¬Der¬ Kanzler von Tirol. Die Landgräfin von Thüringen : zwei Dramen
Terlago: Sie meinen, Exzellenz? Biener: Ich meine, Herr Graf Terlago! Graven egger (aus dem Kabinett): Seme Durchlaucht beauftragen den Herrn Grafen Ferrari, den Vortrag Euerer Exzellenz entgegenzunehmen, da Höchstdieselben gleich Zur Jagd aufbrechen. Ferrari: Dio mio! Ich verstehe nichts von Staatssachen! Stehen Sie mir bei, Keverenà! (Nimmt bei Biener Platz, der zornig die Akten auf einen kleinen Tisch in einer Nische ge worfen hat.) Gravenegger: Sehr gerne, wenn der Herr Staats kanzler
nichts dagegen einzuwenden hat. (Setzt sich.) Biener: Weshalb? Die Resolutionen Seiner Durch laucht dürften demnächst sowieso im ehrwürdigen Kollegium verfaßt werden. (Referiert.) Seine Durchlaucht sind dringend zu informieren, daß die Grenzbefestigungen des Landes neu armiert, die Truppen vermehrt werden müssen. Ferrari: Bitte, Exzellenz! Armieren Sie! Vermehren Sie! Wenn Sie Geld austreiben können — ?! Biener: Geld ist vorhanden! Ferrari: Wo? Die Kassen sind leer! Biener (erregt): Wo ist das Geld
hingekommen? Die Steuern des letzten Quartals find eingelaufen. Sie haben eine bedeutende Summe ergeben, trotzdem das Volk schwer belastet ist. Wohin ist das Geld gekommen? Ferrari: Woz« echauffieren? Seine Durchlaucht haben darüber verfügt. Die kostspieligen Umbauten im Schlosse Ambras, die Errichtung der spanischen Reitschule, neue Wildgehege im Karwendel — und so — eh? Sie wollen Seiner Durchlaucht die geringen Vergnügungen mißgönnen, Exzellenz? Biener: Wie sollte ich mißgönnen, was ich nicht achte