Alpenwanderungen : Fahrten auf hohe und höchste Alpenspitzen
über ein Kirchendach herab auf uns zu — gewiß war es viel gräßlicher anzuschauen, als es in Wirklichkeit ist, wenn man in solcher Stellung sich befindet. Von der Adlersruhe aus schlugen wir den Weg über die Hohen- wartscharie und den Leiter-Gletscher ein, um nach Heiligenblut hinabzukommen. Als wir die erstere um 9 Uhr erreichten, da zeigte es sich, wie gut es gewesen, daß wir am heutigen Tage so früh auf gebrochen waren, denn nicht nur waren die Berge rings umher schon mehr oder minder
von dichten Nebelmassen umlagert, sondern auch der Glöckner selbst war von Zeit zu Zeit durch einzelne Wölkchen verdeckt, die uns jedenfalls, wenn wir nur kurze Zeit später unseren Weg angetreten hätten, eine so überaus reine Fernsicht, wie wir sie genossen, wenigstens theilweise geraubt hätten. Noch war der etwas beschwerliche Abstieg von der Hohenwart-' scharte zum Leiter - Gletscher zurückzulegeu und der letztere selbst, der jedoch weder eine starke Neigung, noch eine bedeutende Zerklüftung auftveist
, zu überschreiten. Wenn wir diese Strecke auch nicht so be quem passierten, wie Fürst Salm, von dem uns Schuttes in seiner „Reise auf den Großglockner' erzählt, daß er sich auf einem Schlitten über den Leiter-Gletscher hinabziehen ließ, so kamen wir doch gleich falls ohne große Anstrengung an der Endmoräne des letzteren an. Rasch war dieselbe überklettert, um 9 Uhr 30 Minuten hatten wir die Salmshöhe erreicht. Das Seil wurde nun zusammengerollt, die Steig eisen, die wir seit mehr als acht Stunden