¬Die¬ Geschichte der Juden in Hohenems und im übrigen Vorarlberg.- (¬Die¬ Geschichte der Juden in Tirol und Vorarlberg ; T. 1/2)
336 Zehntes Kapitel. ein berühmter Arzt der benachbarten Ost-Schweiz, in seiner Auto biographie 1 ) widmet: „Das Ideal eines Arztes, dessen Bild mir auch im Alter nicht abgeblasst ist, der wissenschaftlich hoch stehende, praktisch gewandte, grossartig wohltätige und wahrhaft kollegiale Mann, der beste Christ unter uns Ärzten, das war der alte Jude Dr. Steinach in Hohenems. Als er 1867 auf seinem Sterbebette lag, hat die katholische Gemeinde in der Kirche für ihn ge betet! Er war die oberste
Instanz weit herum, und ein Druck seines Fingers hätte genügt, den jungen Sperling von Konkurrenten tot zu machen. Er hat mich väterlich geführt und gehoben und mir die Ehrenschuld auferlegt, später seinem Beispiele zu folgen.“ Das ^St. Galler Tagblatt“ bringt in No. 102, 8. 672, vom 2. Mai 1854 (Beilage), folgenden Aufsatz: i „Ein edler Menschenfreund, als Beispiel ; zur Nachahmung, In Hohenems wohnt seit vielen Jahren ein jüdischer Arzt, Herr Dr. Steinach, der nicht nur wegen seiner weit und breit
anerkannten Geschicklichkeit in seinem schönen Berufe, als vorzüglich wegen seiner nach- ahmupgswürd igen Menschenliebe, die allgemeine Achtung und Anerkennung in der ganzen Umgebung und auch im benachbarten Rheintal erworben hat. Dieser Arzt ist nicht nur der Heiler der Kranken, sondern er ist auch ein wahrer Vater der Armen jeder Konfession. Nicht genug, dass er den ärmeren Land bewohnern, wenn er auch von der Nichthonorierung zum Voraus überzeugt ist, in die entferntesten Hohen \und Winkel ärztliche
man an *) Dr. L. Sonderegger. Ein Lebensbild von ihm selbst geschrieben und seihen Freunden gewidmet. Nach dem Tode des Verfassers hsg. von G. Wiget-Sonderegger, St. Gallen, Zollikofersche Buchdruckerei 1896. Dsst. 8. 32. Dr, L. Sonderegger wirkte als Arzt in Balgach und Altstätten im Kheintale, sodann in St. Gallen und war auch lange Zeit Präsident der Eidgen. Sanitäts-Kommission in Bern. Dr. Wilhelm Steinach. seinem Aufkommen, In der Synagoge i* 1 Hohenems wurden für die Genesung dieses edlen Menschen freundes Gebete
seinen begabten Sohn — nicht wie damals üblich Hausierer, Handelsmann oder Agent werden, sondern — studieren. Und noch dazu Arzt sollte er werden. Sicherlich ein Ereignis in der isolierten Judengemeinde, über das manch Altkluger sorgenvoll das Haupt geschüttelt haben mag. Ein verlorenes Lamm in der konservativen Herde! Und der junge Jieimkehrende Arzt macht all die Vorhersagun geh beschränkter Finsterlinge zu schänden, bestätigt am eigenen Leben und Wirken, was heute, 70 Jahre später, noch immer