er die Nichte, flüchtig von seiner Schreiberei aufsehend. „Hab' 'ne Bitte an dich, Onkel!' „So? Schieß' los!' „Sieh mal, Onkel, — die Heuernte ist so gut wie vor bei, und du hast gerade etwas Zeit. Möchtest du nicht so gut sein und morgen nach Klüssow fahren, um zu sehen, wie es dort steht? Luckner ist zwar ein zuverlässiger Mann, aber Pächter ist immer Pächter, — es heißt stets aufpassen, daß das Gut nicht heruntergewirtschaftet wird! Über kurz oder lang übernehme ich es doch selbst!' „Hm!' Herr
von Schulzendorf sann nach. „Warum nicht, Mädel, das läßt sich schon machen! Muß es aber gerade morgek sein?' „Ja, sobald als möglich, — wäre mir so am liebsten!' „Du kommst natürlich mit?' „Weißt du, Onkel, — du kannst die Tante und die Annemarie mitnehmen. — sind beide lange nicht aus dem Hause gekommen! Ich werde hier bleiben und nach der Wirtschaft sehen!' „Lange nicht aus dem Hause gekommen?' sagte Schulzendorf erstaunt. „Na, höre mal, Wising, das stimmt nun doch nicht! Meine Frau war erst vorige Moche
in Kolberg, und die Annemarie ist vor kurzem aus Stralsund, zurückgekommen! Du dagegen rückst und rührst dich nicht von der Scholle, — dir wäre es eher zu gönnen, daß du mal 'ne kleine Extratur Machst!' „Ach, ich bleibe aber lieber hier! Onkel, tu mir den Gefallen. — fahre morgen früh nach Klüssow und nimm Tante, sowie Annemarie mit!' Der Hausherr erhob sich, stellte sich breitbeinig vor seine Nichte hin, die Hände in den Hosentaschen bergend, und meinte jovial, indem er mit den Augen Zwinkerte: „Hör
' mal, Wising, wenn du denkst, mich dumm ma chen zu können, dann irrst du aber gewaltig!' „Will ich ja auch gar nicht, Onkel!' versetzte die Blon dine errötend. „Willst du doch!' beharrte der alte Herr. „Weshalb sonst sollen wir morgen— gerade morgen nach Klüssow fahren? Du mußt entschieden etwas im Schilde führen. Mädel!' „Nun denn, — ich gebe es zu, — ja, ich habe etwas vor! Aber es ist besser, du weißt es nicht! Selbstver- > ständlich ist es nichts Böses!' sagte Luise, ihn offen an sehend. „Davon
bin ich überzeugt! Wenn ich mich nun aber weigere, — was dann?' meinte Schulzendorf, listig blinzelnd. „Dann hole ich mir Annemarie zur Hilfe, und wir be stürmen dich gemeinschaftlich so lange, bis du. nachgibst, Onkel!' lachte Luise schelmisch. „Sieh mal einer an, — so 'n Kroppzeug! Das weih draus zu laufen, wie Lehmann auf der Dielenritze! Und wenn ich mir dann deine Tante als Beistand hole?' „Behüte, Onkelchen, — die soll ja eben nichts davon wissen! Aber das tust du auch nicht,— bist ja ein Mann!' erklärte