Vor ihr stiegen die Wände, die Bilder überholend, den Empirestreifen der Tapete entlang in die Höhe. Der Fußboden, auf dem sie lag, sank mit ihr, sank tiefer und tiefer hinab, indes die Wände steil und schwindlig jäh aufwärts liefen. Dann ward es dunkel um sie. das offene Fenster schloß sich, in. dem die Fensterwand von oben, unten und von beiden Seiten her zusammenwuchs. Ein Sausen fuhr in ihre Ohren, schwoll an und ward zum End« ein verworrenes Geräusch, in dem ihr Bewußtsein erlosch
. Nach einer Weile erwacht« sie. Das Fenster stand weit offen, rings um sie war es still, nur der Gesang der Vögel, die draußen in den Baumkronen saßen, kam mit den Sonnenstrahlen herein. Sie er- hob sich mühsam mit schweren Gliedern, in denen noch der jähe Schrecken saß, und hielt die Hand an ihr Herz, das überlaut und eilig schlug und schlug. Dann fiel ihr ein, daß ste ein Kind trug und daß sie sich darum nicht so völlig dem Schmerze hingeben durfte, wie ihr zumute war. Das könnte dem kleinen Wesen
, dessen Geschick noch in jedem Atemzuge an das ihre gekettet war, schaden. Shin zuliebe mußte sie sich — so schwer es ihr auch fiel — beherrschen und versuchen, ihre Erregung zu ver- winden, lind mit dem Gedanken daran sehte sie sich still und gefaßt, der Verzweiflung, die zum Aus. bruch drängte, gebietend, ans Fenster und zwang stch zur Ruhe, bis das Herz wieder gleichmäßig ging und still.