Regierungskrise «Heute die neue Regierung!» lautete am Dienstag die Ueberschrift mit großen Lettern, über fünf Spalten, auf der ersten Seite des «Popolo», des christlichdemokratischen Partei organs. Am nächsten Tage, über die ganze Seite: «Die Regierung Pella zurückgelreten.» Wie konnte sich die maßgebende Zeitung der Regierungspartei dermaßen täuschen? Oder hat sie sich gar nicht so getäuscht, und wollte man nur, nach einer leidigen Gewohnheit, die im Schoße der Partei herrschenden Gegen sätze
bis zum letzten Augenblick vertuschen, in der Hoffnung, daß sie sich doch noch aus- ausgleichen würden? Daß sie bestanden, wurde schon durch die Länge und Schwierig keit der Verhandlungen bewiesen, welche der geplanten Regierungsumbildung vorangingen, auch nachdem angeblich vollste Einigkeit zwi schen Pella und der christlichdemokratischen Parteileitung hergestellt worden war. Diese Einigung bestand anscheinend in der Ueber- einstimmung der Meinungen, daß die Regie rung teilweise umgebildet werden solle
. Aber beim «Wie» waren die Meinungen schon wie der geteilt. Pella hätte anscheinend gerne eine ziemlich weitreichende Umbildung durch geführt, welche ungefähr die Hälfte der Mini sterposten umfaßt hätte. Er mußte sich schließlich mit der Hälfte begnügen, und gab in diesem Punkte dem Wunsche der Partei leitung nach. Aber, um ein jetzt oft gebrauch tes Bild zu gebrauchen,- die «Bananenschale», bei welcher er ausgerutscht und über die er gestürzt ist, war schließlich, wenigstens von außen gesehen,.nur mehr
die Frage einer Person, nämlich des Landwirtschaftsministers. Die Partei wollte an dem bisherigen Land wirtschaftsminister Salomone festhalten, der als Vorkämpfer der Agrarreform und ihrer Fortführung auf der bisherigen Linie, Auftei lung des nicht genügend genutzten Großgrund besitzes, angesehen wird, Pella wollte ihn durch Aldisio ersetzen, der auf diesem Gebiete anscheinend langsamer Vorgehen möchte, und daher den Monarchisten genehmer wäre, deren Vertreter sich ja zum guten Teile aus Kreisen
der Großgrundbesitzer rekrutieren. Es kam nun soweit, daß sich einerseits die christlichdemokratischen Abgeordneten und Senatoren auf die Beibehaltung Saiomones versteiften, während Aldisio auf den Posten des Landwirtschaftsministers, den ihm Pella versprochen hatte, auf keinen Fall verzichten wollte. Und so wurde, zunächst auf Grund dieser Personenfrage aus der Regierungs umbildung, bei welcher nur einzelne Minister ausgewechselt worden, die Regierung als Gan zes und ihr Präsident Pella aber im Amte geblieben