche! Die Inge ist doch mit diesem Obermacker von der Baubehörde zusammen. Inge sagte mir eben, er hätte gesagt, er würde sich nicht wegen des Kindes scheiden lassen, er kön ne es sich auch nicht leisten, für ein Kind zu sorgen! Das muß man sich mal vorstellen

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Pagina 2 di 20
Data: 06.09.1972
Descrizione fisica: 20
MUMELTER 58 lm Zyklus „Dolomitentrilogie“ dritter Roman. „Die falsche Straße“, „Schatten im Schnee“ Robert seufzte und warf einen fragen den Blick zu Jakob herüber. Anschei nend war er sich über seine Entschlos senheit, an Gottfried ein Strafgericht zu vollziehen und ihm den Hals umzudre hen, nicht im Klaren. „Was soll ich mit dem Menschen an fangen?“ fragte er Rat suchend. Ja, was sollte man mit Gottfried an fangen? Jakob wußte es auch nicht. Aber alles ging viel einfacher, als sie dachten. Gottfried

erledigte die Sache im Handumdrehen, er sprang in bewähr ter Akrobatik durch die Maschen. Er blieb trotz seines ersten Schreckens, als er Robert und Jakob ankomraen sah, Herr der Lage. Gottfried konversierte gerade mit den Gästen auf der Terrasse. És war five o clock, Teezeit. Die Kapelle, Gottfrieds Jazzbandkapelle, spielte bei offenen Portalen in der Halle. Die herr liche Idiotenmusik ertönte bis heraus in den Sonnenschein und die Almwiesen. Robert rümpfte die Nase über diese ent artete Kunst

und die Menschen, die sich diesen Hottentottenkrawall überhaupt noch vorsetzen ließen. Nein, dieser Gott fried verdiente wahrhaftig keine Scho nung! Gottfried aber unterbrach sein Gäste- circle, eilte mit etwas aufgeweichten Knien ins Büro und wies Fräulein Ida hinaus. In seinen Stuhl geworfen, erwar tete er das Ereignis. Er kämpfte mit sei nem Tüchlein gegen den Angstschweiß auf seiner Stirne. Ein paar Augenblicke lang mochte er sich wohl dem Punkte nahe fühlen, nun Gottes Mühlen mah len zu hören

und mit seinen Faxen zu Ende zu sein. Lächerlich! Wenn es schon aufs Letzte ging, hatte er immer noch Trümpfe in der Hand, prächtige Trümpfe, die diese fatale Wechselge schichte geradezu genial erscheinen las sen mußten, ja zu einem Coup machten, vor dem Robert nur den Hut ziehen rfiußte?/ Nein, niemand sollte ihn zu Kreuz kriechen sehen, hiezu bestand kein Anlaß! Die Herren traten ein. Und Gottfried tat überrascht und erfreut. Er ließ sein Pferdeiachen sehen und bot Stühle und Kognak an. Ach, Robert kam kaum

zu Wort. Gottfried gestikulierte und dreht aufs Unschuldigste den Spieß um. Wie bitte? Ach so! Gut, daß er daran erin nert werde, er habe seit Tagen schön die Absicht, Robert von dieser Sache zu informieren. Nur die Beanspruchung mit der Saison habe dies immer verzögert. Leider ein Versäumnis, das bei Robert ein berechtigtes Mißverständnis herauf beschworen habe, lm übrigen sei die Sache kaum mehr der Rede wert und sozusagen erledigt. Gewiß, er habe Ro berts Unterschrift vorweggenommen, ein fach darum

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Pagina 20 di 20
Data: 19.08.1972
Descrizione fisica: 20
mit 9:6 Pkt. Mit Pauken und Trompeten startete England die neue Fußball-Saison überraschend gut Unb Idfe fallt ber öd>im ROMAN VON HUBERT MUMELTER 43 Im Zyklus „Dolomitentrilogie“ drittel Roman. Jakob lächelte nachsichtig. „Du bist ja selbst nicht dabei.“ „Leider habe ich es versäumt!“ knurr te Gottfried, über sich selbst und alle Welt erbost. Aus lauter Selbstherrlich keit und Trotz gegen die zugewanderten «chwarzbehemdeten Potentaten in der Fremdenverkehrsorganisation wie aller orts, die einem Gottfried

auch Schriftstücke von Banken auf dem Schreibtisch. Gottfried bemerkte sogleich Jakobs BÜck. „Dein Schwager Robert hat mich im Stich gelassen“, sagte Gottfried und wühlte mit der Hand in den Briefschaf ten. „Ich bin gezwungen, bei diesen ver fluchten Banken um Kredit anzusuchen. Ich verstehe Robert nicht. Es wäre doch ein todsicheres Geschäft, eine Gold mühle!" „Möglich“. meinte Jakob und wußte auch keinen Rat. Gottfried gestikulierte. „Was heißt möglich?! Hundertprozen tig! Ein Skilift und dergleichen

ist über haupt das Um und Auf! Man muß sich ja an den Kopf greifen, dies nicht ein zusehen!“ jakob erwiderte, dies sei alles gut und recht. Aber wenn Gottfried schon sehe, auf was für Schwierigkeiten er stoße, warum er sich dann so sehr versteife, mit seinem Kopf durch die Wand zu rennen? Warum er sich dann nicht doch mit der Gesellschaft vergleiche. Gottfried griff sieh entsetzt über die Kurzsichtigkeit und Beschränktheit Bru der Jakobs an den Kopf. Möglicherwei se war es der Kognak

zu sich und stand wieder im Leben. Er schob sogar Jakob sein Glas hin und munterte ihn auf zu trinken. „Begreifst du, daß i c h allein das Ge schäft machen muß. In mein Haus muß der ganze Segen fließen, der ganze Pas santenverkehr aus Katharina!" Jakob nickte. Diese Gedankengänge Gottfrieds waren zu verstehen. Was die Lawine und das neue Hotel ihm Ab bruch getan, sollte ihm der Skilift hun dertfach vergelten. Wenn es auch nur ein Grashalm wäre, es war zweifellos ein Sprung à la • Gottfried. Niemand konnte

ihm diesen verargen. Aber Gottfried machte Jakobs An teilnahme zunichte, indem er gleich wie der auf dem hohen Roß saß und allen Ernstes erklärte. „Auf den Fjord kann ich mich ja doch nicht verlassen. Dieser Carrd ist eine Enttäuschung.“ Jakob lächelte. Er fand es an der Zeit, sich zu verabschieden. Man konnte Gott, fried beim besten Willen nicht ernst nehmen. Er streckte Gottfried die Hand hin. Aber Gottfried empfand heute ein ungewöhnliches Bedürfnis nach brüder licher Aussprache. Er schenkte das Glas voll

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Pagina 6 di 14
Data: 21.03.1968
Descrizione fisica: 14
. Das war der im Augenblick brennendste von all seinen übrigen Plänen, die Gottfried haufen weise durch den Kopf spukten und sausten. Selbstverständlich mußte er Im Herbst eine Garage bauen! Der alte Wagenschuppen war einfach zu be schränkt und lächerlich für den enor men Autoverkehr. Mit jedem Amerikaner, der kam, zog Gottfried seine Preise an. Rosa sank beinahe in die Erde, wenn er damit zu prunken anfing, was er von diesem und jenem eingenommen habe. Daß man Gästen rein nach der Phantasie Rech nungen machen konnte

, das verstand sic in ihrem Alter nicht mehr. Zu ihren Zelten war man schlichter im Handel und Wandel gewesen. Zuweilen kam es ja vor, daß.der oder jener bei Erhalt der Rechnung große Augen machte und etwas erzürnt das Büro betrat. In diesem Falle war Gottfried unauffindbar und Sekretär Motz ließ wehmütig seine lange Pflugscharnase hängen, konnte bloß die Achseln bedauernd heben und erwäh nen, er selbst könne da nicht helfen und der Chef sei außer Hause. Wenn Gottfried später wieder erschien

und „plcasc“ sage. Ja, Mister Brown bedeutete überhaupt und in allem den Schmuck des Hotels. Dieser blonde Amerikaner war geradezu eine Perle, eine Schatzkammer von einem Klienten! Er äußerte sich, er bliebe bis zum Herbst. Außerdem wurde er zum reinsten Schauspiel durch seine verrück ten und wunderlichen Einfälle. Zum Bei spiel besprach er sich eines Tages ge heimnisvoll und in fließendem Englisch mit Gottfried. Ein paar Tage hernach entstand auf der Wiese beim See unten ein sonderbares Gerüst, ein Pferd

irrsinnig aus, noch dazu im Angesicht der Berge. Gottfried verriet den übrigen Gästen strahlend, der Amerikaner trainiere Polo und beabsichtige, dieses Spiel im Herbst in Brioni zu betreiben. Gottfried deutete uueh an, daß er selbst 'vielleicht auch hier auf dem Passe das Polospicl ein führen werde. |a, cs war erstaunlich und unerhört, was Gottfried alles zu bieten vermochte, leden Wunsch konnte er erfüllen, sobald er seinem Gaste die Brusttaschc durch leuchtet hatte und dieser sich würdig erwies

. Da erschien zum Beispiel eine Film gesellschaft. Sic beabsichtigte für ein paar Wochen zu bleiben und einen großartigen Bergfilm zu drehen. Gott fried war sogleich darüber im klaren, daß solch eine Filmgesellschaft für alles gut stand. Umso peinlicher empfand er, daß zur Zeit für den Leiter und Regis seur und seine Diva kein abgeschlosse nes Appartement mit Bad zur Verfügung stand, worauf dieser affenartige Mann besonderen Wert legte. Aber Gottfried verlegen? Nein, niemals! Er zeigte zwei anschließende

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Pagina 14 di 16
Data: 12.12.1967
Descrizione fisica: 16
aus St. Walburg im Ultcntal, die des Mordversuches an dem Bruder bzw. an dem Gatten angeklagt sind. Adolf Permann lebte zeitweise mit seiner Schwägerin Frieda Permann zusammen, die mit ihrem Mann, dem 44jährigen Gottfried Permann, in Zwietracht war. Das Verhältnis dauerte mit Unterbrechungen fast anderthalb Jahre und führte schließlich dazu, daß Adolf Permann mit einer Pistole aus dem Hinterhalt auf seinen Bruder Gottfried schoß und ihn schwer verletzte. Der erste Prozeßtag war mit der Einvernahme der beiden

Angeklagten und der Zeugen sowie einem Antrag der Verteidigung und einer Replik des Staatsanwaltes ausgcfüllt. Das Gericht zog sich daraufhin zu einer zweistündigen Beratung zurück und veranlaßte im Sinne der Verteidigung eine psychiatrische Untersuchung von Adolf Permann und ein ärzt liches Gutachten über die Natur der Verletzung, die Gottfried Permann durch den Rcvolvcrschuß erlitten hat. Der Prozeß wurde daraufhin auf einen noch zu be stimmenden Tag verschoben. Hier der Tatbestand: Am 3. Septem ber

1967, einem Sonntag, gingen Gott fried Permann, seine Frau und drei der fünf Kinder in einen Wald oberhalb St. Walburg, um Preiselbeeren zu suchen. Die Frau war etwa 30 Meter von ihrem. Mann entfernt, als gegen 11.30 Uhr vor mittag in unmittelbarer Nähe ein Schuß krachte, der den in gebückter Haltung dastehenden Gottfried Permann im Ge sicht traf. Der Mann sank schwerver letzt zu Boden. Das Geschoß — eine Kugel — war ihm durch die linke Wan ge gedrungen, hatte die Zähne und den Kiefer zerschmettert

, ob cs sich um einen Jagdunfall oder um einen Mordversuch handelte. Letzterer Ver dacht war naheliegender, zumal cs sich herausstcllte, daß Gottfried Permann von einer Pistolcnkugcl Kaliber 7.65 ver letzt worden war, einer Waffe, die man kaum zum Jägern oder Wildern ver wendet. Der Schuß war aus dem Dik- kiclH des Waldes aus nächster Nähe abgegeben worden. Bald brachte man Zum Mittelschulneubau in St. Ulrich In unserer Ausgabe vom Mittwoch, 29. November, veröffentlichten wir einen Bericht über die Eröffnung des neuen

. Als alle seine Versuche mißlangen, wandte er sich an den Carabinicrimaresciallo, der auch nichts unversucht ließ, um den Frieden zwischen Frieda und Gottfried Permann wicdcrhcrzustcllcn. Allein, vergebens. Die zwei ließen nicht mehr voneinander. Es kam schließ lich so weil, daß Frieda Permann zusam men mit ihren fünf Kindern und Adolf Permann nach St. Walburg im Ultcntal zurückkebrtc, wo sie im Hause ihres Bruders Josef Zöschg Unterkunft fand. Aus dem Bezirksgericht 20.000 Lire Geldbuße wird der 40 Iahte alte

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Pagina 4 di 40
Data: 16.10.1998
Descrizione fisica: 40
. ÈVA HELLER Beim nächsten wird a Fischer Taschenbuch Verlag GmbH 40 .icmn les anders Dabei könnten wir gewiß ei niges über unsere geheimen Wunschwelten erfahren. Außerdem sagte Gottfried, daß viele Studenten Schwierig keiten hätten, ihre politischen Überzeugungen in überzeugen de Bilder umzusetzen. „An was denkt ihr zum Beispiel, wenn ihr .Bürgerliche Institution' hört?“ fragte Gottfried und sah mich aufmuntemd an. „Standesamt“, sagte ich so fort. „Sehr gut“, sagte Gottfried, „man merkt

, daß du dir Ge danken gemacht hast.“ „Finanzamt“, sagte einer in der ersten Reihe. „Hmm“, sagte Gottfried nur. „Die christlich gesteuerten Kindergärten“, sagte eine Frau, die nicht strickte. „Bundesbahn“, sagte dann einer, und Beate sagte nach lan gem Nachdenken: „Einwohner meldeamt.“ Gelobt hatte Gottfried aber nur mich, das mußte wohl allen aufgefallen sein. Chlodwig fragte, wo man denn diese Visualisierungstheo rie nachlesen könne. Gottfried sagte, das könne er so aus dem Kopf leider nicht sagen - Psy chologen

hätten das festge stellt. Er würde sich aber bis zum nächsten Mal erkundigen. „Aha“, sagte ich so laut, daß es Gottfried hören mußte. Ich grüßte Gottfried nur kurz, als ich den Seminarraum verließ. Unterwegs dachte ich dar über nach, was Gottfried er zählt hatte. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es wäre, wenn Gottfried und ich Zusammen leben würden. Es fiel mir aber nichts ein. Jedenfalls nichts, was sich vom Zusammenleben mit Albert unterschieden hätte. Aber ich wußte, daß es mit Gottfried

anders sein würde. Ich überlegte, warum mir dann trotzdem nichts einfiel. Irgend wo hatte ich mal gehört, daß es Theorien mit begrenzter Reich weite gebe. Julias Theorie war mit Sicherheit sehr begrenzt. Zu Hause angekommen, rief ich sofort Julia an. „Bist du jetzt Beraterin von Gottfried gewor den?“ fragte ich als erstes. Sie lachte und tat, als ob sie nicht wisse, um was es ging. Ich sagte ihr ganz offen, daß ihre Theorie, man könne sich das, was man sich wünscht, bildlich vorstel len, daß dagegen abstrakte Normen

oder in der SPD oder die Probleme der Rentenpolitik in den In dustriestaaten... Und am Wo chenende geht man gemeinsam auf eine Demo oder ein Par teitreffen, und abends, zur Ent spannung, sieht man einen die ser superlangweiligen politi schen Filme, die nicht synchro nisiert sind, sondern nur Un tertitel haben... Soll ich dir noch mehr Tips geben?“ Ich war platt. Warum konnte sich Julia das alles so konkret vorstellen und ich nicht?! Klar, sie hatte Gottfried. Der Neid vernebelte mein Gehirn. Lösch

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Pagina 4 di 34
Data: 15.09.1998
Descrizione fisica: 34
ich was Besseres hatte. Was würden die Leute von mir den ken! Ich, eine sitzengelassene Frau... meine Feinde würden frohlocken. Niemals durfte das geschehen. 10 . Kapitel Die Tage waren so trüb wie die Tassen. Aber so plötzlich, wie die Sonne nach langen Win tertagen durch die Wolken bricht und allem Leben einen neuen Sinn schenkt, so verän derte sich auch mein Leben am folgenden Mittwoch! Ich hatte Gottfried Schacht schnabel nach dem Seminar ge fragt, ob er kurz Zeit hätte, weil ich ihn was fragen

wollte wegen meines Films. Er sagte aber, daß er leider gleich weg müsse, und fragte, ob mein Problem drin gend sei. Ja, das war es ei gentlich nicht. Ich hatte ihm die Titelvorschläge für meinen Film zeigen wollen und wollte wissen, was er dazu meint. Weil Gottfried sagte, er hätte es so eilig, daß er nicht mehr in den Dozentenraum im vierten Stock ginge, begleitete ich ihn zum Auto. Gottfried Schachtschna bel fährt einen alten Mercedes. In Jeansblau! Mit Jeans-Bezü gen! Sehen toll aus, die Bezüge

: handgefertigt, wahrscheinlich von seiner Mutter. Gottfried Schachtschnabel sagte, er müsse nach Kreuzberg. So ein Zufall! Da wohne ich ja! Gottfried sagte, ,er wohne in Lichterfelde, aber jetzt nach Kreuzberg, da könne er mich gerne ein Stück mitnehmen. „Komm, steig ein in meine Ka- pitalisten-Kutsche“, sagte er und lachte. Es war ein tolles Gefühl: Ich, die Studentin, neben meinem Dozenten in einem jeansblauen Mercedes. Ich guckte, ob uns vielleicht jemand aus dem In stitut sehen konnte. Es war toll

, ausgerechnet Chlodwig Schnell, Gottfried Schacht schnabels selbsternannter As sistent, kam über den Hof. Chlodwig staunt nicht schlecht, als ich ihm aus Gottfried Schachtschnabels Mercedes zu winkte. Ha ha. Wir kamen dann auf mein Problem mit den Filmtiteln zu sprechen. Ich sollte ihm die Ti tel vorlesen, weil er ja Auto fahren mußte. Zum Titel „Die Befreiung der Minna von Bam- helm“ sagte er, daß man da eben sehen müsse, ob er inhaltlich zum Film paßt. Da hatte er natürlich recht. „Die betonier ten

Schwingen einer befreiten Frau“ hielt er spontan für sehr hübsch, und der Titel hätte be stimmt eine sehr tiefe Symbo lik, sagte er. Den zweiten Titel „Meine Liebe zu Dir ist wie der sterbende Wald“, habe ich nicht vorgelesen. Es war mir peinlich, das Gottfried Schachtschabei vorzulesen. Außerdem fand ich, daß dieser Titel zu kommerziell klingt. Ich sagte Gottfried Schachtschnabel, daß der Titel „Der Geliebte der Revolutio närin“ von mir bevorzugt wer den würde. Aber ausgerechnet da hatte Gottfried

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Pagina 2 di 28
Data: 05.08.1972
Descrizione fisica: 28
in die Luft! Das müsse Robert und alle Welt doch begrei fen! Oder nicht?! Und Gottfried stieß statt des Feuers den Zigarettenrauch empört durch die Nasenlöcher. Robert nickte und ließ Gottfried ausnahmsweise recht behalten. Schließlich käme es ja mir auf die Ren tabilität an, meinte er gelassen mit der Autorität des gewiegten Geschäftsman nes. Er könne sich nicht recht vorstellen, wie sich ein solch immerhin kostspieli ges' Unternehmen bei den bloß ein paar hundert Betten am Passe rentabel ge stalten

könne. Bah! Gottfried gestikulierte. Er habe darüber seine erfahrungsgemäßen Berich te und seine Kalkulationen. Eine Seilbahn im alten Stil, wie sie die Gesellschaft vielleicht plane, wäre selbstredend ein Unding! Zu teuer in der Herstellung und zu teuer im Betrieb. Aber diese mo dernen Modelle nach dem Prinzip der Paternosterbahnen, wie sie ja schließ lich auch im Krieg schon verwendet worden seien, hätten sich in der Schweiz für den Skibetrieb als unge heuer rentabel erwiesen und amortisier ten

- kenderes vorstellen als diesen Ausflug, der ihnen eine Skiabfahrt von fast 1000 Metern Höhenunterschied ohne einen Schritt zu steigen verschaffe?! Nein, selbst Robert konnte sich nichts Verlockenderes vorstellen. Gottfrieds neues Luftschloß war jedenfalls ein leuchtend, wenn man an die unaufhalt same Prosperität des Fremdenverkehrs glaubte. Dahin äußerte er sich. Ecco! Gottfried hielt nun Roberts Zustimmung für den günstigsten Mo ment, sein Anliegen zur Sprache zu brin. gen. Nun werde Robert wohl

begreifen, warum er jedes gemeinsame Projekt ab lehnen müsse und worum es ihm gehe. Habe er den Skilift sozusagen im eige nen Haus, sei er imstande, aufs neue seine Monopolstellung zu behaupten und jeden Eindringling am Paß zu zei.reten! Jawohl! Und dies sei man ja wob] auch der Ehre der Familie und aller Altein gesessenen hier am Passe schuldig. Und deswegen hätte er auch gerne mit Robert unter vier Augen gesprochen. Bitte, sagte Robert und erhob sich in seiner Größe und stand Gottfried zur Verfügung

. Gottfried zerdrückte eilfer tig seine Zigarette und sprang auf. Er verzog nun doch etwas befangen seinen Froschmund und sagte zu Marianne Par don, ehe er Robert ins Innere des Hau ses folgte. Vor Aufregung mußte er sich wieder die Stirne betupfen. Ach, irgend wo steckte in ihm noch der Lausbub und Liftboy. Ein atavistischer Respekt seiner Jugend vor der Familie Waldner saß ihm im Nacken, wiewohl er sich als verschwägert fühlte. Nun? fragte Robert wohlwollend und väterlich lächelnd, wiewohl ihm Gott

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Pagina 11 di 16
Data: 08.08.1972
Descrizione fisica: 16
einhergewandelt, klein und rund und seelenvergnügt mit seiner Zigarre im Mundwinkel. Nichts an seiner Erschei nung verriet den Bösewicht, der er war. Und dann betrat er aufgekratzt und voller Unschuld das Büro, schüttelte Gottfried die Hand und schien eitel Freude, den verehrten Kollegen endlich anztltreffen und nichts anderes im Sinne zu haben, als mit ihm Uber das herrliche Frühlingswetter zu plaudern. Gottfried wies Fräulein Ida mit einem Blick aus dem Büro und bot zähneknir schend einen Stuhl

an. Und zähneknir schend bemerkte er das faschistische Parteiabzeichen ira Knopfloch dieses lächelnden Schweizers oder woher er auch kommen mochte. Bedeute dies eine Drohung?! Keßler hatte wohl Gottfrieds Bück bemerkt, er entschuldigte sich so gleich heiter, gewohnheitsmäßig, er nabe derzeit soviel mit verschiedenen Behörden zu tun, daß er diesen „Sesam öffne dich Käfer“, um ihn nicht notfalls xu vergessen, auf seinem Rocke belasse. Gottfried schnitt eine Grimasse, Tja, er habe schon einmal vorgespro chen

, aber nun erst gestern von der Rückkehr Gottfrieds erfahren. Darum habe er sich heute gleich aufgemacht. Hoffentlich störe er nicht gerade drin gende Erledigungen. Nicht? Dann dürfe er sich wohl erst noch eine Zigarre ent zünden. O, bitte! Gottfried reichte sogar eigen händig das Feuer und schnaubte un merklich vor Erregung. Direktor Keßler bließ den Rauch ver gnügt und mit übergeschlagenen Beinen von sich. Tja, nach aller Plage und Hetzerei sei er nun endlich soweit, an die Eröffnung des Hauses zu denken

. Die Gesellschaft plane aus diesem Anlaß eine Festlichkeit, hauptsächlich der Be hörden wegen. Er dürfe wohl heute schon, auch im Namen der Gesellschaft, vorläufig eine mündliche Einladung über mitteln und ihm seine und der Gesell schaft Wunsch nach guten nachbar schaftlichen Beziehungen aussprechen. Gottfried nickte mit verbissenen Zäh nen und tastete nach seinem Brusttuch. Sollte er den Mann gleich erwürgen?! Wo hinaus wollte der Mensch?! Keßler lachte jovial und wechselte seine überschlagene Betnsfellung

, was ihm bei seiner Figur nicht unbeträcht liche Mühe bereitete. Mit der Zigarre zwischen den Fingern machte er dann eine Bewegung zu Gottfrieds Knie hin, als hege er den freundschaftlichen Wunsch, seine Hand darauf zu legen. Tja, er verstehe vollkommen, daß da einige Vorurteile zu überwinden seien. Schließlich lasse sich nicht leugnen, daß das „Hotel Rocca“ für Gottfried einen Stein des Anstoßes und unwillkommene Konkurrenz bedeute. Tja, aber nun wäre es einmal so und nicht anders, und nun wäre

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