Album von Süd- und Nord-Tirol in 40 Ansichten : mit erläuterndem humoristischem Texte, historisch, topographisch, ethnographisch beschrieben
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Autore:
Würthle, Friedrich (Künstler) [Ill.] ; Lentner, Joseph Friedrich ; Steub, Ludwig ; Mayr, Johann Georg / von Friedrich Lentner, und nach dessen Tode fortgesetzt von Ludwig Steub und Georg Mayr
Luogo:
Salzburg
Editore:
Baldi
Descrizione fisica:
[40] Bl., 218 S. : zahlr. Ill.
Lingua:
Deutsch
Soggetto:
g.Tirol <Motiv> ; s.Vedute ; z.Geschichte ; f.Bildband<br />g.Tirol ; f.Bildband
Segnatura:
1073
ID interno:
204135
gehuldiget wurde, der aber damals aus meistens nur Adelichen und Geistlichen ver treten war, die gerne einen „andächtigeren' Herzog wollten. Dadurch waren zwar die Pläne des ländersüchtigen Königs mit Tirol einst weilen vernichtet, aber der schon ohnehin unglückliche Friedrich mußte nun auch noch das herbe Gefühl in sich tragen, von seinem eigenen Bruder aus dem Besitze seines Landes verdrängt zu werden. Nur ein einziger Trost ermunterte ihn noch, daß die Bürger und Bamm im JnMale
wagen, denn der schlechtherzige Rotten bmg, der Friedrich früher mit Ehren überhäufte, ließ sich's vor Allen angelegen sein, mit seinen wilden Kriegsgesellen auf die Geächteten zu fahnden. Sie wan derten daher ins wilde Ochthal hinauf, stiegen immer höher und höher, bis sie auf den todesgefährlichen Pfaden mit wunden Füßen und zerfleischten Händen das letzte Haus den Rofnerhof — die höchste menschliche Wohnung Tirols (6000 Fuß über dem Meer) erreichten, dessen Besitzer die vornehmen Flüchtlinge
liebreich auf nahm und die kärgste Nahrung mit ihnen theilte; dort in der traurigen Oede, wo die Natur beinahe in einem ewigen Winterschlafe ruht, wo kaum ein duftend Grün das Auge erfreut, und nur des Adlers Gekreisch in den immer frostigen Lüften unheimlich ertönt, dort hielt sich der Erste des Landes — der Enkel Habsburgs — wie lebendig todt, längere Zeit auf. Wirklich hatte man auch im Lande das Gerücht verbreitet, Friedrich sei gestorben. Doch für immer konnte hier kein Ausent halt genommen
werden; vertrauend auf das biedere Volk wagten es daher die Geäch teten, tiefer wieder ins Land hinunter zu singen. So wandten sie sich zuerst nach Landeck, wo von jeher der tirolische National geist und die Fürstenliebe in hohem Grade gewohnt, welches sich auch schon gegen die Appenzeller erprobt. Dort wollte Friedrich zuerst sein Volk prüfen; da er auch des Gesanges und der Reimkunfl kundig war, so gerieth er aus dm schönen Ge danken, die Gemüther des Volkes auf eine ganz unvorhergesehene Weise auszufor schen