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Autore: Foltin, Arthur [Hrsg.] ; Schlabitz, Adolf [Ill.] / von Arthur Foltin. Ill. von Adolf Schlabitz

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Soggetto: g.Tirol ; g.Österreichische Alpen ; s.Sage ; f.Anthologie

den Kopf, er erhob sich und ging mit raschen Schritten Zur Thüre hinaus. „Gar nichts Besonderes ist mir aufgefallen,' erwiderte der Huber-Bauer; „die beiden Schüsse Hab' ich wohl gehört mußte aber annehmen, es habe einer der Unseren geschossen. Irgend was Auffälliges Hab' ich nicht gesehen noch gefunden.' „Aber ich Hab' etwas gefunden,' rief in diesem Augen blicke Hollmann, der eben wieder in die Stube eintrat. „Ihr wißt, ich saß ganz nahe jener Stelle, an welcher der erste Schuß fiel; neben

hat einen schmalen Goldrand — die hier hat keinen.' „Welchen Namen habt ihr genannt?' fragte Hollmann. „Johann Holzhammer schreibt er sich,' antwortete der alte Huber. „Johann Holzhammer,' wiederholteHollmann, „das stimmt, im Rohr der Pfeife ist ein I und ein H eingeschnitten — seht her.' In diesem Augenblicke sprang der Bursche in die Höhe und wollte mit langen Sätzen Zur Thüre hinaus. Doch der Gendarm vertrat ihm den Weg, und nach kurzem Ringen war der Bursche gefesselt. Mit bleichen! Gesichte und zitternden

Knieen stand er da, ein Bild der Sünde. „Sag's, Holzhammer, sag's,' rief ihm der alte Huber zu,

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1897

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Pagina 139 di 309

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„Unmöglich,' beteuerte Sellinger, „heute unmöglich, ich Hab' einen der Burschen bestellt, der soll mir Modell sitzen, heute mußt du dir schon ohne mich behelfen, aber morgen — wenn du Lust hast — können wir etwas unternehmen; viel leicht bringen wir den alten Huber dazu, daß er mithält, morgen von Herzen gerne.' Hollmann war nun freilich nicht der Mensch, der ohne äußeren Ansporn etwas Ungewohntes unternahm; drum kam er auch vorläufig nicht weiter als vor die Hausthüre, dort war der alte Huber

bei der Holzarbeit. Er klagte dein Alten sein Leid, dann fiel ihm der gestrige Abend ein, sowie der Bursche, der so sehr sein Interesse erweckt Hatte, und er begann, den Alten über denselben auszufragen. „Weiß schon, wen du meinst,' sagte der alte Huber, „du meinst den Ascher-Franz — ja mit dem hat's so eine eigene Bewandtnis — eigentlich erzählt man so was nicht jedem, doch weil du ein guter Freund bist vom Sellinger-Max, der mir so lieb ist, als war' er mein eigener Sohn, und weil ich mir denk

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1897

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Pagina 256 di 309

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gesund geworden und hat den Doktor fürstlich beschenkt. „So hat der Doktor Phraschtl anderen Leuten geholfen mit seiner Wissenschaft, doch sich selber konnte er nicht helfen, als ihm seine Kollegen aus Neid und Mißgunst nach dem Leben trachteten. Man erzählt — - In diesem Augenblicke pochte es an der Stnbenthüre; der Alte öffnete, uud derselbe Gendarm, der den Ascher-Franz gestern abend abgeführt hatte, trat herein. „Ich hätte einige Worte mit dem Besitzer dieses Hauses - er soll Huber heißen

— und mit seiner Tochter zn reden,' sagte er. „Der Besitzer des Hanfes, der Huber bin ich,' erwiderte der Alte, „und dort sitzt meine Tochter.' „Der Ascher Franz, den wir wegen Mordverdacht einge sperrt haben, sagte, daß er der Bräutigam Eurer Tochter sei, ist das richtig?' „Ja, das ist richtig!' sagte der alte Huber, mit dem Kopfe nickend. „Nun sagt mir nur, Ihr habt doch gerade damals, als der Jäger erschossen wurde, eine Jagd abgehalten in demselben Walde, in dem der Mord geschah -- habt Ihr denn gar

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1897

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. Hinter der nächsten Baumgruppe aber blieb sie stehen, würgte rasch die drei Kuchen hinunter, schlug dann ein mächtiges Kreuz und lies, als ob der Satan hinter ihr wäre, dein Dorfe zu, wo sie im Hause des Huber-Peter verschwand. Des Huber-Peters Weib war ihre beste Freundin, sie war fast àuso alt als die LindnerMargerit und fast ebenso gefürchtet, denn trotzdem sie fast keine Zähne mehr hatte, war sie doch bissig und ihre Zunge war spitz wie der Stachel des Skorpions. Sie stand gerade am Herde, als ihre Freundin

eintrat und kochte das Müslein für sich und ihren Mann. Mit einem tiefen Seufzer ließ sich die Margerit neben dem Herde nieder. „Was ist dir denn?' fragte des Huber-Peters Weib, „du bist ganz atemlos und schaust drein, als ob dn den leibhastigen Gottseibeiuns gesehen hättest!'

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1897

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blies nun ans vollen Backen, und während ein Stern nach dem anderen verschwand und ein Heller, weißer Streifen am östlichen Firmamente sichtbar wurde, trateil fast mit einem Male die Spitzen der Berge gleich leuchtenden Kronen scharf hervor — dort oben war die Sonne aufgegangen. „Drüben ist die Kreuzkapelle,' sagte der alte Huber und wies auf ein in der Ferne auftauchendes weißes, kleines Ge bäude. „Wir sind die letzten,' fügte er bei, während Holl mann sich vergeblich abmühte

, mit dem Morgeuimbis, Brot, Wurst oder Speck und Branntwein, der in Jagdflaschen im Kreise herumgereicht wurde, beschäftigt. Auch die drei Neuangekommenen verzehrten hier ihr Jäger frühstück, das der alte Huber ans seinein Rucksack hervorholte, dann machten sich alle neugekräftigt, gefolgt und umgeben von ihren Hunden, auf den Weg. „Da hinauf müsseil wir gehen,' erklärte Huber dem Maler und zeigte auf eine mächtige Bergkuppe, „das ist das Sonn wendjoch — dort, wo du die Waldblöße siehst, liegt das .kalte Wasser

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1897

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waren und keine besonderen Wünsche äußerten, kehrte er alsbald ins Haus zurück, um auch hier ein wenig nachzusehen. So ging er denn ein erstes Mal in der Stube herum, dann ein zweites und ein drittes Mal, und da er auch beim dritten Gange keine Arbeit fand, die ihm sonderlich zugesagt hätte, begann er damit, in der Truhe herumzustöbern, die die Kleiduugs- und Wäschestücke seiner Frau enthielt. Der Huber-Michl suchte etwas, drum warf er alles, was im Kasten war, auf den Boden, daß es bald aussah, als Hätte der Feind

Anleitung zu allerhand merkwürdigen Kunststücken.' Der Huber-Michl war über seinen Fund hocherfreut; mit dem Buche aber hatte es folgende Bewandtnis: Die Hüber-Susanua, des Michl Weib, war eine, von der die Leute im Dorfe sagten, daß sie mehr könne als Birnen sieden und die Stengel nicht naß machen; und weil es in

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1897

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Pagina 199 di 309

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das Bedürfnis, sich zu wärmen, zu laufen. „Wir könnten wohl etwas schneller gehen,' rief er dem mit gleichmäßigem Schritte vorangehenden Huber-Bauern Zu. Doch dieser schüttelte den Kops: „Schone deine Kräfte,' sagte er, „und spare sie so lang als möglich — es ist nicht klug, gleich im Anfange sein bestes Können einzusetzen, man wird schlaff und hat nichts mehr auszugeben, menu's am nötigsten ist.' Hollmann brummte etwas Unverständliches und begnügte sich damit, die Arme übereinander zu schlagen

und in kurzem Laufschritte neben seinem Freunde her zu traben. Die Sterne, die zu Beginn der Wanderung noch in Hellem Glänze geleuchtet hatteu, wurde» allmählich matter, der Blick drang immer weiter ein in die Tiefen des Waldes; in weiß liche, durchsichtige Schleier gehüllt, wurden die Wipfel der Bäume sichtbar, und als der alte Huber die letzten Reste der Büchel Zu Boden warf uud mit dem Fuße die Flamme ver löschte, war die Nacht gewichen und der junge Morgen trat in seine Rechte. In nebelhaften Umrissen

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1897

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Pagina 230 di 309

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Der alte Huber trug Holz vom Hofe in die Küche und nickte ihm im Vorübergehen einen freundlichen „Guten Morgen!' Zu. Des Bauern Weib brachte mit dem gewohnten Lächeln das Frühstück und fragte, wie er und Sellinger geschlafen hätten? Die alte Großmutter saß hinter dem Ofen, hielt die Hände auf dem Schöße gefaltet, ihre Lippen bewegten sich und schienen Gebete zu murmeln. Nur die Moidl mochte ein klein wenig blässer sein als sonst, doch auch das konnte auf Täuschung beruhen, im übrigen

verrichtete sie in gewohnter Weise ihre häuslichen Geschäfte. Nach dem Frühstück suchte Hollmann den Alten auf, der jetzt vor dem Hause einen Holzschlitten ausbesserte. „Habt Ihr schon etwas gehört vom Ascher-Franz?' fragte er. Der Alte schüttelte den Kopf: „Nein, nichts, der Gendarm wird ihn mit sich geführt haben aufs nächste Gericht nach Rattenberg.' „Wie wohl die Sache ausgehen mag?' forschte Hollmann weiter. Der alte Huber zuckte die Achseln. „Hab' nicht das beste Vertrauen,' sagte

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1897

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Pagina 81 di 309

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bin ich ge wesen.' „Beim Mitterhof-Sepp?' fragte des Huber-Peter würdige Ehehälfte, „beim Mitterhof-Sepp? ja ist denn der Mitterhof- Sepp am Ende gar der Teufel selbst?' „Nein, nein,' antwortete die Margerit ebenso geheimnis voll wie bisher, „er ist freilich kein Teufel, aber sein Weib — . ja sein Weib ' „Ja, was ist denn mit seinem Weib?' „Sein Weib ist' — nun stand die Liudner-Margerit ans, trat ganz nahe an die Freundin heran und schrie ihr in die Ohren, daß man's im Nachbarhause hätte hören

können: „Sein Weib kann hexen, die hat ihre Heimat dort am Hinteregger Berge, die ist ein Hollenweibchen.' „Ein Hollenweibchen!' schrie die andere entsetzt auf: „Das ist doch schrecklich, daß wir hier im Dorfe ein Hollenweibchen haben — jetzt fehlte uns nur, daß der wilde Mann noch käme, der im Nachbarthale haust — dann ist wohl der Teufel auch nimmer weit!' Während dieses Gespräches war nun freilich das Mus angebrannt, doch der Huber-Peter der mochte für eine solche Neuigkeit ein angebranntes Mus wohl in Kauf

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1897

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Pagina 175 di 309

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geschehen,' erwiderte der Jäger, „komm' morgen um halb sechs Uhr früh mit den Herren zur Kreuzkapelle, dort ist der Sammelort; wir haben ohnedies Zu wenig Jäger.' Huber lind die beiden Fremden waren einverstanden und versprachen pünktlich zn sein. Indessen hatte der Förster Ge wehr und Jagdtasche abgelegt, und begann, da ihm die Bäuerin eine Schüssel mit Milch und Brot vorsetzte, Zu essen. Die andern hatten wieder ihre Beschäftigung aufgenommeu, die Mädchen und Frauen spannen, die Bursche pafften

aus ihren kurzen Pfeifen, und Sellinger arbeitete vor seiner Staffelei. „Wir sind just dabei, Geschichten zu erzählen,' sagte der alte Huber zum Forstmanne, „vielleicht fällt dir eine ein, bis du mit. dem Essen fertig bist, dann lasse sie hören; den Herreu hier machen die Märchen Spaß ' „Meinetwegen,' sagte der Jäger, „meine Zeit ist heute nicht kostbar — ob ich ein Stüudleiu früher oder später zu Bett komme, ist mir einerlei — so will ich euch ein Geschichtchen erzählen, das ich als junger Bursche gehört

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1897

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Pagina 174 di 309

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, vor ihnen stehen. „Das ist unser vom Staat angestellter Förster, der Wit- tinger-Naz, wie er sich nennt,' erklärte der alte Huber ; doch als Sellinger den Alten ansah, schien es ihm, als ob der Be such ihm nicht sonderlich angenehm wäre. Noch einen aus der Gesellschaft schien die Ankunft des Jägers nicht sehr zu erfreuen, das war der Ascher-Franz, Dieser hatte sich erhoben, nahm seinen Hut, drückte seiuem Mädchen die Hand und schritt ohne Gruß zur Thüre hinaus. Der Jäger blickte ihm nach und ein spöttisches

Lächeln zuckte um seine Lippeu. „Dem Herrn da schein' ich nicht angenehm Zu sein,' sagte er, „vielleicht wäre es ihm lieber, weun zwischen mir nud ihm eine möglichst dicke Wand ist?' Niemand antwortete, doch der Förster ließ sich nicht irre machen. „Thut mir leid,' fuhr er fort, „wenu ich gestört habe' — dann wendete er sich speciell an die Moidl, „hab's ja nicht wissen können, daß ich bei Enern Zärtlichkeiten nicht zuseheu sollte/' Nun stand der alte Huber auf, legte ruhig die Hand ans die Schulter

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1897

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Pagina 86 di 309

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' und ohne „B'hüt Gott'; nnd doch war Eines ganz anders als das vorige Mal — nämlich der Mitterhof-Sepp selber. Er hatte den Hut nicht keck auf dem Ohr, sonder n tief in d ie Stirn e gedrückt, er sang keine Spott lieder, sondern schlich still und traurig von dannen, er trug keine Hoffnungen in der Brust, wohl aber eine tiefe, blutende Wunde. Jahre Ware» vergangen. Die Lindner-Margerit hat man längst hinunter gesenkt in die kühle Erde und Huber-Peters Weib war bald darauf ihrer treuen Freundin nachgegangen

in ein besseres Jenseits. Eine neue Generation war herangewachsen, und wie die Lindner-Margerit nnd Huber-Peters Weib bereits vergessen waren, so hatte man auch das vergessen, was sie über den Mitterhof-Sepp und dessen Fran erzählt hatten, und wenn ja noch einer oder der andere der alten Leute daran dachte, so sprach er doch nicht davon. Trotzdem aber blieb im Mitterhofe alles wie es war und niemand wagte denselben zu betreten; wenn sonntags die Kirchengänger in weitem Bogen den vereinsamten Hof um gingen

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Pagina 120 di 309

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, als wilder Jäger, mit Schlapphut und Mantel, auf weißem Rosse die Welt durch zieht.' Während die beiden, der Huber-Bauer, und der Maler, miteinander sprachen und die übrigen, ohne sich um das Ge spräch viel Zu kümmern, ihre Ansichten über dies und jeues austauschten, konnte Edgar seine Augen von dem Einzigen nicht trennen, der gleich ihm schweigsam dasaß und das pech schwarze Augenpaar mit einem schier drohenden Ausdruck auf die hübsche Moidl, des Huber-Bauern Tochter, geheftet hielt. Der Bursche

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mit dem alten Huber Schritt halten, der ruhig, in immer gleichem Tempo neben ihm herging — er vermochte es nicht und mußte Zurückbleiben; auch die andern überholten ihn nach und nach und binnen kurzer Zeit pnstete er als Letzter hinten- drein. Endlich hatte man eine Bank erreicht, vor der ein Weg weiser angebracht war — man rastete und verabredete die Auf stellung beim ersten Trieb. Während der Förster mit dem Schulmeister und den beiden Bauern angelegentlich wegen Ver teilung der Staude sprach

entsagt hatte, da unten mit der Büchse vorhabe. Weil aber der alte Huber kein Wort hierüber sprach, sondern mit möglichst gleichgültiger Miene wegblickte, wollte auch er das Gespräch nicht auf diesen Gegenstand bringen. Der Förster hatte indessen seine Weisungen erteilt und alles machte sich marschfertig, um auf die Stände zu gelangen. Hollmann und Sellinger erhielten als Führer je einen der Bauern mit, und mit einem fröhlichen,,Waidmanns Heil!' trennte sich die Gesellschaft. Holtmann

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1897

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Pagina 217 di 309

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^Möllmann und der Maler betrachteten dm Herrgotts- stein mit besonderer Andacht. Sie wären gerne noch sitzen ge blieben, und besonders Sellinger Hütte für sein Leben gerne einige Erörterungen an dieses seiner Ansicht nach mit der Herthasage verwandte Märchen geknüpft, wenn nicht der alte Huber energisch Zum Aufbruche gemahnt, und der immer steiler ansteigende Weg das Sprechen unmöglich gemacht hätte. Die Sonne meinte es herzlich gut, und dem Maler, sowie Hollmann perlte während des Steigens

reichlicher Schweiß von der Stirne; nur der alte Huber ging so leicht und ruhig, als giuge er auf den ebensten Wegen. Die Fernsicht wurde mit jedem Schritte reizvoller, und der Wald, durch welchen ab und zu der Weg führte, nahm immer mehr die Eigentümlichkeiten des Urwaldes an. Allmählich aber traten an seine Stelle weite Strecken dichten Knieholzes, das schier undurchdringlich, gleich knorrigem Buschwerk den Boden überzog; nur ab und zu ragte ein hoch stämmiger Baum aus den niederen Hölzern empor

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1897

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Pagina 302 di 309

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noch bleiben!' scholl es von allen Seiten, doch der alte Huber sagte: „Du kennst mich, Sellinger, und weißt, wie ich bin: so oft du kommst, bist du mir von Herzen willkommen, und magst bei mir bleiben, so lang es dir nur immer beliebt. Dasselbe gilt auch von deinem Freunde, aber halten thn' ich euch nicht, denn ihr werdet selbst am besten wissen, ob ihr bleiben könnt oder ob ihr fort müßt.' „Recht so, Vater Huber!' sagte der Maler und reichte dem Alten die Hand, „wir kennen uns ja schon lange

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Pagina 31 di 309

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- ö0 -- ls der alte Huber geendet hatte, erhob sich ein all gemeiner Sturm. „Das ist ja gar keine rechte Geschichte,' riefen die Mädchen und die Burschen, „die ist ja viel Zu kurz, die hättest du länger machen sollen. Huber!' Doch dieser schüttelte lachend den Kops und sagte: „Ich kann euch die Geschichte beim besten Willen nicht länger machen als sie ist.' „Dies Märchen ist allerdings kurz,' ließ sich der Maler vernehmen, „doch wollen wir es nicht übersehen, ohne hierüber ein wenig zu sprechen

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„M^)s ist merkwürdig/' sagte Max Sellinger, als der Bursche geendet hatte, „daß sich dieses Hollenweibchen Zu einem Kreuzbild flüchtete, denn die meisten dieser Gespenster wollen von Kirche und Kreuz nichts wissen, sind im Gegenteil weit eher mit dem Bösen selbst im Bunde.' „Von dieser Regel,' erwiderte der alte Huber, „scheinen gerade die Hollenweibchen und die Saligen eine Ausnahme zu macheu. Als ich ein junger Bursche war, giug ich oft mit meinem Vater in den Wald, um Bäume zu Men; da sah

erzählt man sich, daß sie sich oft mit Menschen verehelichten oder ihnen freundlich gesinnt waren.' „Doch Lohn,' fügte der alte Huber bei, „mochten sie ebensowenig nehmen als das Nörggele, das dem Müller ge holfen hat; Zu einer Frau kam einst eine Salige als Spinnerin, nnd was sie spann war so fein wie Spinnwebe und wurde hoch bezahlt; als ihr die Frau aber eines Tages ein kleines

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Pagina 260 di 309

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Siebenter Mag. er Morgen brach an; ein Morgen voll Sonnenschein, voll Schimmer und Blitzen und Leuchten in Busch und Baum, ein Morgen, an dem man so recht das Wort der Bibel verstehen lernt: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte — und es war gut!' Die Hausthür des Huber-Hofes öffnete sich und ein blon des, rundes Köpfchen mit zwei blitzenden Schelmenaugen wurden sichtbar — es war dieMoidl; jetzt trat sie vor, hielt schützend die Hand über die Augen und sah angelegentlichst den Weg hinab

, der ins Innthal führt — wen sie wohl erwarten mochte? Eine Zeitlang blieb sie so stehen, dann trat sie wieder ins Hans zurück. Jetzt trat der alte Huber heraus in Hemd ärmeln, die Axt in der Hand; auch er blickte vor allem in derselben Richtung den Weg entlang, dann begann er die Arbeit. Fol tin, Tiroler Alpcnsagcn, 17

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Pagina 218 di 309

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Der alte Huber zündete einige der mitgenommenen Späne an, und nun stiegen die drei ins Innere der Erde. Mächtige, natürliche Steinstufen führten abwärts; je tiefer man hinab stieg, desto mehr weitete sich die Höhle, und die glänzend weißen, mit reichem Kalksinter überzogenen Wände warfen den rötlich-gelben Schein der Fackel vielfach Zurück- Als man nun einen niederen Hügel hinangestiegen war, entrang sich den Lippen des Malers und seines Freundes ein bewunderndes „Ah!' Zu ihren Füßen lag

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1897

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