mit Lebensmitteln. ISIS Die Hreuzträger. Von dem nach dem südlichen Oesterreich ent sandten Spezialberichterstatter des „Berliner Tageblattes' Arthur Holitscher. Tirol, im April. Ich komme durch die kleine Bindergasse, da hat sich eine Menschenmenge vor mir gestaut und versperrt den Weg zwischen den Häusern. In ihrer Mitte hantieren ein paar hechtgraue Soldaten mit einem Gegenstand,- er hebt sich über die Köpfe hinauf, wie der riesige Griff ei nes plumpen Schwertes, es ist ein großes Kreuz von Holz. Die Menge
macht Platz und das Kreuz senkt sich, gerade wie ein Schwert, aber nicht wie eines, das Wunden schlagen, sondern eher wie eines, das den Ritterschlag geben wtst, auf die Schultern der Hechtgrauen nieder. Sie zie hen mit ihrer Last die kleine Gasse hinunter, nach dem Platz, und weiter. Das Kreuz zeigt auf der Seite, die mir zu gewandt ist, die Naturfarbe des Holzes, das starke, harzige Gelb, mit dieser Seite wird man das Kreuz an die Wand stellen, wenn seine Mission erfüllt
sein wird. Die andere Seite nämlich ist von oben bis unten fast gänzlich mit schparzen Nägeln vollgeschlagen. Wien hat seinen Wehrmann in Eisen, im frommen Tirol haben die Städte Kreuze zim mern lassen, in deren Holz ein jeder, der die Kriegswitwen und -waisen bedenken und be schenken will, für seine Nickelmünzen Nägel einschlagen darf. Der Museumsverein hat die? ses Kreuz, das da vor mir getragen wird, ge stiftet. Die Leute, die in künftigen Iahren und Jahrhunderten auf ihrem Weg nach den roten Bergen dieschöne alte
finden können. Nur keinen idealisierten Leidenskopf soll er in den Raum hineinsetzen, den die Nägel ausgespart haben. Ueber den grauen Mützen der vier Soldaten steigt der Arm des Kreuzes, schwankt das schwere Kreuz die Gasse entlang, quer Über den Platz mit den burgartigen Häusern, hinein in das Gäßchen, wo die Lauben sind. Nur wenige Leute folgen den Kreuzträgern durch die abendliche Stadt. Die Viere sind untersetzte, nicht gerade stämmige Burschen, der Menschenschlag hier herum ist kräftiger
und weisen die Spuren von Nächten in Gru ben, von Schneewetter und Regenguß in den Bergen, von hilflosem Liegen auf blutigem Stroh, von langem Fahren in Verwundeten zügen auf. Zuweilen stockt der Takt der Schritte und das Nägelgeklirr kommt auseinander. Einer bückt sich zu tief unter der Last, will den Schritt verändern, schiebt das Kreuz mit einem Ruck höher über seine Schulter hinauf. Dann er tönt ein kurzer, keuchender Ruf aus dem klei nen Zug der Kreuzträger bis zu mir, der ich in der Nachhut