Seite 2. Nr. 120. Donnerstag, „Brixener Chronik.' 7. Oktober 1909. AÄI. Jahrg. Ueberzeugung gelangen, daß innerhalb der christlichsozialen Partei der Klerikalismus keinen Platz finden kann und darf.' Güssen bau er hat auf diese seine Aus führungen vom führenden christlichsozialen Organ in Oesterreich, der „Reichspost', sowie von sämt lichen bedeutenderen Blättern der christlichsozialen Reichspartei, auch denjenigen in den Provinzen, eine Zurechtweisung erfahren müssen, wie sie etwa Schulkindern
zuteil wird. Die „Reichspost' schreibt, daß Herr Gussenbauer erst mit der Ein verleibung des linken Donauufers der christlich sozialen Partei zugeführt wurde und daß er noch sehr die Eierschalen des Judenliberalismus an sich trage. „Ein .Antisemit', der ... . nach dreißigjähriger Aufklärungstätigkeit der christlich sozialen Führer, nach dreißigjährigen Beweisen, wie das liberale Judentum das Schlagwort vom ,Klerikalismus' erfunden hat, um das christliche Volk zu spalten, wieder die alten, törichten
Redensarten vom ,Klerikalismus' vorbringt, sogar gegen Parteigenossen vorbringt, muß noch sehr viel lernen, bis er zu Betrachtungen über die ,Leitsätze des christlichsozialen Parteiprogramms' sähig ist. Wir wissen uns mit allen Führern der christlichsozialen Partei einig, wenn wir diese Expektorationen auf das ent schiedenste als einen gröblichen, wenn auch unzureichenden Versuch, Zwietracht in die Reihen der Partei zu tragen, ver urteilen. Da auch nicht der Schein bleiben dars, als wäre es einzelnen Fron
deuren erlaubt, beliebig gegen die Partei sich zu vergehen, muß im Namen der erdrücken den Mehrheit der christlichsozialen Partei anhänger der bestimmte Wunsch ausge sprochen werden, daß diese Vorgänge offiziell bereinigt werden.' Selbst das „Deutsche Volksblatt', das Organ des linken (nationalen, antisemitischen) Flügels der Christlichsozialen, das um die Nieder ringung des Judenliberalismus in Wien immer hin manche Verdienste für sich in Anspruch nehmen darf, weicht für sich der Frage
aus, ob die christlichsoziale Partei antiklerikal sein müsse, und schreibt nur, daß sie nicht klerikal ist: „Die christlichsozlale Partei in Wien hat ihre Parteigenossen aus allen christlichen Kon fessionen genommen, sie ist niemals eine aus gesprochen katholische Partei gewesen. Und was den Klerikalismus als solchen an belangt, liegen unzählige Enunziationen aller Führer vor, die mit großer Ent schiedenheit den von den Gegnern erhobenen Vorwurf klerikaler Tendenzen zurückw eisen. Tatsächlich hat die Partei — wir müssen