2. Beilage zu Nr. 59 der „Bozner Iußfpuren Kriminctt-Woman von A. Witcken ^ (26. Fortsetzung.) Es war am Mittwochmorgen, als Max beschloß, seiner Schwester einen Besuch zu machen. Er fand dieselbe ganz in Tränen aufgelöst. „Ich komme sehr zeitig, Elsabe,' entschuldigte Max sich „Allein zu der üblichen Visitenstunde wollte ich nicht kom men, da ich den Wunsch hatte, dich allein zu sehen und zu sprechen!' „Du bist mir immer willkommen, Max,' sagte die. Kommerzienrätin. „Ich habe dich schon
alle diese Tage erwartet.' „Ich sehe, du hast geweint, Schwester,' bemerkte Max. „Kannst du mir sagen, was dich beunruhigt?' „Ach, Max,' klagte Frau Elsabe, „es ist ein trauriges Leben bei uns. Oskar geht wie ein brüllender Löwe umher. Kurt ist ungenießbar, denn er soll in acht Tagen nach Ceylon. Und zu allem diesem kommt noch, daß unsere Annemarie ihr Verhältnis zu Baron Selten lösen will.' Gewiß, sie hat ja Grund genug dazu, wenn alles sich so verhält, wie sie es vorgibt; allein sich aufzulehnen
gegen das Geschick, tut nie mals gut. Es würde sich am Ende alles zurechtgefunden haben, meine ich. Ein wenig Geduld muß man im Leben schon haben, mit dem Kopfe durch die Wand geht es nie mals und nirgends!' „Das sagst du Wohl, Elsabe,' erwiderte Max. „Allein wß dem Kinde den Willen! Was kommt denn bei einer Ehe ohne Liebe, ohne gegenseitige Achtung heraus? Ich habe ein Glück genossen, wie du es nicht ahnst. Und ich mochte der lieblichen Annemarie Wohl eine Ehe gönnen in dem Sinne, wie es heißt: Zwei Seelen
und ein Gedanke, Zwei Herzen und ein Schlag.' Frau Elsabe Aufzte. 'Weiß Selten von Annemaries Entschluß?' fragte Max. ^ Die Schwester schüttelte den Kopf. ... .'iNein,' versetzte sie. „Oskar hat verlaugt, das; vor- Mlg nichts an dem Verhältnis geändert werde. Anne marie reist in den nächsten Tagen zu einer Freundin nach Mecklenburg. Selten weiß es noch nicht, doch soll er es seeerfahren. Du kennst unseren Schwiegersohn noch k.-t'?eiN' das heißt, gesehen habe ich ihn ja schon,' ver werte Max
sich. . ! A ist sehr reich,' erklärte die Kommerzienrätin dem t?5 '^ne Partie, wie geschaffen für unser verwöhn- Uss - ^ ^sitzt große Güter an der polnischen Grenze. ^ ^ ^ nicht nötig, sich mit der Bewirtschaftung ^ Au befassen. Er lebt auf großem Fuße.' -7^ Mutzte Max bereits, allein er hielt es für ratsam, ssk, nichts von seiner Kenntnis von dem wahren kl^i ^ Barons Selten zu verraten, da — wie es Annemarie ihr Geschick ja selber m die Hand liea ^ug er seiner Schwester denn sein eigenes An- ^ ^ Kommerzienrätin