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Bozner Zeitung
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Pagina 1 di 4
Data: 30.06.1887
Descrizione fisica: 4
blieb ich. Um späte?'Höllenqualen zu erdulden, um aus einer Verzweiflungindie andere zu fallen. Julius rufe Dir ins edächtniß zurück, wü Du mich leiden sahst, wie Du selbst den Grund meiner Unruhe, meines Kummers nach forschtest, frage Dich, ob es mein wirkliches Ich war, das Dich systematisch verletzte und kränkte? Ich bin Mehr als irrsinnig gewesen seit Dir die Todtgeglaubte so plötzlich entgegentrat ' Er zuckte die Achseln unangenehm berührt, so oft das Bild des jungen Mädchens mit hinein gezogen

wurde in den Kreis des Gespräches. .Du hast geerntet, was Du selbst säetest,' ver setzte er mit abweisendem Tone. „Aber habe ich nicht auch gebüßt, Julius?' Er sah sie plötzlich an, zum erstenmal seit sei nem Kummer. „Wie oft war der Herr hier im Hause?' fragte er^ ^Einmal außer heute — an jenem Abend als ich krank würde-' ' „Und Du gabst ihm schon damals Silberzeugs' fuhr , er fort. „O Julius — Du folterst mich!' Sie hätte sich ihm genähert und umklammerte mit. ihren heißen, bebenden Händen

seinen Arm. ^Julius sprich nicht mit diesem kalten unna-- türlichen Tone! Du weißt nun Alles - ich schwöre Dir mein ganzes Innere liegt offen vor Deinem Blick: — Hab' Erbarmen, verstoße mich nicht! Wenn Du mir zur Seite stehst, ist jene Möcht über mich gebrochen — wir können noch glücklich sein, Julius.' Er zwang sie, von ihm abzulassen. „Schweig! Das ist vergebens! Wir trennen uns aus immer, aber ich werde Dich vor der Wett schonen, ich —' „Julius!' Ihre Stimme klang heiser, unverständlich „Julius

, bist Du selbst rein, daß Du so ge trost zu richten wagst?' Er fühlte es, daß alles Blut ihm ins Gesicht trat ^ er biß die Zähne zusammen vor heftiger Erregung. „Geh'! — Laß das Alles - wir sind ge schiedene Leute. Beide unglücklich, aber doch auf immer getrennt.' ' Sie schüttelte den Kopf, ihr Blick suchte be harrlich den seinen, ihre Hände hingen znfammew- gefaltet lose herab. ' ' „Du kannst mich nicht verstoßen, Julius! — Sieh mich an. Du kannst es nicht!' Er trat zum Fenster und lehnte erschüttert die Stirn

gegen das kalte Glas. Was sie ihm jetzt sagen wollte, das zerriß sein Herz. Mahnte es schon — er hatte nur nie die richtige Stunde gefunden, um mit ihr darüber zu sprechen; jetzt erschien ihm die Botschaft des Glückes wie ein drohendes, schreckliches Gespenst. ' ^ Mir wollen die Zukunft vorderhand nicht zu , ' >. I'. l» I'I '>! - unterscheiden versuchen,'' sagte er Pause. ^Bleibe hier. — ich miethe für mich eine andere Wohnung.' „Und Deine Mutter?' fragte sie schaudernd. „Julius, Deine Mutter?' Er ging

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Pagina 7 di 8
Data: 07.03.1871
Descrizione fisica: 8
bin? — Nur, um mir Gehorsam zu verschaffen. Mäzen -Sie keimn Flucktversuch, mein Diener würde die Waffen anwenden; außerdem sind alle Thore beseht, -Sie werden daS Freie nicht erreichen. Das Erscheinen der Polizei hatte die Domestiken 1)eS Hotels herbeigelockt. Man kann sich das Erstau nev dieser Leute denken, als sie den eleganten Fremden Her Abends zuvor in einem fürstlichen Hofwagen zum Concerte abgeholt, jetzt von der Polizei umgeben er» blickten . . . Der arme Julius verlor seine Fassung, denn das Aussehen

war ihm um so peinlicher, als auch Lucie darunter leiden mußte. Ja diesem Augen' blicke ertönte dir Holelglocke, ein Zeichen, daß Reisende oukamen. Der Wirth erschien, gehässige Blicke au dkn Gast werfend; er fragte, wer die Rechnung bezahle. D-r Polizei.Commissär, der tas Zimmer verschlossen hatte, übernahm die Antwort. — Diesen Schlüssel nehme ich mit mir; die Effect«» des Herrn von Stern werden unangetastet Hleiben. — Mein Herr, r-ef Julius, Sie wollten das Aus sehen vermeiden . . . — So weit es möglich

ist. Bleiben sie vahe an -meiner Scile, d:r Diener wird uns folgen. Als der Zug sich in Bewegung setzt', kam eine Dame die mit Decken belegte Treppe herauf. Julius «kannte sofort die Präsidentin. . . . Bestürzt blieb «r stehen. — Vorwärts! befahl der Polizist. — Warten Sie stammelte die Dame, warten Sie'. Frau Bertha begriff Alles, sie hatte den jungen Mann erkannt. Der erstaunte Commissar sah sie fra gend au. — Ich muß mit Ihnen sprechen, mein Herr, fuhr die Dame fort. Gott sei Dank. daß ich zur rechten

Zeit gekommen bin! Begleiten Sie mich in ein Zim mer, hier ist der Ort nicht ... Ich werde Ihnen tzarthun, daß Sie einen Unschuldigen verhaf en. — Wer sind Sie? — Die Präsidentin von Kroning. Der Commissär entschuldigte sich wiederum mit seiner Amtspflicht und bat die Dame, sie möge sich aus das HZolizei-Amt begeben. — Wo ist Lucie? fragte leise Frau Bertha. HuliuS bezeichnete das Zimmer. — Sie ist als» hier? — J°- — Gehen Sie; ich folge Ihnen sofott, um Ihre Befreiung z« bewirken. Julius entfernte

, ik mir der Beweis geworden, daß ich ausreichende Befähigung besitze, als Sängerin mein Brod zu erwe»ben . . — Denke nicht daran! — Und doch, Mutter! M-in Entschluß steht fest, und Du wirst mir helfen ihn auszuführen. Du mußt es, Mutter! Die Präsidentin sah betreten die Tochter an. — Warum muß ich es, mein Kind? — Weil wir Julius von Stern Genugthuung schuldig sind. — Mein Gott! Deute ich Deine Worte recht... — Seine Ehre ist gebrandmarlt, man hat ihn öffentlich eines gemeinen Verbrechens beschuldigt

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Pagina 8 di 8
Data: 03.03.1871
Descrizione fisica: 8
Vorliebe hange. Sie erfreute sich während der Nacht eines ruiüxen SHlummerS und erw-chte neu gestärkt an Geist und Körp.r. Julius beobachtete eine Zurück haltuno, die ihm nöthig erschien, um nicht Anlaß zu compromittirenden Deutungen zu geben. So gern er die G-liette am folgenden Morgen auch begrüßt hätte, er blieb doch in seinem Zimmer und beschäftigte sich mit der Durchsicht neuer Concert'Compositioven, die er demnächst v?r;ut'agen gedachie. Lucie schrieb einen Ä.ief an die Mutter

, Andeutungen über daS von ihr gebrachte Opfer zu geben, damit Julius voll' kommen gerechtfertigt werde. Der Fall war kritisch, ihre Gewandtheit im Stylisiren reicht« nicht auL. Eine schmerzliche Stimmung bemächtigte sich ihrer, sie miß billigte das Verfahren der Mutter, das so großes ' Elend angerichtet hotte. Unter Thränen las sie wie derholt den angefangenen Brief, den sie dann zurück legte, um von Neuem zu sinnen und zu überlegen. — Wie glücklich könnte ich sem, flüsterte

- gedacht hotte. Während sie sich im Geiste mit H>em Elternhause beschäftigte, zeigten sich die Wir kungen deS Steckbriefs, der so rasch als nöthig nicht aufgehoben werden konnte. Julius, gemählich eine Wgarre rauckend, lag auf dem Sopha. Da ward, «hne daß eine Anmeldung erfolgt war, die Thür geöffnet. — WaS soll das? fragte ausfahrend der Künstler, ten es unangenehm b riihrte, daß seine schönsten Träume von Glück uud Liebe zerstört werden. Ein Polizei-Commissär, kenntlich an -der Uniform, Paud

- — Sie haben den Namen „Julius von St.ru- tu daS Fremdenbuch eingetragen. — E« ist mein Künstler-Name, den zu führen ich berechtigt bin, wie Sie auS dem Passe ersehen werden. Daß ich Künstler bin, habe ich gestern Abend indem Hofconcerte bewiesen. — DieS Letztere zu m tersuchen ist meines Amtes «icht. Mir genügt zu wisse», daß Sie Julius von Westernthal, genannt Stern, sind, der als Clavier- Virtuos reist. --- Der bin ick', wie ich damit bekenne. ^ — Man verfolgt Sie steckbrieflich eines bedeu t°uden Diebstahls

vor sich zu haben; schien es doch, als ob dieser Edel mann die Verhaftung vorausgesehen habe. Selbst in dem Falle, daß er schuldlos war, mußte der Ver- Haftbefehl ihn erregen . . . Julius sah ruhig sinnend vor sich nieder. — Herr Commissär, ich bitte Sie um eine Gefäl ligkeit, sagte er nach kurzer Pause. — Was ist's? — Sie begreifen, daß ich daS Aufsihen vermeiden muß .... Ich gedenke, im nächsten Hosconcerte zu spielen . . . DaS obwaltende Mißvcrständniß wird sich zu meivkn Gunsten lösen . . . Gestatten

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Pagina 1 di 8
Data: 09.07.1887
Descrizione fisica: 8
: des Geliebten war, welche auf kurze, flüch tige Minuten noch einmal ihre Seele zurückrief vomden^MrW-dS'.TVdiS-?''-- Er legte saM den Änn um ihre Schulter und zog sie zu sich. Seine Rechte suchte und fand die Wge, aber er sprach kein Wort. Sie erkannte ihlt gleich, aber ihr schien vielleicht das, was sie sah zu schön, um es fiir Wirklichkeit zu halten. Erst ganz allmählich brach 'sich die Freude Bahn. „Julius, bist Du gekommen, um mich in Dei nen Armen sterben M. lWnM' Und er sagte Ja! Er wagte

nicht, versuchte nicht, sie zu täuschen. Seine Lippen berührten ihre Stirn, er beugte sich tief zu ihr hinab. „Laß das Vergangene, Lisa! Laß es Alles ! Vergieb mir, wenn ich Dich gekränkt Habe.' Elisabeth lag regungslos, glücklich, selig, noch einmal im Augenblick des Scheidens, voll Friede und Klarheit nach so langem, schwerem Kampfe. Ihre Hand schmiegte sich in die seine, ihr Kopf lag an seiner Schulter — sie lächelte fast heiter. ,Lch habe meinen Jrthum erkannt, Julius/ sagte sie leise, .ich Heiß

jetzt, daß der Tod für mich zur Wohlthat wird. Die Lüge gibt keinen Frieden. Wer sich auf sie stützt, der betrügt sich selbst. Vielleicht bin ich eine Andere. Bessere geworden, seit das Unglück hereinbrach, vielleicht wäre ich nie so tief gefallen, wenn ich Dich frü her kennen gelernt hätte!* Er versuchte sie zu beruhigen, aber Elisabeth schüttelte, den Kopf. „Laß mich sprechen. Lieber — meine Augen blicke sind gezählt. Julius, ich habe Dich ge liebt, seit Du mir entgegen tratest, und ich werde Wich lieben

, so lange meine Seele lebt. Kannst Du mir verzeihen, daß dieses Gefühl stärker war als alle Redlichkeit, als jede andere Rücksicht ? Ich mußte wählen zwischen Tod uud ^ Leben, meine Kraft reichte nicht aus, um die Versuchung zu besiegen!' Ihre »Stimme erstarb im Flüstern. Julius küßte die Worte von ihren Lippen. „Ich habe Dir Alles verziehen, Lisa, ganz und vollZl-^! Gottweiß eS> ich verstehe Dich und Deiw Schickfal. Du Arme tausend Andere, GPckKH«e»»vörü» rerW'ik Wiei-Ml? > Sie athmete schwer

. .Es ist alles gut so!' hauchte sie leise: „Was das Leben versagt^ schenkt gnädig der Tod. — Du wirst glücklich sein, Julius! Ich bitte den Himmel, Dich und Deine zukünftige Fran zu segnen — ihr reines 'Herz, ihre höhe sittliche Kraft sind die Bürgen Deines Friedens. Anna liebt Dich —' Ueber sein Gesicht schlug eine Flamme. ,Hu folterst mich, Lisa,' sagte er gepreßt „Ich stehe mit ihr in keiner Verbindung, ich weiß gar nicht, wa sie sich seit ihrer Abreise von hier überhaupt befindet.' Die Sterbende hob mühsam

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Pagina 1 di 8
Data: 18.06.1887
Descrizione fisica: 8
, wenn erst die Poli zei Dich fragt.' Julius fühlte die Nothwendigkeit einer Ein mischung; er mußte sein Gesicht dem Anderen zei gen, obgleich er wußte, daß es ohne Worte Alles verrathen würde. Malther sagte er tonlos, „Walther, Du irrst. Dieser Herr ist ein — langjähriger Bekannter von mir. Ich behandelte ihn einst im Spital von K. und habe ihn in höchst ehrenvoller Stellung anch später wiedergesehen, Du verwechselst ihn mit jenem Änderen. Dich täuscht eine Aehnlich keit, Herr —' „Robert Webs!' half

der Fremde ein. „Herr Robert Webs kann unmöglich Geld ge stohlen haben. Du solltest ihn vielmehr um Ent schuldigung bitten, Walter.' Der junge Postbeamte schüttelte den Kopf; er hatteHas Gezwungene in dem Tone seines Freun des längst bemerkt und hielt ihn jetzt für das Opfer einer plumpen Mystifikation. „Julius,' rief er, „so wahr ich lebe, es ist der Kerl! Die Stimme, die Haltung, der Blick — ich kann mich unmöglich täuschen!' Julius legte seine Hand auf die des Anderen, schwer und eiskalt, als sei

sie die eines Todten. „Doch, Walter! doch!' sagte er. „Du irrst vollständig.' Und sich in dieser Stellung dem Fremden zu wendend reichte er ihm das Blanquett. ,Hier Herr ' ^Julius!' rief außer sich der Postbeamte. — „Julius Du kennst faktisch gar nicht den Namen dieses Betrügers! — Laß Dich doch warnen, ehe möglicher Weise Dein Ruf durch die Verbin dung mit einem Gauner unheilbaren Schaden er leidet!' Der Doktor zuckte zusammen. Seine kalte, schwere Hand legte sich kälter und schwerer um den Arm des Andern. „Laß

er abermals das leichthewegliche Blut des ehe maligen Offiziers in schnelleres Tempo. „Julius ich handle auf eigene Verantwortung ich laufe ihn, nach — es ist ein Dieb, so ge wiß ich vor Dir stehe!' Der Doktor hielt Keine Hand fest. „Bleib!' rief er beinahe befehlend. — „Ich will es!' Und dann, nachdem ihn der Andere mit wort losen Erstaunen angesehen, fügte er hinzu: „Walter ich bin krank — bitte mir zu Liede Doktor Helms um seinen Besuch für meine Haupt- sächlichsten Patienten — er kennt

sie alle —' Der junge Freiherr nickte. „Ich gehe sogleich, Julius, aber ich bin Dein Freund nicht mehr? Hast Du mir über diese seltsame Angelegenheit Nichts anzuvertrauen?'^ Ein stummes Kopfschütteln war die einzige Antwort. Stunden vergingen bevor Julius Ruhe und Festigkeit genug erlangt hatte, um seine. Frau im Schlafzimmer aufsuchen zu können. Er satz am Fenster und sah starr hinaus gedankenlos vor Groll und Kummer, tödtlich getroffen von diesem unerwarteten vernichtenden Schlage. Nur ein einziger Heller

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Pagina 2 di 8
Data: 14.05.1887
Descrizione fisica: 8
von Dir — Fräulein Anna Herbst!^ Minuten vergingen, aber Elisabeth's Antwort blieb aus. Sie versuchte umsonst zu sprechen, die Kehle versagte ihr den Dienst. Als) doch! - Doch „Wir haben bereits die beiderseitigen Stamm; bäumf gründlich untersucht/ fuhr Julius fort. .Eine.Verwandtschaft scheint demnach nicht zu bestehen.' Elisabeth starrte mechanisch in die Kohlen am Herd. — Keine Verwandtschaft, und Julius hegt offenbar nicht den mindesten Verdacht — was war das? Wieder entstand mit ein«» Schlage, die kaum

besiegte Unruhe der letzten zweifelvollen, quälen den Vergangenheit. Gin Wort, das Julius sprach, schien Plötzlich gleich einem Todesurtheil all' ihr Glück, ihr Hoffen zu vernichten; das andere brachte nur Ungewißheit, neue Kämpfe. „Woher kommt deon das arme Geschöpf?' fragte sie möglichst gelassen. „Aus Hamburg', antwortete er sorglos. Die die Fremdenindustrie bildet. Ich bin der letzte, welcher der Meinung huldigt, daß das Volk nicht sich .elbst helfen soll, wo es kann und daß hin ter ihm stets

, Alles. Es ist empörend, daß sich die Spitzbuben auch nicht scheuen, Todte und Ster bende auszuplündern.' Julius wollte, nachdem er nochmals die kal ten, bewegungslosen Lippen geküßt, sein Zimmer wieder aufsuchen, aber Elisabeth hielt ihn zurück. Im Angesichte der Gefahr erwachte ihre Energie ihr Selbsterhaltungstrieb, vielleicht die Ver? schlagenheit ihrer Natur. Sie gehörte zu jenen Charakteren, die im Glücke gut und hochherzig sind, freundlich von innen heraus, die aber nicht resigniren können, sondern in denen

das besseres Selbst spurlos verschwindet, sobald es gilt, ein Opfer zu bringen. „Julius!' sagte sie, „die ganze Erzählung kommt mir verdächtig vor. Ich fürchte, daß Dich eine gewiegte Betrügerin düpirt.' Er lachte. „Du hast sie nicht gesehen, Schatz! Mehr- Un schuld und kindlicher Liebreiz» als bei ihr, in diesen reinen, offenen Zügen, kann nicht gedacht werden. Ich würde mich für das arme Wesen verbürgen mit Allem, was mir theuer ist.' ! „Nachdem Du sie zwei Mal sahst, Julius ? — Das ist mindestens gewagt

, vorläufig auf drei Monate fest- einer tiefergehenden Meinungsverschiedenheit und beabsichtigte vollkommen, dieselbe bis zur Gereizt heit zu steigern. . - „Julius' setzte sie hinzu, „ich gäbe viel darum, wenn Du diese Kur fallen ließest. Dein Name soll nicht zusammen mit dem einer Abenteurerin genannt werden. Es graute ihr, als sie das kecke Wort so ruhig aufsprach, gleichsam eine Herausforderung an die vergeltende Macht des Schicksals, ein Hohn auf das eigene Ich, aber sie sagte es um seinen Widerspruch

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Pagina 2 di 8
Data: 18.06.1887
Descrizione fisica: 8
, dem sie ohne Besinnen alles opfert — sie muß mich lieben!' Julius' Herz schlug schneller; sogar in dieser schrecklichen Stunde fühlte er die Seligkeit des Gedankens. Ja, j>, sie liebte ihn, und noch mehr, jetzt war es keine Sünde, das zu wissen, es ihr zu sagen — jetzt durfte er hoffen, das ganze volle Glück des Lebens dereinst mein eigen zu nennen. Nur gewaltsam riß er sich los von die ser schmeichelnden. Alles beherrschenden Idee. Die bittere Wirklichkeit forderte gebieterisch ihre Rechte

ihr. „Latz das! — Zwischen uns ist jede Bezie hung erloschen. Es giebt Dinge, über die hin weg eine Verzeihung der Ehrlosigkeit gleichkäme und Dein Fall ist ein solcher. — Ich will nur wissen, wie alle diese empörenden Einzelnheiten innerlich zusammenhängen, hauptsächlich, inwie weit Dir das Zuchthaus etwa jetzt noch droht und zwar, um danach meine Maßregeln zu tref fen. Was ich Dir vorhin zusicherte war eine ma terielle Unterstützung.' Ihre verwirrten Blicke fixirten die seinigen. „Julius,' kam

es heiser und klanglos über ihre Lippen, „Julius vergieb mir!' Er schüttelte den Kopf. „Das kann ich nie — nie in meinem Leben. Es ist vergebens davon zu sprechen. Eine ehe malige Strafgefangene kann keines ehrlichen Mannes Weib mehr sein.' „O,' schrie sie, „o barmherziger Gott, Du ver stößest mich!' „Nicht ich! ' versetzte er ernst und langsam. „Du selbst hast es gethan durch Deinen scham losen Betrug. Du hast abermals Zuchthaus strafe verwirkt. Unsere Ehe besteht seit der Ent deckung

. Und jetzt sprich, wer bist Du in Wirk lichkeit — Sein Ton voll Verachtung zerriß ihr das Herz. „O, Du bist grausam, Julius, Du bist grau sam. — Seit ich Dich kennen lernte, war mein Leben ohne Tadel!' Er blieb bei seiner früheren Kälte. „Das Alles kümmert mich heute nicht mehr,' antwortete er. .Ich wiederhole Dir, daß ich Dich nicht kenne, daß Du zu mir in keiner Be ziehung stehst — aber ich will wissen, was etwa an Schimpf und Schande noch zu jerfahren ist.' Wieder schien es, als wolle sie sich ihm nähern

. „Du bist im Irrthum, Julius — ich habe auch unter meinem wahren Namen von den Be hörden nichts zu fürchten — ich befand mich, als ich hierherkam, nicht auf der Flucht.' „Desto besser!' versetzte er mit heimlicher Er leichterung. „Fange von vorne an!' „Und Du willst Alles hören, Julius? Du. willst mich wirklich gerecht beurtheilen?' Er nickte leicht. - „Gerecht immer — darauf verlasse Dich.' Sie sah ihn an, scheu und furchtsam, mit bit tendem, traurigen Blick. - ' ' „Julius, weßhalb vermeidest Du es, meinen Namen

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Pagina 12 di 12
Data: 17.12.1864
Descrizione fisica: 12
an diesem Abende lange bei deU Capitün. Die bei- Z den Freunde innernng an ihre Jugend wär chney leLendig gxwor- den. Sie lebte fort m?. den. Txäuinen des Kranken,, als der Doktor Hn endlich verlassen und er sich zur Ruhe begeben hatte. - L ^ Sein erster Gedtuike beim Erwache», am nächsten Morgen waren seine Maßliebchen. Er befahl Julius nach ihnen zu sehen. „Sie sind ftischwie auf der. Wiese, ,ehe» Sie selbst, lieber Herr,' rief der treue Diener und hob vorsich tig das große irdene Gefäß

in die Höhe, um es zum Bette des Capitains zu tragen. Ein leichter Ton, wie das Klingen eines Gegenstan des von Metall, ließ sich bei dieser Bewegung in dem Gefäße vernehmen. Julius sah nach und fand einen alten Ring, der wahrscheinlich an der Wurzel einer Pflanze gesessen und durch das Wasser herausgespült worden war. „Julius, gieb den Ring her,' rief der Krankt, der allen Bewegungen des Dieners gefolgt war, und des sen Wangen beim Anblick des Ringes eine Fieber- gluth bedeckte, „Julius gib den Ring her

, schnell, schnell.' „Hier lieber Herr,' sagte Julius und hielt ihm den Ring, den er inzwischen etwas gereinigt, hin, „er ist ans Gold, ich glaube gar es ist ein Trauring. Der Capitain warf einen Blick anf den Ring, stieß einen lauten Schrei ans, und fiel ohnmächtig anfseine Kissen zurück. Der treue Diener wandte alle ihm zu Gebote stehen den Mittel an, seinen Herrn ins Leben zurückzurufen. Dieser erwachte jedoch nicht aus der Ohnmacht, son der« dieselbe ging iu einen tiefen Schlaf

der wiedererlangten Gesund heit. Nach seinem Tode gab ihm Julius auf seinen Wunsch den Trauring der Mutter mit ins Grab und pflanzte die Maßliebchen darauf. (Baz). Verschiedenes. Ein diebischer Klaubauf. Anr 5. d., Abends 8 Uhr, saß in Fünfhaus 5er Privatbeamte Herr G. mit seiner Gattin und seinen beiden Kindern, von denen eines sieben und das andere acht Jahre alt ist, beim Tische, als sich ein Nikolaus sammt dun obligaten Klaubauf anmelden ließ. Herr G., in der Meinimg, einer der Nachbarn mache sich einen Spaß

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Pagina 2 di 4
Data: 11.05.1887
Descrizione fisica: 4
von der Kurvorstehung über Ansuchen sofort be schlossen wurde. Die Stadtgemeinde Meran bringt große Opfer für das Kurwesen aus den Steuer geldern und dieselben Opfer, oder wenigstens einiges Interesse für das Kurwesen haben die Kurbeitragzahlenden auch ein Recht von der Un. termaiser Gemeinde zu verlangen. Es ist wahr. AngekoMstr« in B«Mai. Bacher I a. glani S-k Fuci Fra t5ai Sie zu stören. Jetzt steht es um unsere liebe Schutzbefohlene viel besser als damals nicht wahr.' -,Wel besser,' bestätigte Julius

Sie dann, wenn es Ihnen recht ist, in mein eigenes Haus und ehe der Sommer kommt, habe ich Sie soweit herge stellt, daß eine Badereise das Werk vollenden kann. Ich hoffe. Sie sollen znfrieden sein.' Die Kranke schien mehr semer Stimme, als dem Inhalt der Worte zu horchen. „Könnte ich nicht schon früher als in vierzehn Tagen aufbrechen S' fragte sie. „Ich möchte gern sobald als nur möglich nach M. kommen.' Aber Julius schüttelte den Kops. »gewöhnen Sie sich nur erst an das selbst- standlge Umhergehen, Kind', sagte

er in jenem patronistreuden Tone, den auch junge Aerzte so leicht annehmen, „Sie sind doch noch sehr schwach und zudem möchte ich Sie auch nicht wieder allein reisen lassen. In vierzehn Tagen bin ich wieder hier. „Und vordem kommen Sie nicht nochmals zum Besuch, Herr Doktor?' Julius lächelte. „Das ist Gott Lob für Ihr Wohl nicht er forderlich, liebes Fräulein,' versetzte er, „und was mich betrifft, so bin ich durch einen reckt angenehmen Grund verhindert, in der allernäch sten Zeit hierher zu reiieu. — In Kürze

Haberland.' Die Kranke schien plötzlich zu erschrecke»; ihre Hand bewegte sich, als suche sie etwas. „Bitte', agte sie hastig, welchen Namen nann ten Sie soeben, liebe Julie?' „Fräulein Haberlaud, des Herrn Doktors Tante', wiederholte die Diakonissin. „Glauben Sie die Dame zu kennen?' Die Kranke hatte wiederholt ihre Farbe ge wechselt. „Ich? — Nein, ich war nie in M. — Der Name fiel mir ans. — das ist Alles!' Julius berichtete von Diesem und Jenem, an das sich Beide, er und die Diakonissin gemein

schaftlich aus früheren Tagen erinnerten, und dann fragte Letztere auch nach seiner zukünftigen jungen Frau. „Ist sie eine Landsmännin? >?enne ich sie?' Julius schüttelte den Kopf. „Direkt von den Antipoden!' versetzte er. „Meine Braut kam erst im November vorigen JahieS aus Australien hierher und zufällig als Gesellschafterin der Mutter in's Haus. Sie ist die Tochter eines Farmer-.' und heißt Elisabeth Herbst.' Schon während er sprach, hatte sich plötzlich die Hand der Kranken auf seinen Arm gelegt

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Pagina 7 di 8
Data: 13.01.1871
Descrizione fisica: 8
kann, — Kann nicht ans voller Seele bete»! Drum fraget nicht nach Ort und Zeit Und ob der Sabbath eingegangen. Ein Tempel ist die ganze Welt Soweit am blauen Himmelszelt Die goldenen Sterne auSgehangen. Ferdinand Stolle. Zwei Frauen. Novelle von Auznst Schrader. (Fortsetzung.) — Fertig? fragte der Präsident. Franz verneigte sich. DaS -Orchester spielte einen Marsch. Die Gäste Hinzen zur Tafel und nahmen die durch Karten be zeichneten Plätze ein. Julius von Stern, der her- -vorragendste Künstlergap, saß

, der ^idep.Bo-zuz gab. Die Bedienung war so präcis zyie der Hausherr sie wünschte. Den eisten Toast hxachte der PrDdent auf dle kunstsinnigen Gäste in wohl dMdachten und gut vorgetragenen Rede. Der ^.Ches - des Odergerichts war' bekannt als ein <Svst?eWr Attner, d«r seinen G-genP-ud cyrrect uud ^ «rschöpsend behand-lte. Der Oberst feierte die jugend- Gliche Sängtrin Lucie von Kroning. Der Präsident ergriff zum zwiitm Male das Wort um Julius von ..Stn? zu preisen und Ku danke». Der Virtuos ant» wartete

' mit einer liebenSwürdigin Bescheidenheit; während er mit woblkliazeuder Stimme und iu ge? wihltev Motten sprach, die Zeugniß von seiner ge diegenen Bilsung ablegten, waren Aller Blicke, vor züglich die der Damen, auf ihn gerichtet. Die Mei nung befestigte sich immer mehr: Julius von Steru ist. nicht nur ein genialer Künstler, er ist auch ein schöner geistreicher Nana, vereinen glänzenden Tri imph- zug durch die Kliustivelt halten wird. Daothar ge dachte er des Präsidenten, dessen Fürsorge ihm die Ehre verschsffl

. Einige in seiner Whe sitz?nve Damen, darunter auch Lucie, wollten Thränen in den Augendes Redners bemerkt haben. D-r Verfasser kann hinzufügen, daß diese Danun sich nicht getäuscht; Julius hatte wirk- lich Mühe, den sichtbare» Erguß seiner Rührung zu bekämpfen. Auf Bekrag? n antwortete Frau Bertha ihrer Nach barin : — Ich weiß nicht, wie und wo mein Mann die Äekanntjchaft des Herrn von Stern gemacht hat; in B.ezuz aus Kunst nnd Künstler spielt er stets den Geheimnisvollen . ' . erst im Concertsaale waro mir dxr

an Fräulein Tochter; zu richten .... der fremd: Gast würde zu weit gehen ... — Kommen Sie, kommen Sie! Fünf Minuten später stand Julius und Lucie im der Reihe der Tänzer. Jetzt erst zeigte sich»dle Pracht der Toilette» und die Schönheit der jungen Damen> die am Arme der THnzer durch den Saal schweb's««» Diamanten und schone Aug?n, Geschmeide und Orden»« ze.chen funt-lten wie Sterne bei den Tönen einer lieblich?» Musik, die von dem unsichtbaren Orchester meisterhaft ausgeführt wurde. Meister Spohr'S Faust

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Pagina 6 di 8
Data: 14.12.1869
Descrizione fisica: 8
kmfdieseu einzigen und wahren ReichthumdeS Menschm, I Pnd im Grunde genommen trotz Ihres GoldeS den» «och die wahren Armen. Ihre Träume reichen nicht Veit, da die Mittel zur Verwirklichung nahe liegen ; laber den Träumen derer, die nichts besitzen, eröffnet sich ein weites, unabsehbares Feld. Der Arme sieht lüstern nach dem reizenden Garten mit goldene» Früchten für den übersättigten Reichen giebt es keinen Reiz Mehr. Julius sprach unaufgefordert von seinen Plänen Wr die Zukunft

und wenn er so sicher an die Verwirk lichung derselben glaubte, wie an das Evangelium, so znuß man es der lebhasten Phantasie deS liebenden ^Abiturienten zugute halteu. Der Schulmeister war zufrieden, denn er bemerkte mit Erstaunen, daß Julius -einen Schatz von Kenntnissen besaß, der gute Zinsen Ärogen mußte. Sein Wahlspruch war stets gewesen z «in ordentlicher Mensch, der das Seinige gelernt hat -geht nicht unter. AlS Julius sich entfernte, nahm er die volle Gunst 'des blinden Alten mit sich. Therese begleitete

ihn M zur Thür. — Sehe ich Dich morgen Abend wieder ? fragte sie zkrtttch. — Ach, köuute ich den ganzen Tag bei Dir sein! — So erwarte ich Dich zu Tische. — Unter einer Bedingung. — Nun?« — Wenn Du mir erlaubst, daß ich zu der Menage 'Heitrage. — Du willst mich kränken, Julius! flüsterte sie verwirrt. — Nein, wahrhaftig nein! antwortete er treuherzig. Wir tragen die Freuden, wir tragen die Last deS Gebens zusammen. — Gehalte Dein Geld, mein lieber Freund. Wenn Du aus der Universität bist, kann Deine Therese

Goldstücken sei, die ihr beiderseitiges Glück begründeten. Sie trennten sich» nachdem sie sich minutenlang schwei fend und zärtlich angesehen hatten. ' — Er wird sein Wort halten! dachte Therese, wäh- -rend sie die Thür verschloß. — Diese oder keine! murmelte Julius vor sich hin, Der rasch der Stadt zu ging. Therese trägt nur ein -armseliges Meid, aber sie ist schön und tugendhast ?wie ein Engel. Ich beneide die reichen Leute nicht, Die ohne Liebe heirathen und im Ueberflusse unglücklich Kind. Die arme

über die pracht volle Einrichtung; sie sagte sich senkend, daß ein ganz kleiner Thell davon genüge, nm den Vater, Julius und sie glücklich zu machen. Uud dieser reiche Herr, der Besitzer des Häuschen», wollte durch seinen Notar zwölf Thaler mehr haben für die armselige Wohnung' die dem Blinden am Hvzen lag. Wie beneidete sie das Ehepaar, daS in diesen Räumen leben konnte! Mit welchen Gefühlen betrachtete sie die Möbel, die Malerei, die kostbaren Tapeten uud die schweren Vorhänge, während der Kammerdiener

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Pagina 1 di 8
Data: 07.05.1887
Descrizione fisica: 8
. „'Aber — ist die weite Reife ganz unerläßlich?' Sie dachte immer «och an das Eisenbahnun glück von damals, sie sah die rauchenden Trum mer und die Reihe der Todten — ihre Seele zitterte heimlich, um so mehr wohl als von die ser Schreckensstunde hier im Hause nie die Rede gewesen war; sie hatte sich instinktmäßig gehü tet, die Kennmiß jener Katastrophe überhaupt zu verrathen. Julius lachte. „Die weite Reise, Liebchen? Drei Stunden per Bahn im bequemen Zoupe, die Zeitung in der Hand und vor sich die wechselnde

den seinen. „Wie Dich die Herzen der Unglücklichen segnen mögen, flüsterte sie fast andächtig. ..Welche schöue, heilige Mission Dir zu Theil wurde! — Geh' und Gottes Gnade schenke Dir für die Arme das beste, vollste Gelingen!' Er schloß sie fest an seine Brust. „Nur ein glücklicher, zufriedener Mensch kann seinen Wirkungskreis so recht vollständig aus füllen,' versetzte er. „Möchtest Du also nicht zö gern, mir an Deiner Seite eins wie das andere, Glück und Gelingen, zu sichern?' Sie schloß die Augen. „Ich bin Dein, Julius

— mache mir meinem Dasein meiner Seele, was du willst, — es ge hört Alles nur Dir. Und so trennte er sicb voll ihr, um auf dem Standesamte die Dokumente des Todten zu vrä- sentiren. Es wurde Alles in bester Ordnung gefunden und das Aufgebot verfügt. Am folgenden Morgen reiste Julius nach K. Der Brief seines Kollegen hatte gesagt, daß die Kranke im städtischen Hospital liege, er be gab sich also dorthin und wurde von dem dienst thuenden Assistenzarzt an das Bett eines jungen Mädchens geführt, wo schon

die beiden Ober ärzte der Anstalt, telegraphisch benachrichtigt, sei ner warteten. In diesem Hause hatte Julius vor seinem Examen und ehe er sich besonders der Augenheilkunde widmete, mehrere Jahre als Unterarzt fungirt. er begrüßte daher alte Bekannte und wurde freundlich empfangen. So näherte sich allmählig der Hochzeitstag. Julius korrespoudirte unausgesetzt mit den Aerz ten des Hospitals von K. und erhielt Nachrich ten von stetig fortschreitender Besserung seiner Patientin. „Schon Ihre erste

untersuchen müsse. „Ich reift morgen. Lisa', sagte er. „Dann ist Alles abgethan und wir haben Hochzeit und Ausflug vor uns. ohne mit irgend welchen Be sorgnissen zu Hause gefesselt zu bleiben. Denkst Du nicht auch, mein Mädchen?' Aber sie schüttelte den Kopf so erschreckt, als habe er von einem entsetzlichen Unglück gesvrochen. „Lieber, '.guter Julius, das darfst Du :uir nichr zu Leide thun!' hörre er kaum versränolich ihre leise bittende Stimme. „Es kann ja ?abe?

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Pagina 1 di 4
Data: 16.05.1887
Descrizione fisica: 4
Frequenz ihrer Bah nen. Sollte die Regierung sich nicht durch solche Wertorene Ehre. Roman von W.Hösfer. (26. Fortsetzung.) Elisabeth trat immer näher. „Natürlich hast Du Dich bei der hiesigen Po lizei für die Fremde verbürgt, Julius?' „Gewiß!' versetzte er neckend. — „Du wirst sogar —' „Julius, Julius, und wenn ich Dich inständig bitte, um meines Glückes, meines Friedens wil len Dich von Dieser Person zurückzuziehen?' Ihre vermeintliche Eifersucht belustigte ihn. „Dann könnte ich doch dieses kindliche

Ver langen nicht erfüllen, mein Herz,' versetzte er in ernstem Tone. „Aber laß doch solche Fragcn heute Abend, — wenn wir von unserer Reise zurückkehren, begleitest Du mich nach K und ur theilst selbst. Bis dahin braucht die Sache noch nicht berührt zu werden.' Elisabeth schüttelte den Kopf. „Ich gehe nicht nach K., Julius, ich will mit dieser Angelegenheit Nichts zu schaffen haben. Natürlich gibt sich die Fremde einen fingirten Namen, um Dein Interesse zu erregen — sie will in üns.rew Hause

eine Zeit lang leben, und viel leicht gär —' Ein krampfhaftes Schluchzen erstickte ihre Stimme. Seit Julius gesagt hatte, daß er nach Hamburg zu schreiben beabsichtigte, war es ihr wie Dem, der auf schwankendem Brett steht und in jedem Augenblick erwarten muß, von den osenden Fluthen unter seinen Füßen verschlun gen zu werden. Warum gerade nach Hamburg? — Irgend ein Zufall, ein geringfügiges Etwas konnte dort, in ihrer Heimath, die Entdeckung herbeiführen. Der Doktor seufzte. „Heute Abend solltest

Du wenigstens diese ärgerliche Reizbarkeit zu bekämpfen suchen,' sagte er etwas kühl. „Aber wahrhastig, es ist jetzt die höchste Zeit, an unsern Besuch zu denken.' Er bog ihren Kopf zu sich und suchte, um Versöhnung bittend, ihren Blick, aber Elisabeth sah nicht auf, obgleich es ihr wie mit Krallen in's Herz griff. Sie brauchte ja den kleinen Zwist als Deckmantel für die Verzweiflung, welche in ihr tobte. „Laß das, Julius!' sagte sie schluchzend. „Du willst mich nicht verstehen. Geh' nur, geh

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Pagina 1 di 8
Data: 21.05.1887
Descrizione fisica: 8
Dame glitt über ihre Augen aber sie lächelte doch; aus ihrer Hand empfing Julius die seiner bräutlichen Frau und dann begann die Feier, zu welcher vom Thurme herab daZ Glockenspiel grüßend seine leisen Klänge bis in das festlich geschmückte Zimmer sandte. Der Geistliche verflocht in die Traurede das Wort der Offenbarung Johannes: „Und Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Schmerzen.' Er sprach in erschüt ternden Worten von der heilenden

Augenblick Alles gestehen können, nur um die furchtbare Qual ihres In nern zu stillen; sie hätte wie eine Art Erlösung das Bekenntniß aussprechen und fliehen — ach Gott! fliehen mögen bis in die fernsten Winkel der Erde! Niemand fand das, was sie that, auffallend. Es waren nur die intimsten Freude der Familie zugegen, solche, die alle Verhältnisse kannten. Man beglückwünschte jetzt die Neuvermählten. Julius flüsterte Worte voll Liebe und Zärtlich keit in das Ohr seiner jungen Frau. Sie mußte

sich gewaltsam zur Ruhe zwingen und an ver Tafel den Ehrenplatz einnehmen. Toast folgte auf Toast, die Uhr wies auf halb zwölf. — Nichts hatte die Feier störend unterbrochen. Tante Josephine winkte verstohlen ihrer Nichte und auch Julius verschwand ohne Abschied aus der Mitte der Gäste. Das Lebewohl zwischen der Mama und ihren Kindern war früher schon ausgetauscht worden — jetzt nur noch ein wort loser Gruß, ein Kuß auf die Lippe» der weinen den Wen — und dann in den harrenden Wagen, dem Glücke der Freiheit

entgegen! Die Pferde zogen an — nirgends war ein Hinderniß erschienen. „Julius!' flüsterte Elisabeth, „wohin fahren wir?' ^Einerlei, mein Lieb! Vom Bahnhof führen drei verschiedene Linien nach allen Himmelsge genden wähle also, welche wir verfolgen wollen!' „Und Du hast keinen Ort bestimmt bevorzugt? Hast keinem Menschen gesagt, wo wir morgen zu finden sein werden?' Er lachte. „Keinem Menschen, Schatz — speziell nicht etwa jener jungen Dame in K. Fürchtest Du übrigens, daß sie mich durch irgend

, Lifa?' flüsterte Julius. Sie warf sich ihm zu Füßen und bedeckte schluchzend mit ihren Küssen seine Hand. „Selig, Julius — selig?' — Im Spital zu K. lernte unterdessen die Kranke an der Hand ihrer treuen Pflegerin nun allmäh lich wieder gehen und langsam sich fortbewegen.

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Pagina 2 di 4
Data: 25.06.1894
Descrizione fisica: 4
, daß die Musik das Ihrige zur Erhöhung der Stimmung beitrug. Dazu kam ein ganz vorliest licher Männerchor, nur aus Feuerwchrleuten bestehend, der außerprogrammmäßig manches schöne Lied zum besten gab. Ehe aber noch die Heiterkeit auf den Höhepunkt zu steigen begann, ergriff der Kommandant Stellver treter Herr Dr. Julius Peiathoner das Wort zu einer kurzen Ansprache, die in einer Ehrung des alten, hochverdienten Feuerwehryauptmannes Herrn BersorgungSanstalt überwies. Wilthauer bezahlte ferner drei Monate

in stattlicher An zahl die Meroner mit ihren Kommandanten Baum gartner und Karl Wolf au der Spitze, dann folgten die übrigen Gäste und zuletzt die Bozner. Beim Frühschoppen im Bürgersaalgartcu begrüßte Herr Dr. Julius Perathoner die Gälte: Wir feiern ein Familienfest, und zu ihm luden wir auch untere Kameraden ein, und diese haben durch ih> zahlreiches Erscheinen ihre Freundschaft bekundet. Es ist ein schwerer Beruf, Tag und Nacht, sobald der Alarm eitönt, herbeizueilen zu oft gefährlicher Hilfeleistung

Mannschaft emporrankt. Gegen cinhundertsünfzig Personen, zumeist Feuer wehrmänner fanden sich zusammen zum gemeinschaft lichen Mittagessen beim Greif. Das Menu war ein fach und schmackhaft. Aber schmackhafter als daS Menu war doch der schon gesellige und kamerad schaftliche Verkehr, welcher herrschte. Mit einem patriotischen Vvlltou begann die Reihe der Toaste. Herr Dr. Julius Perathoner erinnerte daran, daß der Jubeltag der Bozner Feuerwehr (24. Juni) zugleich der Gedenktag sei der Schlacht von Custozza

ist ja auch die An wesenheit der Beziiksodmänner von Meran uud B-ixen und ihnen sei ein „Gut Heil' gebracht. Herr Dr. Julius Perathoner verlas hierauf die Glückwunschtelegramme, welche eingelaufen waren von der Feuerwehr Innsbruck, von den freiw. Feuerwehren Bruneck und Lienz und von der freiw. Feueiwehr in Salurn. Herr Dr. Jgnaz Huber sprach jetzt namens des Tururereins. Er wies hin aus die Blutsverwandt schaft des Turnwesens und der Feuerwehr, und daraus, daß die letztere aus dim ersteren hervor wuchs. Der Redner

, da die meisten der Anwesenden die Unisorm derselben tragen. Hieraus ergriff der Schriftführer des Bozner Turn vereines Herr HanS Perger das Wort. Es sei ihm von dem Commandanten der ehrenvolle Auftrag zu Theil geworden, jenen zu danken, denen das Gelingen des Festes zuzuschreiben. Das sind aber erstens die Gemrillde-Äcrtrctnng, dann der liebe Vater Schiestl, weiterö dessen Schüler, die zwanzigjährigen Mitglie der, endlich der Oberkommandant Herr Ranzi und der Oberkommandant-Stellvertreter Herr Dr. Julius

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Pagina 4 di 8
Data: 27.05.1902
Descrizione fisica: 8
sich ihm aus die Lippen, dann aber lachte er nach kurzem Besinnen ans. schnippte mit dein Finger und sagte: „Ah, bah! Weibernücken! Man muß es lernen, sie auszutreiben!' Elftes Kapitel. In der Villa zu Marienhütte hatte Alexander Monticelli am letzten Tage des Februar ein Herren diner gegeben. Zu der auserlesenen Tafelrunde gehörten vier Personen, die nach lustiger Schlitten fahrt von Sillach herübergekommen waren. Post Halter Julius Hille hatte selbst kutschirt und im Schlitten saßeu der Landrath, der Major

in die erhitzten Gesichter, allein, Ka sie in Pelze gehüllt waren und warme Decken über ihre Knie breiten konnten, so machte ihnen das rauhe Wetter wenig Sorge, Wohl aber die Dunkelheit. Julius Hille übernahm die Zügel seines Gespannes mit unsicheren Händen. Er hatte bei Tische mit leichtem Mosel begonnen uud war dann prüfend zu den schweren Sorten auf gestiegen, bis er vor einem alten Burgunder bewun dernd Halt machte und seinen Zechgenossen zurief: „Bei dem bleiben wir!' Obgleich er nun in Bezug auf Wein

ein großartiger Konsument war, so er schütterte doch der rnbinfarbene Trank von den Ab hängen der Oütv 6'or seine Festigkeit und umnebelte sein Gehirn. Adjutant Göbel, der neben ihm auf dem Vordersitz Platz nahm, war gleichfalls stark an geheitert, verspürte aber doch ein leises Bedenken, als er seinen Freund Hille wanken sah, und bemerkte: .Lieber Julius, bist Du Dir in Deinem dunklen Dränge des rechten Wegs auch Wohl bewußt? Die Nacht ist dunkel und Dir sitzt ein kolossaler Haar beutel im Nacken.' Hille

. > Hatte schon der unvermnthete rasche Uebergang vom tiefen Dnnkel zum grellen Feuerschein die Pferde erschreckt, so steigerte Der uiiheimliche Lärm der Maschinen die Schreckwirküng derart, daß sie Reißaus nahmen. Von der Angst gepeitscht stürmten sie blind lings in das Dunkel hinein. Julius Hille raffte sich gewaltsam auf, um die scheu gewordenen Thiere zu zügeln, allein der Wein hatte seine Kraft gelähmt uud er sah bald ein. daß nur die völlige Erschöpfung der Thiere dem rasenden Lauf Halt gebieten könne

und sich bewegen. Nachdem sie ihre Glieder befühlt und ihre Kopfbedeckungen wieder auf gerafft hatten, rief der Landrath befriedigt aus: .Gott sei Dauk; mir scheint, wir sind mit dem Schrecken und einigen Beulen davongekommen!' Ein tiefes Stöhnen widersprach dieser hoffnungs frohen Aeußerung und gleich darauf rief aus dem Dunkel eine Stimme: „Kommt mir zu Hilfe! Mir scheint, ich habe den Schenkel gebrochen!' Es war Julius Hille, der diesen Klagelaut aus stieß. Ihn hatte der Schlitten am weitesten vom Sitz

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Pagina 1 di 8
Data: 14.05.1907
Descrizione fisica: 8
zu dringen. In Scharen erscheinen ganz unbekannte Leute, die man nie gesehen hat und von denen inan nicht weiß, für wen sie ihre Stimmen abgeben. Die „Christlichen' versprechen den Himmel und drohen mit der Hölle, um „ihrem' Kandidaten Stimmen zuzuwenden. Leute, die nicht wissen, um was es sich handelt, werden zu den Wahllokalen gegängelt. , Auch unser« Vertrauensmänner sind eifrig an der Arbeit, durch Aufklärung, durch Herbeiholung !der Säumigen für unseren Wahlwerber Herrn Dr. Julius Perathoner

Tirols von einem Herrn Huber im 'Parlamente vertreten zu sehen, als ob wir keinen Besseren ins Reichshaus zu senden hätten? Freilich, Herr Huber wird nicht ins Parla ment einziehen, das können wir heute schon sagen, aber es soll auch zu keiner Stichwahl zwischen den» klerikalen Mnßkandidaten und unserem verdienten Bürgermeister Dr. Perathoner kommen. Eile darum jeder freisinnige Wähler zur Urne und gebe seine Stimme für den bewährten bis herigen Vertreter Dr. Julius Pxrathonrr, Bürgermeister

von Bozen, ab. suche er aber auch, jeden ihm bekannten Wähler dahin zu bringen, für Dr. Julius Perathoner seine Stimme abzugeben. Wie ist der Stimmzettel auszufüllen? In der Weise, daß jeder Wähler auf den amb» lichen Stimmzettel, den er zugeschickt erhalte» hat. den Namen des dcutschsreiheitlichen Kandidaten, seines Wahlkreises schreibt. Der zum Städtewahl- Wiener Original-Roman van A. Hottuer-Grese. Nachdruck verboten^ lSI. Fortsetzung.) In diesem Augenblicke kam ein Arzt. Er un tersuchte nur ein paar

Wähler hat seinen Stimm» I Zettel folgendermaßen auszufüllen: Zun» Reichsratsabgeordneten wähle ich Dr. Julius Perathoner, Bürgermeister i„ Bozen. Die Stimmzettel müssen deutlich lesbar auK» gefüllt werden. Hat der Wähler auf seinen» Stimmzettel bereits einen anderen Namen, als den obgenannten. geschrieben gehabt, so streicht er diesen durch und schreibt dafür den Minen des» deutschfreiheitlichen Kandidaten Dr. Julius Pera thoner darauf. Das Durchstreichen der Namen muß in diesem Falle derart

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Pagina 7 di 8
Data: 20.01.1871
Descrizione fisica: 8
Wocheu-Salender. Ireitag 20. Fab. u. Seb. Samstag 2l. AgaeS, I. G Sochen-Kaleia» Sonntag SS. A Z Binzenz. Msntag SS. Maria Bern». Blätter siir Unterhaltung und gemeinnützige Interessen. SeUage zu Nr. 16 der rollst. SoMr Zeitung vom 2<). Jänner 1871. Zwei Frauen. Novelle von August Schrader. (Fortsetzung.) Sie schauderte heftig zusammen. — Vielleicht auch auf Julius von Stern, wenn ^er Vattr ermittelt, daß Jemand den jungen Manu geseten, als er aus dem Cabinctt: kam! fügte sie Hebend hinzu

. . . aber die Umgebung erinnerte sie an die gräßliche Wirklichkeit. Eisiger Frost durchschüttelte ihre zarten Glieder. Wie eine Trunkene schwankte sie in den kalten sSalon hinaus ... der Zufall fügte es, daß sie ungeseh n über den Corridor gehen und die Treppe hinanstei- gen konnie. Fast athemloS erreichte sie den Corridor des ersten Stocks. Hier saß Julius von Stern auf einem Stuhle, ermüdet von der Quadrille, die er aus Höflichkeit gegen eine junge Dame halte mit- tanzen müssen. Als er Luc-en erblicke erhob

er sich. Bestürzt sah er sie an, denn er erkannte ihre Erregung. Die Ereignisse der Nacht hatten daS Freundschaftsband, zu dem die Kunst den Grund gelegt, fester um die jungen Leute geschlungen; sie liebten sich schon, ohne daß sie es recht wußten. Man kann sich bei poeti schen Genüssen, wie diese wgren, darüber nicht wun dern, d!e Kunst und die Poesie entflammen rasch zur Liebe. Mit der Vertrautheit, die das lebhafte Jnter esse erzeugt, fragte Julius: ^ — Haben Sie geweint, gnädiges Fräulein? — New, nein

», werde. . . Sie reichte ihm dankbar die zarte Hand. — Ach, Sie gewähren mir eine Beruhigung, dereir ich im hohen Grade bedürftig bin! Kann ich Ihn«» e einen Gegendienst erweisen . . . — Denken Sie zuweilen meiner! bat er innig. Sie nickte stumm mit dem Haupte. Dann entfernte ste sich rasch; sie wollte dem jungen Manne die Thrä» nen verbergen, d e sie über die Wangen rieseln fühlte Ader Julius halte diese Thränen doch gewahrt. — Mein Gott, dachte er, was ist denn geschehend Sollte die Präsidentin, die der Casse

deS Gemahls, heiml'ch zehntausend Thaler entnommen hat. . . Ich werde schweigen, so wahr mir Gott helfe! O» wenn nur dieser Eng-l nicht darunter zu leiden hatt Er suchte den Präsidenten auf, den er in einem Seitenzimmer vorfand, wo er ruhend auf einem Sessel saß. Die Obliegenheiten des Hausherrn halte» ihn doch ermüdet. Julius verabschiedete sich unter dein Vorwande, daß sich seiner eine völlige Abspau-» nung bemächtigt habe, die ihn zu einem unleidliche» Gaste mache. — Ich halte Sie nicht zurück, so gern

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Pagina 1 di 4
Data: 18.04.1887
Descrizione fisica: 4
Schwester hat Dich viel zu lieb, um nicht mit jedem Mittel Deine Abreise zu verhindern — das solltest Du anerkennen, Julius!' Elisabeth's schönes, geistvolles Gesicht glänzte in neckischem Uebermuth. „Meine kleine Erzählung hatte guten Erfolg,' sagte sie schelmisch. „Fräulein Haberland sieht jetzt die Sprechstunden mit ganz anderen Augen an — sie wird schwerlich jemals wieder Einwen dungen gegen dieselben erheben.' Julius blieb stumm. Er vergaß sogar die ge wöhnlichste Phrase des Dantes. So kleine Machi

nationen, wie sie oas Leben des Despoten natur gemäß umgeben müssen, alle diese Winkelzuge empörten ihn heimlich, zumal da er sie von jeher in den Händen seiner Mutter als Waffe gegen die Tante kennen gelernt hatte. Die Arme durfte nie sagen: „Das wünsche ich so!' sondern sie brachte auf Umwegen ihre Schwester dahin, ohne weiteres etwas zu diktireu — aber das, was ihr selbst als Ziel vorschwebte. „Es war für die stille, bleiche Dulderin, wenn Julius wieder und wieder das Joch auf sich nahm

worden. Woche reihte sich an Woche. Da kam eines Tages Walter und fiel ohne alle Einleitung seinem Freunde mit beiden Armen um den Hals. „Gratulire mir, alter Junge, mein Lebens retter, Herzensfreund! Der „Springer' ist an gestellt, allem Herkommen zum Trotz! — Hurrah! Die Konnexionen sollen leben! — Sei doch ein ich Bischen außer Dir. Mensch, tanze, juble bin angestellt!' Er schlug ohne viele Vorreden das gelehrte Werk, in welchem Julius studirte, zusammen und zwang den Lesenden, in sein tolles

, Du — Du!' Der Doktor lächelte. .Deine Lungen verlangen eine Pause,' sagte er. ..Man gewinne Zeit, um Dir zu gratuUren. Glück auf, Walter — ich darf mich z« Deiner bevorstehenden Hochzeit wohl heute schon selbst einladen.' „Wie ich mich zu der Deinigen, nicht wahr, mein weiser FieundS — Die wundervolle Brü nette mit den Augen aus schwarzem Feuer muß Dich ja trotz bekannter Unnahbarkeit doch gründlich besiegt haben, denke ich. Du kannst nicht mit ihr unter einem Dache fortdauernd den Cato spielen.' Julius lächelte

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Pagina 2 di 8
Data: 07.05.1887
Descrizione fisica: 8
Färbung seines To nes, ihr ganzer Körper zitterte, als er jetzt etwas bestimmter als sonst wohl hinzusetzte: „Zu Hause bei sich möchte der Arzt von den Nerven der Frauen mindestens verschont bleiben.' Wie ihr Herz schlug, wie das Blut sich fiedend heiß durch alle Adern ergoß! „Bist Du mir böse, Julius?' Der Ton voll Todesangst traf ihn gleich einem Vorwurf. „Vergieb,' rief er gutmüthig, „aber — wahr haftig, wenn man schon ein halbes Dutzend ner vöser Frau Näthinen und gelangweilter alter Fräulein

wird angegeben, sie hätten angeblich lutherische Propaganda betrieben. (Vorfall in Belfort.) Der „Temps' schreibt: „Ein Blatt meldete heute einen Zwischc :?fzll, der sich Sonntag Nachmittags in Belfort aus Anlaß heraus, Mädel, — willst Du die Hochzeitsreise lieber aufgeben?' „Gewiß nicht!- antwortete sie, noch immer zitternd. Gewiß nicht, Julius bleib' während dieser beiden Tage hier, es kann Alles zu Grunde gehen — Alles zerstört werden in einer einzigen Stuude. Du weißt ja. Lieber, zwischen Lipp' nnd

Kelchesrand, waltet dunkler Mächte Hand — ich bitte Dich, bleib hier.' Er schüttelte den Kopf. „Dieser Grund — oder Ungruud — ist der einzige, den Du in's Treffen zn führen hoffst, Mädchen? Diese dunklen Mächte, welche, neben bei gesagt, gar nicht existiren, soll ich so sehr fürchten, um mich auf sieben bis acht Stunden von Dir zu trennen ?' Ihr farbloses Gesicht wurde noch blässer, als vorihn. ' ' „Julius, es gäbe keine dunklen Mächte ?' fragte sie halblaut. „Doch !' antwortete er sehr ernst

. „Aber sie sind in uns selbst, nicht außer uns. Wessen Ge wissen rein und wessen Absichten redlich sind, der kann auf diesem 'Wege keiken Gespenstern begegnen.' Elisabeths Kopf sank in ihre Hand; sie wagte es nicht, auch uur ein einziges Wort hinzuzusetzen, aus Furcht, ihm ihr gequältes Innere mehr, als gut war, zu' enthüllen. Jnstinktmäßig traf sie den Weg, der ihr am ehesten Verzeihung sicherte. „Ich habe da nicht viel reflektirt, Julius, oder Grund und Gegenstand abgewogen, aber — es der Anwesenheit einiger Deutschen auf einer Pro

EinVerständniß vergebens gesucht haben?' Elisabeth lächelte traurig. - ' „Ich wollte ja nicht reflektiren, Julius, Aber geh', lyeun es yicht anders sein kann. Du hast Recht, d^j Mi.chWK Wer als ällx.s Uebrige.' „Gut,' tief er, sichtlich erleichtert. „Also über morgen! — Aber wie nervös Du bist! sagte er halb senfzend. „Kann ich von hier abkommen, so müssen wir eine-Hochzeitsreise'unternehmen — Gebirgsluft, Strapazen für- Dich „Bleib' doch bei Deiner Kranken!' ermähnte sie ihn.' (Fortsetzung folgt).

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Pagina 2 di 4
Data: 27.06.1887
Descrizione fisica: 4
? — Ich konnte es nicht, kein Mensch hätte es ge konnt. Ich fuhr auf gutes Glück bin immer weiter und dachte nur an den Namen. — Da gesellte Ach zu mir ew junges Mädchen, ein Wesen Mit Zum erstenmal unterbrach der Doktor die Er- ählung seiner Frau, aber doch, ohne sie anzu reden, ohne sie anzusehen, sogar, nur indem er mit der Hand wimte. „Laß das! — Diesen Theil Deiner Geschichte kenne ich.' Elisabeth zuckte zusammen. »Von ihr selbst, Julius hat sie —' „Nein!' unterbrach er sie. „New!' Sie war auch damals

, als das schrecklichste Schicksal übe mewem Haupte hing, edelvmthig genug, Dich zu schonen. Nur als sie zufällig die Bmmen vom Grabe ihrer Mutter in meinen Händen sah, ver rieth sich das kindliche Gefühl und ich erfuhr ohne Worte den ganzen inneren Zusammenhang der Dinge. Du hast sie bestohlen. als Dir die Gelegenheit günstig schien. Ein bitteres Schluchzen hob d ie Brnst der jungen Frau. „Ich hielt sie für todt, Julius, so wahr mir Gott dereinst gnädig sein möge! Ich hielt sie für todt und ich wollte Nichts nehmen

daran gedacht, das Zusammentreffen für mich auszubeuten ! — Im Gegentheil, ick wollte je eher desto lieber flüchten, ich fühlt! mich in mewem eigenen Bewußtsein gedehmüthigt bis zm Unerträglichkeit. — Entsinnst Du Dich des Weihnachtsabends, Julius? - Entsinns Du Dich Deiner inständigen Bitte: „Bleiben Sie, bis meine arme ZWtter erlöst ist! Es wird nicht mehr lange sew, Elisabeth, nicht mehr bis zum Nächsten helligen Abend!' — Ich liebte Dich. Julius, ich hatte jetzt, .wo es zu spät

war die Heiligkeit dieses Empfindens kennen gelernt, ich wär nicht stark genüg, Deinem Wunsche ent gegen zu handeln. Und aus dem Ewen entstand das Andere, Julius ! - Als es galt. Dich zu retten, da habe ich MWwHerste gethan — für Dich! Frage doch Dein'Gewissen, ob es nicht noch au jenem Tage meine Absicht war, von hier fortzugehen. (Fortsetzung folgt.) König Milan, von dem es bekannt wurde, daß er den Besuch eines österreichische» oder deutschen Kurortes plane, versichert wird, daß er in Wien, wie bisher

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