Geschichte Herzog Leopolds III. von Österreich
in den ersten Jahren die Angelegenheiten aller Länder, wo nicht sein Bruder weilte, allein; entweder ohne denselben zu nennen oder mit dem Ausdruck >,für sich und seinen lieben Bruder Leopold' fertigt er die Urkunden aus. Nach Tirol und den Vorlanden schickt er zwar Leopold mehrmals, aber das hindert ihn nicht, auch in die Ver waltung dieser Länder einzugreifen, und dann überträgt er nur, wenn die Roth drängt, seinem Bruder einen selbständigen Wirkungskreis, und nur in Tirol und den Vorlanden
, welche nach altem Herkommen gewöhnlich dem Zweitältesten als eigenes Verwaltungsgebiet zugewiesen wurden, da sie wegen ihrer exponirten Lage eines kräftigern Schutzes bedurften. Allerdings ließ er Leopold, wenn er an feinem Hofe sich aufhielt, stets an allen Regierungshandlungen theilnehmen und die Urkunden mitunterschreiben; allein daraus darf man nicht auf einen maßgebenden Einfluß des jüngern Herzogs schließen, dagegen sprechen einzelne Bevollmächtigungsurkunden Albrechts für Leopold, in denen ganz
unverkennbar ersterer als der eigentliche Gewalthaber erscheint, dagegen auch der Umstand, daß die jetzigen Räthe Albrechts auch in den spätern Zeiten des Zwiespaltes auf seiner Seite stehen und somit als Verfechter der Rechte des Aeltesten sich darstellen. Eine förmliche Berwaltungstheilung fand vor dem Jahre 1372 nicht statt. Herzog Leopold IN., Albrecht II. vierter Sohn, wurde im Jahre 1351 (vom 1. Mai bis 18. Novembers geboren. Seine Jugendjahre sind in Dunkel gehüllt. Ohne Zweifel wuchs
er aber an dem glänzenden Hofe seines Baters, dem Sammelplatz vieler deutscher Fürsten, heran und genoß mit seinem nur zwei Jahre ältern Bruder Albrecht eine gemeinsame Erziehung. Nach dem Tode des Vaters blieb er wie Alhrecht natürlich der Obsorge seines Bruders Rudolf überlassen, dessen hochstrebender Sinn auf den geistesverwandten Leopold gewiß nicht ohne bedeutenden Einfluß war, und dessen Eifer, den Glanz seines Hauses zu mehren, zuerst den Thatendurst in der jugendlichen Seele wecken mochte. Schon früh trat