Seite « Dienstag, den 5. Oktober »!« (Nachdruck verboten^ Im Wahn der Roman von Ludwig Vlümcke. Ach, jetzt hätte er all die Zeichnungen, die drüben fertig im Schreibpult lagen, zerreißen und verbrennen mögen als etwas höchst Un brauchbares. — Diese entsetzliche Laune — da pochte es ganz leise an die Tür. — Gewiß das Mädchen ,das abdecken wollte. — Barsch rief er „herein!' — Aber was bedeutete denn das? — Helles Licht flutete urplötzlich in sein halb dunkles Stübchen, ein Licht, wie wenn hundert
er der schwesterlichen Freundin gegenüber, die auf einmal eine andere für ihn geworden war. Ja, eine andere. Das wußte er in diesem Augenblicke ganz genau. Gewiß wußte auch sie es. Warum wäre sie denn sonst so zaghaft, so verlegen gewesen, warum stotterte sie fast ängstlich: „Denke nur nicht» Werner, daß ich komme, um mich dir in meinem Putz zu präsentieren. Du weißt doch, daß ich keine Zierpuppe bin. Aber ich hielt es für meine Schuldigkeit, dir auch eine Flasche Sekt und etwas Obst herauf zubringen. Du bist gewiß
hatte, ihre beiden Hän de, schaute ihr mit verklärten Blicken ins glü hende, wunderliebliche Antlitz und rief mit bewegter Stimme aus: j ..Ella, du liebes, einziges Mädchen! — Ja, es ist wahr, ich fühlte mich, obwohl das undank- ! bar sein mag. etwas zurückgesetzt und war — ! riesig eifersüchtig auf den Assessor, wenn ich j ganz ehrlich sein soll. Aber nun bin ich über- ! glücklich, du Gute, daß du mich nicht vergessen ! hast und es mir offen sagst, es wäre dir lieber ! gewesen, wenn die beiden Herren
in der Stadt ! g-'blieben mären. Ella - ach. ich war nie- ! mals ein Schmeichler — aber ich muß es Dir > gestoben: Ich bin ganz binnerissen von deinem ' Anblick?' ' ! Ihr Gesicht färbte sich noch um einen Ton ! dunkler, und ein leiser Schlag ihrer zierlichen Hand traf strafend seine Wange. Dann wollte sie eilends wieder verschwinden. Doch er hielt sie fest an beiden Handgelenken, und ohne daß sie es ibm wehren konnte, brannte ein beißer. inniger Kuß auf ihren Purpurlippen. ^ „Das sei der Dank, du liebes
Mädchen!' flüsterte er dann, und plötzlich hatten seine Ar me ibre bebende Gestalt fest umschlungen und nn sein wild pochendes Herz gedrückt. Sie befand sich ganz in seiner Gewalt, gab allen Widerstand aus. wehrte es ihm nicht, daß er nun auch ihre Wangen, ihre Stirn, ihre Au gen küßte, ihr hundert Kosenamen ins Ohr flü sterte und sich wie närrisch benahm. O sie fühlte es ja, wie unsagbar lieb er sie Hatte. Und das machte sie selig^ denn für ihn allein schlug ia nur ihr Herz, schon längst, schon ehe