Klimatographie von Tirol und Vorarlberg.- (Klimatographie von Österreich ; Bd. 4)
Das wärmste Gebiet des Landes liegt am Bodensee und in der Ebene des Rheintales; die große Wasserfläche des Bodensees ist von merklichem Einflüsse, temperaturmildernd im Winter, abkühlend im Sommer, so daß am Bodensee die mittlere Jahresschwankung der Temperatur stark herabgedrückt ist. Der Tem peraturunterschied von Bregenz gegenüber dem nahe und fast gleich hoch gelegenen Dornbirn ist bedeutend und selbst Feldkirch an der Ausmündung des Illtales in die Rheintalebene ist im Frühling und Sommer
und Stuben hinauf ist die Temperaturabnahme im Winter eine sehr langsame, was damit zusammenhängen dürfte, daß im unteren, ungemein flach absinkenden Illtale sich die Becken im Winter durch starke Ausstrahlung mit kalter Bodenluft füllen, während in dem steileren Klostertale einerseits die kalte Luft leicht abfließen kann, während andrerseits die milden Westwinde in den höheren Tälern viel leichter Zugang finden. Die rasche Temperaturabnahme zwischen Stuben und der Arlberghöhe (St. Christoph
) ist auffällig, da sich zum Beispiel für den Winter hier eine raschere Temperaturabnahme als 1° pro 100 m ergibt, während im Frühling und Sommer der Gradient viel kleiner ist. Man könnte hier allerdings annehmen, daß das auf der Grenzscheide zwischen Tirol und Vorarlberg gelegene St. Christoph durch den kälteren Winter Nordtirols beeinflußt ist. Dann müßten aber in Langen kalte, boraartige Ostwinde vom Arlberg herab sehr häufig sein, während nach den Beobachtungen Ostwinde in Langen gar nicht vorkommen
aus, besonders im Winter, wo es um 1 4 2' kälter ist als das um fast 500 m höher liegende Gargellen. Aber auch in den übrigen Jahres zeiten ist die Temperaturdifferenz zwischen beiden Orten gering. Temperatur- Umkehr im Winter ist in diesem Teile des Landes jedenfalls eine häufige Erscheinung. Die Stationen des Bregenzerwaldes hingegen ergeben Temperatur mittel, die sehr gut mit jenen im III- und Klostertale übereinstimmen, so daß wir letztere Strecke ruhig als »Klimatische Leitlinie« des Landes auffassen
dürfen deren Verhältnisse charakteristisch für das ganze Gebiet sind. Die Differenzen, dje oft zwischen nahe gelegenen Orten gefunden werden, dürfen in Vorarlberg ebensowenig wie im Inntale befremden. Denn besonders das Illtal ist gleichfalls ein Gebiet großer Föhnhäufigkeit, die ebenfalls dazu bei trägt, den Winter Vorarlbergs milder zu gestalten, als es ohne Föhn der Fall wäre.