auf ihrem Platze. Sie legte das Strickzeug aus den Nähtisch und wickelte lang sam den Faden auf; die nervöse Schwäche in ihren Händen war so groß, daß das Knäuel ihr entglitt und auf den Boden rollte. Seufzend bückte sie sich, um es aufzuheben. Es wurde ihr schwer. Die kleinste Mühe verursachte ihr jetzt Schwin del und trieb ihr Schweißperlen auf die Stirn. Ihr Sohn trat ins Zimmer, zum Ausgehen gerüstet. Er umfaßte die zarte Gestalt seiner Mutter und drückte sie an sich. - ' ^ ^ ^ , Du willst fortgehen
, mein Sohn? ' ' Ja, Mutter, du weißt, um elf Uhr ist die Testaments eröffnung. . Sie legte die Hand an die schmerzende Stirn: Man wird dich nach Sem Kodizill fragen? stieß sie erregt hervor. Er schlug mit der Hand durch die Lust: Ja, mein Gott, ja, rief er heftig — ich darf es mir nicht vorstellen. Mir graut vor dieser Sitzung. . Sie erhob sich -mi'chsam von ihrem Platze und warf sich an seine Brust. Mein Sohn, kam es zitternd von ihren Lip pen, es muß — es wird sich wiederfinden. Oder es ist vernichtet
August Pettinger, waren reichlich bedacht», .« » i-'- !. . Der Rechtsanwalt saß, den Ellbogen aufs Knie gestützt, den Kopf in der Hand haltend auf seinem Platze und solgte nervös gespannt Der Mrlesung des Schriftstuckes. Plötzlich ging ein Zucken über sein Gesicht; er richtete sich auf uns beugte den Oberkörper weit vor. Der Amtsgerichtsrat las:, Meiner Gesellschafterin Irmgard Weber, die mich mit Treue und Hingebung gepflegt hat und im Laufe der Jahre meinen» - Herzen teuer geworden
.. Er wandte sich nach Mellin um, der stumm und mit abwesendem Ge sichtsausdruckauf seinem Platze saß^ . / ^ Nun, Herr Rechtsanwalt? Was sagen Sie? - ''7-,,'. i Wie? fragte Hans, mit der Hand über-seine Augen strei chend, als habe ihn jemand aus schwerem Traume aufge< rüttelt. ^ - ,. . > ' ' ... ^ ^ - Was halten Sie von diesem Testamente ? Ist es nicht auf fallend, wie reich dieses Maulein Weber bedacht worden M? Sie hat den Kommerzienrat mit Aufopferung gepflegt, antwortete Hans ausweichend