„Bozner Nachrichten', Samstag, 30. April 1904. ? Ar. V8 Die Rächerin. Roman von Guido Heiberg, k I - (7. Fortsetzung.) Schinner sah Einen der Beiden nach dem Widern'mit einein Blicke an, in dem eine ganze Welt des Jammers lag. Aber Erwin kehrte ihm unwillig den Rücken, während Richard den Kopf wandte und zum Fenster hinausschaute. Da knickte Schirmer in sich zusammen und verließ das Zimmer mit wan kenden Knieen. „Weißt Du, was wir da begangen haben?' fragte Richard seinen Bruder, als Schirmer
das Zimmer verlassen hatte, „eine Grausamkeit!' „Hör' auf mit Deiner moralischen Reflexion!' erwiderte Erwin ungeduldig. „UebeÄege 'einmal, Erwin, eine Grausamkeit und eine Niederträchtigkeit, die uns das Portepee kosten und uns mit dem Staatsanwalt in Konflikt bringen kann.' „Ja, wenn Du vor einem herzhaften Schritt zurück- scheust?' „Herzhaft?' lachte Richard bitter. „Dann können wir, lieber Richard, von unseren: Herrn Schwager in spe nur gleich das Hasenpanier ergreifen,' sagte Erwin mit Nachdruck
ein bischen nach Helenenau?' Da lachte Erwin und gab ihn: einen freundlichen Klaps auf die Schulter. „Kindchen,' rief er, „Du hast weiter auch nichts im Kopfe, als Vergnügen und tvieder Vergnügen.' „Na, erlaube mal,' erwiderte Otto, „wofür ist denn der Urlaub da? Soll ich Euch etwa buchhaltern helfen? Das habe ich doch, im Geschäft zlrm Ueberdruß.' „Aber Otto,' Ivarf Richard mit leisem Vorwurf ein. „Nach Herzenslust wollte ich natürlich'sagen,' verbesserte sich Otto, „Herr Moralprediger. Ich bitte
Dich, hänge doch lvenigstens den Prinzipal so lange an den Nagel, als Du mich einer Altssprache würdigst.' „Du bist ein Hanswurst,' sagte Erwin, „aber höre, mein Sohn,' fuhr er fort, „ich komme mit, vorausgesetzt, daß Du bis 3 Uhr warten kannst. Vorher habe ich noch eine Kleinig keit zu ordnen.' „So, so, und Du, Richard?' „Wo denkst Du hin?' sagte dieser fast entsetzt, „ich kann nicht weg, einer nmß doch hier bleiben.' . „Natürlich, sonst stände der Kram ja still!' spottete Otto, „aber einmal mußt
Du doch noch mit, das sage ich Dir.' „Das wird sich kaum machen lassen, lieber Otto,' ant wortete Richard mit seinem gewöhnlichen Ernst, „denn denbe, demnächst Berthas Verlobung. Dafür muß ich jetzt schon vorarbeiten, daß ich 'mal einen Tag lang abkommen kann.' „Na ja, und am Tage nachher reise ich ab,' rief Ottover drießlich, „und habe gar nichts von Dir gehabt, ach geh, Du bist recht ledern geworden, Theuerster! Also um drei Uhr, Erwin ! Ich bitte, pünktlich zu sein — bei meiner allerhöch sten Ungnade